144.   ©Wie Olivers Herz zerbrach

 

Nicht zum ersten Mal hatte Oliver erleben müssen, was es heißt, wenn das Herz zerbricht, doch dieses Mal war es anders und Oliver hatte keine Ahnung, wie er das Verdauen sollte. Es fühlte sich so leer an, Hass brodelte gleichzeitig auf und heißte Tränen liefen ihm übers Gesicht. Was für ein Verrat!, dachte er bei sich. Er erinnerte sich an die Zeit, als er vor über einem Jahr einem Chor beitrat. Voller Enthusiasmus ging er zu jeder Probe und gab sein Bestes. Alles schien wunderbar. Natürlich gab es das auch, dass man zu der einen oder anderen Probe dann nicht hinkommen konnte, einfach weil etwas Unvorhergesehenes dazwischen kam. Aber auch Aus und neue Eintritte von Mitgliedern machten das Arbeiten schwierig, ja manchmal sogar unmöglich. Oliver hatte den weitesten Weg von allen Chormitgliedern und erntete dafür Bewunderung, denn er brauchte in die Stadt schon etwas über eine Stunde und es war nicht leicht, bei Wind und Wetter vorwärts zu kommen. Doch dann fing es an zu bröckeln, als das nächste Programm bevorstand. Bis dieser ganzen Texte u. die erste Leseproben stattfanden, verging zu viel Zeit und einige Mitglieder hatten in der Schule mehr Stoff auferlegt bekommen und wussten nicht so richtig, ob sie das Pensum mit Schule, Musik schaffen würden. Anfangs lief alles ja noch wie am Schnürchen, ausgenommen die üblichen Reibe-reien wegen unentschuldigtes Fehlen, Ausfälle der Proben wegen Krankheit; all das störte Oliver noch nicht, denn schließlich konnte es ihm selbst passieren. Er kam von der Chorprobe nach Hause, als seine Mutter ihn fragte: Und wie war die Probe? Geht es dem Chorleiter schon wieder besser? Ja, er hatte zwar immer noch etwas Husten, aber es ging und die Probe lief heute wieder sehr viel besser als beim letzten Mal, antwortete er. Das freut mich sehr, dass es dir also trotz allem weiter Spaß macht. Oliver hör mal, ich wollte gern mit dir über etwas reden. Ich habe darüber bereits mit deinem Vater gesprochen u. ihm gefällt meine Idee. Oliver sah seine Mutter interessiert an und mampfte weiter an seinem Sandwich. Als er nach dem Aufkauen dennoch nichts sagte, fing sie weiter zu erzählen an. Wie du weißt, werden die Preise für Lebensmittel und Strom immer teurer und auch die Abzahlrate für unser Haus ist gestiegen. Ich dachte mir also, dass ich mir eine Arbeit suche und deinen Vater finanziell unterstütze. Was hältst du davon? Oliver überlegte kurz, dann antwortete er: Ich finde es toll und solange dir die Arbeit Spaß macht. Sie lächelte bei dieser Antwort, wurde im nächsten Moment aber etwas nachdenklich. Es wäre schön, wenn du uns im Haushalt und allen anfallenden Sachen noch mehr zur Hand gehen könntest, bis es finanziell besser läuft. Und denke nicht, wir würden dich einschränken wollen, wenn es nicht unbedingt erforderlich ist. Dein Vater und ich sind sehr stolz auf dich, das du mithilfst, dass vergesse bitte nie. Oliver nickte zu und umarmte seine Mutter. Monate waren seitdem vergangen und Oliver kam durch die Arbeit seiner Eltern nur selten dazu, zu den Proben zu fliegen, doch all sein Bemühen und Erklären stieß bei der Gruppe auf Unverständnis, ja sogar Gleichgültigkeit. Sie wollten einfach nicht verstehen, jammerten sogar rum, dass sie so wenig Zeit haben und Oliver hatte sich nicht ein einziges Mal darüber beklagt, dass er nun eingeschränkter proben musste und dabei hatte er viel mehr zu tun, als die Jammerlappen, wie er sie mittlerweile bezeichnete. Als er eines Tages wieder zur Probe flog, traf er auf ein neues Gesicht, doch niemand scherte sich darum, den Jungen Oliver vorzustellen. Er erfuhr nur nebenbei wer der Junge war und dass dieser seinen Part übte. Zu allem Übel kam noch dazu, dass der Chorleiter zu Oliver sagte: Tut mir leid, dir das sagen zu müssen Oliver, aber die Gruppe hat bedenken, dass du deinen Part bis zur Premiere in einem Monat nicht schaffst und deswegen wird Willi zur Premiere einspringen. Das hat nichts mit deinen Fähigkeiten zu tun, es ist einfach die Problematik deiner Lage. Kannst du das akzeptieren und annehmen? Innerlich wollte er schreien und sagen Nein kann ich nicht, stattdessen sagte er mit verkrampften Lächeln: Wenn es so beschlossen wurde, dann ist es eben so. Ohne sich verteidigen zu können, musste er diese zwei Schläge einstecken und zusehen, wie jemand anderes seinen Part übernahm, der erst seit kurzem Mitglied war. Kann es mehr Ungerechtigkeit geben, als in diesem Augenblick? Zählte sein Engagement bei den vielen anderen Proben überhaupt nicht, oder das er manches Mal sogar umsonst nach Käfercity geflogen kam, weil wieder mal jemand fehlte mit dem er Zusammen hätte proben müssen? Doch in den Gesichtern der Anderen konnte er erkennen, egal was er auch vorgebracht hätte, es war schon beschlossene Sache. Mit schwachem Lächeln nahm Oliver seine Tasche und machte sich auf zum Gehen, als sein Leiter ihm noch etwas hinterher sagte. Aber er hörte gar nicht mehr wirklich zu, den unbändige Wut schäumte in ihm hoch, gleich der Temperatur eines heißen Lavastroms und das komischste war, dass er noch nicht mal auf seine Eltern sauer war, denn diese konnten schließlich nichts dafür. Existenz geht vor allem, aber es war einfach die Tatsache, dass er überrollt wurde, ohne die Chance auf Verteidigung bekommen zu haben und hinunter-schlucken musste. Eine Woche vor der Premiere, kam das Fass zum Überlaufen. Oliver wurde aus der Produktion gekantet, weil die Gruppe nicht bereit war, extra mit ihm noch zu proben, um es noch zu schaffen. Dabei hätte er es mit Sicherheit geschafft, denn Oliver probte seine Texte jeden Tag, ob zu Hause oder in den Schulpausen. Manches Mal hatten seine Freunde Sailor und Rico ihm zugehört und unterstützt. Das ist unfair. Niemand scheint begreifen zu wollen, dass meine Eltern diesen Schritt gehen mussten, sonst würden wir nämlich untergehen und sogar unser Haus verlieren. Und ich war viele Male bei den Proben dabei gewesen und konnte nicht vernünftig proben und hierherzufliegen u. diesem Willi dabei zuzusehen, wie er hier probt u, ich dumm rumsitze, kann ich mir bei der begrenzten Zeit nicht erlauben und will ich auch nicht. Aber das scheint hier niemanden zu interessieren und selbst jetzt haben die Anderen noch nicht mal den Mut gehabt es mir ins Gesicht zu sagen, was sie stört, stattdessen aber schicken sie dich als Leiter wieder mal vor, brauste Oliver diesmal richtig auf. So versteh doch Oliver, Willi brauchte natürlich seine Zeit für die Proben und, begann Herr Kramer, der Chorleiter, doch Oliver wollte von alldem nichts hören. Ihm hörte ja schließlich auch keiner zu. Er verfluchte sie alle aus tiefstem Herzen, niemand würde ihn verstehen, was ihm in diesem Augenblick angetan wurde und wie sie ihn heute scheinheilig begrüßt hatten, als wäre nichts. Das Gespräch endete und Oliver verabschiedete sich. Er ging, als er nun zu Hause ankam, sofort auf sein Zimmer. Was sollte er tun? Noch immer flossen die Tränen über sein Gesicht, doch er hatte schon in weiser Voraussicht vor einem Monat nach einer anderen Möglichkeit gesucht und gefunden und gedachte nun, seinen Plan nach diesem Fiasko, in die nun Tat umzusetzen. Er legte sich ins Bett und schlief tränenüberströmt ein, doch in seinem Herzen glomm ein kleiner Hoffnungsschimmer, … auf das was vor ihm lag!

 

 

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144.  ©How Oliver's heart broke

 

It was not the first time that Oliver had had to experience what it means when the heart breaks, but this time it was different and Oliver had no idea how to digest it. It felt so empty, hate simmered at the same time and hot tears ran down his face. What a betrayal! He thought to himself. He remembered joining a choir over a year ago. He went to every rehearsal full of enthusiasm and did his best. Everything seemed wonderful. Of course there was also the fact that you couldn't get to one or the other rehearsal, simply because something unexpected came up. But also members leaving and joining made work difficult, sometimes even impossible. Oliver had the farthest way of all the choir members and was admired for it, because it took him a little over an hour to get into town and it was not easy to get on in wind and weather. But then it started to crumble when the next program was coming up. Until all these texts and the first reading samples took place, too much time passed and some members had been given more material in the school and did not really know whether they would manage the workload with school and music. In the beginning everything went like clockwork, with the exception of the usual friction due to unexcused absence, loss of samples due to illness; none of that bothered Oliver because after all it could happen to himself. He was coming home from rehearsal when his mother asked him: How was the rehearsal? Is the choir director feeling better again? Yes, he still had a bit of a cough, but it worked and the sample went much better today than last time, he replied. I'm very happy that you are still enjoying it despite everything. Oliver listen, I wanted to talk to you about something. I have already spoken to your father about this and he likes my idea. Oliver looked at his mother with interest and continued to munch on his sandwich. When he didn’t say anything after chewing, she continued to tell. As you know, the prices for food and electricity are getting more and more expensive and the installment for our house has also increased. So I thought to myself that I would find a job and support your father financially. What do you think about? Oliver thought for a moment, then replied: I think it's great and as long as you enjoy the work. She smiled at that answer, but the next moment she became a little thoughtful. It would be nice if you could help us with household chores and all other things until things go better financially. And don't think we'd want to limit you unless it is strictly necessary. Your father and I are very proud of you, that you help, please never forget. Oliver nodded and hugged his mother. Months had passed since then and Oliver seldom got the chance to fly to rehearsals because of his parents' work, but all his efforts and explanations met with incomprehension, even indifference, from the group. They just didn't want to understand, they even complained that they had so little time and Oliver had not once complained that he now had to rehearse more restricted and he had a lot more to do than the whimpers that he now has them designated. One day when he was flying again for a rehearsal, he met a new face, but nobody cared about introducing the boy to Oliver. He only found out who the boy was and that he was doing his part. To make matters worse, the choirmaster said to Oliver: I'm sorry to have to tell you Oliver, but the group is aware that you won't be able to do your part by the premiere in a month, so Willi will step in for the premiere. It has nothing to do with your abilities, it is simply the problem of your situation. Can you accept and accept that? Inwardly he wanted to scream and say no, but instead he said with a convulsive smile: If it was decided that way, then that's the way it is. Without being able to defend himself, he had to take those two blows and watch as someone else, who had only recently been a member, took over his part. Can there be more injustice than right now? Did his involvement in the many other rehearsals not count at all, or that he sometimes even flew to Käfercity for free because someone was missing again with whom he should have rehearsed together? But he could see in the faces of the others, no matter what he had said, it was already a done deal. With a faint smile, Oliver took his bag and set off to go when his manager said something afterwards. But he didn't really listen anymore, the irrepressible anger boiled up in him, like the temperature of a hot lava flow and the funniest thing was that he wasn't even angry with his parents, because they couldn't help it. Existence comes first, but it was simply the fact that he was run over without a chance to defend himself and had to gulp down. A week before the premiere, the barrel came to overflow. Oliver was cut out of production because the group wasn't ready to rehearse with him in order to make it. He would certainly have made it, because Oliver rehearsed his texts every day, whether at home or during school breaks. Sometimes his friends Sailor and Rico had listened to him and supported him. That's unfair. Nobody seems to want to understand that my parents had to take this step, because otherwise we would go under and even lose our house. And I had been to the rehearsals many times and couldn't rehearse properly and fly here and watch this Willi rehearse here and I can't afford to sit around stupid with the limited time and I don't want to. But that doesn't seem to interest anyone here and even now the others haven't even had the courage to tell me what bothers them in my face, but instead they send you up as a leader again, Oliver really roared this time. So you understand Oliver, Willi of course needed his time for the rehearsals and, began Herr Kramer, the choirmaster, but Oliver didn't want to hear about any of this. After all, nobody was listening to him. He cursed them all from the bottom of his heart, no one would understand what was being done to him at that moment and how they had hypocritically greeted him today as if nothing had happened. The conversation ended and Oliver said goodbye. When he got home, he went straight to his room. What should he do? The tears still flowed down his face, but a month ago he had already looked for and found another possibility with wise foresight and was now thinking of putting his plan into action after this fiasco. He lay down in bed and fell asleep, streaming with tears, but a little glimmer of hope glimmered in his heart ... for what lay before him!