138.   ©Die Rosenkönigin

 

Es war ein König, der lebte sehr glücklich mit seiner schönen, tugendsamen Gemahlin; ein einziges Söhnlein war ihnen vom Himmel geschenkt, und dieses war die Lust der Eltern. Doch nicht nur in des Königs hoher Familie war es so friedsam, sondern auch in seinem ganzen Lande; überall, auch in dem kleinsten Dörflein war Verdienst und Wohlstand, und das Volk war zufrieden und freundlich. Einer weisen, milden Regierung entblüht Ordnung; Ordnung aber bringt Wohlstand so Zufriedenheit und Freundlichkeit. Der gute König musste jedoch ein gar herbes Schicksal erfahren, seine liebe Gemahlin starb und ließ ihn so einsam zurück, mit dem nun mutterlosen Prinzen. Tief trauerte der König und das ganze Land mit ihm. Auch das kleine fromme Kindesherz des Prinzen war sehr betrübt, denn es hatte mit aller kindlichen Liebe an seiner Mutter gehangen. Auf dem Sterbebette hatte sie ihn gesegnet, und ihn noch scheidend zu allem Guten ermahnt, zum treuen Glauben an Gott, zur Liebe und Milde gegen alle Menschen. Und wenn du ein Jüngling worden bist, waren ihre letzten Worte, »so wähle dir nur ein Mägdelein frommen, guten Herzens zu deiner Gemahlin, und ehre das Andenken deiner Mutter und ihrer letzten Worte.« Dieses hatte einen tiefen Eindruck in das weiche Herz des Knaben gemacht, immerdar gedachte der Prinz seiner sterbenden Mutter, und es kam ihm oft vor, als umschwebe sie ihn und lächle ihm selig zu. So wuchs der Prinz in frommer Sitte empor und wurde ein schöner, blühender Jüngling. Doch das königliche Vaterauge war verblendet worden von einer fürstlichen, listigen Dame, die den Herrscher gar bald mit ihren erkünstelten Reizen also schlau zu fesseln wusste, dass er ihr nachgab und sie ihn völlig beherrschte. Bald fand das glänzende Hochzeitgelage statt. Der bejahrte König, sonst so gut und milde, war zum alten Toren hier geworden und hatte sein Leben an ein listiges, böses Schlangenherz gekettet; nur zu bald musste er nun die bittere Frucht seiner Torheit kosten; das böse Weib stiftete allenthalben Unheil an, erregte den Vater wider den Sohn, den Sohn wider den Vater und die Herrschaft wider die Diener, und übte ihre frevle Verblendungskunst immer fort, so dass sie die Herzen alter und junger Männer für sich entflammte. Eine kurze Zeit nur, und das reuevolle Leben des Königs hatte geendet. Der Prinz wurde König und beherrschte das Volk mit der Klugheit und Milde, die überall zum wahren Wohle des Landes dient. Aber an ihm übte die arge Stiefmutter ihre Künste vergebens, er verachtete sie im Stillen und suchte sich immer in heilsamer Entfernung von ihr zu halten. Da wünschte das Land, dass der jugendliche König sich vermähle; auch er in seinem Innern trug das stille Verlangen, sein Glück mit einem würdigen Frauenbilde zu teilen, aber nicht Stand und Reichtum oder eine Krone sollten diejenige schmücken, die er sich wählen wollte, sondern ein gutes, frommes Herz, wie es seine sterbende Mutter gewünscht. Und ein solches hatte er gefunden, zwar nur das eines armen, schlichten Gärtnermädchens, das aber voll war von reiner Liebe und frommem Glauben. Diese Jungfrau war dem Königssohn bald so innig befreundet, dass der Jüngling ihr zu Füßen sank und ihr ewige Liebe und Treue schwur. Zärtlich und in Tränen schmiegte sich das liebliche Mädchen an die Brust des Jünglings und lispelte: Ach, du darfst mich ja nicht zur Gemahlin nehmen, siehe ich bin ja arm, bin keine Prinzessin. Sei ruhig, lieb Herz, sprach der Jüngling, du sollst meine Gemahlin, meine Königin werden, du und keine andere. Der Wunsch nach der Vermählung des Königs wurde lauter und dringender; von allen Seiten her begannen die Väter fürstlicher Töchter dem Könige Vorschläge zu machen. Die böse Stiefmutter wähnte den so jungen König gänzlich unter ihrer Herrschaft, dass sie sich anmaßte, eine Gemahlin für ihn zu wählen. Sie ordnete glänzende Festlichkeiten an, wozu viele Prinzessinnen geladen waren, die reich geschmückt und voll Hoffnung zur Schau kamen. Acht Tage hatten die Feste schon gewährt, und der König hatte noch keine Prinzessin zur Braut erwählt und hatte auch alle Vorschläge seiner Stiefmutter unbeachtet gelassen. Am neunten u. letzten Festtag sollte sich’s entscheiden, so hatte der König selbst verheißen. Die Stiefmutter glaubte voll Zuversicht, dass der König in ihre Wahl schon eingehen werde, denn sie hatte eine hohe Prinzessin, zwar hässlich von Gesicht u. Gestalt, aber unsäglich reich an Gut und Geld für ihn auserwählt. Ein glänzender Ball sollte die Feste beschließen, u. diesmal waren alle Prinzessinnen doppelt mit Juwelen und Schmuck beladen, da eine jede glaubte, den Sieg davonzutragen. Doch wie alle in gespanntester Erwartung dem König entgegen harrten, tat sich die Flügeltüre auf, und der König trat lächelnd mit seinem lieblichen Gärtner-mädchen herein, die so sittig und bescheiden in einem weißen Kleidchen und völlig ohne Schmuck erschien. Da sprühten manche Augen im Kreise der Prinzessinnen voll Arger und Wut, doch die der Stiefmutter die rollten am wildesten und schleuderten grimmige Blitze nach dem glücklichen Liebespaar. Jetzt nahten sich diese beiden der königlichen Stiefmutter, die in der Mitte des Saales, von boshaft lächelnden Prinzessinnen umgeben, weilte; u. der König sprach mild und freundlich: Hohe, verehrte Mutter, hier bringe ich Euch meine liebe, fromme Braut und bitte mit ihr um Euren Segen. Aber die Dame sprach voll Zorn und Wut: König, solltet Ihr also Eurer Ehre vergessen und eine gemeine Dirne freien? O schämet Euch, mich so tief zu kränken und um meinen Segen für eine schlechte Magd zu bitten. Und sie wandte ihm den Rücken und schritt voll Grimm und Bosheit einem Nebengemach zu. Aber der König folgte ihr nach und sprach mit einem strengen, drohenden Ernst: Weib, das Wort soll Euch schwer wiegen. Wahrlich, ich will Euch zeigen, dass dieses arme Mädchen würdiger ist, Königin zu heißen, als Ihr und alle eitlen Prinzessinnen. Eine Kunst habe ich einstmals von einem alten Einsiedler erlernt: die Menschen zu verzaubern, ihre Herzen zu prüfen, ob sie gut oder böse sind. Schwört, hohe Frau, mir dann die schönste zu wählen, wenn alle hier anwesenden Jungfrauen verzaubert, in Gestalt einer Blume, stehen, so will ich Euch gehorsam sein. Aber trifft Eure Wahl dann mein armes Gärtner Mädchen, so falle der Zauber auf Euch, dass Ihr ewig drinnen verstrickt bleibet. Der König schwieg; und die stolze Dame grinste voll Zuversicht ob ihres Sieges. Ach mein hoher Künstler, entgegnete sie, verzaubert immerhin alle anwesenden Jungfrauen, ich will Euch die schönste wählen und bin gewiss, dass ich nicht Eurer Drohung teilhaftig werde. Eure seltsame Laune soll mir ein ergötzlicher Scherz sein. Und sie ließ sich auf einem samtenen Sessel nieder und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Da breitete der königliche Jüngling ein großes weißes Tuch aus, führte schweigend eine Prinzessin um die andere in das Neben-gemach und verhüllte sie damit, wo sie alle sobald einschlummerten. Dann schnitt er einer jeglichen das Herz aus. zuletzt auch seinem lieben Gärtner Mädchen. Der Ballsaal verwandelte sich in eine grünende Gartenflur, von einem goldenen Zaun umschloss-en, von singenden Vögeln durchflattert. Da vergrub der Jüngling die Herzen und sprach bei einem jeglichen: Blühe, blühe, blühe... Aus der Erde auf! Bist du rein, wirst du hold gedeihen. Aber treibe wilde Dornen, wenn du bös wirst sein. Bald keimten und sprossen Zweiglein und Blättlein empor, Wilde Dornensträucher wuchsen rasch aus der Erde; nur hie und da erschloss sich eine farbige Blüte. Aber in des Gartens Mitte stand ein Blütenstengel, dessen zartem Kelch entfaltete sich eine herrliche Rose, eine Rosenkönigin. Glänzender Tau triefte auf sie nieder, und das grüne Laub schmiegte sich zärtlich an die Blüten. Jetzt kam eine Schar Nachtigallen geflogen, die die Rosenkönigin um-kreisten und sangen: Holde Rose, holde Rose, Hehre Blumenkönigin! Du die schönste unter allen, Du die reinste unter allen Sollst die ganze Welt bezwingen Mit der frommen Liebe Sinn. Hehre Rosenkönigin! Aber um die Dornensträucher flogen schwarze Raben und krächzten auch ihr Lied. Wilde Dornen, wilde Dornen, Schwarz wie unser Nachtgewand. Soll am besten uns gefallen. Mit den tausendfachen Krallen. Sollet dienen in der Höllen, In der ewigen Pein, zum Brand. Schwarze Dornen, Nachtgewand. Da führte der König die stolze Dame herein in den Garten, auf dass sie die schönste der Blüten für ihn wähle, und als sie die zauberschöne Rose sah und die Nachti-gallen singen hörte, die über ihr im Kreise flatterten, als sie das liebliche Liedlein vernahm, da stand sie beschämt und war von der Rose zaubervoller Macht ergriffen und gerührt, ihr war, als fühle sie eine warme Liebe, und sie gedachte in diesem Augenblick reuevoll an ihre verübten Bosheiten und Ränke. Und als sie nun die Dornensträucher sah, darüber die schwarzen Raben ein Höhenlied krächzten, da überlief sie eine Angst, ein Todesgrauen; und sie sprach: Mein Königssohn, ich muss Euch die holde Rose wählen, sie ist die Schönste. Nun bewegten sich alsbald der Rose Zweige und Blätter und Blüten und verschmolzen sanft zum Körper eines lieblichen Mädchens, das keine andere war als das fromme Gärtnermädchen. Und es schien noch schöner und bescheidener als zuvor. Aus den anderen Blumen und Dornensträucher bildeten sich wieder Prinzessinnen, die wie aus einem schweren Traum erwachten. Aber des Königs Stiefmutter war vor Scham und Reue niedergesunken und lag in Betäubung. Und die schwarzen Rabenvögel hackten ihr das Herz aus, und sie wurde zu Stein, von wilden Dornen um starrt. Die Prinzessinnen eilten scheu davon, wurden aber besser und demütiger in ihren Herzen. Und der König lebte glücklich und fromm mit seiner Gemahlin, dem Gärtnermädchen, und des Himmels Segen war mit ihnen.

 

 

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138.  ©The Rose Queen

 

It was a king who lived very happily with his beautiful, virtuous wife; a single little son was given to them from heaven, and this was the pleasure of their parents. But it was not only so peaceful in the king's high family, but also in all of his country; everywhere, even in the smallest village, there was merit and prosperity, and the people were content and friendly. A wise, mild government is blooming with order; But order brings prosperity to satisfaction and friendliness. The good king, however, had to experience a bitter fate, his dear wife died and left him so lonely, with the now motherless prince. The king and the whole country with him mourned deeply. The prince's pious little child's heart was also very sad, for it had clung to his mother with all childlike love. On his deathbed she had blessed him and, while he was still leaving, exhorted him to do everything good, to faithful faith in God, to love and leniency towards all people. And when you became a youth, her last words were, "Choose a maiden with a pious, good heart as your wife, and honor the memory of your mother and her last words." This had a deep impression on the soft heart of the Made boy, the prince always remembered his dying mother, and it often seemed to him as if she were floating around him and smiling blissfully at him. So the prince grew up in pious morality and became a beautiful, blossoming youth. But the royal father's eye had been blinded by a princely, cunning lady who soon knew how to captivate the ruler with her artificial charms so cleverly that he yielded to her and she completely controlled him. Soon the glittering wedding feast took place. The elderly king, otherwise so kind and gentle, had become an old fool here and had chained his life to a cunning, evil snake heart; only too soon did he have to taste the bitter fruit of his folly; The wicked woman caused mischief everywhere, aroused the father against the son, the son against the father and rule against the servants, and continued to practice her wicked art of delusion, so that she inflamed the hearts of old and young men for herself. Just a short time, and the king's repentant life was over. The prince became king and ruled the people with the wisdom and gentleness which everywhere serve the true good of the country. But the wicked stepmother practiced her skills on him in vain, he secretly despised her and always tried to keep himself at a safe distance from her. The country wanted the young king to marry; He, too, had the quiet desire to share his happiness with a worthy image of a woman, but not status and wealth or a crown should adorn the one he wanted to choose, but a good, pious heart, as his dying mother wished . And he had found such a thing, only that of a poor, simple gardening girl, but it was full of pure love and pious faith. This virgin was soon so close friends with the king's son that the young man sank at her feet and swore eternal love and loyalty to her. Tenderly and in tears, the lovely girl hugged the young man's breast and lisped: Oh, you mustn't take me as your wife, see I'm poor, I'm not a princess. Be calm, dear heart, said the young man, you shall be my wife, my queen, you and no one else. The desire to marry the king grew louder and more urgent; The fathers of princely daughters began to make suggestions to the king from all sides. The wicked stepmother believed that the young king was entirely under her rule that she presumed to choose a wife for him. She arranged splendid festivities, to which many princesses were invited, richly adorned and full of hope. The festivities had already lasted eight days, and the king had not yet chosen a princess to be his bride and had ignored all of his stepmother's suggestions. The king himself had promised that the decision should be made on the ninth and last day of the festival. The stepmother believed with confidence that the king would go into her election because she had chosen a high princess, ugly in face and shape, but unspeakably rich in goods and money for him. A glittering ball was to close the festivities, and this time all the princesses were doubly laden with jewels and trinkets, as each believed to be victorious. But as everyone waited in eager anticipation to meet the king, the double door opened and the king entered smiling with his lovely gardener girl, who appeared so decent and modest in a white dress and completely without jewelry. Many eyes in the circle of the princesses sprayed with anger and anger, but those of the stepmother rolled the wildest and hurled fierce lightning bolts at the happy lovers. Now these two approached the royal stepmother, who was in the middle of the room, surrounded by wickedly smiling princesses; and the king said mildly and kindly: High, honored mother, here I bring you my dear, pious bride and ask with her for your blessing. But the lady said, full of anger and anger, King, should you forget your honor and free a common prostitute? Oh, you are ashamed to hurt me so deeply and to ask for my blessing on a bad maid. And she turned her back on him and walked to an adjoining room full of anger and malice. But the king followed her and spoke with a stern, threatening seriousness: Woman, the word should weigh heavily on you. Verily, I want to show you that this poor girl is more worthy to be called queen than you and all vain princesses. I once learned an art from an old hermit: to bewitch people, to test their hearts to see whether they are good or bad. Swear, lady, that I will choose the most beautiful one for me, when all the virgins present here are enchanted, in the shape of a flower, so I will be obedient to you. But if you make your choice, my poor gardener girl, the magic will fall on you that you will remain entangled inside forever. The king was silent; and the proud lady grinned confidently at her victory. Oh my high artist, she replied, at least enchants all the virgins present, I want to choose the most beautiful one for you and I am certain that I will not partake of your threat. Your strange mood should be a delightful joke to me. And she sat down on a velvet armchair and waited for the things to come. Then the royal youth spread out a large white cloth, silently led one princess after the other into the adjoining room and covered them with it, where they all fell asleep as soon as possible. Then he cut out each of the hearts. lastly also to his dear gardener girl. The ballroom turned into a green garden corridor, enclosed by a golden fence, fluttered by singing birds. Then the young man buried the hearts and said to each of them: Bloom, bloom, bloom ... up out of the earth! If you are pure, you will flourish gracefully. But drive wild thorns when you get angry. Soon twigs and leaves sprouted and sprouted, wild thorn bushes quickly grew out of the earth; only here and there a colored blossom appeared. But in the middle of the garden stood a flower stem, whose delicate calyx unfolded a splendid rose, a rose queen. Shining dew trickled down on them, and the green foliage nestled tenderly against the blossoms. Now a flock of nightingales came flying, circling the rose queen and singing: Lovely rose, lovely rose, lovely flower queen! You the most beautiful of all, you the purest of all, you should conquer the whole world with pious love meaning. Honored rose queen! But black ravens flew around the thorn bushes and croaked their song too. Wild thorns, wild thorns, black like our nightgown. Should please us best. With the thousandfold claws. Shall you serve in hell, in eternal torment, for fire. Black thorns, night robe. Then the king led the proud lady into the garden, so that she might choose the most beautiful of the blossoms for him, and when she saw the magical rose and heard the night gales sing, which fluttered in a circle above her as she heard the lovely little song I heard that she stood there, ashamed, and was seized by the rose of magical power and touched, she felt as if she felt a warm love, and at that moment she thought with remorse of her wickedness and intrigue. And when she saw the thorn bushes, over which the black ravens croaked a song of the heights, fear ran over her, a horror of death; and she said: My prince, I must choose the beautiful rose for you, she is the most beautiful. Now immediately the rose branches and leaves and blossoms moved and melted gently into the body of a lovely girl who was none other than the pious gardener girl. And it seemed even more beautiful and more humble than before. From the other flowers and thorn bushes, princesses formed again, who woke up as if from a difficult dream. But the king's stepmother was sunk in shame and remorse and was stunned. And the black ravens hacked out her heart, and she turned to stone, staring around with wild thorns. The princesses hurried shyly, but got better and more humble in their hearts. And the king lived happily and piously with his wife, the gardener girl, and heaven's blessing was with them.