108.  ©Brücken des Triumphes

 

Das Wasser unter Celeste Füssen schabte in sanfte Wellen vor sich hin. Es war dunkel, beinahe schwarz und an manchen Stellen so still, dass es wirkte wie die glatte Oberfläche eines Spiegels. Die zahlreichen Lichter der Stadt spiegelten sich in einem verzerrten Abbild ihrer selbst auf der Wasseroberfläche wie lauter bunte Irrlichter. Ein leichter Windzug kam auf, spielte mit ihren Haaren und strich Celeste über die geröteten Wangen. Sie hatte das Gefühl ihr Gesicht hätte Feuer gefangen, denn jeder Zentimeter ihrer Haut fühlte sich heiß an und brannte als würde das Fleisch glühen. Jede neue Träne, die Celeste über dieses Flammenfeld lief, kam ihr vor, als würde sie tiefe Furchen in ihre Haut graben. Ihre Augen juckten von der verschmierten Wimperntusche und dem verlaufenen Makeup, und Celeste brauchte keinen Spiegel um zu wissen, dass sie mindestens so rot waren wie die Straßen-ampeln auf einem der Boulevards hinter ihr. Gedämpft drangen die Geräusche von fahrenden Autos an ihr Ohr, irgendwo gab es Musik. Paris pulsierte wie ein riesiger, großer Herzschlag und all die Straßen und Gassen waren Arterien. Celeste konnte den Puls der Stadt fühlen, er hallte in ihren eigenen Adern wider und das Echo durchlief ihren ganzen Körper. Celeste musste wieder an den Streit denken, den sie mit Dennis gehabt hatte. Die Art wie er sie angeschrien hatte, dieses seltsame Leuchten in seinen Augen, wie jedes Mal wenn er getrunken hatte. In solchen Momenten glaubte Celeste ihn nicht mehr recht wieder zu erkennen. Dann schien er nicht mehr derselbe Mensch zu sein, derjenige der ihr Blumen schenkte und mit ihr Nachts die Sterne am Himmel zählte. Sobald Dennis anfing sich seine Probleme wegzutrinken, seinen verlorenen Job und den Tod seines Bruders, da war er nicht mehr Dennis. Es war, als würde dann ein unheimlicher, körperloser Dämon von ihm Besitz ergreifen, der Celeste schlug u. anschrie, sie beinahe vergewaltigte. An solchen Tagen fühlte sie sich unglaublich machtlos. Schon mehrere Male hatte sie versucht ihm zu helfen seine Probleme in den Griff zu bekommen, aber Dennis hatte ihre Hilfe nie gewollt. Lieber vergrub er sich weiter in seinem Schmerz und seiner Wut und verwandelte sich in das Monster, das Celeste so fürchtete. So war es immer und auch heute war es so gewesen. Jetzt befand sie sich auf einer Brücke, nicht weit von der Ile St. Louis und Notre Dame. Sie saß auf der breiten, steinernen Brüstung und sie war alleine. Auf dem Boden stand eine alte Reisetasche, die ihre wenigen Besitztümer und ihre Kleider beinhaltete. Dennis hatte sie ihr hinterhergeworfen als er Celeste vor die Tür setzte. Er hatte so geschrieen, dass die anderen Hausbewohner es mit-bekommen hatten; wahrscheinlich bekamen sie es sowieso immer mit wenn er betrunken war. Eine Hand wanderte vorsichtig zu der Stelle an ihrer Hüfte, wo er sie getreten hatte. Vorsichtig schob Celeste ihr T-Shirt nach oben u. betrachtete den großflächigen blauen Fleck der mittlerweile die Farbe von schwarzer Tinte angenommen hatte und fast die ganze rechte Seite einnahm. Schmerzhaft verzog sie das Gesicht als sie das Fleisch mit dem Fingerspitzen sachte berührte und sog scharf die Luft durch die Zähne ein. Als sie aus dem Haus gerannt war, bis sie zwei Straßen weiter vor Schmerzen auf dem Gehweg zusammenbrach, war es ihr noch nicht so schlimm vorgekommen. Hätte Celeste nur jemand gefragt, hätte sie nicht einmal sagen können, wie lange sie zusammen-gekrümmt auf dem Boden gelegen und geweint hatte. Es hätten Stunden sein können oder aber auch nur Minuten. Warum hatte sie Dennis auch nur von dem Baby erzählen müssen? Hatte sie wirklich geglaubt, dass er das wollte? Wahrscheinlich war sie an allem auch noch selbst schuld. Sowieso war sie immer an allem selbst schuld. Dennis sagte das ständig. Warum Celeste hier her, auf die Brücke gekommen war, wusste sie nicht. Sie war einfach irgendwohin gelaufen. Hauptsache weg. Weit weg von Dennis. Weit weg von seiner Wut u. seinem angetrunkenen Ärger. Sie wollte nicht länger die Zielscheibe für seine alkoholgesteuerten Ausbrüche sein. Und außerdem wollte sie das Baby nicht gefährden. Aber was jetzt? Es wäre so einfach gewesen nie wieder in die kleine Wohnung zu Dennis zurückzukehren. Aber ganz abgesehen davon, dass sie keinen Job und kein eigenes Geld hatte, niemandem zu dem sie gehen konnte oder auch nur einen Verwandten besaß, hatte sie immer noch das Gefühl ihn zu lieben. Jedenfalls liebte Celeste den Dennis, der mit ihr Mondscheinpicknicks machte und in ihrer kleinen Wohnung Salsa tanzte. Andererseits wusste sie nicht einmal, ob es diesen Dennis überhaupt noch gab, oder ob der Alkohol und die Arbeitslosigkeit ihn schon längst davon geschwemmt hatten. Wenn sie hier ehrlich war, dann hatte sie keinen blassen Schimmer, wie es weiter gehen sollte. Jetzt saß sie noch auf der Brücke, aber was war in zwei Stunden? Wo sollte sie dann hingehen? Oder was war Morgen? Und Übermorgen? Nächste Woche? Die Antwort war klar und simpel: Celeste wusste es nicht. Hier bist du also. Ich habe dich überall gesucht. Celeste drehte sich um und durch ihren Tränenschleier konnte sie eine fremde Gestallt erkennen, die ein paar Meter entfernt auf der Brücke stand. Es war mehr ein Schatten als die wirkliche Form eines Menschen. Die Dunkelheit schien sie beinahe zu verschlucken, in sich aufzusaugen, sodass sie selbst ein Teil von ihr wurde. Wer sind Sie?, fragte Celeste mit dünner Stimme und wischte sich mit der linken Hand die Tränen aus dem Gesicht. Die Tatsache, dass jemand sie so sah, war Celeste peinlich und sie wünschte sich zutiefst die fremde Gestallt würde sie nicht so anstarren. Das einzige, was Celeste in diesem Moment wollte, war alleine sein. Sie wollte niemanden sehen und auch von niemandem gesehen werden. Und schon gar nicht von Leuten, die sie nicht kannte. Anstatt eine Antwort zu geben, kam die fremde Person näher und nahm nun endlich richtige Konturen an. Jetzt konnte war zu erkennen, dass es sich um eine Frau handelte. Sie hatte langes dunkles Haar und trug ein schwarzes Cocktail-Kleid und Celeste war sich sicher sie noch nie in ihrem Leben gesehen zu haben. Die Absätze ihrer roten Highheels machten ein hohles, klapperndes Geräusch beim Gehen, wie als würde sie auf Nägeln gehen. Wer sind Sie?, wiederholte Celeste und sah in das makellos geschminkte Gesicht der Fremden, die keinen halben Meter entfernt zum Stehen gekommen war. Tut das was zur Sache?, sagte die Frau und trat ihre Zigarette am Boden aus. Sie sah nicht unfreundlich aus, aber auch nicht sonderlich sympa thisch. Aber die Art, wie sie Celeste ansah, kam dieser doch wohlgesonnen vor. Celeste wusste nicht, was sie darauf antworten sollte und zuckte statt-dessen nur mit den Schultern. Die Fremde setzte sich elegant neben sie und schlug die Beine übereinander. Sie atmete tief durch und strich sich dann eine Strähne ihres langen Haares aus dem Gesicht. Ihre Fingernägel waren dunkelrot lackiert; dieselbe Farbe die auch ihre Pumps hatten. Ich will mit nieman-dem reden. Sie können sich die Mühe sparen. Gehen Sie weg, sagte Celeste und starrte wieder aufs Wasser hinunter. Sie kannte diese Art von Leuten, die sich immer in Angelegenheiten einmischten, die sie nichts angingen, es hinter einer Fassade von Mitgefühl verstecken wollten. Müde wischte sich Celeste über die geröteten Augen. Überlegst du, ob du springen sollst?, wollte die Frau wissen u. das dunkle Gebräu unter ihnen schabte, wie um ihre Worte zu unterstreichen, rhythmisch gegen die Brücke. Daran habe ich noch gar nicht gedacht, antwortete Celeste wahrheitsgemäß und zog diese Möglichkeit auf einmal tatsächlich in Betracht. Es wäre zwar nicht der absolute Knüller, aber es war immer noch ein Ausweg aus diesem Schlamassel. Sie würde sich nicht der Wirklichkeit stellen müssen, nicht der Zukunft und schon gar nicht der Vergangenheit und Dennis. Doch dann schüttelte sie entschieden den Kopf. Nein. Verstehend nickte die Fremde und ihr langes Haar wippte auf und ab. Du willst dem Baby nichts antun, nicht wahr? Celeste sah die Frau wie entgeistert an. Woher...? Sie zog verstehend die perfekt gezogene Augenbraue in die Höhe. Ich weiß es eben. Celeste sah an sich hinunter und legte ihre Hand auf ihren noch flachen Bauch. Es war noch rein gar nichts zu sehen und ihr war noch nicht einmal am Morgen schlecht geworden. Woher wusste also diese fremde Frau davon? Und dann brauch plötzlich alles aus Celeste heraus. All die Enttäuschung und der Ärger, die Mut-losigkeit, der Schmerz und ihre Wut auf Dennis. Wieder strömten die Tränen über ihr heißes Gesicht und ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. Sie musste daran denken, wie sie heulend auf der Strasse gelegen hatte, bei diesem Gedanken flossen die Tränen nur noch mehr. Celeste war nicht nur enttäuscht und wütend und tat sich selbst leid, genauso sehr war sie entsetzt darüber, was aus ihr geworden war. Die goldene Zukunft, von der sie geträumt hatte, war wie eine Seifenblase zerplatzt. Sie war ein einfaches Mädchen aus einem Städtchen in der Bretagne, das gehofft hatte in Paris ihr großes Glück zu finden. Aber vielleicht gab es ja für manche Mädchen kein Happy-End. Ein Arm legte sich um ihre Schultern und ehe Celeste sich versah, hatte sie die Fremde in die Arme genommen und wiegte sie wie ein kleines Kind beruhigend hin und her. Celeste schloss die Augen und ließ den Tränen freien Lauf. Sie weinte um ihr zerbrochenes Glück, wegen ihre verlorene Liebe und ihrer unge-wissen Zukunft. Erleichtert schmiegte sie sich an die Schulter der dunkel haarigen Frau und ließ sich trösten. Der blumige Duft eines teuren Parfüms stieg ihr in die Nase, gepaart mit kaltem Zigarettenrauch. Celeste wusste nicht, für wie lange sie in den Armen der Fremden gelegen und geweint hatte wie ein Kind bei seiner Mutter. Es kam ihr unglaublich lange vor, aber es konnte nicht viel Zeit vergangen sein. Irgendwann wurden die Tränen weniger und sie beruhigte sich ein wenig. Zurück blieben schmerzende Augen und ein trockener Mund. Die Frau schob sie auf Armeslänge von sich weg und sah sie an. Ihre Augen waren von einem stechenden Blau. Ist es jetzt besser?, ihre Stimme klang ruhig, angenehm. Aus einer kleinen, schwarzen Handtasche holte sie ein spitzen-besetztes Taschen-tuch und gab es ihr. Celeste murmelte ein Dankeschön, wischte sich die Tränen fort und schnäuzte sich die Nase. Dann atmete sie tief durch und sog die klare Nachtluft ein. Der Wind trocknete langsam ihr heißes Gesicht und beruhigte sie ein wenig. Danke, sagte sie zu der Fremden und auf einmal war es ihr peinlich. Sie kannte diese Frau nicht und trotzdem hatte sie Rotz und Wasser heulend an ihr nun dran gehangen. Sie müssen entschuldigen. Ich wollte Sie nicht belästigen, stammelte sie und zerknüllte das Taschentuch in den Händen. Ihr Herz hämmerte immer noch wild in ihrer Brust und der Kloos in ihrem Hals fühlte sich so groß an wie ein Tennisball. Die Frau lächelte und zeigte eine Sammlung perfekter, weißer Zähne. Schon gut. Sie wirkte so unglaublich vollkommen und schön, dass sich Celeste daneben klein und unwichtig vorkam. Aber trotzdem fühlte sie sich in ihrer Gegenwart nicht unwohl. Ich habe einen Haufen Probleme, müssen Sie wissen. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll, ihre Hände verkrampften sich um das Tasch-entuch. Ich weiß. Und ich kann dir helfen sie zu lösen. Das heißt, wenn du dir helfen lässt, Celeste Saré. Woher kennen Sie meinen Namen?, wollte Celeste wissen und sah sie an. Egal wie angestrengt sie auch nachdachte, sie konnte sich nicht daran erinnern, der Frau ihren Namen genannt zu haben. Die Frau zuckte mit den Schultern. Ich kenne dich, Celeste. Ich kenne dich besser, als du denkst. Als Celeste etwas darauf erwidern wollte, legte die Frau ihr sanft einen Finger auf die Lippen und bat sie zu schweigen. Sag nichts; hör mir nur zu, ma petite. In Ordnung? Celeste nickte. Irgendwie verstand sie immer noch nicht wirklich, was hier vor sich ging. Ihr Gesicht brannte vom Weinen und ihre Nase lief. Gedankenverloren wischte sie sich mit dem Handrücken über die Nase und vergaß das zerknüllte Taschentuch in ihrer Hand völlig. Auf unangenehme Weise wurde sie an den blauen Fleck u. ihre schmerzenden Knochen erinnert u. bemerkte auf einmal, wie müde sie eigentlich war. Doch die Frau aber lächelte immer noch. Umso länger Celeste hinsah, desto mehr veränderte sich das Lächeln. Es nahm einen verschwör-erischen Ausdruck an, so als hätten sie und Celeste ein Geheimnis, das sonst keiner kannte. Vielleicht war sie der Annahme, dass Celeste wusste, was hier ablief, aber Celeste war da ganz anderer Meinung. Sie verstand gar nichts. Ich kann dir alle deine Wünsche erfüllen, ma petite. Alles, wovon du träumst und wonach du dich sehnst, die Augen der Frau leuchteten wie die eines kleinen Kindes vor dem Süssigkeitsladen. Irgendetwas an diesem Leuchten war Celeste unheimlich und sie begann sich ein wenig unwohl zu fühlen. Es gibt Dinge, die weit von deiner Vorstell-ungskraft entfernt liegen, Dinge die du vielleicht für unmöglich hältst, sie legte einen Arm um Celeste und ihr Lächeln wurde breiter, Celeste konnte ihre perfekten Zähne sehen; ein Hollywood-Lächeln. Wenn du willst, dann kann ich alles rückgängig machen, die ganzen Probleme, die du jetzt hast. Du musst es nur sagen und wenn du willst kannst du morgen früh zu Hause in Sainte-Foy aufwachen. Erinnerst du dich an dein Zuhause, Kleines? Celeste sah die Frau an, als hätte sie vollkommen den Verstand verloren, aber es war ihr ganz und gar ernst damit. Niemand konnte einen so ansehen, wenn er scherzte. Sainte-Foy. Natürlich erinnerte sie sich an Sainte-Foy. Sie sah nach unten ins dunkle Wasser und musste an ihre Vergangenheit denken, an das Städtchen Sainte-Foy und an die Familie, die sie nicht mehr hatte. Die Zeit, die sie bisher in Paris verbracht zog an ihrem inneren Auge vorüber und führte sie zurück in die Wohnung ihrer Tante Marie, die so dunkel und düster gewesen war. Celeste sah ihre Tante vor sich, die sie nach dem tragischen Tod ihrer Eltern aufgenommen hatte und die ihr bis zum Schluss fremd gewesen war. Sie dachte an die Engstirnigkeit ihres Zuhauses, die konservativen und veralteten Ansichten und den Alltagstrott. Mit einem leichten Gefühl von Verlust erinnerte sie sich an den Duft des Meeres und an die Grünen Wiesen ihrer Heimat. Und dann kam ihr der Traum der Freiheit wieder in den Sinn, der sie veranlasst hatte nach Paris zu kommen, als ihre alte Tante letztendlich auch gestorben war. Es hatte nichts gegeben, was Celeste in Sainte-Foy noch gehalten hätte, nur noch den Gedanken an Paris und ein eigenes Leben. All das, was Sainte-Foy verkörperte, hatte Celeste loswerden wollen und dann, als sie endlich die Fesseln durchtrennt und in Paris ein eigenes Leben mit Dennis gehabt hatte, da hatte sie das Schicksal wieder einmal mit dem Kopf vor die Wand ge-stoßen. Und jetzt saß Celeste mitten in der Nacht auf einer einsamen Brücke, schwanger u. alleine, mit nichts weiterem als einer kleinen Reisetasche und den Sachen, die sie am Körper trug. Und, ma petite?, die Fremde saß immer noch neben ihr, den Arm um ihre Schulter gelegt und sah sie erwartungsvoll an. Celeste wurde mit einem Ruck aus ihren Gedanken gerissen. Sainte-Foy ist das letzte, was ich will, sagte sie und sah die Frau ernst an. Das war die pure Wahrheit. Eher würde sie ins Nirgendwo gehen als zurück in das kleine Städtchen in der Bretagne, wo sie nur das Ziel des allgemeinen Geschwätzes u. der Spöttereien der Leute wäre. Auf wenig elegante Weise entzog sie sich dem Griff der Frau. Aber, das erste Mal wirkte die Fremde wie vor den Kopf gestoßen und völlig aus dem Konzept gebracht. Weißt du eigentlich, was du da sagst? Ich will nie wieder zurück an diesen Ort! Nicht heute und auch nicht morgen. Lieber verende ich irgendwo in der Gosse, Celeste schrak vor ihren eigenen Worten zurück. Sie wusste nicht, wie diese Worte den Weg zu ihrem Mund fanden, aber im Grunde entsprachen sie vollkommen der Wahrheit, einer Wahrheit, die sie nie gewagt hatte, laut auszusprechen. Du könntest alles haben, was du dir wünschst. Du musst es nur wollen. Ich will aber nicht! Jetzt erschrak die Frau wirklich zutiefst. Celeste wollte weg von hier. Die ganze Situation kam ihr von Sekunde zu Sekunde seltsamer vor. Wie du willst nicht?, ihre Hand legte sich auf Celestes Oberschenkel und die spitzen Fingernägel der Frau gruben sich tief ins Fleisch. Sie spinnen doch, Celeste schlug die Hand beiseite und rappelte sich auf. Hastig rutschte sie von dem Mäuerchen und griff nach ihrer Reisetasche. Die Frau wollte sie am Handgelenk festhalten, doch Celeste war schneller. Im Gesicht der Fremden war nicht mehr der kleinste Funken von Sympathie zu erkennen. Ihre Haut wirkte auf einmal fahl und ihr Make-up fleckig. Der Duft ihres Parfüms, der Celeste zuvor noch teuer und süßlich in die Nase gestiegen war, roch nun auf einmal ranzig und abgestanden; irgendwie erinnerte er sie an Essig. Celeste taumelte ein, zwei Schritte zurück und zog die Tasche mit sich. Die Frau stand auf und ging auf sie zu. Ihr Kleid wirkte gar nicht mehr so perfekt ge-schnitten, der Stoff sah alt und ausgewaschen aus, ein Träger war ihr über die Schulter gerutscht. Sie kam noch einen Schritt näher, Celeste rückte weiter weg. Mit einem hässlichen Knacken brach ein Absatz der roten Pumps ab und die Frau strauchelte. Sie machte einen Ausfallschritt nach links und in diesem Moment brach der zweite Absatz. Die Fremde fiel vornüber und schlug mit der Nase übel gegen das Pflaster. Wie gebannt starrte Celeste auf das, was vor ihren Augen passierte. Was zum Teufel ging hier vor? Die Frau richtete sich schwerfällig auf, ihre Nägel verursachten ein kratziges Geräusch auf den Steinen. Die zuvor fachmännisch manikürten Fingernägel waren jetzt brüchig u. eingerissen, der Nagellack blätterte an mehreren Stellen ab. Aus ihrer Nase lief in einem dünnen Rinnsal Blut und tropfte ihr Kinn hinunter. Die lange, dunkle Mähne hing in dünnen Strähnen über die Schultern und fiel ihr ins Gesicht, mit einer ungelenken Bewegung strich sie die Haare zurück. Oh, mein Gott!, entfuhr es Celeste und sie schlug die Hand vor den Mund. Die Frau schien nur noch ein Abbild dessen zu sein, was sie zuvor gewesen war. Die Fremde kroch auf allen Vieren nun auf sie zu. Ein röchelnder Laut entrang ihrer Kehle und immer wieder brach sie zusammen. Blut sickerte ihr weiter aus der Nase, hinterließ eine hässliche, rote Spur auf ihrer Oberlippe. Celeste kam es so vor, als würden die Schatten um sie herum dichter werden und an dem Körper der Frau vor ihr zerren und ziehen. Wie lange Finger gruben sie sich in ihr Haar und packten sie an den Armen. Wieder ein Röcheln, das so klang, als würde sie an etwas in ihrer Kehle ersticken. Ihre Augen wurden glasig. Celeste hatte genug gesehen. So schnell sie konnte warf sie sich die Reisetasche über die Schulter und rannte die Brücke hinunter. Sie wollte weg, einfach nur weg! In einer Seitengasse, die ihr weit genug entfernt schien, kam sie keuchend zum stehen und lehnte sich erschöpft gegen eine Häuserfassade. Um sie herum drehte sich alles und Celeste verspürte einen leicht stechenden Schmerz in der Seite. War das hier so gerade eben wirklich passiert? Oder war sie etwa verrückt ge-worden? Was war eigentlich passiert? Kraftlos ließ sie die Tasche von ihrer Schulter gleiten und schlang die Arme darum. Es tat so gut, sich an etwas festhalten zu können, auch wenn es nichts weiter als eine alte Sporttasche war! Celeste musste wieder an die Frau denken und wie sie sich vor ihren Augen von einer hinreißenden Erscheinung in ein Häufchen Elend verwandelt hatte. Es war ein grausiges Bild gewesen, mit anzusehen, wie sie vor ihr auf Händen und Füßen über die Brücke kroch. Und was waren das für Schatten gewesen, die nach ihr gegrabscht hatten? Hatte sie sich die etwa nur eingebildet? Celeste schüttelte den Kopf. Ihr Atem hatte sich mittlerweile ein wenig beruhig, der Schmerz war abgeklungen. Vielleicht war das alles tatsächlich nur ein Traum gewesen. Das Ergebnis ihrer überdrehten Nerven, ihrer Müdigkeit. Hoffentlich war es so. Jede andere Möglichkeit hätte sie wahrscheinlich zu sehr erschreckt. Dann musste sie an das denken, was die Frau gesagt hatte. Sainte-Foy. Nein, dorthin wollte sie wirklich nie wieder zurück. Sie hat ein für alle mal genug von Leuten, die über ihr Leben bestimmen wollten. Auch wenn sie tatsächlich wieder nach Hause zurück gegangen wäre, wäre es dort nicht viel besser gewesen als hier. Sie konnte sich schon das Geschwätz vorstellen, wenn sie in ihrem Zustand in dem kleinen Städtchen auftauchte. Aber wer sagt denn, dass Sainte-Foy meine einzige Chance ist?, flüsterte Celeste und legte die linke Hand auf ihren flachen Bauch. Sie war schließlich in Paris! Wollte sie wirklich ihren alten Wunsch der Unabhängigkeit so einfach aufgeben? Sie brauchte Dennis nicht um Glücklich zu sein. Es musste auch so gehen, und schließlich war sie nicht alleine. Eine Weile blieb Celeste noch so sitzen, dann stand sie umständlich auf u. schulterte ihre Tasche. Dann machte sich Celeste auf in die Nacht. Und dieses Mal miet sie die Brücke aufs äußerste. Lieber auf Nummer sicher gehen. Vielleicht war ihr Albtraum ja noch dort.

 

 

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108.  ©Bridges of Triumph

 

The water under Celeste's feet scraped away in gentle waves. It was dark, almost black, and in places so still that it looked like the smooth surface of a mirror. The numerous lights of the city were reflected in a distorted image of themselves on the surface of the water like lots of colorful will-o'-the-wisps. A light breeze came up, played with her hair and stroked Celeste's flushed cheeks. She had the feeling her face had caught fire, because every inch of her skin felt hot and burned as if the flesh was glowing. Every new tear that Celeste ran over this field of flames felt as if she were digging deep furrows in her skin. Her eyes itched from smeared mascara and run-off makeup, and Celeste didn't need a mirror to know that they were at least as red as the traffic lights on one of the boulevards behind her. The noises of moving cars reached her ears muffled, there was music somewhere. Paris pulsed like a huge, big heartbeat and all the streets and alleys were arteries. Celeste could feel the pulse of the city, it echoed in her own veins and the echo ran through her whole body. Celeste remembered the argument she'd had with Dennis. The way he'd screamed at her, that strange glow in his eyes, like every time he'd been drinking. At such moments Celeste didn't think she recognized him anymore. Then he no longer seemed to be the same person who gave her flowers and counted the stars in the sky with her at night. As soon as Dennis started drinking his troubles away, his lost job and his brother's death, he was no longer Dennis. It was as if an eerie, disembodied demon would take possession of him, slapping and yelling at Celeste, almost raping her. On days like that, she felt incredibly powerless. She had tried several times to help him get his problems under control, but Dennis had never wanted her help. Rather, he buried himself further in his pain and anger and turned into the monster that Celeste so feared. It was always like that, and it was like that today too. Now she was on a bridge not far from the Ile St. Louis and Notre Dame. She sat on the wide stone parapet and she was alone. On the floor was an old travel bag containing her few possessions and her clothes. Dennis had thrown it after her when he sat Celeste in front of the door. He had screamed so that the other residents of the house had heard; they probably always got it anyway when he was drunk. One hand went carefully to where he'd kicked her on her hip. Celeste carefully pushed her T-shirt up and looked at the large blue stain that had now turned the color of black ink and took up almost the entire right side. She grimaced painfully as she gently touched the flesh with her fingertips and sucked in air sharply through her teeth. When she ran out of the house until she collapsed in pain on the sidewalk two blocks away, it hadn't seemed so bad. If only someone had asked Celeste, she would not even have been able to say how long she had been curled up on the floor and cried. It could have been hours or just minutes. Why did she even have to tell Dennis about the baby? Did she really think that was what he wanted? It was probably her own fault for everything. Anyway, it was always her own fault. Dennis kept saying that. She didn't know why Celeste had come here, on the bridge. She had just walked somewhere. The main thing is away. Far from Dennis. Far from his anger and his drunken anger. She no longer wanted to be the target of his alcohol-induced outbursts. And besides, she didn't want to endanger the baby. But what now? It would have been so easy never to go back to Dennis' small apartment. But apart from the fact that she had no job, no money of her own, no one to go to or even had a relative, she still had the feeling that she loved him. Anyway, Celeste loved Dennis, who had moonlight picnics with her and danced salsa in her small apartment. On the other hand, she didn't even know whether Dennis still existed, or whether the alcohol and unemployment had swept him away long ago. If she was being honest here, then she had no clue how it was going to go on. Now she was still sitting on the bridge, but what would happen in two hours? Then where should she go? Or what was morning? And the day after tomorrow? Next week? The answer was clear and simple: Celeste didn't know. So here you are I looked for you everywhere. Celeste turned around and through her veil of tears she could see a strange figure standing a few meters away on the bridge. It was more of a shadow than a person's real shape. The darkness almost seemed to swallow her up, soak her up, so that she herself became a part of her. Who are you? Celeste asked in a thin voice, wiping the tears from her face with her left hand. Celeste was embarrassed by the fact that someone saw her like this and deeply wished that the strange shape wouldn't stare at her like that. The only thing Celeste wanted right now was to be alone. She didn't want to see anyone, and neither did she want to be seen by anyone. And certainly not from people she didn't know. Instead of giving an answer, the stranger came closer and finally took on the right shape. Now it could be seen that it was a woman. She had long dark hair and a black cocktail dress and Celeste was sure she had never seen her in her life. The heels of her red high heels made a hollow, clattering sound as she walked, like walking on her nails. Who are you? Repeated Celeste and looked into the immaculately made-up face of the stranger who had come to a stop less than half a meter away. Does that matter? Said the woman, kicking out her cigarette on the floor. She didn't look unfriendly, but neither did she look particularly personable. But the way she looked at Celeste seemed kind to him. Celeste didn't know what to answer and just shrugged her shoulders instead. The stranger sat elegantly next to her and crossed her legs. She took a deep breath and then brushed a strand of her long hair back from her face. Her fingernails were painted dark red; the same color as her pumps. I don't want to talk to anyone. You can save yourself the trouble. Go away, said Celeste, staring down at the water again. She knew the kind of people who always got involved in things that were none of their business, who wanted to hide it behind a facade of compassion. Celeste wiped her reddened eyes wearily. Are you thinking about jumping? The woman wanted to know and the dark brew beneath them scraped rhythmically against the bridge, as if to underline her words. I haven't thought of that yet, Celeste replied truthfully, suddenly actually considering the possibility. It wouldn't be an absolute hit, but it was still a way out of this mess. She wouldn't have to face reality, the future, and certainly not the past and Dennis. But then she shook her head firmly. No. The stranger nodded in understanding and her long hair bobbed up and down. You don't want to harm the baby, do you? Celeste looked at the woman in astonishment. Where from...? She raised her perfectly raised eyebrow in understanding. I just know. Celeste looked down at herself and put her hand on her still flat stomach. There was absolutely nothing to be seen yet and she hadn't even felt sick that morning. So how did this strange woman know about it? And then suddenly I need everything out of Celeste. All the disappointment and anger, the discouragement, the pain and her anger at Dennis. Again the tears streamed down her hot face and her stomach contracted convulsively. She had to think of how she had been crying in the street, the thought only made the tears flow more. Not only was Celeste disappointed and angry and sorry for herself, she was just as appalled at what had become of her. The golden future she had dreamed of had burst like a soap bubble. She was a simple girl from a small town in Brittany who had hoped to find happiness in Paris. But maybe there was no happy ending for some girls. An arm went around her shoulders and before Celeste knew it, she had taken the stranger in her arms and rocked her soothingly back and forth like a small child. Celeste closed her eyes and let the tears flow. She wept for her broken happiness, her lost love and her unknown future. Relieved, she hugged the dark-haired woman and let herself be comforted. The flowery scent of an expensive perfume rose to her nose, paired with cold cigarette smoke. Celeste didn't know how long she'd lay in the strangers' arms and cried like a child with its mother. It felt incredibly long, but it couldn't have been much time. At some point the tears became less and she calmed down a little. What remained was sore eyes and a dry mouth. The woman pushed her away from her at arm's length and looked at her. Her eyes were a piercing blue. Is it better now? Her voice was calm, pleasant. She took a handkerchief with lace from a small black handbag and gave it to her. Celeste muttered a thank you, wiped her tears away, and blew her nose. Then she took a deep breath and inhaled the clear night air. The wind slowly dried her hot face and calmed her down a bit. Thank you, she said to the stranger and suddenly she was embarrassed. She did not know this woman and yet she had clung to her, howling with snot and water. You have to apologize. I didn't mean to bother you, she stammered, crumpling the handkerchief in her hands. Her heart was still pounding wildly in her chest and the kloos in her throat felt the size of a tennis ball. The woman smiled and showed a collection of perfectly white teeth. All right. She looked so unbelievably perfect and beautiful that Celeste felt small and unimportant next to her. Still, she didn't feel uncomfortable around her. I'm having a bunch of problems, you know. I don't know what to do anymore, her hands clenched around the handkerchief. I know. And I can help you solve it. That is, if you can be helped, Celeste Saré. How do you know my name? Celeste wanted to know and looked at her. No matter how hard she thought, she couldn't remember telling the woman her name. The woman shrugged. I know you, Celeste. I know you better than you think When Celeste was about to reply, the woman gently put a finger to her lips and asked her to be silent. Don't say anything; just listen to me, ma petite. Okay? Celeste nodded. Somehow she still didn't really understand what was going on. Her face burned from crying and her nose ran. Lost in thought, she wiped her nose with the back of her hand and completely forgot the crumpled handkerchief in her hand. In an unpleasant way she was reminded of the bruise and her aching bones and suddenly noticed how tired she actually was. But the woman was still smiling. The longer Celeste looked, the more the smile changed. It took on a conspiratorial look, as if she and Celeste had a secret no one else knew. Perhaps she thought Celeste knew what was going on, but Celeste disagreed. She didn't understand anything. I can fulfill all of your wishes, ma petite. Everything you dream of and what you long for, the woman's eyes shone like those of a small child in front of the candy store. Something about that glow was creepy to Celeste and she was starting to feel a little uncomfortable. There are things that are far from your imagination, things that you might think are impossible, she put an arm around Celeste and her smile widened, Celeste could see her perfect teeth; a Hollywood smile. If you want, I can undo everything, all the problems you have now. You just have to say it and if you want you can wake up at home in Sainte-Foy tomorrow morning. Do you remember your home, little one? Celeste looked at the woman as if she had completely lost her mind, but she was completely serious about it. Nobody could look at you like that while joking. Sainte-Foy. Of course she remembered Sainte-Foy. She looked down into the dark water and thought of her past, of the town of Sainte-Foy and the family she no longer had. The time she had so far spent in Paris passed her mind's eye and led her back to her Aunt Marie's apartment, which had been so dark and gloomy. Celeste saw her aunt, whom she had taken in after the tragic death of her parents and who had been a stranger to her until the end. She thought of the narrow-mindedness of her home, the conservative and outdated views and the daily grind. With a slight sense of loss, she remembered the scent of the sea and the green meadows of her home. And then she remembered the dream of freedom that had brought her to Paris when her old aunt had finally died too. There was nothing that Celeste kept in Sainte-Foy, only the thought of Paris and a life of her own. Celeste had wanted to get rid of everything that Sainte-Foy embodied, and then, when she had finally cut the bonds and had a life of her own with Dennis in Paris, she had once again bumped her head against the wall. And now Celeste was sitting on a lonely bridge in the middle of the night, pregnant and alone, with nothing more than a small travel bag and the things she was carrying on her body. And, ma petite ?, the stranger was still sitting next to her, her arm around her shoulder and looking at her expectantly. Celeste was jerked out of her thoughts. Sainte-Foy is the last thing I want, she said, looking seriously at the woman. That was the pure truth. She would sooner go nowhere than back to the little town in Brittany, where she would only be the target of general gossip and mockery of the people. In a less elegant way, she escaped the woman's grip. But, for the first time, the stranger seemed offended and completely confused. Do you actually know what you are saying? I never want to go back to this place! Not today and not tomorrow either. I'd rather die in the gutter somewhere. Celeste shrank from her own words. She didn't know how these words found their way to her mouth, but at bottom they were perfectly true, a truth she had never dared speak out loud. You could have anything you want. You just have to want it. But I do not want to! Now the woman was really terrified. Celeste wanted to get out of here. The whole situation seemed stranger from second to second. How do you not want to ?, her hand came to rest on Celeste's thigh and the woman's pointed fingernails dug deep into her flesh. You're crazy, Celeste threw her hand aside and got to her feet. She quickly slipped off the wall and picked up her travel bag. The woman wanted to hold her wrist, but Celeste was faster. In the face of the stranger there was no longer the slightest spark of sympathy to be seen. Her skin suddenly looked pale and her makeup blotchy. The scent of her perfume, which Celeste had previously smelled dearly and sweetly, now suddenly smelled rancid and stale; somehow it reminded her of vinegar. Celeste stumbled back a step or two, pulling the bag with her. The woman got up and approached her. Her dress no longer looked so perfectly cut, the fabric looked old and washed out, a strap had slipped over her shoulder. She came a step closer, Celeste moved further away. With an ugly crack, a heel of the red pumps broke off and the woman stumbled. She took a lunge to the left and at that moment the second paragraph broke. The stranger fell forward and hit the pavement badly with her nose. Celeste stared spellbound at what was happening before her eyes. What the hell was going on here? The woman straightened heavily, her nails making a scratchy noise on the stones. The previously expertly manicured fingernails were now brittle and torn, the nail polish was peeling off in several places. Blood ran from her nose in a thin trickle and dripped down her chin. The long, dark mane hung in thin strands over her shoulders and fell into her face, with an awkward movement she brushed her hair back. Oh, my God! Celeste exclaimed and she clapped her hand over her mouth. The woman seemed to be just a copy of what she had been before. The stranger crawled towards them on all fours. A rattling sound came from her throat and she collapsed again and again. Blood continued to trickle from her nose, leaving an ugly red trail on her upper lip. It seemed to Celeste that the shadows were growing thicker around her, tugging and tugging at the body of the woman in front of her. Like long fingers they dug into her hair and grabbed her arms. Another rattle that sounded like she was choking on something in her throat. Her eyes glazed over. Celeste had seen enough. As fast as she could, she tossed the travel bag over her shoulder and ran down the bridge. She wanted to get away, just get away! In a side street that seemed far enough away, she stopped panting and leaned exhausted against the facade of a house. Everything spun around her and Celeste felt a light stabbing pain in her side. Had this really happened just now? Or was she mad? What actually happened Strangely, she let the bag slip off her shoulder and wrapped her arms around it. It felt so good to be able to hold onto something even if it was nothing more than an old gym bag! Celeste had to think again of the woman and how she had transformed from a gorgeous appearance into a heap of misery before her eyes. It had been a gruesome sight to watch her crawl across the bridge on hands and feet in front of her. And what kind of shadows were those that had grabbed her? Was she just imagining it? Celeste shook her head. Her breathing had calmed down a bit by now, the pain had subsided. Maybe it was all just a dream. The result of their overworked nerves, their tiredness. Hopefully it was like that. Any other option would probably have frightened her too much. Then she thought of what the woman had said. Sainte-Foy. No, she really never wanted to go back there. She has had enough of people who wanted to rule her life once and for all. Even if she had actually gone back home, it wouldn't have been much better there than here. She could already imagine the chatter when she appeared in her condition in the little town. But who says Sainte-Foy is my only chance? Celeste whispered, placing her left hand on her flat stomach. She was in Paris after all! Did she really want to give up on her old desire for independence that easily? She didn't need Dennis to be happy. It had to go that way, and after all she wasn't alone. Celeste stayed there for a while, then she got up awkwardly and shouldered her bag. Then Celeste went into the night. And this time she is renting the bridge to the utmost. Better to be on the safe side. Maybe her nightmare was still there.