262.   ©Alleinerziehende Mütter   "Kommentar der lieben Mitmenschen"

Das sind Frauen, denen der Mann weggelaufen ist. Das sind Frauen, die keinen Mann halten können. Solche, die der Moralvorstellung der Katholiken nicht entsprechen und denen man dort einen Kitaplatz verweigert. Seltsame Wesen, beängstigend irgendwie. Auf jeden Fall Schlampen. Bestimmt. Normal ist das doch nicht. Die müsste doch wieder einen Mann finden! Ja damals im Krieg, da war das was anderes. Da war der gute Vater für einen Blech-orden oder vielleicht auch für gar nix gestorben. Das war hart. Für die Frauen. Die waren dann alleine. Danach kamen die Frauen, die mit den Besatzern ins Bett gingen und dann ein Kind bekamen, dessen Vater zurück in sein Heimatland ging. Auch eine üble Sache. Ja, was lassen sich die Weiber auch mit so was ein? Selbst schuld. Dann kamen die 5o iger Nachkriegsjahre. Mutter blieb schön am Herd. Brav, angepasst kochte sie Vatis Pudding von Dr. Floetker mit bester Milch und wusch seine Wäsche blütenrein mit Persil. Wenn damals eine Frau ein Kind bekam, das unehelich war, war sie gebrandmarkt für ihr Leben. Wie ein Stück Vieh. Die Eltern verstießen sie und nicht selten musste sie in einem kirchlichen Heim leben, wo die Nonnen sie arbeiten ließen für Essen und Wohnen, sie malträtierten und erniedrigten. Moralischer war unser Land nie. Die Christmetten erleuchteten vereiste Vorwege von Kirchen, die die Menschen fest im Griff hatten. Malerisch und arbeitssame Familien kauften sich eine Isetta. Familien, nicht allein Erziehende. Mann, war das Leben schön und so in Ordnung. So richtig in Ordnung. Bur allein erziehende Mütter hatten in der Idylle keinen Platz. Dann kam meine Generation. Die Frauen trugen Jeans wie ein Kerl, sie sprachen wie ein Kerl und sie hatten die Haare kurz wie ein Kerl. Sie studierten. Sie protestierten. Ver-teilten Flugblätter gegen Krieg in Palästina und gründeten Frauenzeitschriften, in denen man keine Backrezepte fand, sondern politische Artikel, Artikel für Frauenrechte. Und sie suchten sich die Männer aus, die sie wollten. Viel-leicht auch die Frauen, die sie wollten. Als Emanzen waren sie verschrien. Bekamen sie aber ein Kind, ohne den da-zu gehörigen Mann vorweisen zu können, upps. Dann wurde es schwierig. Dann waren sie gefallene Mädchen. Oder man hörte solche Aussagen wie: Es gibt doch die Pille, muss doch heute nicht mehr sein. Die Vorstellung, eine Frau möchte ihr Kind austragen und nicht abtreiben, bloß weil der Mann das anders möchte, das war damals unvor-stellbar. Und heute 2019? Heute sind die Frauen frei, zumindest solange bis AKK Bundeskanzlerin wird u. der Papst Vizekanzler. Zumindest so lange, wie eine schräge AfD nicht regiert. Heute gibt es Kitas, Unterstützung und jede Menge Verständnis? Aber ja! Wir nehmen ein Beispiel: Eine junge Frau mit Abitur, gutem Examen und Arbeitsstelle bekommt ihr Kind, obwohl der angehende Vater will, dass sie abtreibt. Sie wirft ihn raus. Sie studiert erfolgreich und arbeitet dabei. Finanzielle Einbußen und Karriereknick sind dennoch da, weil sie auf Grund der Betreuung nur halbtags arbeiten kann. Nachts und ab 16.00 Uhr haben Betreuungen geschlossen. Das Kind geht zur einer Tage-smutter und wenn die Urlaub hat, das Kind krank ist oder die Tagesmutter geschlossen hat wegen Noro, dann geht das Kind zu Opa und Oma. Falls es welche hat und falls die es machen. Der Staat sieht für solche Fälle keine Unterstützung vor. Kommt doch so gut wie nie vor! Doch. Kleine Kinder in Gruppen sind anfällig und oft krank, Tagesmütter auch. Kann die Mutter nicht arbeiten gehen und lässt sich auf ihr Kind zu oft krankschreiben, dann bekommt sie die Kündigung. Und Vorwürfe, weshalb das Kind denn andauernd krank ist. Und wo denn der Vater ist. Was bleibt, ist Harz Vier Dann ist sie Harz Vier, eine von den dicken Weibern, die man in Serien bei RTL sieht. Ar-beitsscheues Gesindel. Bekommt sicher bald das nächste Balg. Das die Gesellschaft, für die meine Generation nicht gekämpft hat! Dann kommt das Kind in die Kita. Sie hat ihren Job noch, wird aber gemobbt, weil sie öfters wegen Krankheit des Kindes ausfällt. Man hat sie eingestellt, obwohl sie allein erziehend ist. Man wusste das alles vorher und doch gibt es ein Problem bei Umstellung von Tagesmutter zu Kita: Zwei lange Monate steht das Kind ohne Betreuung da. Der Kitaplatz geht ab August, also nimmt die Tagesmutter das Kind nicht mehr. Die Kita macht aber im August Urlaub. Zudem muss der Kitabeitrag bezahlt werden, obwohl das Kind gar nicht hingeht! Dann muss das Kind im September in der Kita eingewöhnt werden, das heißt es geht 1-3 Wochen nur 3 Stunden dorthin. Die Frau kann nicht arbeiten. Klingt kompliziert? Ist kompliziert. Würde die Frau nun gekündigt, weil der Arbeitgeber das nicht akzeptiert, würde sie kein Arbeitslosengeld bekommen, und weil sie ja dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht. Wovon also soll sie leben? Harz Vier. Aber auch nur dann, wenn ihr das nicht als Selbstverschulden ausgelegt wird. Immerhin hat sie ja das Kind. Das sind doch Einzelfälle. Nein, das ist Gang und Gäbe. Und dasselbe Problem tritt auch wieder auf beim Übergang von Kita zur Grundschule. Aber das Gute Kitagesetz! Ja, ist nichts von zu spüren in der Realität. Soweit zum Thema: Allein erziehende Mütter können doch arbeiten gehen! Fazit: Frauen sind irgendwie immer die mit dem Griff ins Klo. Politik wird von Männern gedacht und gemacht. Am besten ist es also doch, auch heute noch, wenn Frau schön Männchen macht und Denis, Kevin oder Maik einen Pudding von Dr. Floetker kocht, damit er bleibt, der Gute, damit er bleibt. Ich habe als Mutter einer alleinerziehenden Tochter mein großes Haus verkauft, um sie finanziell und als Ersatzmama unterstützen zu können. Sie soll sich frei entwickeln dürfen und ihr Leben nach eigenem Gusto bestimmen, so wie ich es durfte, auch, wenn ich nicht allein-erziehend war. Dafür hat sie mir das größte Geschenk gemacht, das ich im Alter noch haben kann: Meinen Enkel. Ich tröste sie bei allen Diffamierungen, zahle ihren Arbeitsausfall und stecke mich selber mit Scharlach und Erkältungen an. Und ich tue es gerne. Mein Leben ist voll und bunt, manchmal auch anstrengend, aber Depri wegen Sinn-losigkeit des Lebens im Alter habe ich nicht zu befürchten. Jeder Tag ist eine Bereicherung für mich und meinen Mann. Und wenn wieder mal irgendein Spießer vom Balkon brüllt, dass man auf der Hauswiese nicht Ball spielen darf, dann grinse ich und fühle ich mich vierzig Jahre jünger, wenn ich ihm den Stinkefinger zeige.

Zurück

zu Geschichten

262.  ©Single mothers  "Comment of dear fellow human beings"

These are women whose husbands have run away. These are women who cannot hold a man. Those who do not correspond to the moral concept of Catholics and who are denied a place in a day care center there. Strange creatures, scary somehow. Definitely sluts. Definitely. That's not normal. She should find a man again! Yes, back then during the war it was different. The good father had died for a tin medal or maybe for nothing at all. That was hard. For the women. Then they were alone. After that came the women who went to bed with the occupiers and then gave birth to a child whose father went back to his homeland. Also a bad thing. Yes, why do women get involved with something like that? own fault. Then came the 1950s post-war years. Mother stayed nice at the stove. Well behaved, she cooked Daddy's pudding from Dr. Floetker with the best milk and washed his laundry spotless with Persil. In those days, if a woman gave birth to an illegitimate child, she was branded for life. Like a piece of cattle. Her parents rejected her and she often had to live in a church home, where the nuns made her work for food and housing, abused and humiliated her. Our country has never been more moral. The Christmas masses lit up icy avenues of churches that had the people firmly in their grip. Picturesque and industrious families bought an Isetta. Families, not single parents. Man, was life beautiful and so alright. Really okay. Bur single mothers had no place in the idyll. Then came my generation. The women wore jeans like a dude, they talked like a dude and they had their hair short like a dude. they studied. They protested. Distributed leaflets against the war in Palestine and founded women's magazines, in which you didn't find baking recipes, but political articles, articles for women's rights. And they chose the men they wanted. Maybe the women they wanted too. They were notorious as emancipations. But if they had a child without being able to show the man who was going to be there, oops. Then it got difficult. Then they were fallen girls. Or one heard such statements as: the pill does exist, but it doesn't have to be today. The idea that a woman would want to carry her child and not have an abortion just because the man wanted it to be different was unimaginable at the time. And today 2019? Today women are free, at least until AKK becomes Chancellor and the Pope becomes Vice-Chancellor. At least as long as an oblique AfD does not govern. Today there are daycare centers, support and a lot of understanding? But yes! Let's take an example: A young woman with a high school diploma, good exams and a job gives birth to her child even though the father-to-be wants her to have an abortion. She throws him out. She studies successfully and works at the same time. Financial losses and career breaks are still there because she can only work part-time because of the care. Care is closed at night and from 4 p.m. The child goes to a childminder and when she is on vacation, the child is sick or the childminder is closed because of Noro, then the child goes to grandpa and grandma. If it has any and if they do it. The state does not provide any support for such cases. It almost never happens! But. Small children in groups are vulnerable and often sick, as are childminders. If the mother cannot go to work and takes sick leave for her child too often, then she will be fired. And reproaches as to why the child is constantly ill. And where is the father? What remains is Harz Vier Then she is Harz Vier, one of the fat women you see in series on RTL. Work-shy rabble. I'm sure I'll get the next brat soon. That the society my generation didn't fight for! Then the child goes to daycare. She still has her job, but is bullied because she often misses work because her child is ill. She was hired even though she is a single parent. You knew all this beforehand, but there is still a problem when switching from childminder to daycare center: the child is left without care for two long months. The day-care center goes from August, so the childminder takes the child. no longer. But the day care center is on vacation in August. In addition, the daycare fee has to be paid even though the child does not go! Then the child has to be acclimated to the day care center in September, which means it only goes there for 3 hours for 1-3 weeks. The woman cannot work. Sound compli-cated? Is complicated. If the woman were now dismissed because the employer does not accept it, she would not receive unemployment benefits and because she is not available for the job market. So what is she supposed to live on? resin four. But only if it is not interpreted as your own fault. After all, she has the child. Those are isolated cases. No, that is common practice. And the same problem occurs again in the transition from daycare to primary school. But the good Kita law! Yes, none of that is felt in reality. So much for the topic: Single mothers can still go to work! Conclusion: women are somehow always the ones who use the toilet. Politics is thought and made by men. So it's still best, even today, when a woman makes a man and Denis, Kevin or Maik a pudding from Dr. Floetker cooks so he stays, the good guy so he stays. As the mother of a single daughter, I sold my large house in order to be able to support her financially and as a substitute mother. She should be allowed to develop freely and determine her life according to her own taste, just as I was allowed to do, even if I wasn't a single parent. In return, she gave me the greatest gift I can have in old age: my grandson. I comfort her with all the defamation, pay for her lost work and catch scarlet fever and colds myself. And I like doing it. My life is full and colorful, sometimes exhausting, but I don't have to worry about depression because of the meaninglessness of life in old age. Every day is an enrichment for me and my husband. And when some philistine yells from the balcony that you're not allowed to play ball on the house lawn, I grin and feel forty years younger when I give him the stinky finger.