119.  ©Die drei grünen Zweige

 

Es war einmal ein Einsiedler, der lebte in einem Walde an dem Fuße eines Berges und brachte seine Zeit in Gebet und guten Werken zu, und jeden Abend trug er noch zur Ehre Gottes ein paar Eimer Wasser den Berg hinauf. Manches Tier wurde damit getränkt und manche Pflanze damit erquickt, denn auf den Anhöhen weht beständig ein harter Wind, der die Luft und die Erde austrocknet, und die wilden Vögel, die vor den Menschen scheuen, kreisen dann hoch und suchen mit ihren scharfen Augen nach einem Trunk. Und weil der Einsiedler so fromm war, so ging ein Engel Gottes, seinen Augen sichtbar, mit ihm hinauf, zählte seine Schritte und brachte ihm, wenn die Arbeit vollendet war, sein Essen, so wie jener Prophet auf Gottes Geheiß von den Raben gespeiset ward. Als der Einsiedler in seiner Frömmigkeit schon zu einem hohen Alter gekommen war, da trug es sich zu, dass er einmal von weitem sah, wie man einen armen Sünder zum Galgen führte. Er sprach so vor sich hin‚ jetzt widerfährt diesem sein Recht. Abends, als er das Wasser den Berg hinauftrug, erschien der Engel nicht, der ihn sonst begleitete, und brachte ihm auch nicht seine Speise. Da erschrak er, prüfte sein Herz und bedachte, womit er wohl könnte gesündigt haben, weil Gott also zürne, aber er wusste es nicht. Da aß und trank er nicht, warf sich nieder auf die Erde und betete Tag und Nacht. Und als er einmal in dem Walde so recht bitterlich weinte, hörte er ein Vöglein, das sang so schön und herrlich, da ward er noch betrübter und sprach‚ wie singst du so fröhlich! dir zürnt der Herr nicht: ach, wenn du mir sagen könntest, womit ich ihn beleidigt habe, damit ich Busse täte und mein Herz auch wieder fröhlich würde! Da fing das Vöglein an zu sprechen und sagte ‚du hast Unrecht getan, weil du einen armen Sünder verdammt hast, der zum Galgen geführt wurde, darum zürnt dir der Herr, er allein hält Gericht. Doch wenn du Busse tun und deine Sünde bereuen willst, so wird er dir verzeihen. Da stand der Engel neben ihm und hatte einen trockenen Ast in der Hand und sprach, diesen trockenen Ast sollst du so lange tragen, bis drei grüne Zweige aus ihm hervorsprießen, aber nachts, wenn du schlafen willst, sollst du ihn unter dein Haupt legen. Dein Brot sollst du dir an den Türen erbitten und in demselben Hause nicht länger als eine Nacht verweilen. Das ist die Busse, die dir der Herr auflegt. Da nahm der Einsiedler das Stück Holz und ging in die Welt zurück, die er so lange nicht gesehen hatte. Er aß und trank nichts, als was man ihm an den Türen reichte, manche Bitte aber ward nicht gehört, und manche Türe blieb ihm verschlossen, also dass er oft ganze Tage lang keinen Krumen Brot bekam. Einmal war er vom Morgen bis Abend von Türe zu Türe gegangen, niemand hatte ihm etwas gegeben, niemand wollte ihn die Nacht beherbergen, da ging er hinaus in einen Wald und fand endlich eine angebaute Höhle, und eine alte Frau saß darin. Da sprach er ‚gute Frau, behaltet mich diese Nacht in Euerm Hause. Aber sie antwortete nein, ich darf nicht, wenn ich auch wollte. Ich habe drei Söhne, die sind bös und wild, wenn sie von ihrem Raubzug heim kommen und finden Euch, so würden sie uns beide umbringen. Da sprach der Einsiedler‚ lasst mich nur bleiben, sie werden Euch und mir nichts tun, und die Frau war mitleidig und ließ sich bewegen. Da legte sich der Mann unter die Treppe und das Stück Holz unter seinen Kopf. Wie die Alte das sah, fragte sie nach der Ursache, da erzählte er ihr, dass er es zur Busse mit sich herumtrage und nachts zu einem Kissen brauche. Er habe den Herrn beleidigt, denn als er einen armen Sünder auf dem Gang nach dem Gericht gesehen, habe er gesagt, diesem widerfahre sein Recht. Da fing die Frau an zu weinen und rief‚ ach, wenn der Herr ein einziges Wort also bestraft, wie wird es meinen Söhnen ergehen, wenn sie vor ihm im Gericht erscheinen. Um Mitternacht kamen die Räuber heim, lärmten u. tobten. Sie zündeten ein Feuer an u. als das die Höhle erleuchtete u. sie einen Mann unter der Treppe liegen sahen, gerieten sie in Zorn und schrien ihre Mutter an ‚wer ist der Mann? haben wir's nicht verboten, irgendjemand aufzunehmen? Da sprach die Mutter ‚lasst ihn, es ist ein armer Sünder, der seine Schuld büßt. Die Räuber fragten‚ nun was hat er getan? Alter, riefen sie, erzähl uns deine Sünden. Der Alte erhob sich u. sagte ihnen, wie er mit einem einzigen Wort schon so gesündigt habe, dass Gott ihm zürne, und er für diese Schuld jetzt büße. Den Räubern ward von seiner Erzählung das Herz so gewaltig gerührt, dass sie über ihr bisheriges Leben erschraken, in sich gingen u. mit herzlicher Reue ihre Busse begannen. Der Einsiedler, nach dem er die drei Sünder bekehrt hatte, legte er sich wieder zum Schlafe unter die Treppe. Am Morgen aber fand man ihn tot, und aus dem trocknen Holz, auf welchem sein Haupt lag, waren drei grüne Zweige hoch emporgewachsen. Also hatte ihn der Herr wieder in Gnaden zu sich aufgenommen.

 

 

Zurück

zu Geschichten

 

 

https://translate.google.com/English

 

119.  ©The three green branches

 

Once upon a time there was a hermit who lived in a forest at the foot of a mountain and spent his time in prayer and good works, and every evening, for the glory of God, he carried a couple of buckets of water up the mountain. Many animals have been watered with it and some plants have been refreshed with it, because a hard wind blows constantly on the hills, which dries up the air and the earth, and the wild birds, which shy away from people, then circle up and search with their keen eyes a drink. And because the hermit was so pious, an angel of God, visible to his eyes, went up with him, counted his steps and, when the work was finished, brought him his food, just as that prophet was fed by the ravens at God's command . When the hermit was already old in his piety, it happened that he saw from a distance how a poor sinner was being led to the gallows. He said to himself, 'Now this is doing his right. In the evening when he was carrying the water up the mountain, the angel who usually accompanied him did not appear, nor did he bring him his food. Then he was frightened, tested his heart and wondered what he might have sinned with, because God was angry, but he did not know. He did not eat or drink, but prostrated himself on the ground and prayed day and night. And when he was weeping bitterly once in the forest, he heard a little bird that was singing so beautifully and gloriously, and he was even more saddened and said, 'How do you sing so happily! the Lord is not angry with you: oh, if you could tell me what I insulted him with, so that I would repent and my heart would be happy again! Then the little bird began to speak and said, 'You have done wrong because you have condemned a poor sinner who was led to the gallows, that is why the Lord is angry with you, he alone holds judgment. But if you want to repent and repent of your sin, he will forgive you. The angel stood next to him with a dry branch in his hand and said that you should carry this dry branch until three green branches sprout from it, but at night when you want to sleep you should put it under your head. You should ask for your bread at the doors and stay in the same house no longer than one night. This is the repentance the Lord gives you. So the hermit took the piece of wood and went back into the world he had not seen for so long. He ate and drank nothing but what was handed to him at the door, but many requests were not heard, and many doors remained closed to him, so that he often did not get a crumb of bread for whole days. Once he went from door to door from morning to evening, nobody had given him anything, nobody wanted to shelter him for the night, so he went out into a forest and finally found a built-on cave, and an old woman was sitting in it. Then he said, 'Good woman, keep me in your house tonight. But she replied no, I mustn't if I wanted to. I have three sons who are angry and wild, if they come home from their raid and find you, they would kill us both. Then said the hermit, 'just let me stay, they won't harm you or me, and the woman was compassionate and allowed herself to be moved. Then the man lay down under the stairs and the piece of wood under his head. When the old woman saw it, she asked why, when he told her that he would carry it around with him to get around and use it with a pillow at night. He insulted the Lord because when he saw a poor sinner in the corridor after the court, he said that he was doing his right. Then the woman began to cry and cried, 'Oh, if the Lord punishes a single word like this, how will my sons fare when they appear before him in court. At midnight the robbers came home, made a noise and raged. They lit a fire and when that lit the cave and they saw a man lying under the stairs, they got angry and yelled at their mother, who is the man? haven't we forbidden to take anyone in? The mother said, 'Leave him alone, it is a poor sinner who atone for his guilt. The robbers asked 'now what did he do? Dude, they cried, tell us your sins. The old man got up and told them how with a single word he had sinned so much that God was angry with him, and that he was now atoning for this guilt. The hearts of the robbers were touched so violently by his story that they were frightened by their previous life, withdrew and began their repentance with heartfelt remorse. The hermit, after whom he had converted the three sinners, he went back to sleep under the stairs. But in the morning he was found dead, and from the dry wood on which his head lay three green branches had grown tall. So the Lord had graced him again.