194.  ©An einem Ort von gestern

 

Ruhig lag das abgelegene Dorf, in mitten eines breiten Tales, vom Mondschein hell erleuchtet. Es sah wirklich aus, als habe es ja die letzten 20 Jahre überdauert. Der Verkehr hatte eine nächtliche Pause eingelegt. Die Menschen schliefen noch tief und fest in ihren Betten. Nur einer war schon auf den Beinen: Karl Michler, seines Zeichens Frühaufsteher vom Dienst und Förster. Er wollte rechtzeitig auf die Pirsch gehen und von seinem Jagdstand aus die Tiere und Geschehnisse im nahen Wald beobachten. Mit seinem Jeep erreichte er den Parkplatz, der nah am Wald gelegen war, innerhalb von 10 Minuten. Er bezog den Försterstand mit seinem Marschgepäck, seinem Jagdgewehr sowie einem Präzisionsfern Glas. Gestern hatte er die Spur eines verletzten Tieres aufgenommen, musste die Suche jedoch kurz vor der einbrechenden Dunkelheit aufgeben, da sie sich im dichten Gestrüpp verlor. Seit einiger Zeit hatte er nun eine vage Vermutung. Er nahm an, dass es sich hier nun um einen Wilderer handelte. Immer wieder verschwanden vor allem Hirsche und Wildschweine aus seinem Revier. Das Ganze hatte er bis jetzt aber nicht publik gemacht, um den Wilderer nicht abzuschrecken. Kurz vor 5 Uhr morgens erschien auf der Lichtung vor ihm ein Achtender, ein besonders prachtvolles Exemplar seiner Sorte. Stolz schritt dieses Tier gemächlich über die Lichtung, doch kurz bevor es dessen Ende erreichte, fiel es um. Der Hirsch brach in sich zusammen und blieb dann auf der Seite liegen. Ein Einschussloch im Kopfbereich deutete daraufhin, dass der Wilderer wohl einen Schalldämpfer benutzt hatte. Bis zur letzten Sehne war Karl gespannt, was jetzt geschehen würde. Durch sein Nachtfernglas konnte er sehen, wie eine Person im grauen Lodenmantel mit Hut und Tarnfarbe im Gesicht kurz darauf die Lichtung betrat. Sie schaute sich rechts und links um, begab sich dann schnellen Schrittes zu dem erlegten Tier, begann es auszuweiden. Kurz darauf brach ein Bär aus dem Dickicht aus. Er hatte es wohl so auf den Hirsch abgesehen, dessen Witterung er aufgenommen hatte. Der Wilderer hatte nicht den Ansatz einer Chance, noch zu flüchten. Sein Leben lief noch einmal vor seinen Augen ab. Da durchbrachen mehrere Gewehrschüsse die Stille des Waldes. Karl hatte binnen weniger Sekundenbruchteile die Situation erkannt, musste den Wilderer wohl oder übel retten. Ein Warn-schuss allein hätte nicht genügt, da der Bär das Blut des erlegten Tieres gerochen hatte und offensichtlich sehr hungrig war. Der Bär fiel ein paar Meter vor dem Wilderer tot zu Boden. Dieser konnte aber jedoch im Dämm-erlicht nicht erkennen, woher die Schüsse genau gekommen waren. Außerdem war ihm durch das plötzliche Auf-tauchen des Bären ein Riesenschreck in die Glieder gefahren. Diesen Schreckmoment nutzte der Förster, um sein Versteck zu verlassen und den Wilderer dingfest zu machen. Er schlug den Wilderer mit dem Gewehr von hinten zu Boden und fesselte ihn mit einem Seil an Händen und Füßen. Anschließend informierte er die ortsansässige Polizei per Handy, die kurz darauf am Tatort erschien. Für den Abtransport des Bären und des Hirsches sorgte ein befreundeter Bauer mit seinem Traktor und einem Anhänger. Die Polizei fand auf der gegenüber liegenden Seite des Waldes das Fahrzeug des Täters, in dem sie nun noch mehr Blutspuren hier fand, die später als Tierblut identifiziert wurden. Der Wilderer musste mit einer langjährigen Gefängnisstrafe rechnen, aber die war ihm wohl weitaus lieber als sein Leben zu verlieren. Er gestand, die Wilderei aus Armut begonnen zu haben, da er weder einen Job noch irgendwelche Verwandte hatte, die ihm helfen konnten. Er gab sogar zu, noch in anderen Revieren gewildert gehabt zu haben. Durch sein Geständnis blieb ihm dann doch die Höchststrafe erspart. Am Ende musste er froh sein, dass Karl Michler auf ihn aufmerksam geworden war und durch sein beherztes Eingreifen Schlimmeres vereitelt hatte. Karl war erleichtert, dass alles so glimpflich verlaufen war und konnte endlich seinen normalen Arbeitsalltag, der normalerweise erst um 8:00 Uhr begann wieder aufnehmen.

 

 

 

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194.  ©In a place from yesterday

 

The remote village lay quiet, in the middle of a wide valley, brightly lit by the moonlight. It really looked like it had lasted the last 20 years. The traffic had paused for a night. People were still sound asleep in their beds. Only one was up: Karl Michler, an early riser from work and a forester. He wanted to go stalking in good time and watch the animals and events in the nearby forest from his hunting stand. With his jeep he reached the parking lot, which was close to the forest, within 10 minutes. He moved into the forester's stand with his pack, his hunting rifle and a precision distant glass. Yesterday he took up the trail of an injured animal, but had to give up the search shortly before dark because it was lost in the thick undergrowth. For some time now he had had a vague guess. He assumed that this was a poacher. Again and again, especially deer and wild boar disappeared from his territory. He hadn't made the whole thing public until now, so as not to deter the poacher. Shortly before 5:00 a.m., a figure eight appeared in the clearing in front of him, a particularly splendid specimen of its kind. This animal strode proudly across the clearing, but just before it reached its end, it fell over. The deer collapsed and then lay on its side. A bullet hole in the head area indicated that the poacher had probably used a silencer. Up to the last tendon, Karl was curious to see what would happen next. Through his night binoculars he could see a person in a gray loden coat with a hat and camouflage on his face entering the clearing shortly afterwards. She looked around left and right, then walked quickly to the hunted animal and began to eviscerate it. Shortly afterwards a bear broke out of the thicket. He must have been after the deer whose scent he had taken in. The poacher had no chance of escaping yet. His life was going on once more before his eyes. Several rifle shots broke the silence of the forest. Karl had recognized the situation within a fraction of a second and had to save the poacher for better or for worse. A warning shot alone would not have been enough, as the bear had smelled the blood of the animal that had been killed and was obviously very hungry. The bear fell dead to the ground a few meters in front of the poacher. However, in the twilight he could not see where the shots had come from. He was also terrified by the sudden appearance of the bear. The forester used this moment of shock to leave his hiding place and arrest the poacher. He hit the poacher from behind with his rifle and tied his hands and feet with a rope. He then informed the local police via cell phone, which appeared shortly afterwards at the crime scene. A farmer friend with his tractor and trailer took care of the transport of the bear and the deer. The police found the perpetrator's vehicle on the opposite side of the forest, in which they now found even more traces of blood, which were later identified as animal blood. The poacher had to expect a long prison sentence, but he probably preferred it far to losing his life. He confessed that he started poaching out of poverty because he had no job and no relatives to help him. He even admitted to poaching in other areas. His confession spared him the maximum penalty. In the end he had to be happy that Karl Michler had noticed him and thwarted worse things through his courageous intervention. Karl was relieved that everything had gone so smoothly and was finally able to resume his normal working day, which normally only began at 8:00 a.m.