267.  ©Der Traum von China

 

In Shanghai fand ich für die Zeit, die ich dort blieb, schnell Freunde. Nachdem ich meine Eltern jetzt schon zwei Jahre gebeten hatte, in den Ferien zu meiner Tante nach Shanghai fliegen zu dürfen, erlaubten sie es mir endlich. Vor zwei Wochen also kam ich dort an und meine Tante empfing mich mit ihrem Gatten auf dem Flughafen Shanghais. In der Küche meiner Bleibe erwartete mich ein fantastisches Festessen. Sushi vom Feinsten, und dann noch diese tollen Frühlingsrollen u. die Shitake Pilze, einfach traumhaft. Diese niedrigen Tische hatten den Vorteil, dass ich meine Schmerzen im Rücken fast vergaß. Heute spielte ich mit meinem besten neuen Freund Chi-Wau im Kaminzimmer. Mit dem Kaminbesteck taten wir so, als wären wir Ninjas. Da passierte es. Ich holte zum Schlag aus und klirrr!! Das Erbstück meiner Tante fiel auf den Parkettboden und zerschellte in tausende Teile. "Was soll das?", schrie Tante Maria aus der Küche und schob dabei den Raumtrenner zur Seite. Ich versuchte währenddessen die Scherben der goldenen Figur zusammenzukehren und entdeckte dabei ein kleines zusammengefaltetes Stück Papier, das schon fast zu Staub zerfiel. Schnell ließ ich es in meiner Hosentasche verschwinden. "Hände weg! Was fällt euch ein? Ich glaube, ich sollte dich zurück nach Wien schicken!" Sie deutete auf mich. Nein, bitte nicht! Ich will hier bleiben. Es tut mir wirklich Leid!!! Entschuldigung!, jammerte ich, aber schauspielerte ein wenig und mit ein paar Tränen konnte ich meine Tante schnell umstimmen, Na gut! Aber wenn so etwas noch einmal vorkommt, ist es aus und du sitzt im Flieger. Raus jetzt! Ich muss sauber machen. Mit einem herzerweichenden Blick zog ich mich in mein Zimmer zurück und zerrte Chi-Wau, der sich während der kleinen Auseinandersetzung still verhielt, hinter mir her. Ich ließ mich aufs Bett fallen, doch gleichzeitig schossen mir tausende Gedanken durch den Kopf. Hoffentlich muss ich nicht zurück nach Wien. Wieso ist in der Figur ein Stück Papier und vor allem was steht drauf?? " Hier, das lag in der kaputten Figur", sagte ich und reichte meinem Freund das Papier. "Das ist ein Rätsel. Wer findet Krieger aus grüner Seide und hohl, wer kommt in die Verbotene Stadt, wer findet eine Säule, der holt seinen Wunsch aus der Vergangenheit. Das soll wohl ein Scherz sein", meinte Chi-Wau, nachdem er das Papier gründlich gemustert hatte. "Na ja, wir können es ja lösen, einfach so, nur zum Spaß", sagte ich und dachte dabei darüber nach, was passieren würde, wenn das Rätsel der volle Ernst des Schreibers war. Doch wie soll man bitte etwas aus der Vergangenheit zurückholen? Die grüne Seide ist… Hmm.. Ach ja, das wäre dann wohl Jade, da Jade früher genauso viel wert war wie Seide. Und Jade ist grün. Der Krieger befindet sich vermutlich unter einem hohlen Gegenstand. Natürlich!! Im Mausoleum stehen Dutzende Krieger, erklärte der Chinese. Und die Verbotene Stadt?, fragte ich. Ich weiß, davon hat mir mein Großvater erzählt. Also, mit der Stadt ist der riesige Königspalast in Shanghai gemeint, u. "verboten" deshalb, weil dort alles schwer bewacht wird! Ich staunte nicht schlecht über Chi-Wau's Kenntnisse. Dann ist ja nur noch die Frage, wo diese Säule ist, stellte ich fest. "Das ist schon schwieriger. In unserem Geschichtsbuch wird etwas von einem leeren Sockel, der sich zentral im Palast befindet, erwähnt", erinnerte er sich. "Gut, dann machen wir uns auf die Suche nach diesem Krieger!", ich grinste, da wir natürlich niemals in diese verbotene Stadt kommen würden. Zuerst musste ich meine Tante fragen, ob ich bei Chi-Wau übernachten durfte, und sie willigte trotz langer Überlegung ein. Mein Freund überredete seine Mutter mit demselben Vorwand. Sogleich schnappten wir uns unsere Taschenlampen, packten uns ein paar Vorräte in unsere Rucksäcke, sogleich machten wir uns auf den Weg. Wir gingen gemütlich, doch ich glaube auch Chi-Wau hatte, genauso wie ich, Angst, die Straße entlang, bis wir zu einem kleinen Feldweg kamen, der uns direkt zum größten Mausoleum in ganz China führte, wo wir nach der Figur suchten. Ich überließ Chi-Wau den Vortritt, und gemeinsam erblickten wir die riesigen Bronzestatuen von Dutzenden Kriegern. Wir müssen an die Statuen klopfen, um zu sehen welche hohl ist, wahrscheinlich befindet sich unter ihr der Jade Krieger, beschloss mein Freund. Also begannen wir zu klopfen. Nach einer Weile, mir kam es vor, als vergingen bereits Stunden, schmerzte meine Hand und ich schüttelte, bis ich aus Versehen an die nächste Statue stieß. Dong. "Klopfe noch einmal an diesen Krieger", befahl Chi-Wau mir. Dong. "Das ist sie! Die ist hohl!", behauptete der Chinese und rannte zu mir. Er tastete den Boden um die Bronzefigur ab und entdeckte dabei ein kleines Loch, das in das Innere des Standbildes führte. Langsam streckte Chi-Wau seine Hand in das Loch. Als er etwas Kaltes fühlte, schloss er seine Hand um es und zog sie schnell heraus. "Hurra, Hurra!! Wir haben ihn, wir haben den Jade- Krieger!!", jubelte der Tapfere. Schnell liefen wir aus der Grabstätte und sahen das kleine Standbild im Mondlicht schimmern. Rasch eilten wir zu mir nach Hause. Das Abbild des Samurais steckte ich unter meine Jacke und achtete darauf, dass sie nicht herausfallen konnte. "Hallo, Tante!", rief ich, als ich die Haustüre öffnete. "Du bist schon da?", wunderte sich Maria über meine frühe Ankunft. Ja, Chi-Wau's Eltern mussten weg-fahren und sie kommen erst morgen wieder. Also, darf er bei mir übernachten?, fragte ich. Aber sicher doch. Ich mache nur schnell dein Bett, Chi-Wau, sagte meine Tante mit einer nickenden Geste. Gründlich putzten wir uns die Zähne und legten uns ins Bett, konnten aber nicht schlafen, da wir viel zu aufgeregt waren. Ich betrachtete den Krieger noch einmal im Licht, das durch die Türspalte aus dem Wohnzimmer kam. "Wie sollen wir denn in die Verbotene Stadt kommen?", fragte ich Chi-Wau, doch er schlief bereits. Die ganze Nacht lang lag ich im Bett ohne zu schlummern und weckte meinen Freund schon früh um sechs Uhr. Schließlich wollte ich mit ihm unsere weitere Vorgehensweise besprechen. "Sollen wir nicht lieber die Polizei verständigen?", fragte mich Chi-Wau verschlafen und mit ängstlicher Stimme. "Die würden uns doch für verrückt erklären!", erwiderte ich. "Du hast Recht. Ich habe mir Gedanken über die Verbotene Stadt gemacht und bin auf den Entschluss gekommen, dass sie vielleicht nur symbolisch gemeint ist, denn im Museum gibt es ein riesiges Modell des Palastes im Maßstab 1: 96!", äußerte sich der Chinese. Na dann, wir können es ja versuchen. Aber dann machen wir uns am besten gleich nach dem Frühstück auf den Weg, damit uns nicht zu viele Leute beobachten. Sonst können wir das Ganze ja gleich vergessen. Wenn das wirklich funktioniert, bin ich gespannt, welchen Wunsch wir aus der Vergangenheit holen, erläuterte ich und freute mich bereits auf einen Besuch im Kunsthistorischen Museum. Um acht Uhr kamen wir dort an und uns erwarteten Wachen, die mit der chinesischen Tracht bekleidet waren. "Toller Gag!", flüsterte ich Chi-Wau zu. Mit seinem fragendem Blick erkannte ich gleich, dass er nicht wusste, was ich meinte. Am Ticketschalter bezahlte ich mit einem 10-Yen Schein und überließ der freundlichen Dame das Restgeld. Ich tastete meine Jacke ab, um zu sicher zu gehen, dass die Figur nicht verloren geht. Mit den Sätzen "Das ist toll!" oder "Das sieht aber gut aus!" verhielten wir uns ganz unauffällig, wie Gäste, die sich wirklich die Bilder u. die Skulpturen anschauten. Endlich am Modell ange-kommen, traf mich ein überwältigender Anblick. Eine originalgetreue Nachbildung des Kaiserpalastes erhob sich mehrere Meter hinauf an die Glaskuppel des Museums. Menschen in Dienstkleidung, so groß wie meine Hand, gingen ferngesteuert auf dem Gelände herum. Dabei ertönten die typisch, chinesische Melodien. Fasziniert summte ich leise mit, dabei vergaß ich, warum wir eigentlich da waren. Mein Gefährte sah sich dabei um und nach circa zwei Minuten entdeckte er die Säule, während ich, noch immer von der berauschenden Musik abgelenkt, Luftlöcher starrte. "Komm her!", bat mich mein Freund. Ich schritt langsam auf ihn zu und spürte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Langsam zog ich das kleine Abbild eines Kriegers unter meiner Jacke hervor und setzte es auf die Säule, dabei rutschte mir die Figur fast aus meinem leichten Griff, denn ich schwitzte an den Händen. Nervosität machte sich in mir breit. "Wird es klappen? Oder war alles nur ein fauler Trick? Doch den Jadekrieger gab es ja wirklich, also wieso sollte der Wunsch nicht zurückkommen??", grübelte ich. Nachdem ich die Figur platziert hatte, geschah erstmal gar nichts. Doch ein winziger Sensor löste den Alarm aus und ein Wachmann kam angerannt. Halt! Nicht bewegen! Was tut ihr da?!, befahl er uns. Entschuldigung, doch ich wollte so gerne das Modell berühren. Ich weiß, das darf man eigentlich nicht, aber…, ich setzte meine Trauermiene auf. Schon gut! Alles nur ein Miss-verständnis!, erklärte die Wache der umstehenden Menge, Ihr könnt gehen, und dass ihr mir so etwas ja nie wieder macht. Enttäuscht, da noch immer nichts passierte, liefen wir nach Hause. Daheim erzählte ich meinem Onkel davon. Ach, ihr habt den Brief genommen, ich hätte euch gleich sagen können, dass das alles nur erfunden war. Ich habe mir damit nur einen Scherz erlaubt. Ich entgegnete ihm: Aber... "Meinst du den Krieger?", unterbrach er mich, Da staunst du wohl, dass ich an alles gedacht habe. Zusammen lachten wir über diesen gelungenen Streich. 

  

 

 

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267.  ©The Dream of China

 

I quickly made friends in Shanghai for the time I stayed there. After two years of asking my parents to fly to my aunt's in Shanghai for vacation, they finally let me. So two weeks ago I arrived there and my aunt met me with her husband at the Shanghai airport. A fantastic feast awaited me in the kitchen of my abode. The finest sushi, and then these great spring rolls and the shiitake mushrooms, just fantastic. The advantage of these low tables was that I almost forgot about the pain in my back. Today I was playing Chi-Wau in the fireplace room with my best new friend. With the fire irons we pretended we were ninjas. That's when it happened. I struck out and clanked!! My aunt's heirloom fell to the hardwood floor and shattered into thousands of pieces. "What's that about?" Aunt Maria yelled from the kitchen, pushing the room divider aside. Meanwhile I tried to sweep up the shards of the golden figure and discovered a small folded piece of paper that was almost falling to dust. I quickly slipped it into my pocket. "Hands off! What are you thinking of? I think I should send you back to Vienna!" She pointed to me. No Please not! I want to stay here. I'm really sorry!!! Sorry! I whined, but I acted a little and with a few tears I quickly persuaded my aunt, Alright! But if something like that happens again, it's over and you're on the plane. Out now! I have to clean up. With a heartbreaking look, I retreated to my room and dragged Chi-Wau, who kept silent throughout the little argument, after me. I fell onto the bed, but at the same time thousands of thoughts shot through my head. I hope I don't have to go back to Vienna. Why is there a piece of paper in the figure and what is written on it? "Here, that was in the broken figure," I said, handing the paper to my friend. "It's a riddle. Who finds warriors made of green silk and hollow, who comes to the Forbidden City, who finds a pillar, brings his wish from the past. This is supposed to be a joke," Chi-Wau said after he studied the paper carefully. "Well, we can solve it, just like that, just for fun," I said, thinking about what would happen if the riddle was the writer's complete seriousness. But how are you supposed to bring something back from the past? The green silk is... Hmm.. Oh yeah, that would be jade then, since jade used to be worth as much as silk. And jade is green. The warrior is probably under a hollow object. Naturally!! There are dozens of warriors in the mausoleum, the Chinese explained. And the Forbidden City? I asked. I know my grandfather told me about it. Well, the city means the huge royal palace in Shanghai, and "forbidden" because everything there is heavily guarded! I was amazed at Chi-Wau's knowledge. Then the only question left is where this pillar is, I realized. "It's more difficult. There's something mentioned in our history book about an empty plinth that's in the center of the palace," he recalled. "Good, then let's go in search of this warrior!", I grinned, since of course we would never get to this forbidden city. First I had to ask my aunt if I could stay at Chi-Wau's, and after much deliberation she agreed. My friend persuaded his mother using the same pretext. We immediately grabbed our flashlights, packed a few provisions in our backpacks, and immediately set off. We walked leisurely, but I think Chi-Wau was just as scared as I was, down the road until we came to a small dirt track that led us straight to the largest mausoleum in all of China, where we looked for the figurine. I yielded to Chi-Wau and together we saw the huge bronze statues of dozens of warriors. We must knock on the statues to see which one is hollow, probably the Jade Warrior is underneath it, my friend decided. So we started tapping. After a While it felt like hours had passed, my hand hurt and I shook until I accidentally bumped into the next statue. dong "Knock on that warrior again," Chi-Wau commanded me. dong "That's it! It's hollow!", the Chinese claimed and ran to me. He felt the ground around the bronze figure and discovered a small hole that led to the interior of the statue. Chi-Wau slowly put his hand into the hole. Feeling something cold, he closed his hand around it and quickly pulled it out. "Hooray, hooray!! We've got him, we've got the Jade Warrior!!", the brave cheered. We quickly ran out of the tomb and saw the small statue shimmering in the moonlight. We hurried to my house. I tucked the image of the samurai under my jacket and made sure it didn't fall out. "Hello, Aunt!" I called as I opened the front door. "You're already there?" Maria wondered about my early arrival. Yes, Chi-Wau's parents had to go away and they won't be back until tomorrow. So, can he stay with me? I asked. Of course. I'll just make your bed, Chi-Wau, my aunt said with a nod. We brushed our teeth thoroughly and went to bed, but we couldn't sleep because we were too excited. I looked at the warrior again in the light that came through the crack in the living room door. "How are we supposed to get to the Forbidden City?" I asked Chi-Wau, but he was already asleep. All night long I lay in bed without snoozing and woke my boyfriend up at six in the morning. Finally, I wanted to discuss our further course of action with him. "Shouldn't we call the police?" Chi-Wau asked me sleepily and in an anxious voice. "They would call us crazy!" I replied. "You're right. I've been thinking about the Forbidden City and I've come to the conclusion that maybe it's only symbolic, because there's a huge 1:96 scale model of the palace in the museum!" he said Chinese. Well then, we can try. But then it's best to set off right after breakfast so there aren't too many people watching us. Otherwise we can forget the whole thing. If that really works, I'm curious to see what wish we'll get from the past, I explained, and I was already looking forward to a visit to the Kunsthistorisches Museum. We got there at eight o'clock, and guards dressed in Chinese costumes were waiting for us. "Great gag!" I whispered to Chi-Wau. With his questioning look I recognized immediately that he didn't know what I meant. At the ticket counter, I paid with a 10-yen bill and left the rest to the friendly lady. I felt my jacket to make sure the figure wouldn't get lost. With the sentences "That's great!" or "That looks good!" we behaved very inconspicuously, like guests who really looked at the pictures and the sculptures. When I finally arrived at the model, I was struck by an overwhelming sight. A faithful replica of the Imperial Palace rose several meters up the glass dome of the museum. People in uniform the size of my hand walked around the grounds by remote control. The typical Chinese melodies sounded. I hummed along, fascinated, forgetting why we were actually there. My companion looked around and after about two minutes he spotted the pillar while I stared at air pockets, still distracted by the intoxicating music. "Come here!" my friend asked me. I slowly walked towards him and felt a queasy feeling in my stomach. I slowly pulled the small effigy of a warrior from under my jacket and placed it on the pillar, almost slipping the figurine from my light grip because my hands were sweating. Nervousness spread through me. "Will it work? Or was it all just a dirty trick? But the Jade Warrior really existed, so why shouldn't the wish come back??" I mused. After I placed the figure, nothing happened at first. But a tiny sensor triggered the alarm and on Security guard came running. Stop! Dont move! What are you doing?! he ordered us. Sorry, but I really wanted to touch the model. I know that's not really allowed, but... I put on my mournful expression. All right! It's all just a misunderstanding!, the guard explained to the surrounding crowd, you can go and that you'll never do anything like that to me again. Disappointed, because still nothing happened, we walked home. At home I told my uncle about it. Oh, you took the letter, I could have told you right away that it was all made up. I was just kidding myself with that. I replied: But... "Do you mean the warrior?" he interrupted me. You must be amazed that I thought of everything. Together we laughed at this successful prank.