225.   ©Diagonale Intelligenz

 

Das Nichtwissen eines durchschnittlich gebildeten Mitteleuropäers, ist vom Umfang her, am ehesten vergleichbar dem Volumen der Großen Magellanschen Wolke in unserem Milchstraßensystem. Dabei hat der Mensch Köpfchen. Im Drahtverhau seiner genial verkabelten Schaltzentrale, dem Gehirn, kann er mühelos eine Billiarde Bit unter-bringen. Mit dem Raum wachsen die Möglichkeiten. Nur allzu euphorisch dürfen wir nicht sein, nachdem vor einigen Jahren, schwedische Forscher durch ein kompliziertes Hochrechnungsverfahren herausgefunden haben wollen, dass unser gesamtes erfahrbare Wissen, ließe es sich denn in Fragen formulieren, eine Größenordnung von 500 Billionen erreichen würde. Das wäre ein gehöriger Batzen, der uns so zur Verfügung stünde, um unserem Großhirn auf den Geist zu gehen. Ein kleines Zeitproblem am Rande: Bis Hundert zählen wir bequem in einer Minute. Siebenundzwanzig Jahre brauchen wir für eine Milliarde. Um auf eine Billion zu kommen, hätte man schon in der jüngeren Altsteinzeit beginnen müssen. Nur, wie viel Wissen braucht der Mensch? Man hat das tatsächlich herausgefunden. Erstrebenswert sind "50 Wiskom" die, wenn überhaupt, nur von den Genialen unter den klugen Köpfen erreicht werden. Die gewöhnlichen Sterblichen sind schon mit knapp der Hälfte zufrieden, und in manchen Gegenden, munkelt man hinter vorgehaltener Hand, müssen sich mehrere einen Wiskom teilen. Zum besseren Ver-ständnis: Die richtige Antwort auf eine solch formulierte Frage ist nun eine WE- "Wissenseinheit". Ein Wiskom "Wissenskomplex" sind 1000 Wissenseinheiten. Da die Antworten ja spontan erfolgen, sprechen wir auch vom Spontanwissen. Dort wo das Spontanwissen auf seine Grenzen stößt, nutzen wir die segensreiche Möglichkeit des Nachschlagens. Das Spontanwissen ist populär! Die Technik des Nachschlagens dagegen, fristet ein namenloses Dasein abseits aller Medieninteressen. Die Errungenschaften der Massenmedien im vergangenen Jahrhundert mög-en vielfältig gewesen sein, der raffinierteste Clou jedoch, in der Geschichte der Medien, war die Entdeckung des Unterhaltungswissens Dieses diffuse Oberflächenwissen war auf dem besten Wege, die Maßstäbe für unser künftiges Bildungsniveau zu setzen. Mag sein, dass Geiz geil macht. Aber Wissen ist Wahnsinn! Jeder, der etwas auf sich hielt und mehr zu wissen glaubte als sein Nachbar, verließ Haus und Hof um sich in einem Fernsehstudio einzuquartieren. Dort klingelte die Kasse! Und wer ein wenig Glück beim Raten hatte, dem war sein Salär sicher. Wer die Hotten-totten in Afrika vermutete "El Greco als Theotocopuli entlarvte" oder gar den Blasen-Pippau kannte, der hatte für eine Weile ausgesorgt. Bei Lichte betrachtet war das natürlich alles Kinderpipi. Wenn man den Erfinder des Weih-wasserautomaten nicht kannte, konnte man trotzdem in Harvard studiert haben. Es war auch keine Schande, wenn man etwas nicht wusste. Aber Entscheidend war, wie man es anstellte, es zu erfahren. Diese logischen Denkabläufe und die verschiedenen Fertigkeiten, die es uns ermöglichen, an dieses Wissen zu gelangen, das versteht man unter Diagonaler Intelligenz. Denn Diagonale Intelligenz gab es schon vor dem Internet!

 

 

 

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225.  ©Diagonal Intelligence

 

The extent of the ignorance of an averagely educated Central European is most comparable to the volume of the Large Magellanic Cloud in our Milky Way system. Humans have brains. In the wire entanglement of his ingeniously wired control center, the brain, he can effortlessly accommodate a trillion bits. The possibilities grow with the space. We shouldn't be too euphoric after a few years ago, Swedish researchers used a complicated extrapolation method to find out that our entire experienceable knowledge, if it could be formulated in questions, would reach the order of 500 trillion. That would be a good chunk that we would have at our disposal to get on the nerves of our cerebrum. A small time problem on the side: We can easily count to a hundred in one minute. We need twenty-seven years for a billion. To get to one trillion, one would have had to start as early as the Upper Paleolithic. Just how much knowledge does a person need? It has actually been found out. "50 Wiskom" is desirable, which, if at all, can only be achieved by the brilliant among the bright minds. Ordinary mortals are satisfied with just under half, and in some areas, rumor has it, several must share a Wiskom. For better understanding: The correct answer to such a formulated question is now a WE "unit of knowledge". A Wiskom "knowledge complex" is 1000 knowledge units. Since the answers are spontaneous, we also speak of spontaneous knowledge. Where spontaneous knowledge reaches its limits, we use the blessed opportunity of looking it up. Spontaneous knowledge is popular! The technique of looking up, on the other hand, ekes out a nameless existence away from all media interests. The achievements of mass media over the past century may have been varied, but the most ingenious highlight, in media history, was the discovery of entertainment knowledge. This diffuse surface knowledge was well on its way to setting the standards for our future level of education. It may be that stinginess makes you horny. But knowledge is madness! Everyone who was self-respecting and thought they knew more than their neighbors left home and yard to take up quarters in a television studio. The cash register rang! And if you were lucky enough to guess, your salary was safe. Anyone who suspected the Hotten-Tots in Africa, "El Greco unmasked as Theotocopuli" or even knew the Bubble Pippau, had taken care of things for a while. In the light of course that was all child pee. If you didn't know the inventor of the holy water dispenser, you could still have studied at Harvard. There was no shame in not knowing something. But what mattered was how you went about experiencing it. These logical thought processes and the various skills that enable us to acquire this knowledge are known as diagonal intelligence. Because diagonal intelligence existed before the internet!