101.  ©Es ist über hundert Jahre her…

 

Da lag hinter dem Walde an dem großen See ein alter Herrenhof, der war rings von tiefen Gräben umgeben, in denen Kolbenrohr, Schilf und Röhricht wuchsen. Drüben vom Hohlwege herüber erklangen Jagdhornruf und Pferdegetrappel, und deshalb beeilte sich das kleine Gänsemädchen, die Gänse auf der Brücke zur Seite zu treiben, ehe die Jagdgesellschaft heran galoppiert kam. Sie kamen so geschwind daher, daß sie hurtig auf einen der großen Steine an der Seite der Brücke springen musste, um nicht unter die Hufe zu kommen. Ein halbes Kind war sie noch, fein und zierlich, doch mit einem wunderbaren Ausdruck im Antlitz und in den großen, hellen Augen; aber das sah der Gutsherr nicht. Während seines sausenden Galopps drehte er die Peitsche in seiner Hand, und in roher Lust stieß er sie mit dem Schafte vor die Brust, dass sie hintenüber fiel. Alles am rechten Platze! rief er, in den Mist mit dir. Und dann lachte er; denn es sollte ein guter Witz sein, und die anderen lachten mit. Die ganze Gesellschaft schrie und lärmte und die Jagdhunde bellten, es war ganz wie im Liede: Reiche Vögel kommen geflogen. Gott weiß, wie reich er damals war. Das arme Gänsemädchen griff um sich, als sie fiel und bekam einen der herabhängenden Weidenzweige zu fassen. An diesem hielt sie sich krampfhaft über dem Schlamm, u. sobald die Herrschaft und die Hunde im Tore verschwunden waren, versuchte sie, sich heraufzuarbeiten. Aber der Zweig brach oben am Stamme ab und das Gänsemädchen fiel schwer zurück ins Rohr. Im selben Augenblick griff von oben her eine kräftige Hand nach ihr. Es war ein wandernder Hausierer, der ein Stückchen weiter davon zugesehen hatte und sich nun beeilte, ihr zu Hülfe zu kommen. Alles am rechten Platze! sagte er höhnend hinter dem Gutsherrn her und zog sie auf das Trockene. Den abgebrochenen Zweig drückte er gegen die Stelle, wo er sich abgespalten hatte, aber alles am rechten Platze lässt sich nicht immer tun. Deshalb steckte er den Zweig in die weiche Erde. Wachse, wenn Du kannst und schneide denen dort oben auf dem Hofe eine gute Flöte. Er hätte dem Gutsbesitzer und den seinen wohl einen tüchtigen Spießrutenmarsch gegönnt. Dann ging er in den Herrenhof, aber nicht oben in den Festsaal, dazu war er zu geringe. Er ging zu den Dienstleuten in die Gesindestube und sie beschauten seine Waren und handelten. Aber oben von der Festtafel tönte Gekreisch und Gebrüll, das sollte Gesang vorstellen, sie konnte es nicht besser. Es klang Gelächter und Hundegebell. Es war ein wahres Fress und Saufgelage. Wein u. altes Bier schäumten in Gläsern und Krügen und die Leibhunde fraßen mit. Ein oder das andere von den Tieren wurde von den Junkern geküsst, nachdem sie ihnen erst mit den langen Hängeohren die Schnauzen abgewischt hatten. Der Hausierer wurde mit seinen Waren heraufgerufen, aber nur, damit sie ihre Späße mit ihm treiben konnten. Der Wein war drinnen und der Verstand draußen. Sie gossen Bier für ihn in einen Strumpf, das er mittrinken könne, aber geschwind! Das war nun ein außerordentlich feiner Einfall und sehr zum Lachen. Ganze Herden Vieh, Bauern und Bauernhöfe wurden auf eine Karte gesetzt und verloren. Alles am rechten Fleck! sagte der Hausierer, als er wohlbehalten aus dem Sodom und Gomorra, wie er es nannte, entronnen war. Die offene Landstraße, das ist der rechte Platz für mich, dort oben war mir nicht wohl zumute. Und das kleine Gänsemädchen nickte ihm von der Feldgrenze aus zu. Und es vergingen Tage und es vergingen Wochen, es zeigte sich, daß der abgebrochene Weidenzweig, den der Hausierer neben dem Wassergraben in die Erde gesteckt hatte, sich ständig grün hielt, ja er trieb sogar neue Zweige. Das kleine Gänse-mädchen sah, dass er Wurzel gefasst haben musste und sie freute sich von ganzem Herzen darüber, denn es war ihr, als gehöre der Baum ihr. Ja, mit dem Baume ging es vorwärts, aber mit allem anderen auf dem Hofe ging es durch Trunk und Spiel mit großen Schritten rückwärts. Das sind zwei Rollen, auf denen nicht gut stehen ist. Nicht ganz sechs Jahre waren vergangen, da wanderte der Gutsherr mit Sack und Stock, als armer Mann, vom Hofe. Der wurde von einem reichen Hausierer gekauft und es war derselbe, der einst dort zum Spott und Gelächter gemacht worden war, als man ihm Bier in einem Strumpfe darbot. Aber Ehrlichkeit u. Fleiß geben guten Fahrwind. Nun war der Hausierer der Herr auf dem Hofe. Und von Stund an kam kein Kartenspiel mehr dorthin. Das ist eine schlechte Lektüre, sagte er, sie entstand damals, als der Teufel das erste Mal die Bibel zu Augen bekam. Er wollte daraus ein Zerrbild schaffen, das ebenso große Anziehungskraft besäße, so erfand er denn das Kartenspiel. Der neue Herr nahm sich eine Frau, und wer war sie? Es war das kleine Gänsemädchen, das immer sittsam, fromm und gut gewesen war. In den neuen Kleidern sah sie so fein und schön aus, als sei sie als vornehme Jungfrau geboren. Wie ging das zu? Ja, das würde eine zu lange Geschichte für unsere eilfertige Zeit werden, aber es war nun einmal so, und das Wichtigste kommt nun. Gesegnet und gut war es auf dem alten Hofe. Die Hausmutter stand selbst dem inneren Hause vor und der Hausherr dem äußeren; es war gerade, als Quelle der Segen überall hervor, und wo Wohlstand ist, kommt Wohlstand ins Haus. Der alte Hof wurde geputzt und gestrichen, die Gräben gereinigt und Obstbäume gepflanzt. Freundlich und gepflegt sah es hier aus und die Fußböden in den Zimmern waren blank wie poliert. In dem großen Saale saß an den Winterabenden die Hausfrau mit allen ihren Mägden und spann Wolle und Leinen. An jedem Sonntagabend wurde laut aus der Bibel vorgelesen, und zwar von dem Kommerzialrat selbst, denn der Hausierer war Kommerzienrat geworden, aber erst in seinen alten Tagen. Die Kinder wuchsen heran, denn Kinder waren auch gekommen und alle lernten etwas Rechtes; sie hatten nicht alle gleich gute Köpfe, aber das geht ja in einer jeden Familie so. Der Weidenzweig draußen war ein großer, prächtiger Baum geworden, der frei und unbeschnitten dastand. Das ist unser Stammbaum sagten die alten Leute, und der Baum soll in Achtung und Ehren gehalten werden! sagten sie zu den Kindern, auch zu denen, die keinen guten Kopf mitbekommen hatten. Und nun waren darüber hundert Jahre vergangen. Es war in unserer heutigen Zeit. Der See war zu einem Moor geworden und der alte Herrenhof war gleichsam wie weggewischt. Eine längliche Wasserpfütze mit ein wenig Steinumrandung an den Seiten war der Rest der tiefen Gräben, und hier stand ein prächtiger alter Baum, der seine Zweige aus-breitete. Das war der Stammbaum. Er stand und zeigte, wie schön ein Weidenbaum sein kann, wenn er wachsen darf, wie er Lust hat. Er war freilich mitten im Stamme geborsten, von der Wurzel bis zur Krone hinauf und der Sturm hatte ihn ein wenig geneigt, aber er stand, und aus allen Rissen und Spalten, in die der Wind Erde hinein-geweht hatte, wuchsen Gras und Blumen. Besonders ganz oben, wo die großen Zweige sich teilten, war gleichsam ein hängender kleiner Garten mit Himbeeren und Vogelgras, ja, auch ein winzig kleiner Vogelbeerbaum hatte dort Wurzel gefasst und stand schlank und fein in der Mitte oben auf dem alten Weidenbaum, der sich in dem schwarzen Wasser spiegelte, wenn der Wind die Wasserlinien in eine Ecke der Wasserpfütze getrieben hatte. Ein schmaler Fußsteig über den Fronacker führte dicht hier vorbei. Hoch auf dem Hügel am Walde, mit einer herrlichen Aussicht, lag das neue Schloss, groß und prächtig, mit Glasfenstern, so klar, dass man hätte glauben mögen, es seien gar keine darin. Die große Treppe vor der Tür sah wie eine Laube aus Rosen und großblättrigen Pflanzen aus. Die Grasflächen waren so sauber gehalten und so grün, als ob nach jedem Halm abends und morgens gesehen würde. Drinnen im Saale hingen kostbare Gemälde und mit Seide und Samt bezogene Stühle und Sofas, die fast auf ihren eigenen Beinen einhergehen konnten, Tische mit blanken Marmorplatten u. Bücher in Saffian und Goldschnitt gebunden, standen da, Ja, es waren wohl sehr freilich reiche Leute, die hier wohnten, es waren vornehme Leute; hier wohnten Barone. Eins passte zum anderen. Alles am rechten Fleck sagten auch sie, und deshalb waren alle Gemälde, die einmal dem alten Hofe hier zu Schmuck und Ehre gereicht hatten, nun im Gange, der nach der Dienerkammer führte, aufgehängt worden. Es war ja altes Gerümpel, besonders zwei alte Porträts, die einen Mann in rosenrotem Rocke mit einer Perücke und eine Dame mit gepudertem, hoch frisierten Haar und einer roten Rose in der Hand darstellten, aber beide mit dem gleichen großen Kranze von Weidenzweigen umgeben. Es waren viele runde Löcher in den beiden Bildern, das kam daher, dass die kleinen Barone immer ihre Flitzbogen auf beide alten Leute abschossen. Das war der Kommerzialrat und Kommerzialrätin, von denen das ganze Geschlecht abstammte. Sie gehören aber nicht richtig in unsere Familie sagte einer der kleinen Barone. Er war ein Hausierer gewesen und sie eine Gänsemagd. Sie waren nicht so wie Papa und Mama. Die Bilder waren altes, hässliches Gerümpel, und alles am rechten Fleck sagte man, so kamen Urgroßvater und Urgroßmutter auf den Gang zur Dienerkammer. Der Pfarrer-sohn war Hauslehrer auf dem Schloss. Eines Tages ging er mit den kleinen Baronen und ihrer älteren Schwester, die gerade kürzlich eingesegnet worden war, spazieren. Dabei kamen sie den Fußsteg entlang u. zu dem alten Weiden-baume herunter. Und während sie gingen, band sie einen Feldblumenstrauß; alles am rechten Fleck, er wurde ein kleines Kunstwerk. Währenddessen hörte sie aber doch recht gut alles, was gesagt wurde, und sie freute sich, wie der Pfarrersohn von den Kräften der Natur und der Geschichte großer Männer und Frauen erzählte; sie war eine gesunde, prächtige Natur, voller Adel des Geistes u. der Seele und mit einem Herzen, das alles von Gott Erschaffene freudig umfasste. Sie machten unten bei dem alten Weidenbaume halt. Der kleinste der Barone wollte gern eine Flöte geschnitten haben, wie er sie schon oft von Weidenbäumen bekommen hatte, und der Pfarrersohn brach einen Zweig ab. O, tun sie es nicht sagte die junge Baronesse; aber es war schon geschehen. Das ist ja unser alter, viel-berühmter Baum. Ich habe ihn so gern. Deshalb werde ich oft zuhause ausgelacht, aber das tut nichts. Es umschwebt eine Sage den Baum. Und nun erzählte sie alles, was wir über den Baum gehört haben, über den alten Herrenhof, über das Gänsemädchen u. den Hausierer, die sich hier begegneten u. die Stammeltern des vornehmen Geschlechtes und auch der jungen Barone wurden. Sie wollten sich nicht adeln lassen, die alten, biederen Leute sagte sie. Sie hatten den Wahlspruch: Alles am rechten Platze und sie meinten, nicht dahin zu kommen, wenn sie sich durch Geld erhöhen ließen. Ihr Sohn, mein Großvater, war es, der Baron wurde; er soll ein großes Wiesen besessen haben und hoch angesehen bei Prinzen und Prinzessinnen gewesen sein. Er war bei allen ihren Festen dabei. Ihn verehren die anderen zuhause am meisten, aber ich weiß selbst nicht, für mich ist etwas an dem alten Paar, was mein Herz zu ihnen zieht. Es muß so gemütlich und patriarchalisch auf dem alten Hofe gewesen sein, wo die Hausmutter saß und mit allen ihren Mägden spann und der alte Herr laut aus der Bibel vorlas. Es waren prächtige Leute, vernünftige Leute sagte der Pfarrersohn; und dann geriet das Gespräch in das Fahrwasser von Adel und Bürgertum und es war fast, als gehöre der Pfarrersohn nicht zur Bürgerschaft, so hob er die Vorzüge hervor, von Adel zu sein. Es ist ein Glück, zu einem Geschlechte zu gehören, das sich ausgezeichnet hat, und gleichsam schon in seinem Blute den Ansporn zu haben, nach allem Tüchtigen vorwärts zu streben. Herrlich ist es, eines Geschlechtes Namen zu tragen, der den Zugang zu den ersten Familien gewährleistet. Adel bedeutet edel, das ist wie eine Goldmünze, die ihren Wert aufgeprägt erhalten hat. Es liegt im Zuge der Zeit, und viele Dichter stimmen natürlich in diesen Ton ein, dass alles, was adlig ist, schlecht und dumm sein soll, aber bei den Armen glänzt alles, und je tiefer man niedersteigt, desto mehr. Aber das ist nicht meine Ansicht, denn sie ist irrig, völlig falsch. In den höheren Ständen findet sich mancher ergreifende und schöne Zug. Meine Mutter hat mir einen erzählt und ich selbst könnte mehrere hinzu-fügen. Sie war zu Besuch in einem vornehmen Hause in der Stadt, meine Großmutter, glaube ich, hatte die gnädige Frau gesäugt und aufgezogen. Meine Mutter stand im Zimmer mit dem alten, hochadligen Herrn. Da sah er, wie unten zum Hofe hinein eine alte Frau auf Krücken gehumpelt kam. Jeden Sonntag kam sie und bekam ein paar Schillinge. Da ist ja die arme Alte, sagte der Herr, das Gehen fällt ihr so schwer! Und ehe meine Mutter es sich versah, war er aus der Tür und die Treppen herunter, die siebzigjährige Exzellenz war selbst zu der armen Frau hinuntergegangen, um ihr den beschwerlichen Weg wegen des Schillings zu ersparen. Es ist ja nur ein geringer Zug, aber wie das Scherflein der Witwe hat er den Klang eines Herzens in sich, den Klang einer wahren Menschen Natur. Darauf sollte der Dichter zeigen, gerade in unserer Zeit sollte er es besingen, denn es würde Gutes wirken, besänftigen und versöhnen. Wo jedoch ein Mensch, weil er von Geblüt ist und einen Stammbaum hat wie die arabischen Pferde, sich auf die Hinterbeine setzt und in den Straßen wiehert, und im Zimmer sagt: Hier sind Leute von der Straße gewesen!, wenn ein Bürgerlicher drinnen gewesen ist, da ist der Adel in Verderbnis übergegangen und zu einer Maske geworden, wie Thespis sich eine machte, und man lacht über die Person und macht sie zum Gegenstand des Spottes. Das war die Rede des Pfarrersohns, sie war zwar etwas lang, aber unterdessen war die Pfeife geschnitten. Es war eine große Gesellschaft auf dem Schlosse mit vielen Gästen aus der Umgegend und der Hauptstadt. Die Damen waren mit und ohne Geschmack gekleidet. Der große Saal war voller Menschen. Die Pfarrer aus der Umgegend standen ehrerbietigste zu einem Knäul zusammen gedrängt in einer Ecke, es sah aus, als seien sie zu einem Begräbnis gekommen; und doch war ein Vergnügen angesagt, es war nur noch nicht in Gang gesetzt. Ein großes Konzert sollte stattfinden, und nur daher hatte der kleine Baron seine Weidenflöte mit hereingebracht, aber er konnte ihr keinen Ton entlocken, auch Papa konnte es nicht; deshalb taugte sie eben nichts. Nun kamen Musik und Gesang an die Reihe, und zwar von jener Art, die hauptsächlich den Ausübenden Freude macht; es war übrigens wirklich niedlich. Sie sind auch Virtuos? sagte ein Kavalier, der das Kind seiner Eltern war, zum Haus-lehrer. Sie aufblasen Flöte und schneiden sie sogar selbst. Das Genie beherrscht alles, sitzt auf der rechten Seite, Gott behüte. Ich gehe ganz mit der Zeit, das muß man. Nicht wahr, sie werden uns mit diesem kleinen Instrument entzücken! Und dann reichte er ihm die Flöte, die von dem Weidenbaume unten am Wassertümpel geschnitten war, und laut und vernehmlich verkündete er, dass der Hauslehrer ein kleines Flötensolo zum besten geben wolle. Man wollte ihn zum Gespött machen, das war ja so nicht schwer zu verstehen, und deshalb wollte der Hauslehrer auch nicht aufblasen, obwohl er es recht wohl gekonnt hätte; aber sie drängten ihn und nötigten ihn und so nahm er die Flöte und setzte sie an den Mund. Es war eine wunderliche Flöte. Es erklang ein Ton, so anhaltend wie bei einer Dampflokomotive, nur noch viel schriller. Er klang über den ganzen Hof, den Garten und den Wald und meilenweit ins Land hinaus, und mit dem Ton erhob sich ein Sturmwind, der brauste: Alles am rechten Platze, und da flog Papa wie vom Winde getragen aus dem Hause hinaus, gerade in das Viehhüterhaus hinein, und der Vieh Hirt flog hinauf, nicht in den Saal, denn dort hinein gehörte er ja nicht, nein, in die Dienerkammer hinauf, mitten unter die feine Dienerschaft, die in seidenen Strümpfen einherging. Den stolzen Herren schlug der Schreck wie Gicht in die Glieder, dass so eine geringe Person sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen wagte. Aber im Großen Saale flog die junge Baronesse an das oberste Tischende, wo zu sitzen sie würdig war, und der Pfarrersohn bekam den Sessel an ihrer Seite, und da saßen sie nun beide, als seien sie ein Brautpaar. Ein alter Graf aus dem ältesten Geschlechte des Landes blieb unverrückt auf seinem Ehrenplatz; denn die Flöte war gerecht, und das soll man sein. Der witzige Kavalier, der die Schuld am Flötenspiel trug, er der das Kind seiner Eltern war, flog kopfüber zwischen die Hühner, aber nicht allein. Eine ganze Meile ins Land hinaus klang die Flöte, man hörte von großen Begebenheiten. Eine reiche Großhändlerfamilie, die mit Vieren ausgefahren war, wurde aus dem Wagen hinaus geblasen und bekam nicht einmal den hinteren Platz; zwei reiche Bauern, die in letzter Zeit über ihre Kornfelder hinausgewachsen waren, wurden in einen sumpfigen Graben hinab geblasen; es war eine gefährliche Flöte. Glücklicherweise sprang sie beim ersten Ton und das war gut, denn so kam sie wieder in die Tasche: Alles am rechten Platze! Am nächsten Tage sprach man nicht über die Begebenheit, daher stammt die Redensart die Pfeife wieder einstecken! Alles war auch jetzt wieder in seiner alten Ordnung, nur dass diese beiden alten Bilder, der Hausierer und das Gänsemädchen, oben im großen Saale hingen. Sie waren dort an die Wand geblasen worden Und da ein wirklicher Kunstkenner sagte, dass sie von Meisterhand gemalt seien, blieben sie dort hängen und wurden instandgesetzt. Man hatte ja vorher nicht gewusst, dass sie etwas taugten, und woher hätte man das auch wissen sollen. Nun hingen sie auf dem Ehrenplatze. Alles am rechten Platze!, und dahin kommt es auch meist! Die Ewigkeit ist lang, länger als diese Geschichte.

 

 

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101.  ©It was over a hundred years ago ...

 

There was an old manor house behind the forest by the great lake, which was surrounded all around by deep ditches in which cobs, reeds and reeds grew. Across from the ravine came hunting horns and the pounding of horses, and so the little goose-girl hurried to drive the geese aside on the bridge before the hunting party came galloping up. They came up so quickly that she had to jump quickly onto one of the large stones on the side of the bridge so as not to get under her hooves. She was still half a child, fine and graceful, but with a wonderful expression on her face and in her large, bright eyes; but the landlord did not see that. During his whizzing gallop he twisted the whip in his hand, and with raw pleasure he thrust it with the shaft in front of the chest so that it fell over backwards. Everything in the right place! he shouted, into the crap with you. And then he laughed; because it was supposed to be a good joke and the others laughed too. The whole company screamed and made noises and the hounds barked, it was just like a song: Rich birds come flying. God knows how rich he was then. The poor goose girl reached out as she fell and caught one of the drooping willow branches. At this she held herself convulsively over the mud, and as soon as the master and the dogs had disappeared into the gate, she tried to work her way up. But the branch broke off at the top of the trunk and the goose-girl fell heavily back into the reed. At the same moment a strong hand grabbed her from above. It was a wandering peddler who had watched it a little further and was now hurrying to come to her aid. Everything in the right place! he said, scornfully, after the lord of the manor, and dragged her to dryness. He pressed the broken branch against the place where it had split off, but everything in the right place cannot always be done. So he put the branch in the soft earth. Wax if you can and cut a good flute for them up there in the courtyard. He would have granted the landowner and his own a good gauntlet of the gauntlet. Then he went into the Herrenhof, but not upstairs in the ballroom, he was too small for that. He went to the servants in the servants' room and they inspected his goods and traded. But there were screams and roars from above the banquet table, that was supposed to introduce singing, she couldn't do better. There was laughter and dogs barking. It was a real binge of eating and drinking. Wine and old beer foamed in glasses and mugs and the dogs ate with them. One or the other of the animals was kissed by the junkers after they had wiped their snouts with their long lop ears. The peddler was called up with his goods, but only so that they could have their jokes with him. The wine was in and the mind was out. They poured beer into a stocking for him, which he could drink with, but quickly! That was an extraordinarily subtle idea, and it made me laugh. Whole herds of cattle, peasants and farms were put on one card and lost. Everything in the right place! said the peddler when he had safely escaped from Sodom and Gomorrah, as he called them. The open country road is the right place for me, I didn't feel good up there. And the little goose girl nodded to him from the field border. And days went by and weeks went by, it turned out that the broken willow branch that the peddler had stuck in the earth next to the moat was always green, and it was even sprouting new branches. The little goose girl saw that it must have taken root and she was delighted with all of her heart because it felt as if the tree belonged to her. Yes, with the tree things went forward, but with everything else in the yard, through drink and play, things went backward with great strides. These are two roles that are not good to stand on. Not quite six years had passed when the landlord wandered from the court as a poor man with sackcloth and stick. It was bought by a wealthy peddler and it was the same one who had once been made there for mockery and laughter when he was offered beer in a stocking. But honesty and hard work give good driving wind. Now the peddler was the master of the yard. And from that hour on there was no more card game. That's bad read, he said, it was written when the devil first saw the Bible. He wanted to create a caricature from it that was just as attractive, so he invented the card game. The new master took a wife, and who was she? It was the little goose girl who had always been decent, pious, and good. In her new clothes she looked so fine and beautiful, as if she had been born a noble maiden. How did that work? Yes, that would be too long a story for our urgent times, but it was just the way it was, and the most important thing is now. It was blessed and good at the old farm. The housemother was in charge of the inner house and the master of the outer; it has just emerged as a source of blessings everywhere, and where there is prosperity, prosperity comes into the house. The old courtyard was cleaned and painted, the ditches cleaned and fruit trees planted. It looked friendly and well-kept here and the floors in the rooms were as shiny as they were polished. On the winter evenings the housewife sat in the large hall with all her maids, spinning wool and linen. Every Sunday evening the Bible was read aloud by the commercial councilor himself, for the peddler had become a commercial councilor, but only in his old days. The children grew up because children had also come and everyone was learning something right; they didn't all have the same good minds, but that's how it works in every family. The willow branch outside had become a large, splendid tree that stood free and uncut. This is our family tree, said the old people, and the tree should be held in respect and honor! they said to the children, including those who hadn't noticed a good head. And now a hundred years had passed. It was in our day and age. The lake had turned into a moor and the old manor house was as if wiped away. An elongated puddle of water with a bit of stone edging on the sides was the remainder of the deep moat, and here stood a splendid old tree spreading its branches. That was the family tree. He stood and showed how beautiful a willow tree can be if it is allowed to grow as it pleases. It was of course broken in the middle of the trunk, from the root to the crown, and the storm had tilted it a little, but it stood, and grass and flowers grew out of all the cracks and crevices into which the wind had blown earth. Especially at the top, where the big branches parted, there was, as it were, a hanging little garden with raspberries and bird grass, yes, even a tiny little rowan tree had taken root there and stood slender and fine in the middle at the top of the old willow tree, which is in reflected in the black water when the wind had driven the water lines into a corner of the puddle. A narrow footpath across the Fronacker led past here. High on the hill by the forest, with a splendid view, was the new castle, large and splendid, with glass windows so clear that one would have thought there were none in it. The great staircase in front of the door looked like an arbor made of roses and large-leaved plants. The grassy areas were kept so clean and so green, as if every stalk was being looked at in the evening and in the morning. Inside in the hall hung precious paintings and chairs and sofas covered with silk and velvet, which could almost walk on their own legs, tables with polished marble tops and books bound in saffiano and gilt-edged, stood there, yes, they were certainly rich people who lived here were noble people; barons lived here. One matched the other. They also said everything in the right place, and that is why all the paintings that had once served as decoration and honor to the old court were now hung in the corridor that led to the servants' room. It was old junk, especially two old portraits depicting a man in a rose-red coat with a wig and a lady with powdered, high-coiffed hair and a red rose in her hand, but both surrounded by the same large wreath of willow branches. There were a lot of round holes in the two pictures, that was because the little barons always shot their arrows at both old people. That was the Commercial Counselor, from whom the whole sex descended. But they don't really belong in our family, said one of the little barons. He had been a peddler and she a goose girl. They weren't like dad and mom. The pictures were old, ugly junk, and everything was said in the right place, and so great-grandfather and great-grandmother came into the corridor to the servants' room. The pastor's son was a tutor at the castle. One day he was walking the little barons and their older sister who had just recently been consecrated. They came along the footbridge and down to the old willow tree. And as they went she tied a bouquet of flowers in the field; everything in the right place, it became a small work of art. In the meantime, however, she heard everything that was said quite well, and she was delighted when the pastor's son told of the forces of nature and the history of great men and women; she was of a healthy, splendid nature, full of nobility of spirit and soul, and with a heart that joyfully embraced all that God created. They stopped at the old willow tree below. The smallest of the barons wanted to have a flute cut, as he had often gotten from willow trees, and the pastor's son broke off a branch. Oh, don't do it, said the young baroness; but it had already happened. That's our old, well-known tree. I like him so much. That's why I'm often laughed at at home, but that doesn't matter. A legend hovers around the tree. And now she told everything we had heard about the tree, about the old manor house, about the goose girl and the peddler who met here and who became the first parents of the noble family and also of the young barons. They didn't want to be ennobled, she said, the honest old people. They had the motto: Everything in the right place and they believed that they would not get there if they could be increased by money. It was your son, my grandfather, who became a baron; he is said to have owned a large meadow and was highly regarded by princes and princesses. He was present at all of their parties. The others at home adore him the most, but I don't know myself, for me there is something about the old couple that draws my heart to them. It must have been so cozy and patriarchal in the old farm, where the housemother sat and spun with all her maids and the old man read aloud from the Bible. They were splendid people, sensible people, said the pastor's son; and then the conversation got into the wake of the nobility and the bourgeoisie and it was almost as if the pastor's son did not belong to the bourgeoisie, so he emphasized the virtues of being nobility. . It is fortunate to belong to a race that has distinguished itself and, as it were, to have in one's blood the incentive to strive for all that is capable. It is wonderful to bear the name of a gender that guarantees access to the first families. Nobility means noble, it is like a gold coin that has received its value imprinted on it. It is in the course of time, and of course many poets agree with this tone, that everything that is noble should be bad and stupid, but with the poor everything shines, and the deeper you go down, the more. But that is not my view, because it is erroneous, completely wrong. Many a poignant and beautiful trait can be found in the higher classes. My mother told me one and I could add several myself. She was visiting a noble house in town; my grandmother, I believe, had suckled and raised the lady. My mother was in the room with the old, noble gentleman. Then he saw an old woman limping on crutches into the courtyard below. She came every Sunday and got a couple of shillings. There is the poor old woman, said the gentleman, she finds it so difficult to walk! And before my mother knew it, he was out the door and down the stairs, the seventy-year-old Excellency had gone down to the poor woman herself to spare her the arduous journey because of the shilling. It's only a slight draw, but like a widow's mite, it has the sound of a heart in it, the sound of a true human nature. The poet should point out that, especially in our time, he should sing about it, because it would do good, soothe and reconcile. But where a person, because he is of blood and has a pedigree like the Arabian horses, sits on his hind legs and neighs in the streets, and in the room says: There have been people from the street! If a commoner has been inside the nobility has gone into corruption and become a mask, like Thespis made one for himself, and people laugh at the person and make them the object of mockery. That was the pastor's son's speech, it was a bit long, but meanwhile the pipe was cut. There was a large party at the castle with many guests from the surrounding area and the capital. The ladies were dressed with and without taste. The great hall was full of people. The pastors from the neighborhood stood most respectfully huddled together in a ball in a corner, it looked as if they had come to a funeral; and yet a pleasure was announced, it was just not yet started. A big concert was to take place, and that was the only reason why the little baron had brought his willow flute with him, but he couldn't get a sound out of it, neither could Papa; therefore she was just no good. Now it was the turn of music and song, and of the kind that mainly gives pleasure to those who practice it; it was really cute, by the way. Are you a virtuoso too? said a gentleman, who was his parents' child, to the head of house. You inflate the flute and even cut it yourself. Genius rules everything, sits on the right side, God forbid. I move with the times, you have to. You will delight us with this little instrument! And then he handed him the flute that had been cut from the willow tree below by the pool of water, and loudly and clearly he announced that the head of house would give a little flute solo for the best. They wanted to make a mockery of him, that wasn't difficult to understand, and that is why the tutor did not want to inflate himself, although he could very well have done it; but they urged him and urged him, so he took the flute and put it to his mouth. It was a strange flute. A tone rang out, as persistent as that of a steam locomotive, only much more shrill. It sounded all over the courtyard, the garden and the forest, and miles out into the country, and with the sound rose a storm wind that roared: Everything in the right place, and then Papa flew out of the house as if carried by the wind, straight into the cattle keeper's house, and the cattle herdsman flew up, not into the hall, because he didn't belong in there, no, up into the servants' room , in the midst of the fine servants who walked about in silk stockings. The fright struck the proud gentlemen like gout in the limbs that such a lowly person dared to sit down with them at a table. But in the great hall the young baroness flew to the top end of the table, where she was worthy to sit, and the pastor's son got the armchair at her side, and there they both sat now as if they were a bride and groom. An old count from the oldest race in the country remained immovable in his place of honor; for the flute was righteous, and one should be. The funny gentleman who was to blame for playing the flute, he who was his parents' child, flew headlong among the chickens, but not alone. The flute sounded a long mile out into the country, and great events were heard. A wealthy family of merchants who had gone out with four were blown out of the car and couldn't even get the back seat; two rich peasants who had recently outgrown their cornfields were blown down into a swampy ditch; it was a dangerous flute. Fortunately, it jumped at the first note and that was a good thing because that was how it came back into my pocket: Everything in the right place! The next day no one talked about the incident, hence the saying put the pipe back in! Everything was in its old order again, except that these two old pictures, the peddler and the goose-girl, were hanging upstairs in the great room. They had been blown on the wall there. And since a real art connoisseur said that they were painted by a master's hand, they got stuck there and were repaired. You hadn't known beforehand that they were any good, and how could you have known that? Now they hung in the place of honor. Everything in the right place !, and that's where it usually comes from! Eternity is long, longer than this story.