191.  ©Ausflug ins Nichts

 

Der Pfad wurde steiler und steiniger. Bald war er nicht mehr deutlich zu erkenn. Carlos u. Pedro fluchten. Sie hatten sich erboten, unsere kleine Gruppe hier zur Steilküste zu führen. Plötzlich stutze ich: diese Formation aus Gestein und Gebüsch kannte ich von früher. Vor hier aus musste es eine Abkürzung geben. Sie war schwierig, denn man konnte nur durch einen kleinen Felsentunnel kriechen, aber danach war die Sicht frei. Lebhaft hatte ich das Bild jetzt von vor vielen Jahren vor Augen, hatte noch das Gefühl des Kriechens im Körper. Ich schlug vor, die Abkürzung zu nehmen. Nach einer Reihe von Fragen und einer langen Beratung, bei der alle die Animositäten innerhalb der Begleiter offen so zu Tage traten, wurde ich gebeten, die Führung zu übernehmen: Wenn du dir ganz sicher bist Esteban. Ich war mir ganz sicher. Nach einem Augenblick der Suche erkannte ich den Eingang zu einer Rinne, die ziemlich steil nach oben führte. Sie ließ sich jedoch leichter erklimmen als der mit Geröll übersäte Weg, denn sie führte über den nackten Sandstein. Keine Gesteinsbrocken rutschten unter unseren Füßen, u. es gab genügend Felsritzen, an denen wir uns festhalten konnten. Zunächst ging es flott voran. Ich freute mich schon auf den Anblick des unendlich blauen Meeres. Jetzt mussten wir uns doch nur noch durch die kleine Höhle winden, dann wären wir da. Wir machten eine kurze Rast und tranken einen Schluck Wasser. Dann ging es los. Der Tunnel, den die Höhle meiner Erinnerung nach bildete, war zwar eng, aber nicht bedrückend und finster. Ab und zu fiel Licht durch eine Scharte in der Decke auf den Boden und wies den Weg. Die Stimmung stieg, je weiter wir vorrückten. Bald würde es geschafft sein. Urplötzlich hörte die Decke des Tunnels auf u. grelles Sonnenlicht strahlte von einem unglaublich blauen Himmel. Vor mir richtete sich eine schmale, glitzernde Spitze auf, die den Weg versperrte. Sie war durch-sichtig wie aus Glas und kam bedrohlich näher. Wo hatte ich ein ähnliches Bild schon einmal gesehen? Ja doch, das Gebilde glich einem Treffer auf einem Monitor im Labor, wenn der Apparat die richtige Sorte Gift aus dem zu untersuchenden Material gefunden hatte und sie in einer nadelspitzen Kurve anzeigte. Mit einem Faustschlag schlug ich gegen diese ragende Nadel vor mir hier. Sie brach nun in sich zusammen. Splitter flogen nun umher, Gesteins-schichten senkten sich nun über die eben noch so strahlende Öffnung. Wir saßen nun in völliger Dunkelheit. Carlos u. Pedro waren die ersten, die etwas sagten: Wir kehren um! So leicht war das jedoch nicht. Den Schluss bildete nämlich Elvira. Sie war ja die korpulenteste unter den Teilnehmern und die ängstlichste. Sie wollte oder konnte sich nicht drehen. Und an ihr vorbei kam niemand, denn der Gang war viel zu eng, um sie zu überholen. Ich bin sicher, dass der Weg geradeaus nur noch kurz ist, wagte ich zu bemerken. Ihr könnt hier bleiben, bis ich am Ende ange-kommen bin und euch rufe. Das wollten die anderen aber alle nicht. Wir kriechten gemeinsam weiter, war die allgemeine Meinung. Zurückgelassen werden wollte niemand. Feiglinge! Also kroch ich vorsichtig in der Dunkelheit weiter, tastete mich an den Wänden entlang. Geröllbrocken räumte ich so gut es ging zur Seite, damit die anderen es leichter hätten. Nach u. nach wurde der Druck, der von hinten auf mich einzuwirken schien, immer bedrohlicher. Sie schoben mich praktisch vor sich her, um endlich der bedrückenden Situation zu entkommen. Auf einmal ging es nicht weiter. Etwas Weiches versperrte den Weg. Ich tastete dran herum, um zu fühlen, was es sein könnte. Es schien eine aus Leder gefertigte Membran zu sein, die den Gang vollständig abriegelte. Dahinter gluckerte es undeutlich. Was nun? Auf dem Boden tastete ich nach einem spitzen Stein, fand einen und fing an, die Membran aufzuschneid-en. Beim ersten kleinen Schnitt quoll etwas Nasses durch den Riss. Wasser! Sollten wir in diesem Tunnel nun ertrinken? Mit einem lauten Knall riss das Leder vollständig auf und entließ einen Bach Wasser auf unseren Weg. Ein Luftzug begleitete ihn. Endlich ein wenig frische Luft! Das Ende des Ganges musste in der Nähe sein. Undeut-liche Schemen spielten auf dem Wasser, obwohl es stockdunkel war. Mir war jetzt alles egal, ich rutschte auf dem glitschigen Boden in Bauchlage dem Luftzug entgegen. Der Boden neigte sich. Wie konnte das Wasser bergauf fließen?, wunderte ich mich noch, da wurde ich hinunter gesogen. Es gab hier keinen Halt mehr, die Wände und der Boden schienen wie mit einem Gel beschmiert. Einen Augenblick noch, dann fiel ich ins Leere. In eine weiße Leere ohne Konturen, ohne Licht, ohne Finsternis, ohne Hindernis. In der Ferne hörte ich Schreie der Überraschung: Wie schön! Das Meer! Die Küste! Ich aber fiel, fiel, stürzte, segelte, glitt in das dämonische, konturlose Weiß. Wo ist Esteban?, hörte ich weit weg…

 

 

 

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191.  ©Excursion into nowhere

 

The path got steeper and more rocky. Soon he was no longer clearly recognizable. Carlos and Pedro swear. They had offered to lead our small group here to the cliff. Suddenly I stop: I knew this formation of rocks and bushes from before. There had to be a shortcut from here. It was difficult because you could only crawl through a small rock tunnel, but after that the view was clear. I had the image from many years ago vividly in front of my eyes, still had the feeling of crawling in my body. I suggested taking the shortcut. After a series of questions and a long consultation, during which all the animosities within the companions came to light, I was asked to take the lead: If you are quite sure, Esteban. I was quite sure. After a moment of searching, I recognized the entrance to a gully that led up rather steeply. However, it was easier to climb than the scree-strewn path because it led over bare sandstone. No boulders slid under our feet, and there were enough cracks in the rock to hold on to. At first things went well. I was looking forward to the sight of the infinitely blue sea. Now we just had to wind our way through the small cave and we would be there. We took a short rest and took a sip of water. Then it started. The tunnel that the cave formed, as far as I can remember, was narrow, but not oppressive and dark. Every now and then light fell through a gap in the ceiling and showed the way. The mood rose the further we advanced. It would be done soon. All of a sudden the ceiling of the tunnel stopped and bright sunlight shone from an incredibly blue sky. A narrow, glittering point rose in front of me, blocking the way. It was transparent as if made of glass and came menacingly closer. Where had I seen a similar picture before? Yes, yes, the structure was like a hit on a monitor in the laboratory when the apparatus had found the right kind of poison from the material to be examined and displayed it in a needle-like curve. With one punch I hit this sticking needle in front of me. She collapsed now. Splinters now flew around, layers of rock now sank over the opening, which was still so radiant. We were now sitting in complete darkness. Carlos and Pedro were the first to say something: We are repenting! But it wasn't that easy. The end was namely Elvira. She was the most corpulent among the participants and the most fearful. She didn't want to or couldn't turn. And nobody could get past her, because the corridor was far too narrow to overtake her. I am sure that the straight ahead is only a short one, I dared to notice. You can stay here until I get to the end and call you. But none of the others wanted that. We crawled on together, was the general opinion. Nobody wanted to be left behind. Cowards! So I crawled cautiously in the dark, feeling my way along the walls. I cleared the rubble as best I could so that it would be easier for the others. Little by little the pressure that seemed to work on me from behind became more and more threatening. They practically pushed me in front of them to finally escape the depressing situation. Suddenly it didn't go any further. Something soft was blocking the way. I felt around to feel what it could be. It appeared to be a membrane made of leather that completely sealed off the corridor. Behind it it chuckled indistinctly. What now? I felt for a sharp stone on the floor, found one, and began to cut open the membrane. At the first small cut, something wet oozed through the crack. Water! Should we drown in this tunnel now? With a loud bang, the leather tore completely and released a stream of water on our way. A breeze accompanied him. Finally some fresh air! The end of the corridor must be nearby. Indistinct shapes played on the water, although it was pitch dark. I didn't care about anything now, I slipped on the slippery floor in prone position towards the breeze. The ground sloped. How could the water flow uphill? I was still wondering when I was sucked down. There was no more hold here, the walls and the floor seemed as if they were smeared with gel. Just a moment and then I fell into space. Into a white void without contours, without light, without darkness, without obstacles. In the distance I heard screams of surprise: How beautiful! The sea! The coast! But I fell, fell, fell, sailed, slipped into the demonic, contourless white. Where's Esteban? I heard far away ...