212.  ©Die Jagd

 

Rund um den Pool war alles ruhig. Das schimmernde Sonnenlicht, das sich auf der ruhigen Wasseroberfläche spiegelte, war golden u. nicht zu hell. Die streichelnde Berührung der frühen Morgensonne begrüßte die Natur der Erde mit einem schüchternen Kuss. Als Antwort stieg ein leichter Nebel wie eine zaghafte Röte aus dem Boden auf, der Atem des Waldbodens, ausgeatmet von der Lunge der Natur. Millionen von Farben wurden dort erzeugt, wo die wärmenden Strahlen der Sonne leicht durch die winzigen Tröpfchen, aus denen der Nebel bestand, hindurchging. Die gesamte Umgebung wurde in eine Unzahl von prismatischen Farben getaucht. Der Pool bot seinen eigenen Morgengruß: Sanfte Wellen kräuselten seinen natürlichen Spiegel, als ob sie die zärtliche Berührung willkommen hießen. Wasser, Nebel und warme Morgenluft existierten in natürlicher Harmonie. Es war unmöglich zu sagen, wo das eine Element aufhörte und das andere begann. Es war eine Szene von äußerster Schönheit und unberührtem Staunen. All dies betrachtete der Jäger mit einem scheinbar unbeeindruckten Blick. Seine Beute war nicht zu sehen, aber das wird sie bald sein, dachte er bei sich. Unsichtbar und in völliger Stille saß er inmitten des Laubes, beweg-ungslos, auf seine Beute wartend. Das Leben war für ihn die Jagd. Nie hatte er eine andere Lebensweise gekannt und nie die Absicht gehabt, einen anderen Weg zu wählen. Und es war ein Leben, das er genoss. Jede Jagd war für ihn wie eine Wiedergeburt. Es schien, als würde das Leben, das er beendete, irgendwie seine eigene leere Hülle mit einer Kraft auftanken, die mit nichts anderem zu vergleichen ist. Es war, als würde er aus einer klaren Bergquelle trinken, nachdem er tagelang durch die ausgedörrte Ebene seiner Heimat gewandert war. Ah, es schmeckte so gut. Er war die begierig auf das heutige Getränk. Obwohl er sich völlig unter Kontrolle hielt, konnte er nicht umhin, den Moment des Schusses vorauszusehen. Die berauschende Sekunde, in der er seiner auserwählten Beute den Tod schenkt. Es war so ein feierlicher Akt, etwas, das niemand sehen oder hören durfte. Er allein hatte das Kommando, seine Beute war ein Statist in dem Stück, das er inszenierte. Ein Stück, das immer mit dem Tod endete. Nur ein leichtes Rascheln der Blätter kündigte die Ankunft an. Die Kreatur bewegte sich anmutig am Ufer entlang, einge-rahmt vom Licht der fast aufgehenden Sonne, die der Umgebung inzwischen eine viel reichere Farbe verlieh, als sie es nur Augenblicke zuvor hatte. Der Körper der Kreatur schien aus reiner, strahlender Energie zu bestehen, obwohl dies nicht das war, was der Jäger sah. Er sah seine Beute. Er machte seine Waffe bereit und konzentrierte seine Ge-danken auf die Entfernung zwischen ihm u. seiner Beute. Ein Tunnel öffnete sich für ihn, der alle Dinge aus seiner Sicht ausschloss, außer seiner Waffe, seinem Ziel und dem unsichtbaren Faden, den sein Verstand zwischen diesen beiden konstruiert hatte. Jetzt war der Tod nur wenige Sekunden entfernt. Er passte seine Position sorgfältig an, um nicht durch das stechende Sonnenlicht behindert zu werden. Das ist es, dachte er, gönne mir deinen Tod. Und der Tod kam. Das Gefühl erinnerte ihn zunächst wieder daran, aus dieser kühlen Quelle zu trinken. Nur dass dieses Wasser nicht kühl, sondern tödlich kalt war und direkt in sein Herz schoss. Der Schmerz strömte durch seinen Körper, sein Pfeil flog weit, während seine Hände, die den Bogen hielten, sich entspannten und dann plötzlich wild zu zucken begannen. Sein ganzer Körper verzehrte sich in einer Reihe von kurzen Spasmen u. kollabierte dann zu Boden, wieder bewegungslos. Die Kreatur, erschrocken durch das unerwartete Geräusch eines Körpers, der durch das dichte Blattwerk krachte, geriet in Panik und raste in die grüne Sicherheit des Waldes zurück. Als der Pfeil, der sich verirrt hatte, in den Teich stürzte, so war dies für lange Zeit das letzte Geräusch, das man hörte. Irgendwann hörte die Wasseroberfläche auf zu plätschern und wurde wieder zu einem polierten Spiegel, den die Sonne gerne anlächelte. Um den Pool herum war alles still.

 

 

 

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212.  ©The hunt

 

Everything was quiet around the pool. The shimmering sunlight, which was reflected on the calm surface of the water, was golden and not too bright. The caressing touch of the early morning sun greeted the nature of the earth with a shy kiss. In response, a light mist rose from the ground like a timid blush, the breath of the forest floor, exhaled from the lungs of nature. Millions of colors were created where the sun's warming rays easily passed through the tiny droplets that made up the mist. The whole area was bathed in a myriad of prismatic colors. The pool offered its own morning greeting: gentle waves rippling its natural mirror as if welcoming the tender touch. Water, fog and warm morning air existed in natural harmony. It was impossible to tell where one element ended and the other began. It was a scene of the utmost beauty and pristine astonishment. The hunter looked at all of this with a seemingly unfazed look. His prey was nowhere to be seen, but it will soon be, he thought to himself. Invisible and in complete silence he sat in the middle of the leaves, motionless, waiting for his prey. For him, life was the hunt. He had never known any other way of life and never intended to choose another path. And it was a life he enjoyed. Every hunt was like a rebirth for him. It seemed like the life he was ending was somehow fueling its own empty shell with a power that cannot be compared to anything else. It was like drinking from a clear mountain spring after hiking through the parched plains of his homeland for days. Ah, it tasted so good. He was the most eager for today's drink. Although he was completely in control, he couldn't help predicting the moment of the shot. The intoxicating second in which he gives death to his chosen prey. It was such a solemn act, something no one was allowed to see or hear. He alone was in command, his prey was an extra in the play he was staging. A piece that always ended in death. Only a slight rustle of the leaves announced the arrival. The creature moved gracefully along the bank, framed by the light of the almost rising sun, which now gave the surroundings a much richer color than it had only moments before. The creature's body appeared to be made of pure, radiant energy, although this was not what the hunter was seeing. He saw his prey. He got his weapon ready and focused his mind on the distance between him and his prey. A tunnel opened for him, blocking all things from his view except his weapon, his target, and the invisible thread his mind had constructed between the two. Now death was seconds away. He adjusted his position carefully so as not to be obstructed by the stinging sunlight. That's it, he thought, grant me your death. And death came. At first, the feeling reminded him to drink from this cool spring. Except that this water wasn't cool, it was deadly cold and shot right into his heart. The pain streamed through his body, his arrow flew wide while his bow-holding hands relaxed and then suddenly began to twitch wildly. His whole body consumed itself in a series of brief spasms and then collapsed to the floor, motionless again. The creature, startled by the unexpected sound of a body crashing through the thick foliage, panicked and raced back into the green safety of the forest. When the lost arrow fell into the pond, it was the last sound one heard for a long time. At some point the surface of the water stopped splashing and turned back into a polished mirror that the sun liked to smile at. Everything was quiet around the pool