269.  ©Schattenseiten einer Sonneninsel

 

Ein für die Urlauber traumhafter Tag auf der Sonneninsel war im Begriff, sich mit einem grandiosen Sonnenunter-gang zu verabschieden. Noch tauchte die Sonne den herrlichen Strand in goldenes Licht. Aber längst waren die Urlauber, die morgens wie Heuschrecken laut, lärmend, mit Sonnenschirm und Hand-tüchern bewaffnet, ihren Platz an der Sonne behaupten, verschwunden. Sie suchen abends in den lauten Discos und mit viel Alkohol, ihr Glück für die Nacht. So konnte die dunkelbraune Hündin die Stille für sich und ihre drei Welpen nutzen. Der Gang zu den Containern des großen Strandhotels hatte sich wieder für sie gelohnt. Zufrieden u. satt legte sie sich in den feinen Sand am äußersten Rand des Strandes an einen kleinen Busch und ließ die Jungen ihren Hunger bei ihr stillen. Natur und Tiere im Einklang, sich erholend vom Lärm des Tages. Satt, zufrieden und frei. Zärtlich leckte sie nach-einander die Kleinen ab. Sie hatten dunkelbraunes kurzes Fell wie ihre Mama, hohe staksige Beine und riesengroße Ohren. Die stolze Mama war eine der unzähligen Hunde auf der Kanareninsel. Die meisten von ihnen sind liebens-werte Streuner, die wie Nomaden durch das Urlauberparadies streifen. Herrenlos, immer auf der Suche nach Essbarem. immer gejagt von den Hundefängern der Insel, die den traurigen Job haben, die Tiere einzufangen. Es gilt, die Urlauberidylle nicht durch übermäßige Vermehrung der freilebenden Vierbeiner in Gefahr zu bringen. Die Tierheime, in denen sie ihre Beute abliefern, sind alles andere als ein Heim. Es sind Auffanglager. Hoffnungslos überfüllt. Gitterkäfige, zu klein, zu voll. Ein unübersehbares Elend. Elend für die Tiere, die angstvoll, panisch oder aggressiv auf ihre Gefangenschaft reagieren, und Elend für die Menschen, die die Tiere versorgen müssen, ohne ihnen viel helfen zu können, sondern noch die zum Tode Verurteilten in die Gaskammern bringen müssen. Das sind all die armen Vierbeiner, die niemand innerhalb einiger Wochen aus dem Tierheim erlöst. Sie werden einge-schläfert -vergast. Doch das wusste unsere Hundemama zum Glück nicht. Immer noch lag sie unter dem Busch mit den Kleinen, die sich nun satt und zufrieden eng an sie gekuschelt hatten. Sanft spielte der Abendwind mit den Blättern über ihnen. Die Wellen sangen ihr nie endendes Lied. Wohltuende Stille senkte sich über den Ruheplatz. Die Touristen grölten weit entfernt ihre immer gleichen Partyhits. Sie störten Mutter und Kinder nicht. Wohl aber das Motorengeräusch, das jetzt die sanfte Abendstimmung mit einem lauten feindseligen Brummen zerstörte. Die Hündin war mit einem Satz aufgesprungen. Sie sah die schnell näher kommenden Scheinwerfer u. erkannte Gefahr. Sie lief los, schnell, panisch. Der Gefahr zu entrinnen, war ihre angeborene Verhaltensweise. Aber dann verlang-samte sie ihr Tempo, drehte sich zu ihren Kleinen herum, die so schnell nicht folgen konnten, wartete, witterte angstvoll das sie verfolgende Auto. Wollte wieder loslaufen, erschreckt die dröhnenden Motorengeräusche im Ohr, aber der Instinkt, ihre Jungen zu schützen, war stärker. Sie lief zurück, stellte sich vor die aufgeregten Welpen, bereit gegen Tod und Teufel zu kämpfen, als sich die Drahtschlinge um ihren Hals zuzog. Sie kämpfte vergebens. Ihre Verzweiflung war sichtbar. Ihr Blick galt nur ihren Kleinen, die er-schreckt um ihre Mutter herumsprangen und jaulten. Der Hundefänger war abgestumpft durch seine Arbeit. Ihn erschütterte das Tierdrama nicht. Er verfrachtete die Hündin und die Welpen in eine Gitterbox im Auto u. fuhr wieder los. Diese Tour hatte sich für ihn gelohnt. Alle vier Boxen waren voll. Also fuhr er zurück ins Tierheim, um die Unglücklichen abzuliefern. Dort herrschte Routine. Die sich wehrenden Tiere im Würgegriff der Drahtschlinge, wurden in die einzelnen Gitterboxen verbracht, wo sie in einigen Wochen getötet wurden, wenn nicht ein Mensch sie abholte. Hinter jedem Gitter meist traurige Hunde-augen. Manche versuchten jaulend auf sich aufmerksam zu machen, andere saßen apathisch in der Box, andere sprangen immer u. immer wieder an den Stäben hoch, als könnten sie so zurück in die Freiheit. Die kleinen Welpen zitterten eng an die Mutter gedrückt. Das Gebell und Gejaule ihrer Artgenossen erschreckten sie noch mehr. Die Enge ihrer Gitterbox ließ die Hündin in panisches Hecheln verfallen. Dann wurde es mit einem Mal dunkel. Die Lichter wurden ausgeschaltet. Türen wurden geschlossen. Bald herrschte die Stille der Nacht im Tierheim. Der nächste Morgen brachte für Menschen und Tiere den gewohnten Ablauf. Füttern, säubern und selektieren... Es waren aber nicht nur einheimische Tierpfleger beschäftigt, sondern es gab da auch eine Frau aus Deutschland, die regelmäßig die großen Ferien dazu nutzte, in diesem Tierheim aktive Tierliebe zu praktizieren. Jedes Jahr kam sie hierher und versuchte zu helfen, wo sie konnte. Greta Reimann kam an diesem Morgen, um wie immer die Futter-rationen auszuteilen. Abgehärtet durch ihren jahrelangen Einsatz, hatte sie Mitleid mit all den Tieren, aber selten wandte sie sich einem zu sehr zu. Sie wusste, dann könnte sie, wie so oft schon, nicht widerstehen. Sie würde dann wieder einmal einen der Unglücklichen mitnehmen und ihn in Deutschland an tierliebe Menschen vermitteln. Genau das wurde ihr klar, als sie die kleinen aufgeregt zitternden Welpen sah. Sanft und beruhigend sprach sie auf die Hündin ein, die langsam ruhiger wurde. Die Stimme Gretas flößte ihr ein wenig Vertrauen ein. Das von Natur aus gutartige Tier jaulte leise und nahm dankbar die Zuwendung an. Greta war sich im klaren darüber, dass sie nicht allen helfen konnte. Sie kannte die in ihren Augen grausamen Vorgaben. Beherzt, ihr überströmendes Mitleid zurückdrängend, streichelte sie das Tier, erzählte ihm mit ruhiger Stimme, dass sie wenigstens eines ihrer Kinder retten wolle. Heute noch werde sie eines mitnehmen. Sie versprach der Hündin, die ihr regungslos zuhörte, alles zu tun, damit das Kleine ein gutes Zuhause finden werde. Die dunklen feuchten Hundeaugen hatten etwas erschreckend menschliches für Greta. Ihr schien, als verstehe das Tier jedes Wort. Natürlich war das nicht möglich, wusste sie. Aber sie empfand das Leid der Kreatur, die nicht verstehen konnte was die Menschen tun, als eigenen Schmerz. So versuchte Greta, die grausame Situation abzukürzen. Sie lockte den kleinen Welpen, der die ganze Zeit lebhaft mit dem kleinen Ball spielte, den sie mitgebracht hatte. Tapsig kugelte er am Boden. Den Ball mit seinen dicken Pfoten und mit seinen kleinen spitzen Zähnchen festhaltend, bot er ein Bild der Lebenslust. Unbeschwert. Nichts ahnend von der Grausamkeit der Natur und der Menschen. Sofort kam er auf ihren lockenden Ruf in Erwartung auf ein neues Spiel. Seine Geschwister waren zurückhaltender u. scheuer. Sie drängten sich an die Mutter, die immer noch bewegungslos auf ihren Hinterläufen saß. Nur ihre Augen ließen Greta nicht los. Um sie herum in den Gitterboxen lärmte, bellte und jaulte es ununterbrochen. Still saß die Hündin und ließ sich noch einmal streicheln, während Greta den Kleinen hochnahm. Ruhig blieb sie sitzen, als Greta die Boxentür öffnete u. einen letzten Blick mit der Hündin tauschte. Grenzenloses Mitleid bei Greta, grenzenloses Leid bei der Hündin. Nur das Wissen um die Aus-sichtslosigkeit verband Mensch und Tier. Schnell entfernte sich Greta mit dem zappelnden, immer noch an ein Spiel glaubenden kleinen Hund. Die Hündin und ihre Jungen sah sie nie wieder... Der Kleine, den sie Lucky nannte, musste noch einige Impfungen über sich ergehen lassen. Papiere wurden für ihn ausgestellt und nachdem man ihm ein Beruhigungsmittel gegeben hatte, verschlief er seinen Flug in einer kleinen Transportkiste. So landete er wohlbehalten mit Greta in Deutschland. Hier verbrachte er nur einige Wochen in dem Tierheim, in dem Greta und viele andere ehrenamtliche tierliebende Menschen fast all ihre Freizeit verbringen. Verantwortungsvoll und das Wohl der Tiere im Auge, suchen sie Menschen, die ihren Schützlingen ein gutes, artgerechtes Zuhause geben könn-en. Noch einmal machte Lucky eine Reise. Dieses Mal in einem Auto. Es brachte ihn in ein kleines Dorf zu einer Familie, wo er seit nunmehr acht Jahren ein glückliches Rudelmitglied ist. 

 

 

 

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269.  ©Dark sides of a sunny island

 

A dreamy day for the vacationers on the sunny island was about to say goodbye with a magnificent sunset. The sun was still bathing the beautiful beach in golden light. But the vacationers who, armed with parasols and towels, claimed their place in the sun like locusts in the morning, noisily, had long since disappeared. They try their luck for the night in the loud discos and with lots of alcohol. So the dark brown bitch could use the silence for herself and her three puppies. The walk to the containers of the big beach hotel had paid off for her again. Satisfied and full, she lay down in the fine sand at the edge of the beach on a small bush and let the boys satisfy their hunger with her. Nature and animals in harmony, relaxing from the noise of the day. Full, happy and free. Tenderly she licked off the little ones one after the other. They had dark brown short fur like their mama, high lanky legs and huge ears. The proud mom was one of the countless dogs on the Canary Island. Most of them are loveable strays who roam the holiday paradise like nomads. Ownerless, always looking for something to eat. always hunted by the island's dog catchers who have the sad job of capturing the animals. It is important not to endanger the holiday idyll through excessive proliferation of free-living four-legged friends. The animal shelters where they deliver their prey are anything but a home. They are reception camps. hopelessly overcrowded. Wire cages, too small, too full. An unmistakable misery. Misery for the animals, who react to their imprisonment in fear, panic or aggression, and misery for the people who have to take care of the animals without being able to help them much, but still have to bring the condemned to death into the gas chambers. These are all the poor four-legged friends that no one rescues from the animal shelter within a few weeks. They will be euthanized - gassed. Luckily our dog mom didn't know that. She was still lying under the bush with the little ones, who were now full and content, snuggled up close to her. The evening wind played gently with the leaves above them. The waves sang their never-ending song. A soothing silence fell over the resting place. Far away, the tourists roared their ever-same party hits. They did not disturb mother and children. But the engine noise did, which now destroyed the gentle evening mood with a loud, hostile hum. The dog jumped up in one leap. She saw the headlights rapidly approaching and recognized danger. She ran, fast, panicking. Escaping danger was their innate habit. But then she slowed her pace, turned to her little ones, who couldn't follow so quickly, waited, anxiously scenting the car chasing her. Wanted to run again, startled by the roar of engines in her ear, but the instinct to protect her young was stronger. She ran back, standing in front of the excited puppies, ready to fight to death as the noose of wire tightened around her neck. She fought in vain. Her desperation was visible. She only looked at her little ones, who jumped around their mother in fright and howled. The dog catcher was jaded with his work. The animal drama didn't shake him. He put the bitch and the puppies in a mesh box in the car and drove off again. This tour was worth it for him. All four boxes were full. So he drove back to the shelter to deliver the unfortunate ones. There was a routine there. The struggling animals in the stranglehold of the wire snare were taken to the individual lattice boxes, where they were killed in a few weeks unless someone picked them up. Behind every lattice mostly sad dog eyes. Some tried to draw attention to themselves by howling, others sat apathetically in the box, others jumped up on the bars again and again, as if they could get back to freedom that way. The little puppies trembled tightly pressed to the mother. They were even more frightened by the barking and howling of their own kind. The narrowness of her crate caused the bitch to pant in panic. Then all of a sudden it got dark. The lights were turned off. Doors were closed. Soon the silence of the night reigned in the shelter. The next morning brought the usual process for humans and animals. Feeding, cleaning and selecting... Not only local animal keepers were employed, but there was also a woman from Germany who regularly used the long holidays to actively practice animal love in this animal shelter. Every year she came here and tried to help where she could. Greta Reimann came this morning to hand out the feed rations as usual. Hardened by years of service, she felt sorry for all the animals, but rarely cared too much for one. She knew then, as so often before, she wouldn't be able to resist. She would then take one of the unfortunate ones with her and give him to animal-loving people in Germany. That's exactly what she realized when she saw the little puppies trembling excitedly. She spoke gently and soothingly to the dog, who was slowly becoming calmer. Greta's voice gave her a little confidence. The naturally benign animal howled softly and gratefully accepted the attention. Greta was aware that she couldn't help everyone. She knew the guidelines, which she saw as cruel. Bravely, pushing back her overflowing pity, she stroked the animal, telling him in a calm voice that she wanted to save at least one of her children. Today she will take one with her. She promised the dog, who was listening to her without moving, that she would do everything to ensure that the little one would find a good home. The dark wet dog eyes had something frighteningly human for Greta. It seemed to her that the animal understood every word. Of course that wasn't possible, she knew. But she felt the suffering of the creature, who couldn't understand what humans were doing, as her own pain. So Greta tried to shorten the cruel situation. She lured the little puppy, who was playing animatedly the whole time with the little ball she had brought with her. He rolled clumsily on the ground. Holding the ball with his thick paws and with his small pointed teeth, he offered a picture of the lust for life. carefree. Unaware of the cruelty of nature and people. He immediately came upon her enticing call in anticipation of a new game. His siblings were more reserved and shy. They pressed against the mother, who still sat motionless on her hind legs. Only her eyes did not let go of Greta. Around them in the lattice boxes there was constant noise, barking and howling. The dog sat quietly and let herself be stroked again while Greta picked up the little one. She sat quietly when Greta opened the stall door and exchanged one last look with the dog. Boundless pity for Greta, boundless suffering for the bitch. Only the knowledge of the hopelessness connected man and animal. Greta quickly left with the wriggling little dog, still believing it was a game. She never saw the bitch and her cubs again... The little one, whom she called Lucky, had to go through some vaccinations. Papers were issued for him and after being given a sedative he slept through the flight in a small shipping crate. So he landed safely with Greta in Germany. Here he only spent a few weeks in the shelter where Greta and many other volunteer animal-loving people spend almost all their free time. Responsible and with the welfare of the animals in mind, they are looking for people who can give their protégés a good, species-appropriate home. Once more Lucky made a journey. This time in a car. It brought him to a small village with a family where he has been a happy pack member for eight years now.