261.   ©Lyon: Der Mann am Strand

 

Der junge Mann, der im strahlenden Sonnenschein vor dem Restaurant der Autobahnraststätte bei Lyon herum-lungerte, fiel dem Lastwagenfahrer sofort auf. Er hatte etwa schulterlange, hellblonde Haare, die er nachlässig mit einem Haargummi im Nacken zusammengebunden hatte und trug einen hellbraunen Ruck-sack. Giacomo schätzte ihn auf höchstens 19. Er ging, wie alle anderen, die hier Rast machten, um sich zu stärken, achtlos an ihm vorbei und betrat die Gaststätte. Dort nahm er seine Mittagsmahlzeit ein, trank eine Cola und verließ das Gebäude sofort danach wieder. Der junge Mann stand immer noch vor dem Restaurant. Giacomo wollte wieder ohne ein Wort an ihm vorbeigehen, aber der junge Mann sprach ihn an. Excusezmoi, er sprach Französisch ohne Akzent, könnten Sie mich mitnehmen? Wo willst du denn hin? Giacoma hatte keine Lust, das junge Bürschchen zu siezen. Er war minde-stens zehn Jahre jünger als er selbst. Nach Portugal, Monsieur. An die Algarve, in die Nähe von Albufeira. Giacoma hob die Augen-brauen. Da hast du aber noch einen weiten Weg vor dir. Je sais, Monsieur. Aber ich habe gesehen, wie Sie mit Ihrem Lastwagen hier angekommen sind und gedacht, Sie fahren in die Richtung. In die Richtung schon. Giacoma transportierte mit seinem LKW Lebensmittel. Der Bursche hatte wahrscheinlich sein spanisches Kenn-zeichen bemerkt. Ich fahre aber nur bis nach Spanien. Der junge Bursche nickte. Ja, das dachte ich mir, das würde mir auch schon reichen. Wäre das möglich? Giacomo musterte ihn eindringlich, als ob er scharf darüber nachdenk-en müsste, dann antwortete er mit einem feierlichen Ja. Vielen Dank, Monsieur! Der Bursche strahlte, streckte ihm seine Hand hin und schüttelte sie ausgiebig. Mein Name ist übrigens Jacques. Jacques le Butet. Giacomo Bianchi. Sie sind Italiener?, fragte Jacques so erstaunt, dass Giacomo lächeln musste. Meine Eltern sind Italiener, aber ich bin in Frankreich geboren und aufgewachsen. Ich kann aber auch Italienisch sprechen, wenn du Wert darauf legst. Um Himmels willen! Dann verstehe ich kein Wort. Jacques strahlte ihn treuherzig an. Also dann komm mit, forderte Giacoma ihn auf, ich hoffe, du hast einen Personalausweis dabei? Klar. Aber den muss man doch gar nicht mehr vorzeigen? Ich dachte, die Grenzkontrollen sind abgeschafft. Innerhalb der EU im Großen und Ganzen schon. Aber es kann sein, dass meine Ladung kontrolliert wird und da hätte ich ungern jemanden ohne Personalausweis in meinem LKW. Ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, dass sie deinen Ausweis sehen wollen, aber besser ist besser. Sicher. Jacques begann, an seinem Rucksack herum zu nesteln, doch Giacomo winkte ab. Lass das, du musst ihn mir jetzt nicht zeigen. Mir reicht es, wenn ich weiß, dass du ihn dabei hast. Okay. Inzwischen hatten sie den LKW er-reichte und Jacques kletterte neben Giacomo auf den Beifahrersitz. Das muss ein herrlicher Beruf sein, sagte er sehnsüchtig. Sie kommen bestimmt viel herum. Giacomo startete den LKW. Kann man so sagen, grinste er. Manchmal ist es auch langweilig, wenn man so lange allein im LKW hockt. Das ist für Leute wie dich von Vorteil. deswegen nehme ich manchmal jemanden mit. Weg in die Abteilung der Rechtsmedizin. Die Obduktion musste mittlerweile abgeschlossen sein. Wie ist er gestorben? fragte Fernandes. Er ist ertrunken, antwortete der Rechtsme-diziner. Im Meer, vermutete Fernandes, doch der Rechtsmediziner schüttelte den Kopf. Halten Sie sich fest, Senhor Fernandes: In seinen Lungen war Süßwasser. Fernandes sah ihn verblüfft an. Dann wurde er nach dem Tod an den Strand geschleift? „Könnte sein. Aber das herauszufinden, ist nicht mehr meine Angelegenheit. Und wann ist der Tod eingetreten? Vor ca. 7 Stunden. Fernandes bedankte sich u. fuhr zurück in sein Kommissariat nach Faro. Gia-como hatte Lissabon fast erreicht. In einer Kleinstadt, 30 km vor seinem Ziel, stellte er seinen LKW auf einem Parkplatz ab und machte sich zu Fuß auf den Weg in eine nahe gelegene Kneipe, die er schon oft besucht hatte. Für heute war Feierabend, morgen hatte er frei und übermorgen musste er erst gegen Abend aufbrechen, da konnte er sich ein Bier genehmigen und danach würde er vielleicht einen Spazier-gang machen. Er dachte an Jaques. Ob er inzwischen wohl an seinem Ziel in Albufeira angekommen war? Pech für ihn, dass Giacomo die Tour nach Portugal erst ein paar Tage später bekommen hatte. Der Wirt kannte ihn und grüßte freundlich. Am späten Nachmittag war in der Kneipe noch nicht viel los. In der Ecke lief der Fernseher. Giacomo bestellte sich ein Bier und lehnte sich entspannt zurück. Über den Bildschirm flimmerten die Nachrichten, allerdings verstand Giacomo nicht genug Portugiesisch, um ihnen wirklich folgen zu können. Der Wirt brachte das Bier, machte ein paar Bemerkungen über das Wetter und fragte nach Giacomos Befinden, indem er Französisch und Portugiesisch durcheinander redete. Schließlich deutete er auf den Fernseher. Haben Sie das mitbekommen über den Toten am Strand in Albufeira? An-scheinend weiß die Polizei immer noch nicht, wer er ist. Niemand kennt ihn. Giacomo schüttelte den Kopf. Soviel Portugiesisch spreche ich nicht. Warten Sie mal, in unserer Zeitung war ein Bild. Der Wirt verschwand hinter seiner Theke, kam mit der aufge-schlagenen Zeitung zurück und legte sie vor Giacomo auf den Tisch. Do you know this man? stand in Großbuchstaben neben dem Bild und darunter derselbe Satz in Portugiesisch. Oh mein Gott. Giacomo rang um Fassung. Sein Gesicht war kalkweiß geworden. Ich muss unbedingt telefonieren. Ein dringender Anruf für Sie, Senhor Fernandes. Fernandes griff nach dem Telefon. Er hatte Mühe, den Anrufer zu verstehen, der ganz offen-sichtlich kein Portugiese war u. nach den richtigen Worten zu suchen schien. Sprechen Sie Englisch? Oder Franzö-sisch? warf er schnell ein. Oui, oui u. dann sprudelten die Informationen auf Französisch förmlich aus dem Anrufer heraus. Der tote Mann vom Strand heißt Jaques le Butet, berichtete er. Ich bin LKW-Fahrer und habe ihn vor kurzem ein Stück mitgenommen. Er wollte nach Albufeira. Gerade habe ich das Bild in der Zeitung gesehen. Mein Gott, wenn ich das gewusst hätte. Sie konnten doch nicht wissen, was passiert, warf Fernandes ein. Nein, aber dann hätte ich ihn nicht so angeschnauzt. Wieso angeschnauzt? Der Kommissar horchte auf. Er wollte mit meinem Handy tele-fonieren. Selbst hatte er angeblich keines. Dann hat er mit meinem Handy so lange telefoniert, dass ich sauer wurde. So billig ist das ja schließlich nicht. Warten Sie, warten Sie! Haben Sie das Handy noch? Natürlich. Könnten Sie herausfinden, welche Nummer er angerufen hat? Das würde uns sehr weiter-helfen, Monsieur. Ich habe die Anrufliste gelöscht, tut mir leid, Monsieur le Commissaire. Für unsere Spezialisten dürfte das kein Problem sein. Könnten Sie das Handy hierher bringen? Es wäre wirklich sehr wichtig. Am anderen Ende herrschte verblüfftes Schweigen. Ich bin in Lissabon, Monsieur le Commissaire, hörte Fernandes dann. Na, das ist doch wunderbar! Dann sind Sie ja gar nicht so weit weg von Faro. Aber. Wir ersetzen Ihnen selbst-verständlich die Auslagen. Fernandes gab die Adresse des Kommissariats durch. Das dritte Restaurant, das Tamara und Heiko ausprobierten, war wirklich ein Highlight. Ich habe noch nie so leckeren Tintenfisch gegessen. Tamara legte die Gabel auf den Teller und strahlte ihren Freund an. Ja, die können hier kochen. Auch wenn ich für Meeresfrüchte nichts übrig habe. Heiko war noch mit seinem Steak beschäftigt. An der Wand hinter ihm hingen ein paar Bilder vom Meer. Tamara betrachtete sie interessiert. Die sind toll, bemerkte sie. Schade, dass wir an unserem ersten Tag das Meer nicht so erlebt haben. Ich muss immer noch an den armen Mann denken. Er war so jung. Manche müssen eben früher gehen. Heiko! Tamara war schockiert. Wie kannst du so etwas sagen? Ist doch so. Manche Menschen werden steinalt und andere sterben jung. So ist das Leben. Ja, aber der Mann ist ja keines natürlichen Todes gestorben. Das hat der Kommissar doch gesagt. Fernandes hatte Tamara angerufen und ihr das Ergebnis der Obduktion mitgeteilt. Hätte er halt besser auf sich aufpassen sollen. Ich habe echt keine Lust, mir noch mehr den Urlaub verderben zu lassen wegen der Geschich-te. Heiko wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. Woher wusstest du eigentlich so schnell, dass er tot war? Du warst hinter mir und ich habe es nicht direkt gesehen. Sobald die Worte heraus waren, bereute sie sie. Aber Heiko lachte nur. Sieh an, meine Freundin spielt Detektiv. Verdächtigst du mich? Natürlich nicht! Tamara widersprach so heftig und gestikulierte dabei so stark, dass sie ihr noch gefülltes Weinglas umstieß und der Wein sich auf das Tischtuch ergoss. Verdammt! Der Kellner eilte herbei, versicherte, dass das überhaupt nichts machen würde, wischte den Wein auf, so gut es ging u. brachte Tamara, ohne dass sie eines bestellt hatte, ein neues Glas Wein. Der erwartet nachher ein fettes Trinkgeld. Heiko grinste. Dann nahm er Tamaras Hand und küsste sie. Hör mal, wenn es dir so wichtig ist, dann kümmern wir uns um den Fall. Den Fall? Ja. Weißt du was? Wir ermitteln auch ein wenig. Vielleicht geht es dir besser, wenn du etwas zur Aufklärung beitragen kannst. In dieser Nacht konnte Tamara nicht schlafen. Leise, um Heiko nicht zu wecken, stand sie auf, trat ans Fenster, schob den Vorhang zur Seite und blickte auf das Meer hinaus. Es war ein wunderbarer Anblick. Sanft plätscherten die Wellen an den Strand, und der Mond spiegelte sich im Wasser. Natürlich, es war Vollmond! Wahrscheinlich konnte sie deshalb nicht schlafen. Oder lag es doch da-ran, dass ihr Heikos merkwürdiges Benehmen nicht aus dem Kopf ging? Der Tod des jungen Mannes schien ihn völlig kalt gelassen zu haben. Trotzdem war es unüberlegt u. fast schon unverschämt von ihr gewesen, ihm die Frage an den Kopf zu werfen, wieso er so schnell gesehen hatte, dass der junge Mann tot war. Und weil sie das auch wusste, hatte sie so hektisch reagiert u. das Weinglas umgestoßen bei der Beteuerung, dass sie ihn nicht verdächtig-en würde. Eigentlich hätte Heiko sich aufregen müssen, doch er hatte wohl gar nicht daran gedacht. Ich sollte mich schämen, dachte sie. Doch andererseits: Was wusste sie eigentlich von Heiko? Sie hatten sich erst vor drei Monaten auf der Geburtstagsparty ihrer Freundin Sylvia kennen gelernt. Heiko war mit deren Mann befreundet und desweg-en auch auf der Party gewesen. Das ist Heiko, hatte Sylvia ihn ihr lachend vorgestellt, charmant, umwerfend, gutaussehend und ein Glücksfall für jede Frau. Tamara hatte gelacht und Heiko war nicht im geringsten darüber verlegen gewesen, von Sylvia so beschrieben worden zu sein. Es gab gewiss Männer, denen das peinlich gewesen wäre. Heiko gehörte nicht dazu. Freut mich, hatte er nur gesagt und ihr lächelnd die Hand gereicht. Tamara hatte seine Art imponiert: selbstbewusst, wahrhaftig charmant und gutaussehend: schlank, einen Kopf größer als sie, dunkelhaarig, braune Augen. Auch sein Beruf schien interessant zu sein. Ich arbeite im Export, hatte er gesagt, für eine größere Firma und bin meistens im Außendienst unterwegs. Tamara war beeindruckt gewesen. Dann kommen Sie ja viel herum. Aber sie hatte nicht mehr nach seinem Beruf fragen wollen, um nicht wie ein neugieriges Waschweib auszusehen, und schon bald drehte sich das Gespräch um private Dinge. Jetzt fiel ihr zum ersten Mal auf, dass Heiko viel mehr von ihr wusste als sie von ihm. Zwar hatte er ihr irgendwann den Namen der Firma mitgeteilt, in der er arbeitete, und ihr auch mal die Telefonnummer gegeben, allerdings hatte Tamara noch nie dort angerufen. Wozu auch? Sie fand die Kommunikation über Handy sinnvoller. Und sie würde ihrem Freund ganz bestimmt nicht nachspionieren. Die Idee mit dem Urlaub in Portugal war von Heiko gekommen. Was hältst du davon, wenn wir nächsten Monat Urlaub machen?" hatte er sie gefragt, während sie am Wochenende beim Abend-essen auf ihrer Terrasse saßen. Tatsächlich war sie noch nie bei ihm zu Hause gewesen. Er kam immer nur zu ihr, auch wenn er ihr die Adresse seiner Wohnung u. seine Festnetznummer mitgeteilt hatte. Du kannst natürlich pro-bieren, dort anzurufen, hatte er gesagt, aber ich warne dich vor. Ich bin so gut wie nie zu Hause, und wenn doch, überhöre ich das Telefon meistens. Ruf also lieber gleich auf dem Handy an. Daran hatte sie sich gehalten, auch an seinen Hinweis, nicht einfach bei ihm auf-zukreuzen. Ich bin meistens doch nicht daheim, sondern die ganze Woche unterwegs. Zum Einkaufen komme ich so gut wie nie, jedenfalls nicht so, dass mein Kühlschrank gut gefüllt wäre. Also macht es mehr Sinn, wenn ich am Wochenende gleich zu dir komme, hatte er gesagt. Du bist ja den ganzen Tag im Büro, hast pünktlich Dienstschluss und danach Zeit zum Einkaufen. Wäre es sehr unverschämt von mir, wenn ich dann darauf spekuliere, freitagabends direkt zu dir kommen zu können u. von dir kulinarisch verwöhnt zu werden? Er hatte sein umwerfendes Lächeln aufgesetzt. Und natürlich verwöhnt zu werden in anderer Hinsicht. Tamara hatte geschmeichelt gelächelt und war nur zu gern bereit, ihm seine Wünsche zu erfüllen. So auch den Urlaub in Portugal. Nachdem Heiko die Idee mit dem gemeinsamen Urlaub angestoßen hatte, kam von ihm auch gleich danach der Vorschlag, an die Algarve zu fahren. Das hatte Tamara nicht nur begeistert, sondern regelrecht elektrisiert. Schließ-lich sprach sie Portugiesisch und nach Lissabon, die Stadt, die sie immer schon hatte sehen wollen, könnten sie sicherlich auch einen Tagesausflug unternehmen. Außerdem liebte sie das Meer. Seufzend warf sie noch einen Blick darauf, ehe sie die Vorhänge wieder sachte zuzog und sich neben Heiko ins Bett legt. Heiko hatte vielleicht Geheim-nisse vor ihr, überlegte sie beim Einschlafen. Aber mit dem Toten am Strand hatten diese wohl kaum etwas zu tun. Auch Cristina Ferreira konnte in dieser Nacht nicht schlafen. Ob es daran lag, dass Pedro sich nicht mehr bei ihr blicken ließ? Seit dem heftigen Streit vor ein paar Tagen hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Sie knipste die Nacht-tischlampe an, setzte sich im Bett auf und griff nach ihrem Handy. Keine neue SMS. Auch gut, sollte er sie doch in Ruhe lassen. Pedro mit seiner lächerlichen Eifersucht! Weil sie wusste, wie er reagieren würde, wenn sie ihm erzählte, dass sie jemandem angeboten hatte, bei ihr zu übernachten, hatte sie behauptet, ihr Bruder würde komm-en. Das war gar nicht so weit hergeholt: Jaques, den sie eingeladen hatte, sah ihrem Bruder wirklich ähnlich, jeden-falls den Bildern nach, die er auf Facebook gepostet hatte. Aber sie hatte gar nicht vorgehabt, mit Jaques ein Ver-hältnis anzufangen! Jedenfalls kein ernstes. Jaques war ihr lediglich sympathisch gewesen, sie hatte auf Facebook öfters mit ihm geschrieben und als er ihr berichtet hatte, er wolle an die Algarve reisen und dort ein paar Tage verbringen, hatte sie ihm spontan angeboten, bei ihr zu übernachten. Einfach so, aus Gefälligkeit. Eigentlich hätte Pedro in der Zeit gar nicht da sein sollen. Er war Handwerker und hätte mit seiner Firma für zwei Wochen nach Spanien für einen Auftrag reisen sollen, es war alles schon geplant, doch in letzter Minute hatte der Kunde den Auftrag storniert und es war ihr nichts anderes übrig geblieben, als Pedro von dem bevorstehenden Besuch in Kenntnis zu setzen. Sie hatte zwar versucht, Jaques abzusagen, doch er hatte sich auf Facebook nicht mehr einge-loggt, seit er aufgebrochen war. Eine Handynummer von ihm hatte sie nicht. Und zu riskieren, dass er auf einmal einfach vor der Tür stand, während Pedro bei ihr zu Hause war, nein, das kam nicht in Frage. Natürlich hatte Pedro wie erwartet reagiert, er glaubte ihr kein Wort, schon gar nicht, dass sie ihren Bruder erwarten würde, wieso hatte sie denn ihren Bruder noch nie erwähnt, wenn sie so ein enges Verhältnis hatten? und er würde sich von ihr nicht wie ein Idiot behandeln lassen. Was wäre wohl passiert, wenn Pedro wie geplant mit seiner Firma zwei Wochen lang unterwegs gewesen wäre und Jaques wie geplant gekommen wäre? Er hätte längst da sein sollen und sich bis jetzt nicht blicken lassen, sie also im Prinzip versetzt, obwohl er sich tatsächlich vor ein paar Tagen dann doch über Handy gemeldet und behauptet hatte, er sei unterwegs. Allerdings sei das Handy nicht seines und deswegen solle sie nicht darauf zurückrufen. Aber es würde nicht mehr lang dauern, dann sei er da u. er sei wirklich sehr dankbar dafür, dass sie ihm einen Platz zum Schlafen geben würde. Cristina hatte ungeduldig gewartet, doch er war nicht aufgetaucht. Was wäre aber passiert, wenn er gekommen wäre? Vielleicht gar nichts. Vielleicht hätten sie ein paar Tage verbracht wie Bruder und Schwester. Vielleicht auch nicht, vielleicht hätte er ihr gefallen. Und wenn, dann hätte sie das ausgenutzt. Warum auch nicht? Schließlich war sie nicht mit Pedro verheiratet. Und nur weil er ihr die Miete für den letzten Monat bezahlt hatte, müsste sie ihm nicht ewig dankbar sein, es war seine eigene Idee gewesen und sie würde es ihm ja zurückzahlen. Irgendwann. Auf Facebook gab es nichts Neues. Gelangweilt schaute Cristina auf die Seite der lokalen Nachrichten. Vielleicht war am Wochenende eine Veranstaltung, diese wurden manchmal dort angekündigt. Doch stattdessen sprang ihr ein Bild entgegneten, mit der fettgedruckten Schlagzeile daneben: Wer kennt diesen Mann? Erst als sie den Text gelesen hatte, wurde ihr klar, um wen es sich handelte. Und warum Jaques niemals bei ihr aufgetaucht war. Miguel stand in seinem Garten und betrachtete den Teich, den er vor einigen Jahren angelegt hatte. Damals lebte seine Frau noch und er konnte sicher sein, dass sie ihm die Hölle heiß machen würde, wenn er sich nicht mindestens zweimal die Woche um die Pflege des Teichs kümmerte. Seit ihrem Tod hatte er dies ziemlich schleifen lassen; wen kümmerte es hier schon, wenn in dem Teich ein paar Algen mehr oder weniger schwammen und ein paar Schlingpflanzen ihr Dasein fristeten? Trotzdem musste er vor sich selbst zu-geben, dass der Teich mittlerweile recht zugewuchert aussah. Algen und Schlingpflanzen Breiteteten sich ungehindert aus. Es wäre einfacher gewesen, sie in Schach zu halten, wenn der Teich nicht über 1 m Tiefe hätte, dachte Miguel. Aber auch auf der Wassertiefe hatte seine Frau bestanden. Sie musste die Arbeit ja nicht machen. Jedenfalls war das keine Arbeit mehr für ihn, er sollte jemanden damit beauftragen. Schade, dass Pedro sich nicht mehr blicken ließ. Sollte er Cristina fragen, wo er steckte? Wahrscheinlich wusste sie es auch nicht. Und so eilig war die Sache mit dem Teich ja auch wieder nicht. Erst einmal würde er sich etwas zum Abendessen kochen und sich dann auf seine Veranda verziehen. Er wollte sich schon abwenden, um ins Haus zu gehen, als er auf einen Gegen-stand im Wasser aufmerksam wurde. Was hatte sich da zwischen den Algen und Schlingpflanzen verhakt? Er trat wieder näher und begutachtete die Sache. Es war ein Rucksack, von undefinierbarer Farbe. Er hatte sicher schon länger als einen Tag im Wasser gelegen. Unverschämtheit, dachte Miguel, die Leute laden einfach ihren Müll in meinem Teich ab. Er schnaufte empört. Der Teich lag hinter dem Haus; nur jemand, der sich auskannte, würde einfach dorthin laufen, um seinen Müll zu entsorgen, wahrscheinlich bei Nacht und Nebel. Was fiel demjenigen ein? Wütend ging er zum Gartenhäuschen, holte einen Kescher und fischte damit den Ruck-sack aus dem Wasser. Gia-como saß an einem großen Tisch in Fernandes' Büro dem Kommissar gegenüber. Der Tisch war mit Akten beladen, eine kleine Fläche war von der Sekretärin eilig freigeräumt worden, auf der sie ein Tablett mit zwei Tassen, eine Kanne Kaffee sowie Milch und Zucker abgestellt hatte. Fernandes bemerkte, dass Giacomo sich trotz der Gast-freundlichkeit nicht besonders wohl zu fühlen schien. Er rutschte unruhig hin und her und war vermutlich heilfroh, wenn er sein Handy zurück bekam und aus dem Kommissariat verschwinden konnte. Nehmen Sie eigentlich öfters Anhalter mit? fragte er in freundlichem Plauderton. Giacomo nickte. Es ist manchmal schon recht langweilig, so lange allein im LKW zu sitzen. Wenn ich dann jemanden sehe, von dem ich denke, hoppla, der kommt anders als mit Trampen sicher nicht weiter, ist das noch ein zusätzlicher Grund. Dieser Jaques sah jedenfalls nicht so aus, als könne er sich eine Reise an die Algarve mit dem eigenen Auto leisten. Oder mit dem Flugzeug. Sie sind also ein Mensch-enfreund. Fernandes lächelte entwaffnend. Kann man schon sagen, ja. Hat Jaques Ihnen erzählt, wo er hinwollte? Er wollte an die Algarve, nach Albufeira. Um Urlaub zu machen? Im Hotel? Oder wollte er jemanden besuchen? Ein Hotel konnte er sich bestimmt nicht leisten. Er wollte zu einem Mädchen dort, das er übers Internet kennengelernt hatte. Sie hatte ihn angeblich eingeladen. Giacomo starrte auf die Tischplatte. Ich dachte noch, in dem Alter kommt er sicher überall ohne Geld durch. Die Fahrt umsonst, den Urlaub oder was immer er vorhatte, umsonst. Hat er den Namen des Mädchens erwähnt? Ja, Cristina. Mit ihr hat er ja auch so lange telefoniert. Mit meinem Handy. Fernandes nickte. Das ist ein guter Anhaltspunkt. Hat er etwas Wichtiges gesagt? Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Ich weiß nur, dass er lange telefoniert hat. Hauptsächlich hat sie geredet. Das konnte ich natür-lich nicht verstehen. Aber ich denke, die beiden hatten so etwas wie eine Beziehung. Oder bildeten sich das jedenfalls ein. Wie kann man sich eine Beziehung einbilden? Giacomo zuckte die Achseln. Ich glaube nicht, dass sie sich schon jemals gesehen hatten. Wie denn auch, bei der Entfernung, einer in Frankreich, einer in Portugal. Auch wenn Jacques sich sehr auf sie gefreut hat. Es klopfte an der Tür. Ein schlanker junger Mann mit Brille erschien und übergab Fernandes ein Schriftstück. Fernandes studierte es und nickte vor sich hin. Geben Sie Herrn Biancho das Handy zurück, wandte er sich anschließend an den jungen Mann. Ich bringe es sofort. Der junge Mann verließ das Zimmer. Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen. Giacomo saß nun kerzengerade auf seinem Stuhl. Wenn er das Handy hat, verschwindet er in Sekundenschnelle, dachte Fernandes. Ich glaube, Sie haben uns sehr geholfen, sagte er. Die Handynummer gehörte einer Cristina Feirrera. Sie war leicht auf Facebook zu finden. Ihre Adresse zu er-mitteln, war danach eine Kleinigkeit. Fernandes suchte sie noch am gleichen Tag mit seinem Kollegen Silva auf. Zunächst öffnete niemand auf ihr Klingeln. Fernandes versuchte es noch einmal. Und noch einmal. Beim dritten Mal rührte sich etwas hinter der Tür. Sie wurde langsam geöffnet und eine junge Frau stand vor ihnen. Fernandes sah auf den ersten Blick, dass sie geweint hatte. Entschuldigen Sie, Senhora. Wir sind von der Kriminalpolizei. Fernandes zückte seinen Ausweis. Wir wollten zu Cristina Feirrera. Sind Sie das? Die junge Frau nickte. Ich weiß schon, warum Sie hier sind. Fernandes und Silva wechselten einen erstaunten Blick. Sie sind doch wegen Jaques hier? Er ist tot, ich habe es in der Zeitung gelesen. Unvermittelt begann sie zu weinen. Fernandes räusperte sich. Kannten Sie ihn gut? Cristina schluchzte wild auf. Wir wollten zusammenziehen, vielleicht sogar heiraten. Er war meine große Liebe u. nun. Sie wurde von einem Weinkrampf geschüttelt. Fernandes und Silva hatten bei den ersten Sätzen einen erstaunten Blick gewechselt. Wie lange kannten Sie sich denn schon? hakte Fernandes nach. Entschuldigung, dürfen wir vielleicht hineinkommen? Die immer noch schluchzende Cristina hielt Ihnen die Tür auf. Drinnen sah Fernandes sich um. Auf den ersten Blick ent-deckte er, was er hatte feststellen wollen: Kein Foto von Jaques war zu sehen, weder im Rahmen auf dem Tisch noch an der Wand. Wie lange kannten Sie ihn denn schon? fragte er noch einmal in behutsamem Ton, nachdem er und Silva Platz genommen hatten. Eine ganze Ewigkeit. Eigentlich mein halbes Leben. Und dann bekamen die beiden Beamten eine unglaubliche Geschichte zu hören. Wie haben Sie sich denn kennengelernt? fragte Fernandes. Wir haben uns schon immer gekannt. Er war mein Seelen-verwandter, antwortete Cristina. Was meinen Sie damit? Fernandes runzelte die Stirn. Sie müssen sich doch irgend-wann kennengelernt haben. Das war gar nicht nötig. Jaques war schon immer in meinen Gedanken, in meinem Kopf, in meiner Seele. Er hat mich so geliebt. Cristina schluchzte noch einmal kurz auf. Ich war sein Leben. Das weiß ich ganz genau. Sie ist betrunken, dachte Fernandes, der aus dem Gestammel nicht schlau wurde. Jacques und Cristina hatten sich, nach Giacomos Worten jedenfalls, noch niemals gesehen. Was sollten also diese Übertreib-ungen? Er hatte sich auf den Weg gemacht, um mir einen Heiratsantrag zu machen, sprach Cristina weiter. Das hat er mir natürlich nicht gesagt, es sollte ja eine Überraschung sein. Aber ich konnte in Jaques lesen wie in einem Buch. Weil ich wusste, was er vorhatte, wollte ich den Termin beim Standesamt schon machen, aber die meinten, Jaques müsste noch seine Papiere vorlegen. Das habe ich ihm dann auch gesagt. Die beiden Beamten schwiegen. Fernandes fiel ein, dass Jacques Papiere, sofern er überhaupt welche dabei hatte, denn Giacomo hatte sie seinen Angaben zufolge nicht gesehen, bis jetzt nicht gefunden worden waren. Aber er hielt es für nicht ratsam, Cristina darauf hinzuweisen. Cristina wandte sich an Fernandes. Sie kennen sich doch aus. Wenn man vorhatte zu heiraten und dann stirbt der Bräutigam, hat man da nicht Anspruch auf eine Witwenrente? Fernandes fiel der Unterkiefer herunter. Die ist ja total übergeschnappt, sagte Silva, als sie eine Stunde später wieder auf der Straße standen. Die Sonne brannte heiß vom Himmel und Silva wischte sich mit einem Taschentuch die Stirn ab. Entweder das oder Geldgier. Fernandes grinste. Selbst wenn sie diesen Unsinn mit der Witwenrente durchsetzen könnte, was ja sowieso unwahrscheinlich ist, weil sie niemals verheiratet waren, sie glaubt doch nicht im Ernst, dass bei diesem armen Schlucker viel zu holen war? Silva schüttelte den Kopf. Wenn Sie mich fragen, die war entweder besoffen, zugekifft oder beides. Oder ganz einfach verrückt. Ehe Fernandes antworten konnte, klingelte sein Handy. Seine Sekretärin teilte ihm mit, dass sich eine angebliche Verwandte von Jaques aus Frankreich gemeldet habe. Gestern Abend hatten sie den Fall an die internationale Presse weitergegeben. Fernandes atmete auf. Er hatte sich bei dem Gedanken, dass der Verstorbene nicht in seiner Heimat beigesetzt werden konnte, nicht wohlgefühlt. Verwandte würden ihn mitnehmen können, sobald die Gerichtsmedizin ihn freigab. Miguel betrachtete den nassen Rucksack. Er hatte ihn auf den Boden gelegt und überlegte seit 10 Minuten, ob er ihn öffnen sollte. Einerseits wollte er nichts Unappe-titliches zutage fördern. Andererseits war seine Neugier geweckt. Warum warf jemand einen Rucksack in seinen Teich? Er hob ihn hoch und schnupperte daran. Er roch nach gar nichts. Ein wenig nach nasser Katze, dachte er und erschrak sich. Da hatte doch nicht etwa jemand neugeborene Katzen im Rucksack ertränken wollen? Hastig riss er den Reißverschluss auf. Er musste zweimal hin-schauen. Und stand dann wie vom Donner gerührt da. Im Rucksack befanden sich mehrere Bündel Geldscheine, ordentlich gewickelt. Allerdings so mit Wasser durchzogen, dass sie wohl verdorben waren. Merda!, fluchte er laut. Marcelina stand in der Diele vor dem Spiegel und probierte den schwarzen Hut mit Trauerflor noch einmal auf, den sie vorhin gekauft hatte. So recht wollte er nicht zu ihrem flammend roten Haar passen, das ihr lang den Rücken hinunterfloss und viel zu lebendig gegen das Schwarz wirkte. Immerhin wurde durch den Trauerflor ihr Gesicht verdeckt, was nur von Vorteil sein konnte. Sie seufzte tief auf. Brian kam aus der Küche, trat hinter sie und streichelte ihr über den Rücken. Du fliegst also morgen, sagte er leise. Keine angenehme Aufgabe. Weiß Gott nicht. Marcelina drehte sich zu ihm um. Aber das bin ich ihm schuldig. Außer mir hatte er ja niemanden mehr auf der Welt. Wer weiß, wohin meine nichtsnutzige Schwester seit einer Ewigkeit verschwunden ist. Sein Vater hat sich auch nicht gemeldet? Marcelina schüttelte den Kopf. Sein Vater weiß vermut-lich noch nicht mal, dass er einen Sohn hat. Hatte Madeline hat seinen Namen nie verraten. Ich fragte sie schließ-lich nicht mehr danach. Sie schwiegen eine Weile, dann brach es aus Marcelina heraus. Warum ist dieser Trottel nur getrampt? Ich habe ihm gesagt, lass es sein, das ist zu gefährlich, jemand bringt dich wegen des Geldes noch um nimm den Flieger, innerhalb der EU darfst du 10.000 Euro im Handgepäck mitführen. Aber er wollte ein richtiges Abenteuer erleben, so nach außen armer Schlucker, aber die Tasche voll Geld, wollte aber sehen, ob er auch ohne durchkommt. Und das kommt dabei heraus. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. Hätte ich es nur verhindern können. Brian nahm seine Verlobte in die Arme. Wie denn. Jaques war volljährig. Du konntest ihm nichts mehr verbieten. Ich hätte es ihm ausreden sollen. Seit ich wusste, dass er sich mit so viel Geld auf den Weg machen wollte, hatte ich ein ungutes Gefühl. Wo hatte er das viele Geld eigentlich her? Meine Mutter hatte Aktien und hat sie ihm in ihrem Testament vermacht. Das ist zwar jetzt schon über ein Jahr her. Aber erst vor zwei Monaten sind sie im Wert gestiegen und Jacques hat sie mit Gewinn verkauft. Das Geld hatte er nicht mehr bei sich? vergewisserte sich Brian, der die Geschichte unglaublich fand. Und Marcelinas Neffen kreuzdämlich. Aber es ziemte sich in dieser Situation nicht, seine Gedanken auszusprechen. Sie haben gar nichts bei ihm gefunden. Müde sah Marcelina ihn an. Ein Wunder, dass sie ihm seine Klamotten gelassen haben. Glaubst du, es waren mehrere Täter? Wer weiß das schon. Dieser Kommissar war jedenfalls sehr zurückhaltend. Vielleicht erfährst du vor Ort morgen mehr, sagte Brian. Im Fischerdorf an der Algarve Mit klopfendem Herzen tippte Tamara die Nummer von Heikos Firma in ihr Handy. Hoffentlich kam Heiko nicht auf die Idee, sie hier, an einem nicht sehr belebten Strandstück, zu suchen. Er hatte sich nach einem ausgiebigen Mittagessen aufs Bett gelegt u. war tatsächlich eingeschlafen. Das hatte Tamara ausgenutzt, um sich heimlich davon zu schleichen. Von ihrer Recherche musste er nichts wissen. Firma Taditeter und Partner, meldete sich eine fröhliche weibliche Stimme. Guten Tag, hier ist Tamara Diester. Könnte ich bitte Herrn Heiko Katter sprechen? Wer ist da bitte? Tamara räusperte sich. Sogar in ihren Ohren hatte sich ihre Stimme krächzend angehört. Hier ist Tamara Diester. In welcher Angelegenheit möchten Sie Herrn Katter sprechen? Ich, äh, geschäftlich, stotterte Tamara, dann fing sie sich und sagte so forsch, wie sie nur konnte: Ich wollte ihm einen Vorschlag machen. Ich kenne ihn und würde das lieber mit ihm persönlich besprechen. Herr Katter arbeitet leider nicht mehr bei uns, sagte die noch immer fröhliche Stimme. Ich kann Sie aber an seinen Nachfolger verweisen. Tamara war einen Moment lang verblüfft. Nein danke, sagte sie schließlich, ich werde ihn dann unter seiner privat-en Nummer anrufen. Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag! Auf Wiederhören! Kurz bevor am anderen Ende aufgelegt wurde, schnappte Tamara noch die Worte: Schon wieder einer, auf. Was hatte das zu bedeuten? Sie wählte die Festnetznummer von Heikos privater Adresse und war überrascht, als sich schon nach dem dritten Freizeichen eine Frau atemlos mit Hallo? meldete. Hallo, hier zog Tamara es vor, ihren Namen nicht zu nennen, könnte ich bitte Heiko sprechen? Wer ist da? Charlotte. Ich bin eine Kollegin, log sie schnell. Die Frau lachte. Eine Kollegin? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Heiko hat keine Kollegen mehr. Sie lesen wohl keine Zeitung? Mit diesen Worten legte sie auf. Verdattert sah Tamara auf ihr Handy. Auf diese Sätze konnte sie sich keinen Reim machen. Es war wohl kaum Heikos Frau gewesen. Aber warum war eine Frau in seiner Wohnung? Verärgert steckte sie das Handy ein. Sie war keinen Schritt weitergekommen und würde sich jetzt beeilen müssen, um wieder im Hotel zu sein, ehe Heiko ihr Verschwinden bemerkte oder sie musste sich eine gute Ausrede einfallen lassen wie: Ich war spazieren und wollte dich nicht wecken. Sie machte ein paar Schritte In Richtung Hotel u. fuhr erschrocken zusammen. Wie aus dem Boden gewachsen stand auf einmal Heiko vor ihr. Und sah sie keineswegs freundlich an. Hast du mich erschreckt! Ich habe dich gar nicht kommen sehen. Stand er etwa schon länger da? Was machst du hier hinter meinem Rücken? Tamara wich einen Schritt zurück. Was war mit ihm los? Das war nicht der Heiko, den sie kannte. Ich war spazieren. Dass ich nicht lache! Wen hast du angerufen? Heiko sprang auf sie zu, hielt ihre Arme fest und zog das Handy aus ihrer Hosentasche. Heiko, spinnst du? Lass mich sofort los! Heiko lachte auf, aber es war nicht das Lachen, was sie von ihm gewohnt war, ein zärtliches, liebevolles Lachen, das sie gestern noch so glücklich gemacht hatte. Dieses Lachen ließ ihr Blut gefrieren. Eine eiskalte Hand legte sich um ihr Eigentlich war es sein freier Tag. Aber schon beim Frühstück hatte Fernandes das Gefühl, dieser Tag würde völlig anders als geplant verlaufen. Von seinem Balkon aus hatte er einen wunderbaren Blick auf den Strand von Faro, an dem sich so früh morgens noch keine Touristen tummelten. Fernandes genoß die Stille und die Aussicht und hatte sich bei seiner zweiten Tasse Kaffee gerade dazu entschlossen, einfach zu entspannen und nicht an den Fall in Albufeira zu denken, als das Telefon klingelte. Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Entschuldigung, dass ich Sie heute stören muss, Herr Kommissar, erklang die Stimme seiner Sekretärin, aber hier ist jemand, der Ihnen unbedingt etwas zeigen will. Er will auch mit Ihnen persönlich sprechen, also wie er sich aus-drückte, mit dem zuständigen Kommissar für unser Gebiet. Er steht seit einer Stunde hier und lässt sich nicht auf morgen vertrösten. Fernandes seufzte. Wer ist es? Er heißt Miguel da Silva. Fernandes überlegte. Ich glaube nicht, dass ich ihn kenne. Was will er mir denn zeigen? Er hat einen Rucksack dabei, in dem angeblich jede Menge Geld ist. Ich komme. Wehmütig warf Fernandes noch einen Blick auf seinen Balkon, ehe er seine Freizeit, mit der Dienstkleidung vertauschte und sich auf den Weg ins Kommissariat machte. Schauen Sie, Herr Kommissar! Miguel packte den Rucksack, zog den Verschluss auf und schüttete den Inhalt auf den Boden. Erstaunt sah Fernandes auf die vielen Geldbündel, die aus-sahen, als ob sie einmal gründlich nass geworden und dann getrocknet worden seien. Das Geld war ziemlich zer-knittert, aber ansonsten schien es keinen Schaden genommen zu haben. Wo haben Sie das her? Aus meinem Teich, Herr Kommissar. Aber ich habe es nicht da hineingeworfen! Gestern wollte ich den Teich säubern, da habe ich den Rucksack im Wasser gesehen. Ich dachte, da hat jemand seinen Müll ins Wasser geworfen. Gestern? Warum komm-en Sie erst heute? Miguel war verblüfft. Warum ist das wichtig? Es war spätabends und ich wollte niemanden mehr stören. Wollten Sie das Geld nicht vielleicht behalten?, fragte Fernandes amüsiert. Natürlich nicht! Miguel war entrüstet. Ich dachte, es sei Müll! Ich habe den Rucksack nur aufgemacht, weil ich auf einmal Angst hatte, jemand wolle seine Katzen in meinem Teich ertränken. Aber dann war es zum Glück nur Geld. Es klopfte an der Tür und Fernandes Sekretärin steckte ihren Kopf zur Tür herein. Entschuldigen Sie bitte, Herr Kommissar, aber Senhora le Butet ist da. Auch das noch, dachte Fernandes. Dauert das noch lange? fragte eine gereizte Stimme hinter der Tür auf Französisch. Keineswegs! rief Fernandes laut. Sie können gleich hereinkommen. Er gab Miguel mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er das Geld wieder in den Rucksack packen sollte. Warten Sie bitte draußen. Ich schaue mir das später noch einmal an. Miguel rührte sich nicht. Ich habe schon über eine Stunde gewartet, sagte er. Warum soll ich jetzt nochmal warten? Ich war zuerst da. Ja, aber hier geht es um einen Trauer-fall. Die Dame ist extra von Frankreich hergeflogen. Wir hatten sie erst morgen erwartet. Die Tür öffnete sich erneut. Eine Frau mit flammend rotem Haar und einem schwarzen Hut mit Trauerflor, durch den ihr Gesicht teilweise verdeckt wurde, stand auf der Schwelle. Fernandes vermochte nicht zu erkennen, ob ihr Gesichtsausdruck traurig oder wütend war. Ich möchte meinen Neffen abholen, sagte sie auf Französisch, an Fernandes gerichtet. Ich meine. Ich will seine Leiche überführen. Miguel, der kein Wort Französisch verstand, schaute sie böse an. Können Sie nicht warten, bis Sie dran sind? blaffte er auf Portugiesisch. Senhor da Silva, ich sagte Ihnen doch, die Dame ist wegen eines Trauer-falles hier. Fernandes schaute den alten Miguel fest an. Und jetzt sind Sie so nett und warten bitte draußen. Nein, sagte Miguel stur. Er hob mit der rechten Hand den Rucksack hoch, mit der anderen ein Geldbündel u. legte beides auf den Tisch. Ich will erst. Doch was er wollte, erfuhr niemand mehr, denn die Rothaarige stieß einen spitzen Schrei aus, in dem seine restlichen Worte untergingen. Was ist das? Heilige Maria, das ist Jaques Rucksack! Und sein Geld! Und das ist der Täter! Großartig, Monsieur le Commissaire, gute Arbeit! Es tut mir leid, dass ich mich be-schwert habe, weil ich warten musste. Was schreit die Verrückte da? wollte Miguel wissen. Aber Fernandes war viel zu verblüfft, um zu antworten.

 

 

 

Zurück

zu Geschichten

 

 

https://translate.google.com/English

 

261.  ©Lyon: The man on the beach

 

The truck driver immediately noticed the young man loitering in the bright sunshine in front of the restaurant at the motorway service station near Lyon. He had shoulder-length, light-blond hair, which he had carelessly tied back with a hair tie at the nape of his neck, and he was carrying a light-brown backpack. Giacomo estimated him to be no more than 19. Like everyone else who stopped here to have some refreshments, he carelessly passed him and entered the restaurant. There he had his midday meal, drank a Coke and left the building immediately afterwards. The young man was still standing in front of the restaurant. Giacomo wanted to pass him again without a word, but the young man spoke to him. Excusezmoi, he spoke French without an accent, could you take me with you? Where are you going? Giacoma didn't feel like calling the young chap by name. He was at least ten years younger than himself. To Portugal, monsieur. In the Algarve, near Albufeira. Giacoma raised his eyebrows. But you still have a long way to go. Je sais, monsieur. But I saw you come here in your truck and I thought you were headed that way. In that direction. Giacoma transported groceries with his truck. The lad had probably noticed his Spanish license plate number. But I only drive as far as Spain. The young lad nodded. Yes, I thought so, that would be enough for me. Would it be possible? Giacomo eyed him intently, as if about to think hard about it, then replied with a solemn yes. Thank you very much, monsieur! The boy beamed, held out his hand and shook it vigorously. By the way, my name is Jacques. Jacques le Butet. Giacomo Bianchi. Are you Italian? Jacques asked, so amazed that Giacomo had to smile. My parents are Italian but I was born and raised in France. But I can also speak Italian if you value it. For heaven's sake! Then I don't understand a word. Jacques beamed at him innocently. So come with me then, Giacoma asked him, I hope you have an ID card with you? Clear. But you don't have to show it anymore, do you? I thought border controls were abolished. Within the EU, by and large, yes. But my load may be checked and I would hate to have someone in my truck without an ID card. It's not very likely they'll want to see your ID, but better is better. For sure. Jacques started fiddling with his backpack, but Giacomo waved him off. Don't do that, you don't have to show it to me now. It's enough for me to know that you have it with you. OK. In the meantime they had reached the truck and Jacques climbed into the passenger seat next to Giacomo. It must be a wonderful job, he said wistfully. You must be getting around a lot. Giacomo started the truck. Can you put it that way, he grinned. Sometimes it's boring when you're sitting alone in the truck for so long. That's an advantage for people like you. so sometimes i take someone with me. way to the department of forensic medicine. The autopsy should have been completed by now. How did he die? asked Fernandes. He drowned, replied the medical examiner. In the sea, Fernandes guessed, but the medical examiner shook his head. Hold on tight, Senhor Fernandes: there was fresh water in his lungs. Fernandes looked at him in astonishment. Then he was dragged to the beach after death? "Could be. But finding out is no longer my business. And when did death come? About 7 hours ago. Fernandes thanked him and drove back to his police station in Faro. Giacomo had almost reached Lisbon. In a small town, 30 km from his destination, he parked his truck in a parking lot and walked to a nearby pub, which he had frequented before. Today was the end of the day, tomorrow he was free and the day after tomorrow he didn't have to leave until evening, so he could have a beer and then maybe go for a walk. He thought of Jacques. Had he arrived at his destination in Albufeira? Bad luck for him that Giacomo only got the tour to Portugal a few days later. The innkeeper knew him and greeted him in a friendly manner. late In the afternoon there wasn't much going on in the pub. The television was on in the corner. Giacomo ordered a beer and sat back and relaxed. The news flickered across the screen, but Giacomo didn't understand enough Portuguese to really follow them. The innkeeper brought the beer, made a few remarks about the weather, and asked how Giacomo was, speaking mixed French and Portuguese. Finally he pointed to the TV. Did you hear about the dead man on the beach in Albufeira? Apparently the police still don't know who he is. Nobody knows him. Giacomo shook his head. I don't speak that much Portuguese. Wait a minute, there was a picture in our newspaper. The landlord disappeared behind his counter, came back with the open newspaper and put it on the table in front of Giacomo. Do you know this man? was written in capital letters next to the picture and below it the same sentence in Portuguese. Oh my God. Giacomo struggled for composure. His face had turned chalk white. I absolutely have to make a phone call. An urgent call for you, Senhor Fernandes. Fernandes picked up the phone. He had trouble understanding the caller, who was obviously not Portuguese and seemed to be trying to find the right words. Do you speak English? Or French? he quickly interjected. Oui, oui and then the information in French literally gushed out of the caller. The dead man from the beach is named Jaques le Butet, he reported. I am a truck driver and recently took him for a ride. He wanted to go to Albufeira. I just saw the picture in the newspaper. My god, if I had known that. You couldn't have known what was going to happen, Fernandes interjected. No, but then I wouldn't have snapped at him like that. Why snapped at? The commissioner listened. He wanted to use my cell phone to make a call. Apparently he didn't have one himself. Then he talked on my cell phone for so long that I got angry. After all, it's not that cheap. Wait, wait! Do you still have the phone? Naturally. Could you find out what number he called? That would help us a lot, monsieur. I cleared the call log, sorry Monsieur le Commissaire. That shouldn't be a problem for our specialists. Could you bring the cell phone here? It would be really important. There was a stunned silence on the other end. I'm in Lisbon, Monsieur le Commissaire, Fernandes then heard. Well, that's wonderful! Then you are not that far away from Faro. But. We will, of course, reimburse you for the expenses. Fernandes gave the address of the commissariat. The third restaurant that Tamara and Heiko tried was really a highlight. I have never eaten such delicious squid. Tamara put the fork on the plate and beamed at her friend. Yes, they can cook here. Even if I don't have a thing for seafood. Heiko was still busy with his steak. On the wall behind him hung a few pictures of the sea. Tamara looked at her with interest. They're great, she remarked. It's a pity that we didn't experience the sea like this on our first day. I still have to think about the poor man. he was so young Some just have to leave earlier. Heiko! Tamara was shocked. how can you say something like that It's like that. Some people live to be very old and others die young. So life is. Yes, but the man didn't die a natural death. That's what the inspector said. Fernandes called Tamara and told her the results of the autopsy. Should he have taken better care of himself? I really don't want to let the story spoil my vacation any more. Heiko wiped her mouth with a napkin. How did you know so quickly that he was dead? You were behind me and I didn't see it directly. Once the words were out, she regretted them. But Heiko just laughed. Look, my girlfriend is playing detective. do you suspect me Of course not! Tamara contradicted so violently and gesticulated so strongly, that she knocked over her wine glass, which was still full, and the wine spilled onto the tablecloth. Damned! The waiter rushed over, assured that it wouldn't matter at all, wiped up the wine as best he could and brought Tamara a new glass of wine without having ordered one. He expects a fat tip afterwards. Heiko grinned. Then he took Tamara's hand and kissed her. Listen, if it's that important to you, we'll take this case. The case? Yes. You know what? We're investigating a little too. Maybe you'll feel better if you can contribute something to the enlightenment. That night Tamara could not sleep. Quietly, so as not to wake Heiko, she got up, went to the window, pushed the curtain aside and looked out at the sea. It was a beautiful sight. The waves lapped gently on the beach and the moon was reflected in the water. Of course it was full moon! That's probably why she couldn't sleep. Or was it because she couldn't get Heiko's strange behavior out of her head? The young man's death seemed to have left him completely cold. Nevertheless, it had been thoughtless and almost impudent of her to ask him why he had seen so quickly that the young man was dead. And because she knew that too, she had reacted so frantically and knocked over the wine glass, assuring that she would not suspect him. Actually, Heiko should have been upset, but he probably hadn't even thought of it. I should be ashamed, she thought. But on the other hand: what did she actually know about Heiko? They had only met three months ago at her friend Sylvia's birthday party. Heiko was friends with her husband and was therefore also at the party. That's Heiko, Sylvia introduced him to her with a laugh, charming, stunning, good-looking and a godsend for every woman. Tamara had laughed and Heiko hadn't been the least bit embarrassed that Sylvia had described it that way. There were certainly men who would have been embarrassed. Heiko was not one of them. I'm glad, he had just said and offered her his hand with a smile. Tamara had been impressed by his personality: confident, genuinely charming and handsome: slim, a head taller than her, dark hair, brown eyes. His job also seemed interesting. I work in export, he had said, for a larger company and I'm mostly on the road in the field. Tamara had been impressed. Then you get around a lot. But she hadn't wanted to ask about his job again, lest she look like a nosy washerwoman, and the conversation soon turned to private matters. Now she noticed for the first time that Heiko knew a lot more about her than she did about him. At some point he had given her the name of the company he worked for and also given her the phone number, but Tamara had never called there. What for? She found it more useful to communicate via cell phone. And she certainly wasn't going to spy on her boyfriend. The idea of vacationing in Portugal came from Heiko. What do you think if we go on holiday next month?" he had asked her while they sat out to dinner on their terrace over the weekend. In fact, she had never been to his house. He only ever came to her, too if he had given her the address of his apartment and his landline number. Of course you can try to call there, he had said, but I warn you. I'm hardly ever at home, and if I am, I won't hear it Telephone most of the time. So it's better to call the cell phone right away. She had stuck to that, including his advice not to just show up to him. I'm usually not at home after all, I'm out all week. I get to go shopping so well like never before, at least not so that my fridge is well stocked. So it makes more sense if I come to you right away at the weekend, he had said. After all, you're in the office all day, you finish work on time and then you have time to go shopping .It would be very outrageous t from me if I then speculate on being able to come directly to you on Friday evening and be spoiled by you with culinary delights? He wore his dazzling smile. And of course being spoiled in other ways. Tamara had smiled flattered and was only too willing to fulfill his wishes. So also the vacation in Portugal. After Heiko had the idea with the holiday together, he immediately suggested going to the Algarve. That not only excited Tamara, but downright electrified. After all, she spoke Portuguese and they could certainly take a day trip to Lisbon, the city she had always wanted to see. She also loved the sea. Sighing, she took another look at it before she gently closed the curtains and lay down in bed next to Heiko. Maybe Heiko kept secrets from her, she thought as she fell asleep. But they probably had little to do with the dead man on the beach. Cristina Ferreira couldn't sleep that night either. Was it because Pedro didn't show up at her place anymore? She hadn't seen him since the heated argument a few days ago. She turned on the bedside lamp, sat up in bed, and reached for her cell phone. No new SMS. That's fine, too, if he leaves her alone. Pedro with his ridiculous jealousy! Because she knew how he would react if she told him that she had offered someone to stay with her, she had said her brother would come. That wasn't so far-fetched: Jaques, whom she had invited, looked a lot like her brother, at least from the pictures he had posted on Facebook. But she hadn't even intended to start an affair with Jacques! At least nothing serious. She had only liked Jaques, she had often written to him on Facebook and when he had told her that he wanted to travel to the Algarve and spend a few days there, she spontaneously offered him to stay with her. Just like that, as a courtesy. Actually, Pedro shouldn't have been there at the time. He was a craftsman and should have traveled to Spain with his company for two weeks for an order, everything was already planned, but the customer had canceled the order at the last minute and she had no choice but to tell Pedro about the upcoming visit to notify. She'd tried to cancel Jaques, but he hadn't logged on to Facebook since he left. She didn't have a cell phone number for him. And to risk him suddenly just standing outside the door while Pedro was at her house, no, that was out of the question. Of course, Pedro had reacted as expected, he didn't believe a word she said, especially not that she was expecting her brother, why hadn't she mentioned her brother when they had such a close relationship? and he wouldn't let her treat him like an idiot. What would have happened if Pedro had been on the road with his company for two weeks as planned and Jaques had come as planned? He should have been there a long time ago and hadn't shown up until now, basically transferred her, although he had called on his cell phone a few days ago and said he was on the road. However, the cell phone is not his and therefore she should not call back on it. But it wouldn't be long before he would be there and he was really grateful that she would give him a place to sleep. Cristina had been waiting impatiently, but he hadn't appeared. But what would have happened if he had come? Maybe nothing. Maybe they would have spent a few days like brother and sister. Maybe not, maybe she would have liked it. And if she did, she would have taken advantage of it. Why not? After all, she wasn't married to Pedro. And just because he had paid her rent for the last month, she wouldn't have to be eternally grateful to him, it had been his own idea and she would pay him back. Sometime. There was nothing new on Facebook. Bored, Cristina looked at the local news page. Maybe there was an event at the weekend, these were sometimes announced there. But instead, a picture jumped out at her, with the headline in bold next to it: Who knows this man? It wasn't until she read the text that she realized who it was. And why Jaques had never turned up at her place. Miguel stood in his garden and looked at the pond he had made a few years ago. At that time his wife was still alive and he could be sure that she would give him hell if he did not take care of the pond maintenance at least twice a week. He'd let that slide pretty much since her death; Who cares here if a few algae more or less floated in the pond and a few creepers eked out their existence? Nevertheless, he had to admit to himself that the pond now looked quite overgrown. Algae and creepers spread unhindered. It would have been easier to keep them at bay if the pond wasn't over 1m deep, Miguel thought. But his wife had also insisted on the depth of the water. She didn't have to do the work. Anyway, that wasn't work for him anymore, he should hire someone to do it. It's a shame that Pedro didn't show up again. Should he ask Cristina where he was? She probably didn't know either. And the thing with the pond wasn't that urgent. First he would cook himself some supper and then retreat to his porch. He was about to turn away to go into the house when he noticed something in the water. What had gotten stuck between the algae and creepers? He stepped closer again and surveyed the matter. It was a backpack, of an undefinable color. He must have been in the water for more than a day. Outrageous, thought Miguel, people just dump their garbage in my pond. He snorted indignantly. The pond was behind the house; only someone in the know would just walk there to dump their trash, probably in the dark. What did that person think of? Angry, he went to the garden shed, got a landing net and used it to fish the backpack out of the water. Giacomo sat at a large table in Fernandes' office, opposite the inspector. The table was laden with files, a small area had been hastily cleared by the secretary, on which she had placed a tray with two cups, a pot of coffee, and milk and sugar. Fernandes noted that despite the hospitality, Giacomo didn't seem particularly comfortable. He shifted restlessly and was probably very happy when he got his cell phone back and could get out of the police station. Do you often pick up hitchhikers? he asked in a friendly conversational tone. Giacomo nodded. Sometimes it's quite boring to sit alone in the truck for so long. Then when I see someone who I think, oops, they're not going to get anywhere other than hitchhiking, that's an extra reason. In any case, this Jaques didn't look as if he could afford a trip to the Algarve in his own car. Or by plane. So you're a humanitarian. Fernandes smiled disarmingly. Can you say yes? Did Jaques tell you where he was going? He wanted to go to the Algarve, to Albufeira. To go on vacation? At the hotel? Or did he want to visit someone? He certainly couldn't afford a hotel. He wanted to see a girl there whom he had met on the internet. She allegedly invited him. Giacomo stared at the tabletop. I still thought, at that age he would surely be able to get by anywhere without money. The trip for free, the vacation or whatever he had in mind, for free. Did he mention the girl's name? Yes Cristina He was also on the phone with her for so long. With my cell phone. Fernandes nodded. That's a good starting point. Did he say something important? I can't tell you that with the best will in the world. All I know is that he was on the phone for a long time. Mostly she talked. Of course I couldn't understand that. But I think the two had something of a relationship. Or at least they imagined it. How can you imagine a relationship? Giacomo shrugged. I don't think they had ever met before. How then, given the distance, one in France, one in Portugal. Even if Jacques was really looking forward to it. There was a knock at the door. A slim young man with glasses appeared and handed Fernandes a document. Fernandes studied it and nodded to himself. If you give Mr. Biancho the mobile phone back, he then turned to the young man. I'll bring it right away. The young man left the room. I hope I could help them. Giacomo was now sitting bolt upright in his chair. If he's got the phone, he'll be gone in seconds, Fernandes thought. I think you helped us a lot, he said. The cell phone number belonged to a Cristina Feirrera. She was easy to find on Facebook. Finding out her address was a piece of cake after that. Fernandes visited her the same day with his colleague Silva. At first no one answered her ring. Fernandes tried again. And again. The third time something stirred behind the door. It slowly opened and a young woman stood in front of them. Fernandes saw at first glance that she had been crying. Excuse me, senhora. We're from the criminal police. Fernandes produced his ID. We wanted to see Cristina Feirrera. Is that you? The young woman nodded. I already know why you're here. Fernandes and Silva exchanged a surprised look. You're here because of Jaques, aren't you? He's dead, I read it in the newspaper. Suddenly she began to cry. Fernandes cleared his throat. Did you know him well? Cristina let out a wild sob. We wanted to move in together, maybe even get married. He was my great love and now. She was shaken by a fit of weeping. Fernandes and Silva had exchanged an astonished look in the first sentences. How long have you known each other? prompted Fernandes. Excuse me, can we come in? Cristina, still sobbing, held the door open for you. Inside, Fernandes looked around. At first glance he saw what he had wanted to find out: there was no photograph of Jaques, either in the frame on the table or on the wall. How long have you known him? he asked again in a cautious tone after he and Silva had sat down. A whole eternity. Actually half my life. And then the two officers were told an incredible story. How did you meet? asked Fernandes. We've known each other forever. He was my soulmate, Cristina replied. What do you mean by that? Fernandes frowned. You must have met at some point. That wasn't necessary. Jaques has always been on my mind, in my head, in my soul. he loved me so much Cristina let out another short sob. I was his life I know that for a fact. She's drunk, Fernandes thought, unable to make sense of the babble. According to Giacomo, Jacques and Cristina had never met before. So what was the point of these exaggerations? He had set out to propose to me, Cristina continued. Of course he didn't tell me that, it was supposed to be a surprise. But I could read Jaques like a book. Because I knew what he was up to, I wanted to make the appointment at the registry office, but they said Jacques still had to present his papers. I told him that too. The two officers said nothing. Fernandes remembered that Jacques hadn't found any papers, if he had any with him because Giacomo said he hadn't seen them. But he didn't think it advisable to point this out to Cristina. Cristina turned to Fernandes. You know your stuff. If you were going to get married and then the groom dies, aren't you entitled to a widow's pension? Fernandes' jaw dropped. She's totally cracked up, said Silva when they were back on the street an hour later. The sun burned hot from the sky and Silva wiped her forehead with a handkerchief. It's either that or greed. Fernandes grinned. Even if she could push through this nonsense with the widow's pension, which is unlikely anyway since they were never married, she doesn't seriously think there was much to be got from this poor sod? Sylva shook her head. If you ask me, she was either drunk, stoned, or both. Or just plain crazy. Before Fernandes could answer, his cell phone rang. His secretary informed him that an alleged relative of Jaques from France had contacted him. Last night they reported the case to the international press. Fernandes breathed a sigh of relief. He had not felt comfortable with the thought that the deceased could not be buried in his home country. Relatives would be able to take him away as soon as the medical examiner cleared him. Miguel looked at the wet backpack. He had put it on the floor and had been debating whether to open it for 10 minutes. On the one hand, he didn't want to bring anything unappetizing to light. On the other hand, his curiosity was piqued. Why did someone throw a backpack into their pond? He picked it up and sniffed it. He didn't smell of anything. A little like a wet cat, he thought and was startled. Surely someone didn't want to drown newborn cats in a backpack? He hastily ripped open the zipper. He had to look twice. And then stood there dumbstruck. In the backpack were several wads of money, neatly wrapped. However, so permeated with water that they were probably spoiled. Merda! he cursed loudly. Marcelina stood in the hall in front of the mirror and tried on the black hat with black ribbon that she had bought earlier. It didn't quite go with her flaming red hair, which flowed long down her back and looked far too alive against the black. At least her face was covered by the crape, which could only be an advantage. She sighed deeply. Brian came out of the kitchen, came up behind her and rubbed her back. So you're flying tomorrow, he said quietly. Not a pleasant task. God doesn't know. Marcelina turned to him. But I owe him that. Besides me he had no one left in the world. Who knows where my good-for-nothing sister has gone for ages. His father didn't get in touch either? Marcelina shook her head. His father probably doesn't even know he has a son. Had Madeline never revealed his name. I finally stopped asking her about it. They were silent for a while, then Marcelina burst out. Why did this sucker just hitchhike? I said to him, don't do it, it's too dangerous, someone will kill you for the money, take the plane, within the EU you can carry 10,000 euros in your hand luggage. But he wanted to experience a real adventure, so poor on the outside, but with a pocket full of money, but wanted to see if he could manage without it. And that's what comes out. Tears welled up in her eyes. If only I could have prevented it. Brian hugged his fiancee. How come. Jacques was of legal age. You couldn't forbid him anything anymore. I should have talked him out of it. Ever since I knew he was planning to set off with so much money, I had a bad feeling. Where did he get all that money from? My mother had stocks and left them to him in her will. It's been over a year now though. But just two months ago they went up in value and Jacques sold them for a profit. Didn't he have the money with him? Brian made sure, who found the story incredible. And Marcelina's nephews stupid. But it was not fitting in this situation to speak your mind. You didn't find anything on him. Marcelina looked at him tiredly. It's a miracle they let him keep his clothes. Do you think there were multiple perpetrators? Who knows. In any case, this commissioner was very reserved. Maybe you'll find out more there tomorrow, Brian said. In the fishing village on the Algarve With a pounding heart, Tamara typed Heiko's company number into her cell phone. Hopefully Heiko didn't get the idea of looking for her here on a not very busy stretch of beach. After a hearty lunch he lay down on the bed and actually fell asleep. Tamara had taken advantage of this to secretly sneak away. He didn't need to know anything about her research. Company Taditeter and Partners, a cheerful female voice answered. Hello, this is Tamara Diester. Could I please speak to Mr. Heiko Katter? Who is there please? Tamara cleared her throat. Even in her ears her voice had sounded raspy. This is Tamara Diester. In what matter would you like to speak to Mr Katter? I, uh, on business, Tamara stuttered, then caught herself and said as briskly as she could, I wanted to propose to him. I know him and would rather discuss it with him personally. Unfortunately, Mr. Katter no longer works for us, said the voice, which was still cheerful. But I can refer you to his successor. Tamara was stunned for a moment. No thanks, she finally said, I'll call him on his private number then. Then I wish you a nice day! Speak to you soon! Shortly before the other end hung up, Tamara snapped the words: Another one, up. What did that mean? She chose the landline number from Heiko's private address and was surprised when, after the third dial tone, a breathless woman answered Hello? reported. Hello, here Tamara preferred not to give her name, could I please speak to Heiko? Who's there? Charlotte. I'm a colleague, she quickly lied. The woman laughed. A colleague? Are you kidding me? Heiko no longer has any colleagues. Don't you read the newspaper? With these words she hung up. Confused, Tamara looked at her cell phone. She couldn't make sense of these sentences. It was hardly Heiko's wife. But why was there a woman in his apartment? Annoyed, she put the phone away. She hadn't made any progress and would now have to hurry to get back to the hotel before Heiko noticed her disappearance or she had to come up with a good excuse like: I went for a walk and didn't want to wake you. She took a few steps in the direction of the hotel and jumped in shock. Suddenly Heiko stood in front of her as if he had grown out of the ground. And didn't look at her kindly. did you scare me I didn't even see you coming. Has he been there a long time? What are you doing here behind my back? Tamara took a step back. What was wrong with him? That wasn't the Heiko she knew. I was out for a walk. Don't make me laugh! Who did you call? Heiko jumped towards her, held her arms tight and pulled the mobile phone out of her pocket. Hey, are you crazy? Release me right now! Heiko laughed, but it wasn't the laugh she was used to from him, a tender, loving laugh that had made her so happy yesterday. That laugh made her blood run cold. An ice-cold hand wrapped itself around her Actually, it was his day off. But even at breakfast, Fernandes had the feeling that this day was going to be completely different than planned. From his balcony he had a wonderful view of Faro Beach, which was not yet crowded with tourists so early in the morning. Fernandes was enjoying the quiet and the view and had just decided, over his second cup of coffee, to just relax and not think about the Albufeira case when the phone rang. It would have been too good to be true, too. I'm sorry to disturb you today, Commissioner, came the voice of his secretary, but there is someone here who really wants to show you something. He also wants to speak to you personally, as he put it, to the commissioner responsible for our area. He has been standing here for an hour and cannot be put off until tomorrow. Fernandes sighed. Who is it? His name is Miguel da Silva. Fernandes considered. I don't think I know him. What is he trying to show me? He has a backpack with him that supposedly contains a lot of money. I'm coming. Fernandes wistfully threw a look at his balcony before swapping his free time for his uniform and making his way to the police station. Look, Commissioner! Miguel grabbed the backpack, unzipped it, and dumped the contents onto the floor. Fernandes looked in amazement at the many wads of money that looked as if they had been thoroughly wet and then dried. The money was quite crumpled, but otherwise seemed undamaged. Where did you get that? From my pond, Inspector. But I didn't throw it in there! Yesterday I wanted to clean the pond when I saw the backpack in the water. I thought someone threw their garbage in the water. Yesterday? Why are you only here today? Miguel was amazed. Why is that important? It was late at night and I didn't want to disturb anyone anymore. Wouldn't you like to keep the money? Fernandes asked, amused. Of course not! Miguel was indignant. I thought it was rubbish! I only opened the backpack because I was suddenly afraid that someone would drown their cats in my pond. But luckily it was only money. There was a knock on the door and Fernande's secretary stuck her head in the door. Excuse me, Commissioner, but Senhora le Butet is here. That too, Fernandes thought. Does that take long? asked one irritated voice behind the door in French. no way! cried Fernandes loudly. You can come right in. He gestured to Miguel to put the money back in his backpack. Please wait outside. I'll look at that again later. Miguel didn't move. I've been waiting for over an hour, he said. Why should I wait again now? I got there first Yes, but this is about a bereavement. The lady flew here specially from France. We weren't expecting them until tomorrow. The door opened again. A woman with flaming red hair and a black hat with crape ribbons partially obscuring her face stood on the threshold. Fernandes couldn't tell if her expression was sad or angry. I want to pick up my nephew, she said in French to Fernandes. I mean. I want to transfer his body. Miguel, who didn't understand a word of French, glared at her. Can't you wait your turn? he snapped in Portuguese. Senhor da Silva, I told you, the lady is here because of a bereavement. Fernandes looked steadily at old Miguel. And now would you be so kind as to wait outside, please? No, said Miguel stubbornly. He lifted the backpack with his right hand, with the other a wad of money & put both on the table. I want to first. But no one found out what he wanted, because the redhead uttered a sharp scream, in which the rest of his words were drowned out. What is that? Holy Mary, that's Jaque's backpack! And his money! And this is the culprit! Great Monsieur le Commissaire, good work! I'm sorry I complained because I had to wait. What is that crazy woman screaming at? Miguel wanted to know. But Fernandes was too stunned to answer.