98.  ©Fit wie ein Paar Turnschuhe

 

Warum holt uns denn keiner von diesem blöden Mast?, röhrt der verzweifelte Turnschuh wie ein aufgekratzter Rothirsch, der sich bei der Suche nach einem liebestollen Weib abgöttisch die Hörner abgestoßen hat. Woher soll ich das wissen! Ich bin doch kein Alien!, antwortet sein Getreuer total aufgedreht. Seit einigen Tagen tänzeln diese beiden Unzertrennlichen, die lediglich die Schnürsenkel noch zusammenhalten, schon an jenem Peitschenmast, an dem die vor Ehrfurcht leuchtende Ampel tagtäglich die Menschen entzückt. Die Mehrheit der heran rollenden Autofahrer haben den beiden ein freundliches Lächeln geschenkt, andere hingegen die alten Phrasen über die „Jugend von heute“, bei der sowieso aller Hopfen und Malz verloren ist, gedroschen. Verwunderlich ist aber schon, dass noch nicht mal den in adrettem Grün gekleideten Damen und Herren der stets in Take it easy-Manier agierenden Freund und Helfertruppe in den Sinn gekommen ist, jenes, aus dem fränkischen Herzog auch nach stammende, unsäglich leidende Liebespaar, einfach mal herunterzuholen und es nur in die Obhut eines Fundbüros zu geben. Aber Schwamm drüber. Es kann doch schließlich nicht jeder genauso fit wie diese zwei Turnschuhe sein! So bleibt dem seiner Funktion und seiner Freiheit beraubten Paar nichts anderes übrig, als auf einen mitleidsvollen Menschen zu warten, deren ausgelatschte Turnschuhe das einzig zählbare Vermögen sind, was er noch besitzt. Doch passiert ist noch nichts. Und so verrinnen Tage und Nächte stets im selben Trott. Plötzlich jedoch, braut sich so wie von Geisterhand gesteuert dunkles Ungemach am mittäglichen Himmel zusammen. Es hat den Anschein, als würde sich der warme, sonnige Frühling in ferne Welten verziehen. Stürmische Winde, begleitet von ordentlichen Regengüssen, nehmen alles mit, was hirnlos erscheinende Zeitgenossen mal so ganz nebenbei den Selbstreinigungs

kräften von Mutter Natur überlassen haben. Ein junger Mann in dünner Sommerjacke, durchnässt bis unter die Haut, ist flink wie ein Wiesel, um möglichst schnell unter dem schützenden Dach seiner Stammkneipe sein frisches Bier zu genießen. Auf dem Weg dorthin, passiert er jenen diversen Verkehrsknotenpunkt. So ist es wahrlich nicht verwunderlich, dass die traumhaft schönen türkisblauen Augen des gutaussehenden, Teenagers, deren Markenzei chen nur seine schlanke, sportliche Figur und sein Mädchenblicke auf sich ziehender, knackiger Po sind, natürlich nur noch den Fußgängerübergang ins Visier nehmen. Plötzlich passiert Unfassbares. Er glaubt, wirklich einen Hammer abbekommen zu haben. Total erschrocken, fällt er augenblicklich in sich zusammen u. landet unsanft mit seinem Allerwertesten auf dem quietsch nassen Pflaster der Verkehrsinsel, die beide Fahrbahnhälfte akkurat von-einander trennt. Ein paar Sekunden sind nun schon zerronnen, als der von allen Sinnen beraubte Schwarzschopf namens Sandro schnallt, was da soeben abgegangen ist. Staunend erspäht er diese zusammengebundenen Turn-schuhe, die schiedlich und friedlich am Rande des Asphalts ruhen. Turnschuhe, die plötzlich so wie friedvolle Engel vom Himmel fallen. So etwas kann, so etwas darf doch nicht sein!, hadert Sandro lauthals mit sich selbst und starrt ungläubig auf dieses skurrile Paar, das selbst die unglaubliche Wucht des Aufpralls noch nicht mal von ihrem von Menschenhand geknoteten Verbund gelöst hat. Wie ein aufgedröhnter, nasser Sack windet sich der hochtalentierte Sprinter in seine Aufrechte. Plötzlich fährt ihm wieder ein, wenn auch merklich kleinerer Schreck durch die Glieder. Diesmal hat sich der neue Geist mit dem Nacken allerdings einen wesentlich netteren Ort ausgesucht. Hi mein Süßer. Mit dir noch alles o.k.? Sandro wendet sich, mit einer gekonnten Hundertachtzig Grad-Drehung flugs von dem Turnschuhen ab, die ohnehin weder miff noch maff sagen. Ist schon, antwortet er instinktiv u. dann setzt nach einem Augenblick verwundernden Staunens ein schüchternes Lächeln auf, obwohl schwere Regentropfen nach wie vor unermüdlich auf ihn ein trommeln. Der Junge glaubt in einem falschen Film zu sein. Ein fesches Girl, rank und schlank, mit anmutig schimmernden meerblauen Augen, steht einfach so unversehens vor ihm. Was heißt denn hier ist schon. Klingt nicht gerade überzeugend. Sandro schweigt. Es scheint, als bleiben ihm die Worte förmlich im Halse stecken. Und das ausgerechnet bei solch einem Girl, deren Traumfigur, inklusive Atombusen, bei fast allen jungen Männern lange Hälse und leuchtende Augen hervorzaubern würden! Komm doch einfach mit! Ich habe derzeit sturmfreie Bude. Da können wir uns wenigstens von den triefenden Klamotten befreien und uns unter der Dusche mal so richtig berieseln lassen. Ein für Tussis typisches Lächeln umspielt ihre im tiefen Rosa geschminkten Lippen, um die sich, man möge es kaum glauben, sogar noch lasziv anmutende Grübchen hinzugesellt haben. Vermutlich zu viel für das labile Nervenkostüm des Sechzehnjährigen, dessen südländische Wurzeln unschwer zu erkennen sind. Die knallige Röte in seinem Gesicht passt natürlich überhaupt nicht zu jenem Klischee, das besagt, dass die Südländer ihr überschäumendes Temperament bereits mit der Muttermilch aufgesaugt haben. Eigentlich hat die zierliche blonde doch nur vor, den so dibbernden Sandro nur vor einer möglichen Erkältung zu bewahren. Ich weiß wirklich nicht, ob ich dazu fähig bin. Ich bin doch dafür viel zu schüchtern, zweifelt Sandro, dessen Herz vor Auf-regung fast droht zu zerspringen, an sich selbst. Das Anpreisen seiner Schüchternheit löst bei ihr einen Lach anfall aus, bei dem sie sich kaum noch halten kann. So amüsant empfinden Tussis eben schüchterne Typen. Vergiss aber nicht, uns mitzunehmen!, bricht plötzlich der unmittelbar so vor seinen Füßen liegende Turnschuh unüberhör-bar in das wilde Gekicher herein. Das Mädchen schaut zunächst verdattert drein, verharrt aber nur kurzzeitig in Schreck-starre. Zieh doch diese Turnschuhe gleich mal an! Dann kannst du sehen, ob die wirklich passen! Mach gefälligst das, was ich dir sagte! Ich verspreche dir heiligst: Danach bist du mindestens genauso fit wie diese beiden Turn-schuhe! Das könnte dir so passieren? Und was wäre die Moral von der Geschichte? Turnschuh bleibt Turn-schuh, Tussi bleibt Tussi, Schüchtern bleibt Schüchtern, aber nur dann, wenn sie alle nüchtern bleiben! …lach

 

 

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98.  ©Fit like a pair of sneakers

 

Why doesn't anyone pick us up from this stupid mast? Roars the desperate sneaker like an exuberant red deer that has turned its horns off while looking for a lovable woman. How should I know! I'm not an alien! Answers his devotee, totally excited. For a few days now, these two lovebirds, who only hold their shoelaces together, have been dancing at the whip pole on which the awe-inspiring traffic light enchants people every day. The majority of the approaching drivers gave the two of them a friendly smile, while others thrashed the old phrases about the “youth of today”, when all hops and malt are lost anyway. But it is astonishing that not even the men and women dressed in neat green of the friends and helpers who always act in Take it easy fashion did not come to mind, the unspeakably suffering pair of lovers, who also come from the Franconian Duke, simply to take it down and just leave it in the care of a lost property office. But sponge over it. After all, not everyone can be as fit as these two trainers! So the couple, who have been robbed of their function and freedom, have no choice but to wait for a compassionate person whose worn out sneakers are the only countable fortune that they still have. But nothing has happened yet. And so days and nights always slip away in the same rut. Suddenly, however, as if controlled by magic, dark adversity is brewing in the midday sky. It seems as if the warm, sunny spring is disappearing into distant worlds. Stormy winds, accompanied by heavy downpours, take with them everything that seemingly mindless contemporaries have left to the self-cleaning powers of mother nature. A young man in a thin summer jacket, soaked under his skin, is nimble as a weasel to enjoy his fresh beer as quickly as possible under the protective roof of his local pub. On the way there, he passes that various traffic junction. So it is really not surprising that the beautiful turquoise blue eyes of the good-looking teenager, whose trademarks are only his slim, sporty figure and his girl's eyes on tight buttocks, are of course only targeting the pedestrian crossing. Suddenly something incredible happens. He thinks he really got a hammer. Totally shocked, he immediately collapses and lands roughly with his bum on the squeaky wet pavement of the traffic island, which accurately separates both halves of the road. A few seconds have now passed before the deprived of all senses blackhead named Sandro buckles what has just gone off. He was amazed to see these tied sneakers, which rest differently and peacefully on the edge of the asphalt. Sneakers that suddenly fall from heaven like peaceful angels. Something like that can, it shouldn't be! The highly talented sprinter winds upright like a blown, wet sack. Suddenly he starts again, albeit a noticeably smaller shock through his limbs. This time, however, the new ghost has chosen a much nicer place with his neck. Hi my sweetheart Everything ok with you? Sandro quickly turns away from the sneakers with a skilful turn of one hundred and eighty degrees, which anyway say neither miff nor maff. It's okay, he replies instinctively and then, after a moment of amazement, a shy smile appears, although heavy raindrops are still tirelessly drumming on him. The boy thinks he's in the wrong movie. A dashing girl, slim and slim, with graceful shimmering sea-blue eyes, just stands in front of him so unexpectedly. What do you mean here is already. Doesn't sound very convincing. Sandro is silent. It seems as if the words are literally stuck in his throat. And of all things with such a girl, whose dream figure, including atomic bosom, would conjure up long necks and shining eyes in almost all young men! Just come with me! I currently have no storms. We can at least get rid of the dripping clothes and let ourselves be soaked in the shower. A smile typical of Tussis plays around her deep pink made-up lips, around which, one might believe it, even lascivious dimples have been added. Probably too much for the unstable nerves of the sixteen-year-old, whose southern roots are easy to recognize. The bright red on his face, of course, does not at all fit the cliché that says that the southerners have already absorbed their exuberant temperament with their mother's milk. The petite blonde actually only intends to save the dizzy Sandro from a possible cold. I really don't know if I'm capable of this. I'm much too shy for that, doubts Sandro, whose heart almost threatens to burst with excitement, of himself. The praising of his shyness triggers a laughing fit in her that she can hardly contain herself. That's just how amusing chicks are found by shy types. But don't forget to take us with you! The girl initially looks puzzled, but only remains in a state of fright for a short time. Put on those sneakers right away! Then you can see if they really fit! Please do what I told you! I promise you sacredly: After that you will be at least as fit as these two sneakers! Could that happen to you? And what would be the moral of the story? A sneaker remains a sneaker, chick stays chick, shy stays shy, but only if they all stay sober! ... laugh