97.  ©Amanda

 

Kim war so froh, dass sie ihre Sommerferien bei ihren Großeltern auf Amrum verbringen durfte. Vor kurzem hatte ihr Opa Ole ein Häuschen auf Amrum gekauft. Er war Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes und genoss jetzt mit Oma Stine das Rentner Leben. Ihre Eltern und ihre große Schwester nebst Freund befanden sich gerade auf Malle und darauf hatte die 12 jährige Kim überhaupt keine Lust. Sie liebte den Norden, den frischen Wind, die Dünen, das Kreischen der Möwen und vor allen Dingen die Insel Amrum mit ihrem herrlichen, feinen, weißen Sand. Kniepsand würde er hier genannt. Die Flut hatte eingesetzt und der Wind verpasste den Wellen weiße Schaukronen. Es war später Nachmittag und Kim beschloss zum Haus ihrer Großeltern zurück zu gehn. Seit Mittag war sie ja schon am Strand, war durch die Dünen gewandert und hatte am Strand Muscheln gesucht. Am Abend würde sie mit Opa Ole am Kamin sitzen und er erzählte ihr wieder eine spannende Geschichte, meistens von Gespenstern. Oma Stine saß dabei und strickte. Kim faszinierte das Wattenmeer. Wie herrlich muss es nur aussehen, wenn der Vollmond scheint dachte sie bei sich. Heute Abend war Vollmond und die Ebbe setzte kurz vor Mitternacht ein. Daran musste Kim denken, als sie am Abend im Bett lag. Sie wollte es unbedingt einmal sehen und war fest entschlossen einen nächt-lichen Spaziergang durch die Dünen zu machen, um das Wattenmeer bei Mondschein zu erleben. Nur durften Opa und Oma nichts davon wissen. Beide hatten einen tiefen Schlaf und würden sicher nicht merken sie sich aus dem Haus schleicht. Das Fenster von Kims Zimmer befand sich hinter dem Haus. Schließlich schlief Kim ein. Als sie erwachte war es halb zwölf. Sie stand auf, zog sich an und kletterte aus dem Fenster. Dann machte sie sich auf zum Strand. Hell schien der Vollmond und verlieh dem Dünnen Gras einen silbernen Schimmer. Es sah so wunderschön aus. Nach einer Weile erblickte sie den Strand und das Wattenmeer vom Vollmond hell erleuchtet, Kim war es, als hätte jemand Goldstaub ins Watt gestreut. Es war ein herrlicher Anblick und Kim war wie verzaubert. Auf einmal hörte sie jemanden singen. Die Stimme kam aus dem Wattenmeer u. klang ziemlich traurig, irgendwie schaurig. Plötzlich erblickte Kim eine weiße Gestalt, eine Frau im weißen Kleid und ihr langes, Haar wehte im Wind. Sie schien nun über das Watt zu schweben und das Mondlicht schien durch sie hindurch sie war durchsichtig, ein Geist! Kim gefror das Blut in den Adern und sie konnte sich nicht rühren. Ganz tief duckte sie sich ins Dünengras, damit die Geisterfrau sie nicht entdeckte. Da erinnerte sich Kim an eine Geschichte, die ihr Opa Ole vor einiger Zeit erzählt hatte. Sie handelte von einer gewissen Amanda, die vor einigen vielen Jahren im Watt ertrunken war und später als Geist herum spuken sollte, aber nur in Vollmondnächten. Keiner hatte daran geglaubt. Auch Kim nicht. Nun hatte sie so einen leibhaftigen Geist gesehen, eine Geisterfrau. Und so plötzlich wie die Gestalt auftauchte, so schnell war sie nun auch wieder verschwunden und auch ihr Gesang verstummte. Noch eine ganze Weile verharrte Kim im Dünnen Gras und konnte einfach nicht glauben was sie gesehen hatte. Kurze Zeit später ging sie zum Haus zurück, kletterte zum Fenster rein u. legte sich auf ihr Bett. Lange blieb sie noch wach. Ihr Blick fiel auf das Fenster und sie dachte Amanda würde zum Fenster hereinschauen, aber es tat sich nichts. Irgendwann fiel sie in einen tiefen Schlaf. Kim beschloss keinem Menschen davon zu erzählen. Es würde ihr sowieso keiner glauben. Seit ihrer Be-gegnung mit Amanda war Kim von einer inneren Unruhe befallen. Amanda ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie war einem leibhaftigen Geist begegnet, Wahnsinn!! Opa Ole hatte ihr zwar Geistergeschichten erzählt, glaubte aber selber nicht an so Geisterspuk und hielt das alles für Tünkram, so wie er es nannte. Kim blieb jedenfalls dabei und erzählte niemandem von ihrer nächtlichen Begegnung und ließ sich nun auch beim gemeinsamen Frühstück mit den Großeltern nichts anmerken. Jedenfalls beschloss sie in der folgenden Nacht noch einmal zum Strand zu gehen. Sie war gespannt ob Amanda wieder erschien. Kurz vor Mitternacht machte sich Kim auf den Weg. Das Wattenmeer glänzte im Mondlicht, genau wie gestern. Kim duckte sich ins tiefe Dünengras, doch von Amanda war nichts zu sehn. Wie lange sie dort gesessen hatte wusste sie gar nicht mehr. Schließlich stand sie auf und ging an den Rand des Wattenmeers, nichts! Ob die Geisterfrau sie doch entdeckt hatte und ließ sich deshalb nicht mehr blicken? Oder war nur die Phantasie mit ihr durchgegangen und sie hatte sich das nur alles so eingebildet? Jäh wurde sie aus den Gedanken gerissen, als sie hinter sich eine tiefe Stimme hörte: Was in aller Welt machst du hier? Die Stimme von Opa Ole ließ sie herum fahren. Mensch Opa! Hast du mich erschreckt! meinte Kim. du hast mir so viele Geister-geschichten erzählt. Könnte doch sein ,dass hier ja welche rumspuken. Ich sehe hier aber nur ein Gespenst und das ist ziemlich lebendig sagte Opa Ole und schmunzelte. Ideen hast du. Nachts hier in den Dünen rum laufen! Ich hab dich weg gehen sehen und als du nicht gleich zurückkamst da hab ich mir Sorgen gemacht. Oma Stine hat einen tiefen Schlaf, sie hat nix mit gekriegt. Opa Ole drehte sich aber noch einmal um und blickte zum Wattenmeer. Siehst du, Kim. See Nebel steigt auf. Der ist gefährlich. Da hat sich schon so mancher verirrt und ist ertrunken. Kim blickte noch einmal zurück, aber Amanda war und blieb verschwunden. Dann machte sie sich auch mit Opa Ole auf den Heimweg. So langsam gingen auch ihre Ferien zu Ende. Eins stand aber für Kim nun fest: Ihre nächsten Ferien verbrachte sie wieder hier bei Opa Ole und Oma Stine. Ob sie dann wieder Amanda wiedersehen wird? Vielleicht...

 

 

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97.  ©Amanda

 

Kim was so happy that she could spend her summer holidays with her grandparents on Amrum. Recently her grandfather Ole bought a house on Amrum. He was the captain of a cruise ship and now enjoyed retirement life with Grandma Stine. Her parents and her big sister and boyfriend were just at the mall and 12 year old Kim wasn't in the mood at all. She loved the north, the fresh wind, the dunes, the screeching of seagulls and above all the island of Amrum with its wonderful, fine, white sand. He would be called Kniepsand here. The tide had set in and the wind was giving the waves white tumblers. It was late afternoon and Kim decided to go back to her grandparents house. She had been on the beach since noon, wandered through the dunes and looked for mussels on the beach. In the evening she would sit by the fireplace with Grandpa Ole and he told her another exciting story, mostly about ghosts. Grandma Stine was sitting there and knitting. Kim was fascinated by the Wadden Sea. How wonderful it just has to look when the full moon is shining, she thought to herself. There was a full moon tonight and the tide set in just before midnight. Kim thought of that when she was in bed that evening. She really wanted to see it once and was determined to take a night walk through the dunes to experience the Wadden Sea by moonlight. Only grandpa and grandma weren't allowed to know anything about it. Both were sound asleep and would certainly not notice they sneaked out of the house. The window of Kim's room was behind the house. Finally Kim fell asleep. When she woke it was eleven thirty. She got up, got dressed, and climbed out the window. Then she went to the beach. The full moon shone brightly and gave the thin grass a silver shimmer. It looked so beautiful. After a while she saw the beach and the Wadden Sea brightly lit by the full moon, Kim felt as if someone had scattered gold dust in the mud flats. It was a lovely sight and Kim was enchanted. Suddenly she heard someone sing. The voice came from the Wadden Sea and sounded pretty sad, somehow scary. Suddenly Kim saw a white figure, a woman in a white dress and her long hair blowing in the wind. She now seemed to float over the mudflats and the moonlight shone through her she was transparent, a ghost! Kim's blood froze in her veins and she couldn't move. She ducked deep into the dune grass so that the ghost woman wouldn't see her. It was then that Kim remembered a story her grandpa Ole had told her some time ago. It was about a certain Amanda who had drowned in the mud flats a few years ago and was later supposed to haunt around as a ghost, but only on full moon nights. Nobody believed in it. Not even Kim. Now she had seen such a real ghost, a ghost woman. And as suddenly as the figure appeared, just as quickly it had disappeared again and its singing also stopped. For a long time Kim remained in the thin grass and just couldn't believe what she had seen. A short time later she went back to the house, climbed in the window and lay down on her bed. She stayed awake for a long time. Her gaze fell on the window and she thought Amanda was looking in the window, but nothing happened. At some point she fell into a deep sleep. Kim decided not to tell anyone about it. Nobody would believe her anyway. Since meeting Amanda, Kim had become troubled. Amanda couldn't get out of her head. She had met a real spirit, madness! Grandpa Ole had told her ghost stories, but he didn't believe in such ghosts himself and took it all for Tünkram, as he called it. In any case, Kim stayed with them and didn't tell anyone about their nocturnal encounter and now didn't show anything at breakfast with the grandparents either. In any case, she decided to go to the beach again the following night. She was curious whether Amanda would appear again. Just before midnight, Kim set off. The Wadden Sea shone in the moonlight, just like yesterday. Kim ducked into the deep dune grass, but Amanda was nowhere to be seen. She didn't even remember how long she had been sitting there. Finally she got up and went to the edge of the Wadden Sea, nothing! Had the ghost woman discovered her after all and was therefore no longer seen? Or had she just run away from her imagination and she had just imagined it all? Suddenly she was torn from her thoughts when she heard a deep voice behind her: What in the world are you doing here? Grandpa Ole's voice made her whirl around. Man grandpa! Did you scare me! said Kim. you've told me so many ghost stories. It could be that some are haunted here. But I only see a ghost here and that's pretty much alive, said Grandpa Ole and smiled. You have ideas. Walking around here in the dunes at night! I saw you leave and when you didn't come back I was worried. Grandma Stine is sleeping deeply, she didn't notice anything. Grandpa Ole turned around again and looked at the Wadden Sea. You see Kim. Lake fog rises. It's dangerous. Quite a few people have got lost and drowned. Kim looked back one more time, but Amanda was and was gone. Then she went home with Grandpa Ole. Her vacation was slowly coming to an end. But one thing was now certain for Kim: She was going to spend her next vacation here with Grandpa Ole and Grandma Stine. Will she see Amanda again then? Perhaps ...