172.  ©Durch Himmel und Hölle

 

Dennis war ein leichtsinniger, fröhlicher und auf reißerischer Zeitgenosse. Er wischte auf Tinder mal diese, mal jene von links nach rechts, so wie es ihm passte. Es war fast schon wie eine Sportart für den Studenten. ‚Zu dick, zu groß, irgendwie nicht mein Typ, ih voll viele Piercings und Tattoos. dachte er still in sich hinein. Er war wählerisch und äußerst oberflächlich, aber darum ging es ja auch auf der Plattform. Sie war für ihn, makaber ausgedrückt, wie ein großer Markt für Menschen, die es in vielen Farben, Größen, Formen und Variationen gab. Man musste sich nur den Richtigen aussuchen und hoffen, dass die Person gegenüber genauso dachte. Oh, die ist ganz süß. Nuschelte er in sich hinein und betrachtete die Fotos die vor ihm aufploppten. Die breit grinsende, junge Frau auf dem Foto hieß Clara und war 21 Jahre alt. Sie war wie für ihn gemacht. Blond, sportlich, niedliches Gesicht und laut ihrer Be-schreibung schien sie intelligent und auch humorvoll zu sein. Er wischte sie nun nach rechts, Treffer! Sie mochte ihn auch! Verdammt, jetzt ruhig bleiben. Wie schreibe ich sie am besten an? fragte Dennis seinen Mitbewohner, der währenddessen neben ihm auf dem Sofa saß und irgendein Spiel auf der Playstation paddelte. Dennis hatte schon dutzende Frauen angeschrieben, aber bei manchen war er noch immer leicht nervös. Zeig mal her. Die ist hübsch! Aber keine Ahnung. Schreib doch, dass du reich und gut bestückt bist oder so haha!, scherzte sein Mitbe-wohner und warf sich nebenbei demonstrativ im hohen Bogen einen M&M in den Mund. Laber nicht so einen Müll!, blaffte Dennis zurück, musste währenddessen aber trotzdem leicht grinsen. Er überlegte nun minutenlang, denn so eine hübsche Frau würde ja sicherlich alle Nase lang angeschrieben. Hey Dennis, wie heißt der Hund auf deinen Bildern? Der ist wirklich süß! Dennis guckte irritiert auf sein Smartphone. Sie war ihm zuvorgekommen und hatte ihm diese Nachricht gesendet. Er traute seinen Augen kaum, war aber äußerst positiv überrascht. In den nächsten Tagen schrieben die Beiden beinahe von morgens bis abends. Sie gefiel ihm immer besser und schon bald waren alle anderen Frauen vergessen. Als sie sich ein paar Wochen später dann das erste Mal trafen, war es als würden sie sich schon Jahre lang kennen. Das erste Date lief auch sehr gut. Sie kochten zusammen, lachten viel und unterhielten sich anschließend auf seinem Sofa für knappe 4 Stunden, ohne nebenbei eine Serie oder einen Film laufen zu lassen. Schon von den Dates vorher war ihm klar, dass er beim Ersten auf jeden Fall die Finger von ihr lassen musste, damit etwas ernstes daraus entstehen konnte. Normalerweise war seine Taktik eine andere. Erst spazieren gehen, dann ein leckeres Essen bestellen, einen Tee anbieten, einen Roggensack warm machen u. ihnen anschließ-end seine dicke Decke überwerfen. Schon konnte er sich an die jeweilige Dame kuscheln und beim TV schauen testen, wie weit er gehen konnte. Bei Clara war es anders und obwohl sie sich so prima verstanden, machte sie es ihm nicht leicht. Sie ließ ihn zappeln und er geriet mehr und mehr in ihre Fänge. Clara hatte viel zu tun, da sie gerade ihre Bachelorarbeit schrieb, während Dennis mitten im dritten Semester war und bis auf Online-Seminare und Sport eher weniger zu tun hatte. Schon von Anfang an herrschte ein leichtes Ungleichgewicht zwischen ihnen, denn sie war in dem was sie tat herausragend und strebsam, aber Dennis kam für sie nicht an erster Stelle. Eher nach ihrer Familie, ihrer Uni, ihren Freunden und ihrem Sport. Er hingegen war eher ein Durchschnittsstudent und immer zur Stelle, sobald Clara Zeit oder Probleme hatte. Sie wurden nach einigen Monaten ein Paar. Clara, die durchstrukturierte, äußerst ambitionierte und emanzipierte Alleskönnerin und Dennis der naive, leicht verplante aber mittlerweile sehr hingebungsvolle Ex-Macho. Schon nach so kurzer Zeit konnte er sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Hast du diese Woche noch Zeit?, war der Satz der sein Leben bestimmte. In den allermeisten Fällen bekam er ja vielleicht Mittwochabend für ein paar Stunden., oder Samstagmittag eventuell. zu hören. Das Ungleichgewicht wuchs in den ersten 3 Monaten rasant. Sie wollte immer mehr ihr eigenes Ding machen und schien sich nicht sonderlich wohl zu fühlen, Dennis hingegen hatte nur noch Augen und Ohren für sie. So ging das noch ein paar Wochen weiter, bis er eine komische Unruhe in sich wahr nahm. Er war mittlerweile aufgeregt wenn sie sich trafen, konnte nicht mehr richtig einschlafen, aß wenig und wurde im Allgemeinen sehr still. Etwas in ihm brodelte und er wusste nicht, ob es sein Tunnelblick oder die wenige Mühe und Hingabe ihrerseits war. Aus dem fröhlichen, leicht verplanten und naiven jungen Mann, war ein armer Tropf geworden, der dem Bild einer Frau hinterher eiferte, für die er anscheinend nicht das Wahre war. Das wurde ihm nach einer weiteren schlaflosen Nacht auf einmal klar. Er machte Schluss mit ihr. Aus reinem Selbstschutz wie ihm schien und die folgenden Monate waren die Hölle auf Erden für den jungen Mann. Sie wollte mit ihm zusammen bleiben, aber jedes Mal wenn sie sich nach ihrer Trennung trafen, brodelte wieder diese Aufregung in ihm hoch. Er hatte sich zu sehr auf sie eingeschossen und sie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Wer die Tragödie im Endeffekt zu verantworten hatte, war völlig irrelevant, denn die Würfel waren gefallen. Irgend wann, ein paar Monate später, saß Dennis neben seinem Mit-bewohner auf der Couch und wischte gelangweilt durch Tender. Auf einmal ploppte das Profil von Clara auf, die sich anscheinend auch wieder ins offene Meer begeben hatte. Schlagartig stieg Panik in ihm auf, er schaute sich ihr Profil an und wischte sie zitternd nach links. Alles was er in den letzten Monaten verdrängt hatte, sowohl die schönen als auch die schlimmen Momente, schossen ihm in der kurzen Zeit blitzartig in den Kopf. Er hatte dazu gelernt. Nie wieder würde er sich so sehr in einer Frau verlieren, die nicht dasselbe für ihn empfand, wie er für sie. Das nächste Profil ploppte auf. Oh, die ist ganz süß. Nuschelte Dennis in sich hinein. Zeig mal her, sagte sein Mitbewohner, der gerade wieder M&Ms, oder sogar noch die gleiche Packung M&Ms aß. Ein neuer Anfang kann auch ein neues Ende bedeuten.

 

 

 

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172.  ©Through heaven and hell

 

Dennis was a reckless, happy and sensational fellow. He swiped this one, sometimes that, from left to right on Tinder, as it suited him. It was almost like a sport for the student. 'Too fat, too big, somehow not my type, full of piercings and tattoos. he thought quietly to himself. He was picky and extremely superficial, but that's what the platform was all about. For him, to put it macabre, it was like a big market for people, which came in many colors, sizes, shapes and variations. You just had to pick the right one and hope that the person you were talking to felt the same way. Oh, she's very cute. He mumbled to himself and looked at the photos that popped up in front of him. The smiling young woman in the photo was called Clara and she was 21 years old. It was made for him. Blonde, sporty, cute face and according to her description she seemed intelligent and also humorous. He wiped it to the right now, hit! She liked him too! Damn it, stay calm now. What is the best way to write to you? Dennis asked his roommate, who was sitting next to him on the sofa and paddling some game on the Playstation. Dennis had written to dozens of women, but he was still slightly nervous about some of them. Show it to me. That's pretty! But I don't know. Write that you are rich and well stocked or something haha !, his roommate joked and demonstratively threw an M&M into his mouth. Don't talk such rubbish! Dennis snapped back, but still had to grin slightly. He thought about it for a few minutes, because such a pretty woman would surely be written on for a long time. Hey Dennis, what's the name of the dog in your pictures? It's really cute! Dennis looked confused at his smartphone. She got ahead of him and sent him this message. He could hardly believe his eyes, but was extremely pleasantly surprised. Over the next few days, the two of them wrote almost from morning to night. He liked her better and better and soon all other women were forgotten. When they first met a few weeks later, it was like they'd known each other for years. The first date went really well too. They cooked together, laughed a lot and then talked on his sofa for almost 4 hours without watching a series or a film on the side. Even from the dates before, he knew that he had to keep his hands off her on the first one so that something serious could come of it. Usually his tactics were different. First go for a walk, then order a delicious meal, offer tea, warm a sack of rye and then throw a thick blanket over them. He could already snuggle up to the respective lady and watch TV to see how far he could go. It was different with Clara and although they got along so well, she didn't make it easy for him. She let him fidget and he got more and more into her clutches. Clara had a lot to do as she was writing her bachelor thesis, while Dennis was in the middle of the third semester and had less to do with the exception of online seminars and sports. Right from the start there was a slight imbalance between them because she was outstanding and ambitious at what she did, but Dennis didn't come first for her. More like her family, her university, her friends and her sport. He, on the other hand, was more of an average student and was always there as soon as Clara had time or problems. They became a couple after a few months. Clara, the structured, extremely ambitious and emancipated all-rounder and Dennis the naive, easily planned but meanwhile very devoted ex-macho. After such a short time, he could no longer imagine life without her. Do you still have time this week? the sentence that determined his life. In the vast majority of cases he was given a couple of hours Wednesday evening, or Saturday lunchtime, perhaps. to listen. The imbalance grew rapidly in the first 3 months. She always wanted to do her own thing and didn't seem to feel particularly comfortable, Dennis, however, only had eyes and ears for her. It went on like this for a few weeks until he noticed a strange unease. He was now excited when they met, could no longer sleep properly, ate little and generally became very quiet. Something was seething inside him and he didn't know whether it was his tunnel vision or the little effort and dedication on your part. The cheerful, slightly planned and naive young man had become a poor drip who pursued the image of a woman for whom he was apparently not the real thing. He suddenly realized that after another sleepless night. He broke up with her. Out of pure self-protection it seemed to him and the following months were hell on earth for the young man. She wanted to stay with him, but every time they met after their breakup, that excitement simmered inside him again. He was too focused on her and she was too busy with herself. Who was ultimately responsible for the tragedy was completely irrelevant because the die had been cast. Sometime, a few months later, Dennis was sitting next to his roommate on the couch, bored wiping through tenders. Suddenly the profile of Clara popped open, who had apparently also gone back into the open sea. Suddenly panic rose in him, he looked at her profile and wiped her left, trembling. Everything that he had repressed in the last few months, both the good and bad moments, shot into his head in a flash in the short time. He had learned a lot. Never again would he lose himself so much in a woman who did not feel the same for him as he did for her. The next profile popped up. Oh, she's very cute. Dennis mumbled to himself. Show me, said his roommate, who was just eating M & Ms again, or even the same pack of M & Ms. A new beginning can also mean a new end.