103.  ©Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern

 

Es war so grässlich kalt; es schneite und es begann, dunkler Abend zu werden. Es war auch der letzte Abend des Jahres, Silvesterabend. In dieser Kälte und in dieser Dunkelheit ging auf der Straße ein kleines, armes Mädchen mit bloßem Kopf und nackten Füßen; ja, sie hatte zwar Pantoffeln angehabt, als sie von Hause wegging, aber was nützte das schon! Es waren sehr große Pantoffeln, ihre Mutter hatte sie zuletzt benutzt, so groß waren sie, und die verlor die Kleine, als sie über die Straße eilte, während zwei Wagen so erschreckend schnell vorbeifuhren. Der eine Pantoffel war nicht zu finden, und mit dem andern lief ein Knabe davon; er sagte, den könne er als Wiege brauchen, wenn er selbst einmal Kinder bekommen. Da ging nun das kleine Mädchen auf den nackten, kleinen Füßen, die vor Kälte rot und blau waren. In einer alten Schürze trug sie eine Menge Schwefelhölzer, und ein Bund hielt sie in der Hand. Niemand hatte ihr den ganzen Tag hindurch etwas abgekauft; niemand hatte ihr einen kleinen Schilling gegeben. Hungrig und verfroren ging sie dahin und sah so eingeschüchtert aus, die arme Kleine! Die Schneeflocken fielen in ihr langes, blondes Haar, das sich so schön um den Nacken ringelte, aber an diese Pracht dachte sie wahrscheinlich nicht. Aus allen Fenstern glänzten die Lichter, und dann roch es auf der Straße so herrlich nach Gänsebraten; es war ja Silvesterabend, ja, daran dachte sie! Drüben in einem Winkel zwischen zwei Häusern, von denen das eine etwas mehr vorsprang als das andere, dort setzte sie sich hin und kauerte sich zusammen. Die kleinen Beine hatte sie unter sich hochgezogen; aber es fror sie nicht mehr, und nach Hause zu gehen, wagte sie nicht. Sie hatte ja keine Schwefelhölzer verkauft, nicht einen einzigen Schilling bekommen. Ihr Vater würde sie schlagen, und kalt war es zu Hause, sie hatten nur eben das Dach über sich, und da pfiff der Wind herein, obwohl in die größten Spalten Stroh und Lumpen gestopft waren. Ihre kleinen Hände waren beinahe ganz abgestorben vor Kälte. Ach! Ein kleines Schwefelhölzchen könnte gut tun. Wenn sie es nur wagen würde, eines aus dem Bund zu ziehen, es gegen die Wand zu streichen und die Finger zu erwärmen! Sie zog eins heraus, ritsch! Wie es sprühte, wie es brannte! Es war eine warme, helle Flamme, wie ein kleines Licht, als sie es mit der Hand abschirmte. Es war ein seltsames Licht; dem kleinen Mädchen war es, als säße es vor einem großen, eisernen Ofen mit blanken Messing-kugeln und einem Messingrohr. Das Feuer brannte so herrlich, wärmte so gut; nein, was war das! Die Kleine streckte schon die Füße aus, um auch diese zu wärmen da erlosch die Flamme. Der Ofen verschwand, sie saß mit einem kleinen Stück des abgebrannten Schwefelhölzchens in der Hand. Ein neues wurde angestrichen, es brannte, es leuchtete, und wo der Schein auf die Mauer fiel, wurde diese durchsichtig wie ein Schleier; sie sah gerade in die Stube hinein, wo der Tisch gedeckt stand mit einem blendendweißen Tischtuch, mit feinem Porzellan, und herrlich dampfte die gebratene Gans, gefüllt mit Zwetschgen und Äpfeln; und was noch prächtiger war: die Gans sprang von der Schüssel herunter, watschelte durch die Stube, mit Messer und Gabel im Rücken; gerade auf das arme Mädchen kam sie zu. Da erlosch das Schwefelholz, und es war nur die dicke, kalte Mauer zu sehen. Die Kleine zündete ein neues an. Da saß sie unter dem schönsten Weihnachtsbaum; er war noch größer und schöner geschmückt als der, den sie bei der letzten Weihnacht durch die Glastür bei dem Kaufmann gesehen hatte. An den grünen Zweigen brannten tausend Kerzen, und bunte Bilder, gleich denen, welche die Schaufenster schmückten, sahen auf sie herab. Die Kleine streckte beide Hände in die Höhe da erlosch das Schwefelholz; die vielen Weihnachtslichter stiegen höher und noch höher, sie sah, jetzt waren sie nun zu den hellen Sternen geworden, einer von ihnen fiel und hinterließ einen langen Feuerstreifen am Himmel. Jetzt stirbt jemand, sagte die Kleine, denn die alte Großmutter, die einzige, die gut zu ihr gewesen, aber nun tot war, hatte gesagt. Wenn ein Stern fällt, geht eine Seele hinauf zu Gott. Sie strich wieder ein Schwefelhölzchen gegen die Mauer, es leuchtete ringsumher, und in dem Glanz stand die alte Großmutter, so klar, so schimmernd, so mild und lieblich. Großmutter, rief die Kleine, oh, nimm mich mit! Ich weiß, du bist fort, wenn das Schwefelhölzchen ausgeht, fort, ebenso wie der warme Ofen, der herrliche Gänsebraten und der große, gesegnete Weihnachtsbaum! Und sie strich hastig den ganzen Rest von Schwefelhölzchen an, die im Bund waren. Sie wollte Großmutter recht festhalten; und die Schwefelhölzer leuchteten mit einem solchen Glanz, dass es heller war als der lichte Tag. Großmutter war früher nie so schön, so groß gewesen; sie hob das kleine Mädchen auf ihren Arm, und sie flogen in Glanz und Freude so hoch, so hoch dahin; und dort war keine Kälte, kein Hunger, keinen Angst, sie waren bei Gott. Aber im Winkel beim Hause saß in der kalten Morgenstunde das kleine Mädchen mit roten Wangen, mit einem Lächeln um den Mund tot, erfroren am letzten Abend des alten Jahres. Der Neujahrsmorgen ging jetzt nun über der kleinen Leiche auf, die so mit den Schwefelhölzern dasaß, von denen ein Bund wohl fast abgebrannt war. Sie hatte sich wärmen wollen, sagte man. Niemand wusste, was sie Schönes gesehen hatte und in welchem Glanz sie mit der alten Großmutter eingegangen war zur Neujahrsfreude.

 

 

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103.  ©The little girl with the sulfur sticks

 

It was so terribly cold; it was snowing and it was getting darker. It was also the last evening of the year, New Year's Eve. In this cold and in this darkness a little poor girl with a bare head and bare feet walked in the street; yes, she was wearing slippers when she left home, but what use was that! They were very large slippers, her mother had last used them, they were that big, and the little one lost them when she hurried across the street while two cars drove by so terrifyingly fast. One of the slippers was nowhere to be found, and a boy ran away with the other; he said he could use it as a cradle when he had children himself. The little girl was now walking on her bare little feet, which were red and blue from the cold. In an old apron she carried a lot of sulfurwoods, and she was holding a bundle in one hand. Nobody had bought anything from her all day; no one had given her a small shilling. Hungry and frozen she went there and looked so intimidated, the poor little one! The snowflakes fell into her long, blonde hair, which curled so beautifully around the nape of the neck, but she probably didn't think of that magnificence. The lights shone from every window, and then the street smelled so wonderfully of roast goose; it was New Year's Eve, yes, she thought of that! Over in a corner between two houses, one of which protruded a little more than the other, there she sat down and crouched. She had pulled her little legs up under her; but she was no longer cold, and she dared not go home. She hadn't sold any sulfur sticks, hadn't received a single shilling. Her father would beat them, and it was cold at home, they just had the roof over them, and then the wind whistled in, although straw and rags were stuffed into the largest crevices. Her little hands were almost dead from the cold. Oh! A little sulfur stick might do well. If only she dared pull one out of the bundle, brush it against the wall, and warm her fingers! She pulled one out, ritsch! How it sprayed, how it burned! It was a warm, bright flame, like a little light, when she shielded it with her hand. It was a strange light; The little girl felt as if she were sitting in front of a large iron stove with shiny brass balls and a brass pipe. The fire burned so splendidly, warmed so well; no what was that! The little one was already stretching out her feet to warm them too, when the flame went out. The stove disappeared, and she was sitting with a small piece of the burned sulfur stick in her hand. A new one was painted, it burned, it shone, and where the light fell on the wall, it became transparent like a veil; She was looking straight into the room, where the table was set with a dazzling white tablecloth, with fine china, and the roasted goose, stuffed with plums and apples, was wonderfully steaming; and what was even more splendid: the goose jumped down from the bowl, waddled through the room with a knife and fork at her back; she came straight up to the poor girl. Then the sulfurwood went out, and all you could see was the thick, cold wall. The little one lit a new one. There she was sitting under the most beautiful Christmas tree; it was even larger and more beautifully decorated than the one she had seen through the glass door of the merchant's house last Christmas. A thousand candles burned on the green branches, and colorful pictures, like those that adorned the shop windows, looked down on them. The little one held up both hands and the sulfurwood went out; the many Christmas lights rose higher and higher, she saw, now they had become the bright stars, one of them fell and left a long streak of fire in the sky. Now someone is dying, said the little one, because the old grandmother, the only one who was good to her but was now dead, had said. When a star falls, a soul goes up to God. She brushed a stick of sulfur against the wall again, it shone all around, and in the shine stood the old grandmother, so clear, so shimmering, so mild and lovely. Grandmother, called the little one, oh, take me with you! I know that when you run out of sulfur you are gone, as is the warm stove, the wonderful roast goose and the big, blessed Christmas tree! And she hastily painted on all the rest of the sulfur sticks that were in the bundle. She wanted to hold on to Grandmother; and the brimstone shone with such a luster that it was brighter than the light of day. Grandmother had never been so beautiful or so tall before; she lifted the little girl in her arm, and they flew so high, so high, with splendor and joy; and there was no cold, no hunger, no fear, they were with God. But in the corner by the house in the cold hour of the morning sat the little girl with red cheeks, dead with a smile around her mouth, frozen to death on the last evening of the old year. The New Year's morning was now rising over the little corpse that sat with the sticks, a bundle of which had almost burned down. She wanted to warm herself, they said. Nobody knew what beautiful things she had seen and in what splendor she had entered with the old grandmother for the joy of New Years.