109.  ©Nur ein Albtraum?

 

Eine eigenartige Finsternis umgibt mich. Riesige dunkle Bäume wachsen in die Höhe und verdecken mit ihren schwarzen Blättern den Himmel. Hier und da sprießen leuchtende Pilze aus der feuchten Erde und verbreiten zusammen nun mit den wenigen Sonnenstahlen, die sich hierher noch verirren, ein eigenartiges, unheimliches Dämmerlicht. Ich reite auf meinem zinnfarbenen Hengst u. spüre deutlich den Widerwillen, mit dem er mich durch diesen Wald trägt. Seine Bewegungen sind so steif, als sei er aus Holz geschnitzt und (ich kann es zwar nicht sehen, doch ich weiß es seine Ohren sind so weit wie nur irgend möglich angelegt. Der Angstschweiß fließt uns beiden literweise aus allen Poren. Mein Pferd will hier raus und ich auch. Es ist schrecklich hier, diese grauenvolle Geräusche erfüllen die Luft, Geräusche wie aus einer Folterkammer oder aus der Hölle selbst. Die schattenhaften Gestalten seltsamer Tiere huschen durch das spärliche Unterholz, ich kann sie kaum sehen. Sind es nur Kaninchen oder etwa Schlimmeres? Ich weiß es nicht und das macht mir Angst. Mein Zeitgefühl ist mir abhanden gekommen und ich habe das Gefühl, schon ewig in diesem Wald zu sein. Werde ich je wieder das Tageslicht erblicken? Da packt mich etwas an der Schulter. Was ist das? Hastig ziehe ich mein Schwert und schlage auf den Gegner ein, doch es ist nur ein knorriger Ast. Glück gehabt. Ich atme auf und treibe mein Pferd an. Weiter geht es durch den Wald, der hoffentlich bald zu Ende ist. Nach u. nach gelingt es mir, mich ein wenig zu entspannen. Bei genauerer Betrachtung sehen die unheimlichen, bizarr geformten Bäume ganz interessant aus. Rechts von mir steht einer, der aussieht wie die Arbeit eines Kunstschmiedes, u. der Felsen dort hat Ähnlichkeit mit einem Wolf. Und der Busch dort, Plötzlich bäumt sich mein Hengst auf und wirft mich beinahe aus dem Sattel. Nur mit Mühe gelingt es mir mein nervös tänzelndes Pferd zu beruhigen. Was hat das Tier denn nur so erschreckt? Ich sehe mich wachsam hier um. Vor den Hufen des Hengstes liegt etwas oder jemand? Ich springe eilig aus dem Sattel um die Sache zu untersuchen. Es ist ein Mensch, eingewickelt in einem Lumpen, der wohl mal vor langer Zeit ein Umhang gewesen sein musste. Einige Pfeile ragen aus dem verwahrlosten Bündel heraus und Blut bedeckt den Boden. Aber vielleicht kann ich ja noch helfen. Vorsichtig drehe ich die Person auf den Rücken und versuche ihren Puls zu ertasten. Sie lebt noch, doch wie es aussieht, wohl nicht mehr lange. Die Neugier treibt mich dazu, nachzusehen über wen ich da gestolpert bin und ich streiche ihr die blutverklebten Locken aus dem Gesicht. Mit Entsetzen stelle ich fest, dass es ein Mädchen ist, ein wunderschönes Mädchen! Ich bin ihr nie zuvor begegnet und doch habe ich das Gefühl sie zu kennen wie meine eigene Schwester. Wahrscheinlich habe ich mal von ihr geträumt, Ihre Verletzungen sehen sehr schlimm aus und einer der Pfeile, die in ihren Körper stecken, scheint vergiftet zu sein. Nur eine Person im ganzen Land wäre möglicherweise in der Lage, sie zu retten. Doch es ist ein weiter Weg bis zum großen Heiler und ich kenne die Richtung nicht. So vorsichtig wie möglich hebe ich sie auf mein Pferd und reite los. Mein Hengst kennt den Weg, doch er scheint auf der Stelle zu treten und ich spüre, wie das Leben mehr und mehr aus dem Körper des Mädchens weicht. Ich sehe mich um, eine weiße Stute folgt uns. Das ist kein gutes Omen, denn Schimmel sind Geisterpferde, die die Seelen der Menschen rauben. Sicher ist sie hinter der Seele des Mädchens her. Die Angst steigt in mir auf u. schnürt mir die Kehle zu. Mehr als alles andere auf der Welt wünsche ich mir, diesen verdammten Wald endlich hinter mir zu lassen. Noch immer herrscht hier dieses gruselige Dämmerlicht, aber ich sehe, dass sich jenseits des dichten Blätterdachs die Sonne immer weiter nach Westen senkt. Eile ist geboten und ich treibe mein Pferd an, eine schnellere Gangart einzuschlagen. Wie lange dieser Ritt durch den Wald, zwischen Bäumen und über Wurzeln nun schon dauert, vermag ich nicht zu sagen, doch endlich werden die Bäume lichter. Dort ist die Ebene! Mein Hengst galoppiert so schnell er kann, fast schein er zu fliegen. Allerdings befürchte ich, dass es schon zu spät ist. Die Kleine in meinen Armen atmet kaum noch, ihr Leben hängt an einem seidenen Faden, der jeden Augenblick zu reißen droht. Ich will sie aber nicht verlieren. Endlich erreichen wir das Haus des Heilers, zum Glück ist er daheim. Er kümmert sich um das Mädchen, jedoch stehen ihre Chancen, wie er mir mitteilt, nach wie vor sehr schlecht. Später sitze ich an ihrem Bett und meine Hand ruht auf ihrer glühenden Stirn, sie hat hohes Fieber. Ich kann nicht viel für sie tun, nur ein Wunder kann sie noch retten. Dabei liebe ich sie doch …

 

 

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109.  ©Just a nightmare?

 

A strange darkness surrounds me. Huge dark trees grow tall and obscure the sky with their black leaves. Here and there glowing mushrooms sprout from the damp earth and, together with the few rays of the sun that still get lost here, spread a strange, eerie twilight. I ride my pewter-colored stallion and clearly feel the reluctance with which he carries me through this forest. His movements are so stiff, as if he were carved out of wood and (I can't see it, but I know his ears are as wide as possible. The sweat of fear flows gallons of our pores from both of us. My horse wants here out and so do I. It's terrible here, these horrific noises fill the air, noises like from a torture chamber or from Hell itself. The shadowy figures of strange animals scurry through the sparse undergrowth, I can hardly see them. Are they just rabbits or anything worse? I don't know and that scares me. I've lost my sense of time and I have the feeling that I've been in this forest forever. Will I ever see the light of day again? Something grabs my shoulder. What is that? I quickly draw my sword and hit the enemy, but it's only a gnarled branch. Lucky. I breathe and drive my horse on. We continue through the forest, which I hope I'll be over soon. Gradually I manage to relax a little. On closer inspection, the eerie, bizarre-shaped trees look very interesting. To my right is someone who looks like a blacksmith's work, and the rock there looks like a wolf. And the bush over there, suddenly my stallion rears up and almost throws me out of the saddle. It is only with great effort that I manage to calm my nervously prancing horse. What was it that frightened the animal? I look around here carefully. Something or someone is lying in front of the stallion's hooves? I hurry out of the saddle to investigate. It is a person wrapped in a rag that must have been a cloak a long time ago. Some arrows stick out of the neglected bundle and blood covers the ground. But maybe I can still help. I carefully turn the person on their back and try to feel their pulse. She's still alive, but it looks like she won't be long. Curiosity drives me to see who I stumbled upon and I brush the blood-stuck locks off her face. I realize with horror that it is a girl, a beautiful girl! I've never met her before and yet I feel like I know her like my own sister. I probably dreamed about her once, her injuries look very bad and one of the arrows sticking into her body seems to be poisoned. Only one person in the whole country might be able to save them. But it is a long way to the great healer and I do not know the direction. As carefully as possible I lift her onto my horse and ride off. My stallion knows the way, but he seems to be treading on the spot and I can feel how life is leaving the girl's body more and more. I look around, a white mare is following us. That's not a good omen, because white horses are ghost horses that steal people's souls. Surely she is after the girl's soul. The fear rises in me and my throat constricts. More than anything else in the world, I wish I could finally leave this damn forest behind. There is still this creepy twilight here, but I can see that beyond the dense canopy of leaves the sun is sinking further and further west. It is imperative to hurry and I urge my horse to take a faster pace. How long this ride through the forest, between trees and over roots, I can't say, but finally the trees are getting lighter. There is the plain! My stallion gallops as fast as he can, he almost seems to be flying. However, I fear that it is already too late. The little one in my arms is barely breathing, her life is hanging by a thread that threatens to break at any moment. I don't want to lose it though. We finally reach the healer's house, luckily he's at home. He takes care of the girl, but, as he tells me, her chances are still very bad. Later I sit by her bed and my hand rests on her glowing forehead, she has a high fever. I can't do much for you, only a miracle can save you. I love her ...