153.  ©Die grüne Tomate

 

Es war eine kleine, kaum sichtbare Pflanze. Eine Tomatenpflanze, die gerade erst aus dem Boden entsprungen war und ihre ersten Blätter der Welt entgegen streckte. Sie wuchs nur langsam in diesen ersten Tagen ihres Lebens, so wie auch die vielen anderen Tomatenpflanzen in dem Beet, dicht neben dem Haus des Gärtners. Doch die wenigen kalten Tage des Frühlings waren überstanden und die Sonne, die immer stärker wurde durchflutete nun mit aller Macht den Garten. So sehr freute sich die kleine Tomate über den kommenden Sommer und die warmen Tage, dass sie voller Lebenslust unaufhaltsam in die Höhe schoss. Immer größer wurden ihr Stängel und ihre saftigen Blätter. Sie war furchtbar stolz auf ihre wunderschöne Gestalt und ihre so imposante Erscheinung, die von Tag zu Tag immer imposanter wurde. Sie tat ja auch sehr viel dafür. Sie sog mit ihren Wurzeln nur das tiefe nahrhafte Wasser und sammelte jeden Morgen den Tau von ihren Blättern, der besonders gut für ihren Halt sein sollte, hatte sie zumindest einmal eine Rose sagen hören. Und sie schützte sich vor allzu starker Sonne, in dem sie sich tagsüber hier etwas nach links hinter die Mauer beugte. Und des Nachts labte sie sich hier an der gespeicherten Wärme neben dieser Mauer. So wuchs die einst so kleine Tomate unaufhaltsam in sehr große Höhe und hatte nur eine Ziel, die größte und die schönste Tomate in dem ganzen Beet, ach was, die schönste und größte Pflanze in dem ganzen Garten zu werden. Und als sie es sich recht überlegte, wollte sie eigentlich die größte Pflanze werden, die je ein Mensch zuvor gesehen hatte. Der Sommer verging und unsere kleine Tomate wurde tatsächlich immer größer und wuchs zu einer wahren Pracht heran. Nachdem sie die größte Tomatenpflanze in ihrem Beet wurde, wurde sie auch die höchste Pflanze in dem gesamten Garten, und Menschen, die den Gärtner besuchten sagten, ohne übertreiben zu müssen, dass sie noch nie eine so prächtige Tomatenpflanze gesehen hätten. Sie hatte ganz enorme Blätter und jedes davon war makellos und wunderschön anzusehen. Immer mehr Menschen kamen und bestaunten diese besondere Tomate hier u. ihr Besitzer war sehr stolz und freute sich mit ihnen. Auch die Pflanzen ringsherum hier staunten nicht schlecht, wie groß und schön die Tomate geworden war. Nur der alte Kirschbaum, der gerade blühte, schüttelte nachdenklich seine Zweige, was die grüne Tomate überhaupt nicht verstand. Warum schüttelst du deine Zweige?, fragte sie deshalb den Kirschbaum. Du bist so groß geworden kleine Tomate. Aber du solltest nicht so groß sein. Du solltest nicht so viel deiner kostbaren Kraft verschwenden. Was soll das heißen, ich verschwende meine Kraft?, erwiderte die Tomate gereizt. Ich will groß sein. Ich will keine kleine Tomate bleiben. All die ganzen anderen Pflanzen und selbst die Menschen hier bewundern mich und meine Pracht. Siehst du nicht es wie sie mich anschauen, so voller Bewunderung und Achtung. Sie sprechen über mich und nicht über dich knorrigen alten Baum. Also lass mich in Ruhe mit deiner Meinung. Beleidigt wand sich die Tomate von dem Kirschbaum ab und drehte ihre Blätter wieder wohlgeordnet vorsichtig in die Sonne. So lebte sie hier nun, unsere eitel gewordene Tomate den ganzen Sommer lang hier sorgenfrei in den Tag hinein. Sie sonnte sich in ihrer eigenen Schönheit u. beachtete den Kirschbaum überhaupt nicht mehr. Der Sommer verging und unsere Tomate fand nun nicht mehr so viel Wärme an der Mauer neben ihr. Auch wurden die Tage immer kühler hier und unangenehm kurz, so dass immer weniger Menschen in den Garten kamen und sie bewundern konnten. Die nun große grüne Tomate sah dies mit Schrecken und erinnerte sich plötzlich wofür sie eigentlich geschaffen war und wofür all diese grünen Blätter an diesem saftigen Stängel dienen sollte. Sie erinnerte sich daran, dass sie ja eigentlich eine Tomatenpflanze war und dass an Tomatenpflanzen in der Regel Tomaten wuchsen. Also nahm sie all ihre Kräfte zusammen, und glaubt mir, jetzt ohne die Macht der wärmenden Sonne war das gar nicht so einfach. Schließlich schaffte sie es und brachte eine Blüte hervor, nur eine einzige, doch sollte daraus einmal eine Frucht werden. Sie legte all ihre Hoffnungen hinein. Aber diese Blüte war klein und gemessen an der Größe der Tomate geradezu winzig. So sehr sie sich nun auch bemühte, sie brachte keine weitere Blüte mehr hervor und auch die eine, die sie hatte, wurde nicht mehr größer. Als sie besorgt zum Kirschbaum blickt, konnte dieser nur ratlos mit den Zweigen schütteln. Am nächsten Tag kam der Gärtner an das Beet und pflückte von all den anderen Pflanzen saftige und pralle Tomaten von ihren Stengeln. Er freute sich sehr über diese reiche Ernte und bald hatte er seinen Korb fasst voll, noch ein paar rote Tomaten legte er hinzu, als sein Blick auf unsere große und prächtige Tomatenpflanze fiel. Sie war mit Abstand die größte und mächtigste unter all den Tomatenpflanzen, aber nur eine einzige winzige Blüte verwelkte an ihrem langen Stängel. Kurzerhand riss der Gärtner unsere Tomatenpflanze aus dem Boden und schüttelte enttäuscht den Kopf. Was für eine Verschwendung. Nicht einmal einzige Tomate hat sie hervorgebracht. Dann ging er zu dem Misthaufen hinter das Haus und warf hier die so nutzlosgewordene Tomatenpflanze in die hintere Ecke, wo sie in wenigen Stunden endgültig verwelkte.

 

 

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153.  ©The green tomato

 

It was a small, barely visible plant. A tomato plant that had just sprung out of the ground and stretched its first leaves towards the world. It grew slowly in the first few days of her life, as did the many other tomato plants in the bed close to the gardener's house. But the few cold days of spring were over and the sun, which was getting stronger and stronger, flooded the garden with all its might. The little tomato was so happy about the coming summer and the warm days that it shot up inexorably full of zest for life. Its stems and juicy leaves grew larger and larger. She was terribly proud of her beautiful figure and her imposing appearance, which was becoming more and more impressive from day to day. She also did a lot for it. She only sucked in the deep, nutritious water with her roots and every morning she collected the dew from her leaves, which should be especially good for her hold, she had heard a rose say at least once. And she protected herself from the strong sun by leaning a little to the left behind the wall during the day. And at night she feasted on the stored warmth next to this wall. So the once so small tomato grew inexorably to very great heights and had only one goal, to become the largest and most beautiful tomato in the whole bed, oh what, the most beautiful and largest plant in the whole garden. And when she thought about it, she really wanted to become the largest plant that any human had ever seen before. Summer passed and our little tomato actually got bigger and bigger and grew into a real splendor. After becoming the largest tomato plant in their bed, it also became the tallest plant in the entire garden, and people who visited the gardener said, without needing to exaggerate, that they had never seen such a magnificent tomato plant. It had enormous leaves and each one was flawless and beautiful to look at. More and more people came and marveled at this special tomato and its owner was very proud and happy with them. The plants around here were also amazed at how big and beautiful the tomato had become. Only the old cherry tree that was in bloom shook its branches thoughtfully, which the green tomato did not understand at all. Why are you shaking your branches? She asked the cherry tree. You got so big little tomato. But you shouldn't be that big. You shouldn't waste so much of your precious strength. What do you mean, I'm wasting my strength? The tomato replied irritably. I wanna be big I don't want to stay a little tomato. All the other plants and even the people here admire me and my splendor. Don't you see how they look at me, so full of admiration and respect. They talk about me and not about you gnarled old tree. So leave me alone with your opinion. Offended, the tomato turned away from the cherry tree and carefully turned its leaves carefully back into the sun. So she lived here now, our vanished tomato all summer long here carefree into the day. She basked in her own beauty and paid no attention to the cherry tree at all. Summer passed and our tomato no longer found so much warmth on the wall next to it. The days were also getting cooler and cooler here and uncomfortably short, so that fewer and fewer people came into the garden to admire them. The now large green tomato saw this with horror and suddenly remembered what it was actually made for and what all these green leaves on this juicy stem should serve. She remembered that she was actually a tomato plant and that tomatoes usually grew on tomato plants. So she put all her strength together, and believe me, it wasn't that easy now without the power of the warming sun. Eventually it made it and produced a flower, only one, but one day it would become a fruit. She put all her hopes into it. But this flower was small and, for the size of the tomato, downright tiny. No matter how hard she tried, she couldn't produce another flower and the one she had didn't grow any bigger either. When she looked worriedly at the cherry tree, it could only shake the branches helplessly. The next day the gardener came to the bed and plucked juicy and plump tomatoes from their stems from all the other plants. He was very happy about this rich harvest and soon he had his basket full, he added a few more red tomatoes when his gaze fell on our large and magnificent tomato plant. It was by far the largest and most powerful of all the tomato plants, but only a single tiny flower withered on its long stem. Without further ado, the gardener tore our tomato plant out of the ground and shook his head in disappointment. What a waste. She didn't even produce a single tomato. Then he went to the dung heap behind the house and threw the now useless tomato plant into the back corner, where it withered for good in a few hours.