161.  ©Heute Nacht ...

 

Ich weiß dass du Phantasie hast, auch wenn sie in deinem Alltag ein seltener Gast ist. Gräme dich nicht, denn so geht es mir auch, und vielen hier in Deutschland. Nun, ich möchte dass du dir einmal etwas vorstellst. Stell dir doch einmal vor, es ist eine wunderschöne Nacht in einer fremden Stadt in der dich niemand kennt und keiner Erwartungen an dich hat oder dich an seiner Kenntnis über dich beurteilt. Du bist du wie du gerne wärst. Aber du bist nicht allein. Du hast nun inmitten dieser Nacht jemanden kennen gelernt. Durch Zufall oder durch Fügung weiß niemand und du verschwendest auch keinen Gedanken daran. Es ist nicht wie sonst. Dinge geschehen einfach, stehen für sich und haben keine Konsequenzen. Du denkst nicht und fühlst nichts anderes als die angenehme Kühle des Gehweges und staunst über den ganz anderen Eindruck, den du von der Innenstadt hast. Du fühlst dich mit allem verbunden und trotzdem frei. Ihr lauft durch die verwaisten Straßen, selbst die gesprayten Fassaden gefallen dir und du hast das Gefühl es wäre deine Stadt, dein Publikum, das sich wohlwollend vor dir verneigt. Der Wein den ihr beiden zusammen gekauft und fast ausgetrunken habt, steigt dir schon ein wenig in den Kopf und am liebsten würdest du tanzen, neue Wege finden, über eine Mauer herüber springen anstatt darum herum zu gehen. Alles ist perfekt in dieser Nacht. Der Mensch dessen Bekanntschaft du gemacht hast, scheint ein Spiegel deiner selbst zu sein. Er wandelt verträumt neben dir her, ihr redet fröhlich und schweigt fröhlich. Alle Zwänge sind in weiter Ferne. Kann man sich einfach nur mögen und gern haben? Nicht Denken. Das ist Vergangenheit und Zukunft, aber keins von beidem ist das jetzt. Die Geräuschkulisse eines Lokales steigt euch ins Ohr und nach ein paar Metern über das kühlende Gras einer kleinen Parkanlage steht ihr davor. Platz an der Sonne steht auf einem Schild in Sonnenform, das über einer Treppe hängt, die ein ganzes Stück weit nach oben in das Lokal führt. Ihr schaut euch an. Keine Worte. Ihr geht zusammen hinein. Sofort schlägt euch die Wärme, der Geruch von Menschen, Bier und Zigaretten entgegen. Du bist überrascht. Du magst die Musik. Du magst die vielen Menschen, magst sogar den Geruch. Ihr setzt euch, bestellt ein Bier. Du schaust dich um und siehst viele freundliche Gesichter die ausgelassen plaudern, zwinkern und lachen. Das Umfeld saugt dich nun auf und du tust es ihm gleich. Deine Gedanken drehen sich um all die Eindrücke. Lachen, Musik, ein altes Klavier das in einer Ecke steht. Wie gerne würdest du Klavier spielen können. Du siehst Kellner, Billardspieler, Augen. Augen. Dein Gegenüber sieht dich an. Lacht dich an. Du kannst es zulassen. Sieh nicht weg. Nicht heute Nacht. Es blitzt. Sieh nicht weg. Schon wieder. Lächele. Rede. Beuge dich vor. Rede weiter. Sieh hin. Spüre den Atem. Riech den Atem. Rotwein. Süßer Rotwein. Süße Lippen. Du merkst wie ihr einander immer näher kommt. Im guten Gespräch um den Körper beiläufig zu machen. Keine Scheu. Nur Instinkt. Ihr redet über vieles. Einstimmig. Ihr redet darüber, wie es sich anfühlt sich nicht zu kennen und doch das Gefühl zu haben eins zu sein. Dann wieder alte Comicserien. Ihr lacht viel. Ihr trinkt gemeinsam. Keiner kommt auf die Idee zu tanzen. Du traust dich nicht zu tanzen. Sie auch nicht. Es ist O.K. Alles ist O.K heute Nacht. Du erzählst ihr wie schön ihre Augen sind. Nicht wie in einem Liebesroman, sondern mit einem Hauch Erhabenheit, als wäre es kein Problem deine Gefühle auszudrücken. Ist es auch nicht. Nicht heute Nacht. Es wird später. Ihr zahlt und verlasst den Platz an der Sonne und tauscht ihn gegen einen Platz im Mondlicht. Der Park durch den ihr auf dem Hinweg gegangen seid liegt vor euch und eine alte Weide nimmt euch auf. Es dreht sich alles ein wenig. Aber es ist gut. Du möchtest etwas sagen, aber der Moment tut es für dich. Keine Worte mehr. Nicht heute Nacht. Arm in Arm liegt ihr unter den ausgebreiteten Armen der Weide und schlaft ein. Ihr werdet euch nicht heiß und innig küssen, ihr werdet nicht miteinander schlafen oder eure Adressen austauschen. Es ist zu kostbar. Ihr werdet es in eurem Herzen tragen und davon zehren, oder eine Geschichte darüber schreiben. Ihr werdet wieder dieses einmalige, seltene Gefühl der Perfektion erheischen können wenn ihr daran denkt. Heute Nacht.

 

 

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161.  ©Tonight ...

 

I know that you have imagination, even if it is a rare guest in your everyday life. Don't be sorry, because that's the way it is for me, too, and for many here in Germany. Well, I want you to imagine something. Just imagine, it is a wonderful night in a strange city where nobody knows you and nobody has expectations of you or judges you based on their knowledge of you. You are how you would like to be. But you are not alone. You have now met someone in the middle of that night. By chance or by coincidence, nobody knows and you don’t waste a thought on it. It's not like usual. Things just happen, stand on their own and have no consequences. You don't think and feel nothing other than the pleasant coolness of the sidewalk and are amazed at the completely different impression you have of the city center. You feel connected to everything and still free. You walk through the deserted streets, you even like the sprayed facades and you have the feeling it is your city, your audience, who bows benevolently to you. The wine that you two bought together and almost drank is going a little in your head and you'd like to dance, find new ways, jump over a wall instead of walking around it. Everything is perfect that night. The person you have become acquainted with seems to be a mirror of yourself. He walks dreamily next to you, you talk happily and keep quiet happily. All compulsions are a long way off. Can you just like and be fond of each other? Do not think. It's past and future, but neither is it now. The background noise of a bar rises in your ear and after a few meters over the cooling grass of a small park you stand in front of it. Place in the sun is written on a sign in the shape of a sun that hangs over a staircase that leads a long way up into the restaurant. You look at each other. No words. You go in together. You are immediately greeted by the warmth, the smell of people, beer and cigarettes. You are surprised You like the music. You like the crowd, you even like the smell. You sit down, order a beer. You look around and see many friendly faces chatting, winking and laughing exuberantly. The environment now soaks you up and you do the same. Your thoughts revolve around all the impressions. Laughter, music, an old piano that stands in a corner. How much would you like to be able to play the piano. You see waiters, billiards players, eyes. Eyes. The other person looks at you. Laugh at you You can allow it. Don't look away Not tonight It lightens. Don't look away Yet again. Smile Speech. Lean forward. Keep talking. Look Feel the breath. Smell the breath. Red wine. Sweet red wine. Sweet Lips. You notice how you get closer and closer to each other. In good conversation to make the body casual. Do not be shy. Just instinct. You talk about a lot. Unanimously. You talk about what it feels like not to know and yet feel like one. Then again old comic series. You laugh a lot. You drink together. Nobody gets the idea to dance. You don't dare to dance She neither. It is OK. Everything is OK tonight. You tell her how beautiful her eyes are. Not like in a romance novel, but with a touch of sublimity, as if it were no problem to express your feelings. It isn’t either. Not tonight It will be later. You pay and leave the place in the sun and exchange it for a place in the moonlight. The park you went through on the way there is in front of you and an old willow welcomes you. Everything turns a little. But it is good. You want to say something, but the moment does it for you. No more words. Not tonight She lies arm in arm under the outspread arms of the willow and falls asleep. You will not kiss each other hot and deep, you will not sleep together or exchange your addresses. It's too precious. You will carry it in your heart and feed on it, or write a story about it. You will get that unique, rare feeling of perfection again when you think about it. Tonight.