217.   ©Ein Katze hat Bekanntschaft mit der Maus

Eine Katze hatte Bekanntschaft mit einer Maus gemacht und ihr so viel von großer Liebe und Freundschaft vorgesagt, die sie zu ihr trüge, dass die Maus endlich einwilligte, mit ihr zusammen in einem Haus zu wohnen und gemeinschaftliche Wirtschaft zu führen. Aber für den Winter müssen wir Vorsorge tragen, sonst leiden wir Hunger, sagte die Katze. Du, Mäuschen, kannst dich nicht überallhin wagen und gerätst mir am Ende in eine Falle. Der gute Rat wurde also befolgt und ein Töpfchen mit Fett angekauft. Sie wussten aber nicht, wohin sie es stellen sollten. Endlich, nach langer Überlegung, sprach die Katze: Ich weiß keinen Ort, wo es besser aufgehoben wäre, als die Kirche; da getraut sich niemand etwas wegzunehmen. Wir stellen es unter den Altar und rühren es nicht eher an, als bis wir es nötig haben. Das Töpfchen wurde also in Sicherheit gebracht. Aber es dauerte nicht lange, so trug die Katze Gelüste danach und sprach zur Maus: Was ich dir sagen wollte, Mäuschen, ich bin von meiner Base zum Gevatter gebeten. Sie hat ein Söhnchen zur Welt gebracht, weiß mit braunen Flecken, das soll ich über die Taufe halten. Lass mich heute ausgehen und besorge du das Haus allein! Ja, ja, antwortete die Maus, geh in Gottes Namen! Wenn du was Gutes isst, so denk an mich! Von dem süßen roten Festwein tränk ich auch gern ein Tröpfchen! Es war aber alles nicht wahr. Die Katze hatte keine Base und war nicht zum Gevatter gebeten. Sie ging geradewegs nach der Kirche, schlich zu dem Fett Töpfchen und leckte die fette Haut ab. Dann machte sie einen Spaziergang auf den Dächern der Stadt, streckte sich hernach in der Sonne aus und wischte sich den Bart, sooft sie an das Fett Töpfchen dachte. Erst als es Abend war, kam sie wieder nach Hause. Nun, da bist du ja wieder! sagte die Maus. Du hast gewiss einen lustigen Tag gehabt. Es ging an, antwortete die Katze. Was hat denn das Kind für einen Namen bekommen? fragte die Maus. Haut ab, sagte die Katze ganz trocken. Haut ab, rief die Maus, das ist ja ein seltsamer Name! Ist der in eurer Familie gebräuchlich? Was ist da weiter! sagte die Katze. Er ist nicht schlechter als Bröseldieb, wie deine Paten heißen. Nicht lange danach überkam die Katze wieder ein Gelüste. Sie sprach zur Maus: Du musst mir den Gefallen tun und nochmals das Hauswesen allein besorgen; ich bin zum zweiten Mal zum Gevatter gebeten, und da das Kind einen weißen Ring um den Hals hat, so kann ich’s nicht abschlagen. Die gute Maus willigte ein, die Katze aber schlich hinter der Stadtmauer zu der Kirche und fraß den Fett Topf halb aus. Es schmeckt nichts besser, sagte sie, als was man selber isst, und war mit ihrem Tagewerk ganz zufrieden. Als sie heimkam, fragte die Maus: Wie ist denn dieses Kind getauft worden? Halbaus, antwortete die Katze. Halbaus! Was du sagst! Den Namen habe ich meinen Lebtag noch nicht gehört. Ich wette, der steht nicht im Kalender. Die Katze wässerte das Maul bald wieder nach der Leckerei. Aller guten Dinge sind drei, sprach sie zu der Maus. Ich soll wieder Gevatter stehen. Das Kind ist ganz schwarz und hat bloß weiße Pfoten, sonst kein weißes Haar am ganzen Leib. Das trifft sich alle paar Jahre nur einmal. Du lassest mich doch ausgehen? Haut ab, Halbaus, antwortete die Maus, es sind seltsame Namen, die machen mich nachdenklich. Da sitzest du daheim in deinem dunkelgrauen Flausrock und deinem langen Haarzopf, sprach die Katze, und fängst Grillen. Das kommt davon, wenn man bei Tag nicht ausgeht! Die Maus räumte während der Abwesenheit der Katze auf und brachte das Haus in Ordnung; die naschhafte Katze aber fraß den Fett topf rein aus. Wenn erst alles aufgezehrt ist, so hat man Ruhe, sagte sie zu sich selbst und kam satt und dick erst in der Nacht nach Hause. Die Maus fragte gleich nach dem Namen, den das dritte Kind bekommen habe. Er wird dir wohl auch nicht gefallen, sagte die Katze; er heißt Ganz aus. Ganz aus! rief die Maus. das ist der aller bedenklichste Name, gedruckt ist er mir noch nicht vorgekommen. Ganz aus! Was soll das bedeuten? Sie schüttelte den Kopf, rollte sich zusammen und legte sich schlafen. Von nun an wollte niemand mehr die Katze zum Gevatter bitten. Als aber der Winter herangekommen und draußen nichts mehr zu finden war, gedachte die Maus ihres Vorrats und sprach: Komm, Katze, wir wollen zu unserm Fett topf gehen, den wir uns aufgespart haben! Der wird uns schmecken. Jawohl, erwiderte hier die Katze, der wird dir schmecken, als wenn du deine feine Zunge zum Fenster hinausstreckt. Sie machten sich auf den Weg, als sie anlangten, stand zwar der Fett topf noch an seinem Platz, war aber leer. Ach, sagte die Maus, jetzt merke ich, was geschehen ist!, jetzt kommt’s an den Tag. Du bist mir eine wahre Freundin! Aufgefressen hast du alles, während du behauptetest, Gevatter zu stehen: erst Haut ab, dann halb aus, dann willst du schweigen, rief die Katze. Noch ein Wort, u. ich fresse dich auf! Ganz aus, hatte die arme Maus schon auf der Zunge. Kaum war es heraus, tat die Katze einen Satz nach ihr, packte sie und schlang sie hinunter. Siehst du, so geht’s in der Welt.

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217.  ©A cat is acquainted with the mouse

A cat had made the acquaintance of a mouse and told her so much about the great love and friendship she would bring to her that the mouse finally agreed to live with her in a house and to run a joint household. But we have to make provisions for the winter, otherwise we'll go hungry, said the cat. You, little mouse, cannot venture anywhere and end up falling into a trap for me. So the good advice was followed and a pot of fat was bought. But they didn't know where to put it. Finally, after much deliberation, the cat said: I know of no better place for it than the church; nobody dares to take anything away. We put it under the altar and don't touch it until we have to. So the potty was brought to safety. But it wasn't long before the cat had a craving for it and said to the mouse: What I wanted to tell you, little mouse, my cousin asked me to go to the godfather. She gave birth to a son, white with brown spots, I'm supposed to hold that about the baptism. Let me go out today and take care of the house alone! Yes, yes, answered the mouse, go in God's name! If you eat something good, think of me! I also like to drink a drop of the sweet red festival wine! But it wasn't all true. The cat had no base and was not asked to gossip. She went straight to church, crept up to the fat potty, and licked the fat skin. Then she would take a walk on the roofs of the city, then stretch out in the sun and wipe her beard whenever she thought of the fat potty. Only when it was evening did she return home. Well, there you are again! said the mouse. You must have had a fun day. It came on, answered the cat. What was the child's name? asked the mouse. Go away, said the cat very dryly. Go away, cried the mouse, that's a strange name! Is it common in your family? What's next! said the cat. He's no worse than Bröseldieb, as your godparents are called. Not long after, the cat had another craving. She said to the mouse: You must do me a favor and take care of the household chores yourself again; I have been asked to be godfather for the second time, and since the child has a white ring around its neck, I cannot refuse it. The good mouse agreed, but the cat crept behind the city wall to the church and ate up half of the fat pot. Nothing tastes better, she said, than what you eat yourself, and was quite content with her day's work. When she came home, the mouse asked: How was this child baptized? Half out, replied the cat. half off! What you say! I've never heard that name in my life. I bet it's not on the calendar. The cat was soon watering its mouth again after the treat. All good things come in threes, she said to the mouse. I shall stand godfather again. The child is completely black and only has white paws, otherwise no white hair on the whole body. This only happens once every few years. Are you letting me go out? Go away, half out, replied the mouse, they are strange names, they make me think. There you sit at home in your dark gray fluffy skirt and your long braid of hair, said the cat, and catch crickets. This is what comes of not going out during the day! The mouse cleaned up and put the house in order during the cat's absence; but the greedy cat ate up the pot of fat. Once everything has been eaten up, there's peace and quiet, she said to herself and didn't come home until that night, full and fat. The mouse immediately asked what the name of the third child had been. You probably won't like it either, said the cat; his name is all out. Completely off! called the mouse. That's the most questionable name of all, I've never seen it printed before. Completely off! What is that supposed to mean? She shook her head, curled up and went to sleep. From now on nobody wanted to ask the cat to be their godfather. But when winter came and there was nothing more to be found outside, the mouse thought of her stock and said: Come, cat, let's go to our fat pot that we have been saving! We'll like it. Yes, the cat replied here, you will like it as if you were sticking your fine tongue out of the window. They set off, and when they got there, the fat pot was still in place, but empty. Ah, said the mouse, now I realize what happened!, now it's coming to light. You are my true friend! You've eaten everything up while pretending to be standing, godfather: first off, then halfway, then you'll keep quiet, cried the cat. One more word and I'll eat you up! Completely off, the poor mouse already had on her tongue. As soon as it was out, the cat lunged after her, grabbed her and wolfed her down. You see, that's the way the world works.