148.   ©Traurig aber wahr…

 

Es riecht nach Urin und Kot. Viel ist heute nicht los, auf dem alten Spielplatz. Na ja, es ist heiß, die Mittagssonne hat das Thermometer auf fast dreißig Grad ansteigen lassen. Da werden die meisten Kinder wohl im Freibad sein. Die Drei, die hier auf der verbeulten Metallrutsche spielen, mögen acht, vielleicht auch neun Jahre alt sein. Nackte Kinderfüße im heißen Sandgemisch aus Zigarettenkippen, Hundekot, sonstigen Abfällen. Der rostige Müllbehälter quillt über. Er steckt voll mit Zigarettenschachtel und die leeren Schnaps und Rotweinflaschen. Über dem Rand hängt eine, mit Fliegen übersäter, voll geschissener Pampers. Die Holzbank nebenan hat auch schon besserer Zeiten gesehen. Der Lack ist abgewetzt u. unzählige Namen, Herzen und Liebesschwüre sind in ihr Holz geritzt. Das hohe Drahtgeflecht, das den Spielplatz umgibt, weist an etlichen Stellen Beschädigungen auf. In den Maschen hängen Kondome, die Jugendliche, die spät abends und nachts hier ihr Unwesen treiben, voller Trophäenstolz, daran aufge-hängt haben. Schon des Öfteren war die Polizei hier, wenn sie, mit ihren frisierten Motorrollern, mal wieder die Gegend unsicher machten. Unter der Bank liegen Jointreste, unzählige andere Kippen und jede Menge Kronkorken. Am Eingang des Spielplatzes, steht ein kleiner, schwarzer Junge. Seine Schwester, die eigentlich auf ihn aufpassen soll, ist mit einem der Jugendlichen unterwegs. Rollerfahren ist ihr wohl wichtiger, als den kleinen Bruder zu hüten. Einen Helm trägt sie nicht. Den hatte ihr Freund in der Garage vergessen. Wusste ja gar nicht ob Du mitkommst oder auf den kleinen Scheißer aufpasst. Uns wird schon keiner erwischen, hatte er noch gesagt. Ein süßer Kerl, der Kleine. Er trägt eine kurze, gelbe Hose, ein rotes T-Shirt und die kleinen Füße stecken in roten Sandalen. Die schwarze Haut glänzt sehr. Seine Mutter hat ihn wohl vorsorglich mit Sonnenschutz eingecremt. Etwas scheu blickt er zu den anderen Kindern. Sie sind größer, älter als er und er weiß nicht, ob er, wenn er zu ihnen ginge, nicht wieder beschimpft werden würde. Mohrenkopf, Schwarzfahrer, Schokocrossie und Ähnliches waren einige der Aus-drücke, mit denen manche Kinder sich über ihn lustig machten. In etwa fünfzig Metern Entfernung stehen drei Hochhäuser. Sie sind irgendwann so in den Siebzigern gebaut worden. Als sozialer Brennpunkt der Stadt wird diese Gegend heute bezeichnet. Einfach so und fertig, scheiß Asipack, hört man manch ehrbaren Bürger im Vorbeigehen sagen. Wer sieht schon all die Schicksale, die hinter diesen Mauern wohnen? Arbeitslosigkeit und Integrations-defizite werden oft mit Kriminalität und Verwahrlosung verknüpft. Na ja, vielleicht gibt es ja einige darunter, aber man darf hier nicht alle über einen Kamm scheren. Viele, die den Kampf, gegen den Abstieg, aufgenommen haben, um als ordentliches Mitglied unserer Gesellschaft zu gelten, sind, aufgrund ihrer Herkunft, von vornherein abge-lehnt und so eingestuft worden. Ein unverantwortliches Generalisieren. Menschen werden so in grobe Kategorien eingeteilt, bzw. in Schubladen gesteckt. Dem Denken in Stereotypen folgen implizite Persönlichkeitstheorien, die auf Vorurteilen basieren und mehr über den der wahrnimmt und urteilt aussagen, als über denjenigen der beurteilt beziehungsweise verurteilt wird. Verbittert und enttäuscht treten manche die Flucht in den Alkohol oder andere Drogen an. Finanziert werden diese Laster oft durch Kriminalität und Prostitution. Und die Kinder, die später vor Aufgaben stehen die zu lösen haben, werden diese ihrem Entwicklungsniveau anpassen. Deutschland hat sein Bund-Länderprogramm Stadtteile hier mit besonderem Entwicklungsbedarf auf die Verbesserung der Lebensqualität hier u. die Erhöhung der guten Chancengleichheit ausgerichtet. Hoffen wir, das dieser gutgemeinte Ansatz Früchte trägt. Sanyu, so heißt die Schwester des kleinen Jungen, sitzt, mit ihrem Freund, in einem drei Kilometer entfernten Park, auf einer Bank. Sie rauchen einen Joint, fummeln, knutschen und vergessen so die Welt um sich herum. Eine bis zwei Stunden wird der Kleine sich wohl alleine hier auf dem Spielplatz beschäftigen können, hatte sie zu ihrem Freund gesagt. Dem war das anscheinend egal, denn er zuckte nur mit den Schultern. Fahim, der kleine, schwarze Junge, hat sich mittlerweile der Rutsche genähert. Die Kinder winken, er soll zu ihnen kommen. Toll, wie sie sich mit ihm beschäftigen. Zusammen rutschen sie von der glatten Metallfläche hinunter und landen, meistens auf dem Po, in dem stinkenden Sand. Sanyu sitzt hinter ihrem Freund auf dessen Roller, der frisiert, eine Geschwindigkeit von fast hundert Stundenkilometern erreicht. Ein anderer Motorroller, muss natürlich mit lauter Gehupe und ange-berisches Gewinke überholt werden. In der rasant genommenen Kurve, rutscht das Vorderrad des Kleinkraft-rades weg. Der Roller überschlägt sich und landet scheppernd, neben den Jugendlichen, auf dem Straßenasphalt. Fahim sitzt weinend auf der Bank. Die anderen Kinder sind nach Hause gegangen, denn es ist mittlerweile zwanzig Uhr. Er traut sich nicht ohne seine Schwester nach Hause zu gehen, denn als er es einmal so gemacht hatte, schimpfte die Mutter mit Sanyu und gab ihr eine Ohrfeige. Sanyu hatte alles abgestritten u. gesagt, Fahim sei einfach nach Hause gelaufen, als sie sich mit einer Freundin unterhalten habe. Daraufhin bekam der Kleine auch noch eine Ohrfeige. Der Hausmeister kommt, fragt Fahim, was er denn noch alleine so hier mache. Sammy, der vor sich her jammert, sieht ihn fragend an. Na dann komm mal mit. Der nette Hausmeister nimmt Fahim auf den Arm und bringt ihn zu seiner Mutter. Ein paar Kilometer weiter kämpft Sanyu, die bei dem schweren Unfall neben einigen Abschürfungen auch schwere Kopfverletzungen erlitten hat, auf der Intensivstation des örtlichen Krankenhauses, um ihr Leben. Ihr Freund liegt, mit Knochenbrüchen und Schürfwunden, eine Station unter ihr. Es klingelt. Vor der Wohnungstür einer alleinerziehenden, afrikanischen Frau, die bei der Flucht aus ihrem Heimatland ihren Mann verloren hat, stehen zwei Polizistinnen. Sekunden später hört man verzweifelte Schreie. Nein, nein, nein! Oh Gott, nimm mir nicht auch noch meine kleine Sanyu! Eine der Polizistinnen nimmt die junge Frau in den Arm. Kommen Sie jetzt, wir bringen Sie zum Krankenhaus. Mein Fahim, er kann aber nicht alleine bleiben. Die beiden Beamtinnen tauschen kurz Blicke aus. Meine Kollegin bleibt solange bei ihm. Als die Mutter dann im Krankenhaus eintrifft, ist Sanyu tot. Sie ist Ihren schweren Kopfverletzungen erlegen, teilt der Stationsarzt ihr mit. Eine Woche später berichtet nun die Zeitung vom Suizid einer jungen Mutter, die vor ein paar Tagen, hier ihre Tochter, bei einem schweren Verkehrsunfall, verloren hatte. Einigen ehrbaren Bürger der Stadt belauscht: Selbst Schuld, dann müssen sie hier mal nicht so rasen. Mich interessiert dieses Milieu nicht. Ich will mit diesem Volk nichts zu tun haben. Wie schrecklich, auch wenn es eine Schwarze war. War ja immer hin noch ein Kind. Wären sie in ihrem Land geblieben, wäre so etwas vielleicht nicht passiert. Das haben sie jetzt davon…

 

 

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148.  ©Traurig aber wahr…

 

Es riecht nach Urin und Kot. Viel ist heute nicht los, auf dem alten Spielplatz. Na ja, es ist heiß, die Mittagssonne hat das Thermometer auf schnell dreißig Grad ansteigen lassen. Da werden die meisten Kinder wohl im Freibad sein. Die Drei, sterben hier auf der verbeulten Metallrutsche spielen, mögen acht, vielleicht auch neun Jahre alt sein. Nackte Kinderfüße im heißen Sandgemisch auskippen, Hundekot, sonstige Abfällen. Der rostige Müllbehälter quillt über. Er steckt voll mit Zigarettenschachtel und die leeren Schnaps und Rotweinflaschen. Über dem Rand hängt eine, mit Fliegen übersäter, voll geschissener Pampers. Die Holzbank nebenan hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Der Lack ist abgewetzt u. unzählige Namen, Herzen und Liebesschwüre sind in ihr Holz geritzt. Das hohe Drahtgeflecht, das den Spielplatz umgibt, weist an etlichen Stellen Beschädigungen auf. In den Maschen hängen Kondome, sterben Jugendliche, sterben spät Abends und nachts hier ihr Unwesen treiben, voller Trophäenstolz, daran aufgehängt Haben. Schon des Öfteren war die Polizei hier, wenn sie, mit ihren frisierten Motorrollern, mal wieder sterben Gegend unsicher machten. Unter der Bank liegen Jointreste, unzählige andere Kippen und jede Menge Kronkorken. Am Eingang des Spielplatzes, steht ein kleiner, schwarzer Junge. Seine Schwester, die eigentlich auf ihn aufpassen soll, ist mit einem der Jugendlichen unterwegs. Rollerfahren ist ihr wohl wichtiger, als den kleinen Bruder zu hüten. Einen Helm trägt sie nicht. Den hatte ihr Freund in der Garage vergessen. Wusste ja gar nicht ob Du mitkommst oder auf den kleinen Scheißer aufpasst. Uns wird schon keiner erwischen, hatte er noch gesagt. Ein süßer Kerl, der Kleine. Er trägt eine kurze, gelbe Hose, ein rotes T-Shirt und die kleinen Füße stecken in roten Sandalen. Die schwarze Haut glänzt sehr. Seine Mutter hat ihn wohl vorsorglich mit Sonnenschutz eingecremt. Etwas scheu blickt er zu den anderen Kindern. Sie sind größer, älter als er und er weiß nicht, ob er, wenn er zu ihnen ginge, nicht wieder beschimpft werden würde. Mohrenkopf, Schwarzfahrer, Schokocrossie und Ähnliches waren einige der Aus-drücke, mit denen manche Kinder sich über ihn lustig machten. In etwa fünfzig Metern Entfernung stehen drei Hochhäuser. Sie sind irgendwann so in den Siebzigern gebaut worden. Als sozialer Brennpunkt der Stadt wird this Gegend heute bezeichnet. Einfach so und fertig, scheiß Asipack, hört man manch ehrbaren Bürger im Vorbeigehen sagen. Wer sieht schon all die Schicksale, die hinter diesen Mauern wohnen? Arbeitslosigkeit und Integrations-defizite werden oft mit Kriminalität und Verwahrlosung verknüpft. Na ja, vielleicht gibt es ja einige darunter, aber man darf hier nicht alle über einen Kamm scheren. Viele, sterben den Kampf, gegen den Abstieg, aufgenommen Haben, um als ordentliches Mitglied unserer Gesellschaft zu gelten, sind, aufgrund ihrer Herkunft, von vornherein abgelehnt und so bewertet worden. Ein unverantwortliches Generalisieren. Menschen werden so in grobe Kategorien eingeteilt, bzw. in Schubladen gesteckt. Dem Denken in Stereotypen folgen implizite Persönlichkeitstheorien, sterben auf Vorurteilen basieren und mehr über den wahrhaftigen und verurteilt aussagen, als über denjenigen der beurteilt bzw. verurteilt wird. Verbittert und enttäuscht treten manche die Flucht in den Alkohol oder andere Drogen an. Finanziert werden diese Laster oft durch Kriminalität und Prostitution. Und sterben Kinder, sterben später vor Aufgaben stehen sterben zu lösen Haben, Werden this ihrem Entwicklungsniveau anpassen. Deutschland hat sein Bund-Länderprogramm Stadtteile hier mit besonderem Entwicklungsbedarf auf die Verbesserung der Lebensqualität hier u. die Erhöhung der guten Chancengleichheit ausgerichtet. Hoffen wir, das dieser gutgemeinten Ansatz Früchte trägt. Sanyu, so heißt die Schwester des kleinen Jungen, sitzt, mit ihrem Freund, in einem drei Kilometer entfernten Park, auf einer Bank. Sie rauchen einen Joint, fummeln, knutschen und vergessen so die Welt um sich herum. Eine bis zwei Stunden WIRD der Kleinen sich wohl alleine hier auf dem Spielplatz arbeiten can, hatte sie zu ihrem Freund gesagt. Dem war das scheinbar egal, denn er zückt nur mit den Schultern. Fahim, der kleine, schwarze Junge, hat sich mittlerweile der Rutsche genähert. Die Kinder winken, er soll zu ihnen kommen. Toll, wie sie sich mit ihm arbeiten. Zusammen rutschen sie von der glatten Metallfläche hinunter und landen, meistens auf dem Po, in dem stinkenden Sand. Sanyu sitzt hinter ihrem Freund auf dessen Roller, der frisiert, eine Geschwindigkeit von fast hundert Stundenkilometern erreicht. Ein anderer Motorroller, muss natürlich mit lauter Gehupe und ange-berisches Gewinke überholt werden. In der rasant genommenen Kurve, rutscht das Vorderrad des Kleinkraft-Rades weg. Der Roller überschlägt sich und landet scheppernd, neben den Jugendlichen, auf dem Straßenasphalt. Fahim sitzt weinend auf der Bank. Die anderen Kinder sind nach Hause gegangen, denn es ist mittlerweile zwanzig Uhr. Er traut sich nicht ohne seine Schwester nach Hause zu gehen, denn als er es einmal so gemacht hatte, schimpfte die Mutter mit Sanyu und gab ihr eine Ohrfeige. Sanyu hatte alles abgestritten u. gesagt, Fah sei einfach nach Hause gelaufen, als sie sich mit einer Freundin unterhalten habe. Daraufhin bekam der Kleine auch noch eine Ohrfeige. Der Hausmeister kommt, fragt Fahim, was er denn noch alleine so hier mache. Sammy, der vor sich her jammert, sieht ihn fragend an. Na dann komm mal mit. Der nette Hausmeister nimmt Fahim auf den Arm und bringt ihn zu seiner Mutter. Ein paar Kilometer kämpfte Sanyu, sterben bei dem schweren Unfall neben einigen Abschürfungen auch schwere Kopfverletzungen erlitten hat, auf der Intensivstation des begrenzten Krankenhauses, um ihr Leben. Ihr Freund liegt, mit Knochenbrüchen und Schürfwunden, eine Station unter ihr. Es klingelt. Vor der Wohnungstür einer alleinerziehenden Frau, sterben bei der Flucht aus ihrem Heimatland ihrem Mann hat, stehen zwei Polizistinnen. Sekunden später hört man verzweifelte Schreie. Nein, nein, nein! Oh Gott, nimm mir nicht auch noch meine kleine Sanyu! Eine der Polizistinnen nimmt die junge Frau in den Arm. Kommen Sie jetzt, wir bringen Sie zum Krankenhaus. Mein Fahim, er kann aber nicht alleine bleiben. Die beiden Beamtinnen tauschen kurz Blicke aus. Mein Kollegin bleibt solange bei ihm. Als die Mutter dann im Krankenhaus eintrifft, ist Sanyu tot. SIE ist Ihren schweren Kopfverletzungen erlegen, teilt der Stationsarzt ihr mit. Eine Woche später berichtet nun die Zeitung vom Suizid einer jungen Mutter, die vor ein paar Tagen, hier ihre Tochter, bei einem schweren Verkehrsunfall, verloren hatte. Einigen ehrbaren Bürger der Stadt belauscht: Selbst Schuld, dann müssen sie hier mal nicht so rasen. Mich interessiert dieses Milieu nicht. Ich will mit diesem Volk nichts zu tun haben. Wie schrecklich, auch wenn es eine Schwarze war. War ja immer hin noch ein Kind. Wären sie in ihrem Land geblieben, wäre so etwas vielleicht nicht passiert. Das haben sie jetzt davon…