178.  ©Die Höhen und Tiefen

 

In der Bar dröhnt die Musik in ihren Ohren, Matilda hat die Nacht auserkoren, um sich frei zu fühlen, sich gehen zu lassen, allen Alltagstrott, den Alltagsschrott dort stehen zu lassen, wo sie ihn am nächsten Tag wieder abholen kann. Sie trinkt nun ein paar Gläser Wein und kann sich selbst endlich mal wieder reinen Wein einschenken, denn angetrunken ist man ja doch immer am Ehrlichsten. Ihr Herz tanzt zum Beat und wie immer schafft sie es alle an-zuspornen, weil ihr Enthusiasmus Wellen schlägt, ihr Lachen auf andere überschwappt, etwas  übergeschnappt sein, das brauchen in dieser verrückten Welt doch alle. Es rauscht in ihren Ohren, sie tanzt  gedankenverloren, betrunken, ist in der Musik versunken. Leben vom Feinsten, der Moment ist alles. Der Moment ist genug. Durch Kunst hält sie die Welt in Bildern fest und fester, die Welt, ihr bester Freund und Feind, weil es den einen ohne den anderen nicht gibt und so schließt sie nichts für sich aus, lässt alles auf sich zukommen. Durch ihre Finger strömt das raus, was sie bewegt, was ihr Herz in Teile zerlegt u. so fügt sie es immer wieder zusammen und lässt es noch mehr erblühen. Ja, dann kann Matilda überschäumen vor Freude, reißt Bäume aus, schafft es gar den Sorgen ihrer Freunde den Garaus zu machen, weil sie versteht wie kein anderer u weiß, was man braucht, vom anderen. Und sie wandert durch das Gute u. das Schlechte und verliert sich in beiden Ozeanen und lässt sich treiben in ihnen. Mit Matilda geht es tief. Eine jede Berührung, ein jedes Wort. Ein jeder Gedanke, ein jeder Wunsch, eine jede Sorge. Eine jede Er-wartung, eine jede Enttäuschung. Ein jeder Schmerz, eine jede Freude. Ein jeder Kuss, ein jeder Blick, ein jedes Schweigen. Mit Matilda geht es tief. Und tiefer. Der Raum dreht sich, in dem Matilda sich bewegt, sie lauscht den Worten ihres Freundes, saugt jedes einzelne in sich auf, ist drauf und dran aufzustehen und wegzugehen, weil gehen, das nun mal so einfach ist für sie. Sie packt es einfach nicht, kriegt das mit den Beziehungen einfach nicht ge-backen, so meint sie, weil vermeintlich alles was sie anfasst, zerbricht. Das grelle Licht der Deckenlampe bohrt sich durch ihre Pupille, sie rauft sich durchs Haar mit den Händen, will sich abwenden von seinen Pfeilen, den Worten, wegdrehen vom hellen Licht, sich wegbeamen an fremde Orte, von allem, was gegen ihre Schläfen pocht und gegen die Mitte ihrer Stirn. Sie widersteht der Versuchung die verkrampften Fäuste auf die Küchenplatte zu schlagen, um vom Licht, den schmerzenden Worten ihres Gegenübers abzulenken, und um aufzuhören, über all das nachdenken. Und er sagt: Weißt du, du bist viel. Im Guten wie im Schlechten. Du bist oft zu viel. Ein Zu-viel an Gefühl, ja das ist Matilda. Matilda liebt so tief, sie weiß, dass kaum jemand so liebt oder so viel gibt, wie sie es tut und sie ruht nie, sie gibt alles. Und dann ist sie wie ein Messer, weil alles, was sie fühlt, wie sie sie es fühlt und warum sie es fühlt, tief geht, so tief, dass es sie von innen fast auffrisst und sie fast am Rad dreht, weil es sie auffrisst, will sie, dass es rausgeht, endlich raus aus ihrem tiefsten Ich, ihrem Herzen, ihrer Seele, ihren Gedanken, ihrem Körper, ihr-em Mund. Und: Es ist, als ob ihre Worte wilde Purzelbäume über ihre Geschmacksknospen schlagen und sich zwischen Ober und Unterlippe zwängen, um sich raus zu drängen u. diejenigen zu verletzen, die ihr mit ehrlicher Liebe am meisten zusetzen. Matilda hat die feinsten Sensoren, irgendwer in diesem Universum hat sie auserkoren, dass sie mit dieser Gabe, diesem Fluch geboren wird. Sie weiß nicht, wie man drüber spricht, aber sie weiß, warum das so ist, warum alles tief geht bei ihr, warum es sie auffrisst. Sie schmeckt ihnen, ihren Gefühlen, die sie so sehr aufwühlen, sie schmeckt ihnen so sehr. Mit ihrer rauen Zunge lecken die kleinen Biester an Matildas Inn-enwänden, immer an der gleichen Stelle, bis sie abgewetzt ist von der Reibung und es unangenehm wird und sie sich innerlich auflöst, an genau jener Stelle und wie sich die Zunge ihrer Gefühle durchbohrt und links und rechts und von allen Seiten beginnt sie auszulutschen, um von ihrem Seelenfutter zu kosten. Egal, in welche Richtung sie rennt, nach Norden oder Südosten. Matilda fühlt, wie sie sich auflöst und alles tiefer geht, weil in ihr drin alles porös wird und alles sickert weiter und tiefer und tiefer und hört nicht auf nach unten zu tropfen. Und so steht sie mal jubelnd am höchsten Gipfel dieser Erde und mal liegt sie am Boden, wie eine Scherbe, zerbrochen. Mit Matilda geht es tief. Eine jede Berührung, ein jedes Wort. Ein jeder Gedanke, ein jeder Wunsch, eine jede Sorge. Eine jede Erwartung, eine jede Enttäuschung. Ein jeder Schmerz, eine jede Freude. Ein jeder Kuss, ein jeder Blick, ein jedes Schweigen. Mit Matilda geht es tief. Und tiefer. Als wäre sie ein Riesen-Karussell, sehr langsam oder auch schnell, von dem aus man von ganz oben hinunter blickt und dieser Blick nach unten ist nicht ohne, Matilda dreht sich schließlich jeden Tag, ob sie mag oder nicht. Aber wenn sie nicht nach unten blickt, sondern ihr Blick von ganz oben in die Ferne rückt, dann erscheint ihr eine ganze Welt, in der alles viel intensiver ist und alles andere erhellt. Dort sind die Farben ja bunter, wenn Glück in ihr wohnt, und grauer, wenn Traurigkeit sie durchzieht. Dort ist das Licht glänzender und auch das Dunkel schwärzer. Die Musik tönender, der Beat eindringlicher, ihre Tränen nasser. Ihr Lachen echter. Egal wie sich das Karussell dreht, es ist viel Glück, viel Traurigkeit, viel Wut, viel Hoffnung, viel Verzweiflung, viel Mut, viel von alldem, was das Leben ausmacht. Es ist viel Matilda und es geht so wahnsinnig tief. Und nicht jeder ist schwindelfrei.

 

 

 

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178.  ©The ups and downs

 

In the bar the music is booming in her ears, Matilda has chosen the night to feel free, to let herself go, to leave all the daily grind, the everyday junk where she can pick it up the next day. She is now drinking a couple of glasses of wine and can finally pour herself some pure wine again, because when you are drunk you are always the most honest. Her heart dances to the beat and, as always, she manages to inspire everyone because her enthusiasm beats waves, her laughter spills over onto others, being a little crazy, everyone needs that in this crazy world. There is rustling in her ears, she dances lost in thought, drunk, lost in the music. Life at its finest, the moment is everything. The moment is enough. Through art she holds the world firmly and firmly in pictures, the world, her best friend and enemy, because there is no one without the other and so she does not exclude anything for herself, lets everything come to her. What moves her flows out through her fingers, what breaks her heart into pieces and so she puts it back together again and again and lets it bloom even more. Yes, then Matilda can overflow with joy, pulls up trees, even manages to put an end to the worries of her friends because she understands like no other and knows what one needs from the other. And she wanders through the good and the bad and gets lost in both oceans and drifts in them. It goes deep with Matilda. Every touch, every word. Every thought, every wish, every concern. Every expectation, every disappointment. Every pain, every joy. Every kiss, every look, every silence. It goes deep with Matilda. And deeper. The room rotates in which Matilda moves, she listens to the words of her friend, soaks up every single one, is about to get up and walk away, because leaving is so easy for her. She just doesn't get it, she just can't get it done with the relationships, she says, because supposedly everything she touches breaks. The bright light from the ceiling lamp bores through her pupil, she tugs through her hair with her hands, wants to turn away from his arrows, the words, turn away from the bright light, beam herself away to strange places, from everything that knocks and knocks against her temples towards the center of her forehead. She resists the temptation to hit her clenched fists on the kitchen counter to distract from the light, the painful words of the person opposite, and to stop thinking about all that. And he says: you know, you are a lot. For better or for worse. You are often too much. Too much feeling, yes that's Matilda. Matilda loves so deeply, she knows that hardly anyone loves as much or gives as much as she does and she never rests, she gives everything. And then she's like a knife because everything she feels, how she feels it and why she feels it, goes deep, so deep that it almost eats her from the inside and she almost turns the wheel and because it eats her up , she wants it to get out, finally out of her deepest self, her heart, her soul, her thoughts, her body, her mouth. And: It is as if her words do somersaults over her taste buds and squeeze between the upper and lower lip in order to force their way out and to hurt those who bother her the most with honest love. Matilda has the finest sensors, someone in this universe has chosen them to be born with this gift, this curse. She doesn't know how to talk about it, but she knows why that is, why everything goes deep with her, why it eats her up. They like it, their feelings, which stir them up so much, they like it so much. With their rough tongues, the little beasts lick Matilda's inner walls, always in the same place, until it is worn away by the friction and it becomes uncomfortable and it dissolves inside, exactly at that point and how the tongue of their feelings pierces itself and left and on the right and on all sides she begins to suckle in order to taste her soul food. No matter which direction she runs, north or south-east. Matilda feels how it dissolves and everything goes deeper because everything inside becomes porous and everything seeps further and deeper and deeper and does not stop dripping downwards. And so it sometimes stands cheering on the highest peak on earth and sometimes it lies on the ground, like a shard, broken. It goes deep with Matilda. Every touch, every word. Every thought, every wish, every concern. Every expectation, every disappointment. Every pain, every joy. Every kiss, every look, every silence. It goes deep with Matilda. And deeper. As if she were a giant carousel, very slow or fast, from which you can look down from the very top and this look down is not without, Matilda turns every day, whether she likes it or not. But if she does not look down, but moves her gaze from the very top into the distance, then a whole world appears to her in which everything is much more intense and everything else illuminates. There the colors are more colorful when there is happiness in it, and grayer when sadness pervades them. There the light is shinier and the dark also blacker. The music more resounding, the beat more haunted, her tears wetter. Your laugh more real. No matter how the carousel turns, it's a lot of luck, a lot of sadness, a lot of anger, a lot of hope, a lot of despair, a lot of courage, a lot of everything that makes up life. It's a lot of Matilda and it goes so incredibly deep. And not everyone is free from giddiness.