118.  ©Das Rätzel

 

Es war einmal ein Königssohn, der bekam Lust, in der Welt umherzuziehen, und nahm niemand mit als einen treuen Diener. Eines Tags geriet er in einen Großen Wald, und als der Abend kam, konnte er keine Herberge finden und wusste nicht, wo er die Nacht zubringen sollte. Da sah er ein Mädchen, das nach einem kleinen Häuschen zuging, und als er näher kam, sah er, dass das Mädchen jung und schön war. Er redete es an und sprach liebes Kind, kann ich und mein Diener in dem Häuschen für die Nacht ein Unterkommen finden? Ach ja, sagte das Mädchen mit trauriger Stimme, das könnt ihr wohl, aber ich rate euch nicht dazu; geht nicht hinein. Warum soll ich nicht? fragte der Königssohn. Das Mädchen seufzte und sprach meine Stiefmutter treibt böse Künste, sie meint es nicht gut mit den Fremden. Da merkte er wohl, dass er zu dem Hause einer Hexe gekommen war, doch weil es finster ward und er nicht weiter konnte, sich auch nicht fürchtete, so trat er ein. Die Alte saß auf einem Lehnstuhl beim Feuer und sah mit ihren roten Augen die Fremden an. Guten Abend, schnarrte sie und tat ganz freundlich, lasst euch nieder und ruht euch aus. Sie blies die Kohlen an, bei welchen sie in einem kleinen Topf etwas kochte. Die Tochter warnte die beiden, vorsichtig zu sein, nichts zu essen und nichts zu trinken, denn die Alte braue böse Getränke. Sie schliefen ruhig bis zum frühen Morgen. Als sie sich zur Abreise fertig machten und er Königssohn schon zu Pferde saß, sprach die Alte warte einen Augenblick, ich will euch erst einen Abschiedstrank reichen. Während sie ihn holte, ritt der Königssohn fort, u. der Diener, der seinen Sattel festschnallen musste, war allein noch zugegen, als die böse Hexe mit dem Trank kam. Das bring deinem Herrn, sagte sie, aber in dem Augenblick sprang das Glas, und das Gift spritzte auf das Pferd, und war so heftig, dass das Tier gleich tot hinstürzte. Der Diener lief seinem Herrn nach und erzählte ihm, was geschehen war, wollte aber den Sattel nicht im Stich lassen und lief zurück, um ihn zu holen. Wie er aber zu dem toten Pferde kam, saß schon ein Rabe darauf und fraß davon. Wer weiß, ob wir heute noch etwas Besseres finden, sagte der Diener, tötete den Raben und nahm ihn mit. Nun zogen sie in dem Walde den ganzen Tag weiter, konnten aber nicht herauskommen. Bei Anbruch der Nacht fanden sie ein Wirtshaus und gingen hinein. Der Diener gab dem Wirt den Raben, den er zum Abendessen bereiten sollte. Sie waren aber in eine Mördergrube geraten, und in der Dunkelheit kamen zwölf Mörder und wollten die Fremden umbringen und berauben. Ehe sie sich aber ans Werk machten, setzten sie sich zu Tisch, und der Wirt und die Hexe setzten sich zu ihnen, und sie aßen zusammen eine Schüssel mit Suppe, in die das Fleisch des Raben gehackt war. Kaum aber hatten sie ein paar Bissen hinuntergeschluckt, so fielen sie alle tot nieder, denn dem Raben hatte sich das Gift von dem Pferdefleisch mitgeteilt. Es war nun niemand mehr im Hause übrig als die Tochter des Wirts, die es redlich meinte und an den gottlosen Dingen keinen Teil genommen hatte. Sie öffnete dem Fremden alle Türen, zeigte ihm die angehäuften Schätze. Der Königssohn aber sagte, sie möchte alles behalten, er wollte nichts davon, und ritt mit seinem Diener weiter. Nachdem sie lange herumgezogen waren, kamen sie in eine Stadt, worin eine schöne, aber übermütige Königstochter war, die hatte bekanntmachen lassen, wer ihr ein Rätsel vorlegte, das sie nicht erraten könnte, der sollte ja ihr Gemahl werden: erriete sie es aber, so müsste er sich dann das Haupt abschlagen lassen. Drei Tage hatte sie Zeit, sich zu besinnen, sie war aber so klug, dass sie immer die vorgelegten Rätsel vor der bestimmten Zeit erriet. Schon waren neune auf diese Weise umgekommen, als der Königssohn anlangte und, von ihrer großen Schönheit geblendet, sein Leben daransetzen wollte. Da trat er vor sie hin und gab ihr sein Rätsel auf, was ist das, sagte er, einer schlug keinen und schlug doch zwölfe. Sie wusste nicht, was das war, sie sann und sann, aber sie brachte es nicht heraus: sie schlug ihre Rätselbücher auf, aber es stand nicht darin: kurz, ihre Weisheit war zu Ende. Da sie sich nicht zu helfen wusste, befahl sie ihrer Magd, in das Schlafgemach des Herrn zu schleichen, da sollte sie seine Träume behorchen, und dachte, er rede vielleicht im Schlaf und verrate das Rätsel. Aber der kluge Diener hatte sich statt des Herrn ins Bett gelegt, und als die Magd herankam, riss er ihr den Mantel ab, in den sie sich verhüllt hatte, und jagte sie mit Ruten hinaus. In der zweiten Nacht schickte die Königstochter ihre Kammerjungfer, die sollte sehen, ob es ihr mit Horchen besser glückte, aber der Diener nahm auch ihr den Mantel weg und jagte sie mit Ruten hinaus. Nun glaubte der Herr für die dritte Nacht sicher zu sein u. legte sich in sein Bett, da kam die Königstochter selbst, hatte einen nebelgrauen Mantel umgetan und setzte sich neben ihn. Und als sie dachte, er schliefe und träumte, so redete sie ihn an und hoffte, er werde im Traume antworten, wie viele tun. Aber er war wach und Verstand und hörte alles sehr wohl. Da fragte sie einer schlug keinen, was ist das? Er antwortete ein Rabe, der von einem toten und vergifteten Pferde fraß und davon starb. Weiter fragte sie u. schlug doch zwölfe, was ist das? Das sind zwölf Mörder, die den Raben verzehrten und daran starben. Als sie das Rätsel wusste, wollte sie sich fortschleichen, aber er hielt ihren Mantel fest, dass sie ihn zurücklassen musste. Am andern Morgen verkün-digte die Königstochter, sie habe das Rätsel erraten, u. ließ die zwölf Richter kommen u. löste es vor ihnen. Aber der Jüngling bat sich Gehör aus und sagte sie ist in der Nacht zu mir geschlichen und hat mich ausgefragt, denn sonst hätte sie es nicht erraten. Die Richter sprachen bringt uns ein Wahrzeichen. Da wurden die drei Mäntel von dem Diener herbeigebracht, u. als die Richter den nebelgrauen erblickten, den die Königstochter zu tragen pflegte, so sagten sie lasst den Mantel sticken mit Gold und Silber, so wird’s Euer Hochzeitsmantel sein.

 

 

 

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118.  ©The Rätzel

 

Once upon a time there was a king's son who felt like wandering the world and took no one with him but a loyal servant. One day he got into a great forest, and when evening came he could not find an inn and did not know where to spend the night. Then he saw a girl who was walking towards a little house, and when he got closer he saw that the girl was young and beautiful. He spoke to it and said, dear child, can I and my servant find accommodation in the little house for the night? Oh yes, said the girl in a sad voice, you can, but I don't advise you to do that; does not go in. Why shouldn't i asked the prince. The girl sighed and said my stepmother does bad arts, she doesn't mean well with strangers. Then he noticed that he had come to a witch's house, but because it was dark and he could not go on, nor was he afraid, he went in. The old woman sat on an armchair by the fire and looked at the strangers with her red eyes. Good evening, she snarled and pretended to be very friendly, sit down and rest. She blew on the coals, on which she was boiling something in a small pot. The daughter warned the two of them to be careful not to eat or drink anything, because the old woman brewed bad drinks. They slept soundly until early morning. When they were getting ready to leave and he was already on horseback, the prince said, wait a moment, I will first hand you a farewell drink. While she was fetching him, the king's son rode away, and the servant who had to fasten his saddle was still there when the wicked witch came with the potion. Take this to your master, she said, but at that moment the glass cracked and the poison splashed on the horse and was so violent that the animal fell dead. The servant ran after his master and told him what had happened, but did not want to abandon the saddle and ran back to fetch it. But when he came to the dead horse, a raven was already sitting on it and eating from it. Who knows if we can find something better today, said the servant, and he killed the raven and took him away. Now they moved on in the forest all day, but could not get out. At nightfall they found an inn and went inside. The servant gave the innkeeper the raven to prepare for dinner. But they had got into a murder pit, and twelve murderers came in the dark and wanted to kill and rob the strangers. But before they got to work, they sat down at the table, and the landlord and the witch sat down with them, and they ate together a bowl of soup into which the raven's flesh had been chopped. But no sooner had they swallowed a few mouthfuls than they all fell down dead, because the raven had shared the poison from the horse meat. There was now no one left in the house but the landlord's daughter, who meant it honestly and had taken no part in the ungodly things. She opened all doors for the stranger, showed him the treasures that had been piled up. But the king's son said she would like to keep everything, he did not want any of it, and rode on with his servant. After they had wandered around for a long time, they came to a town in which there was a beautiful but high-spirited king's daughter, who had made it known that whoever presented her with a riddle that she could not guess was supposed to be her husband: but if she guessed it, so he would have to have his head chopped off. She had three days to think about it, but she was so clever that she always guessed the riddles before the appointed time. Nine had already perished in this way when the king's son arrived and, blinded by their great beauty, wanted to begin his life. Then he stepped in front of her and gave her his riddle, what is it, he said, one of them didn't hit anyone and yet hit twelve. She didn't know what it was, she pondered and pondered, but she couldn't find out: she opened her riddle books, but it wasn't there: in short, her wisdom was at an end. Since she did not know what to do, she ordered her maid to sneak into the master's bedroom, there she should listen to his dreams, and thought that perhaps he was talking in his sleep and would reveal the riddle. But the wise servant had gone to bed instead of the master, and when the maid came up he tore off the cloak in which she had covered herself and chased her out with rods. On the second night the king's daughter sent her maid to see whether she succeeded better in listening, but the servant also took away her cloak and chased her out with rods. Now the gentleman believed he was safe for the third night and lay down in his bed, when the king's daughter came herself, had put on a foggy gray coat and sat down next to him. And when she thought he was sleeping and dreaming, she spoke to him and hoped that he would answer in a dream, as many do. But he was awake and intelligent and heard everything very well. She asked someone who didn't hit anyone, what is that? He answered a raven who ate from a dead and poisoned horse and died from it. She then asked and struck twelve, what is that? There are twelve murderers who ate the raven and died from it. When she knew the riddle, she tried to sneak away, but he held onto her coat so that she had to leave it behind. The next morning the king's daughter announced that she had guessed the riddle, and summoned the twelve judges and solved it before them. But the young man asked to be heard and said she crept up to me that night and asked me questions, otherwise she would not have guessed it. The judges speaking brings us a landmark. The servant brought the three cloaks and when the judges saw the misty gray that the king's daughter used to wear, they said let the cloak be embroidered with gold and silver, so it will be your wedding cloak.