72.  ©Mein Traum vom Lebensabend

 

Mein Traum von einem wunderbaren Lebensabend im sonnigen Tunesien wurde zum fürchterlichen Alptraum. Einige Jahre lang habe ich mich fürchterlich dafür geschämt, was mir in Tunesien passiert ist. Dann aber habe ich das Buch "Sand in der Seele" gelesen und mir wurde durch den Mut der Autorin, ihre persönliche Geschichte der Öffentlichkeit preiszugeben, plötzlich klar, dass man den Mut haben muss, offen über alles zu sprechen. Hier also meine Geschichte: Ich hatte gerade mein Berufsleben als Lehrerin beendet, bezog von nun an eine ganz ordentliche Pension, wusste aber mit meinem Leben plötzlich nichts mehr so Rechtes anzufangen. Ich war nie verheiratet, hatte keine Angehörigen und meine Kinder in der Schule bedeuteten mir alles. Nun muss man erst 63 werden um zu bemerken, dass man einsam ist. Ich beschloss den kalten Winter in Tunesien zu verbringen und buchte mich für drei Monate im Zarzis Hotel ein, das über herrliche Thermalbäder verfügte und die meinem schon seit langem Rheuma geplagten Körper sehr gut taten. In diesem Hotel überwintern vorwiegend ältere Personen, die das Klima und die Thermalbäder zu schätzen wissen. Sehr schnell hatte ich Kontakt zu anderen deutschen und zu den Hotelan-gestellten und fühlte mich so wohl, dass ich mir durchaus vorstellen könnte, für immer hier zu bleiben. Ich sprach beim täglichen Kaffeeklatsch am Swimmingpool darüber und irgendwie muss das ein Hotelangestellter aufge-schnappt haben, denn am nächsten Tag sprach mich ein Kellner darauf an und fragte, ob ich eventuelle ein Haus hier kaufen wollte. Er sagte mir, dass ich sehr vorsichtig sein müsse, weil hier schon viele Frauen betrogen wurden. Dennoch setzte sich der Gedanke, meinen Lebensabend in diesem Land zu verbringen in meinem Kopf fest. Etwa zwei Wochen später unterhielt ich mich nochmals mit dem Kellner und fragte ihn, was denn so ein Haus hier kosten würde. Er sagte mir, dass es auf jeden Fall sehr viel günstiger wäre, ein kleines Haus zu bauen u. bot mir an, mir Grundstücke zu zeigen, die zum Verkauf stünden. Da ich sowieso nichts zu tun hatte, nahm ich das Angebot dankend an. Am nächsten Tag also holte mich besagter Kellner mit Namen Farhat mit einem Auto vom Holte ab und fuhr mit mir die Küstenstraße entlang. Nicht weit vom Hotel weg hielt er an und deutete auf ein mit Palmen bewachsenes Grundstück, das bereits mit einer Mauer umgeben war. Das gehöre seinem Cousin sagte er, und er wolle es für 10.000 Deutsche Mark verkaufen. Ich war sofort verliebt in das Stückchen Land und stellte mir vor, dass ich nur ein paar Schritte zum Meer hatte und auch die Thermalbäder zu Fuß zu erreichen seien. Auch befand sich gleich nebenan ein kleiner Lebensmittelladen, also ideale Bedingungen für mich. Farhat erzählte mir, dass man nicht viel Geld für ein kleines Haus bräuchte, mit allem drum und dran vielleicht 30.000,-DM. Farhat wurde dann gesprächiger und erzählte mir, dass er vor einem Jahr seine Frau verloren hatte, die gerade schwanger war. Er wäre nun ganz alleine und sehr einsam. Er war vielleicht 30 Jahre alt, vielleicht auch jünger, aber er scheute trotzdem nicht davor zurück, mir alten Süße Komplimente zu machen u. mir zu schmeicheln. Er küsste mir die Hand und sagte, dass ich immer noch eine sehr schöne Frau sei. Das ging runter wie Öl und ich fühlte mich sogleich 30 Jahre jünger. Nun, nach einigen Tagen stand mein Entschluss fest, ich wollte den Rest meines Lebens hier verbringen und willigte ein, das Grundstück zu kaufen. Farhat und sein Cousin holten mich also ab und fuhren mit mir zum Grundbuchamt, wie sie mir sagten. Wir unterschrieben dort eine Vereinbarung für den Kauf u. ich sollte dann den Grundbuchauszug mit der Post bekommen. Ich bezahlte eine Gebühr von umgerechnet ca. 50,-DM, bekam eine vorgedruckte arabische Quittung und freute mich, nun Besitzerin des Landes zu sein. Ich sollte, sobald ich wieder in Deutschland war, die Summe für das Grundstück überwies und dann konnte ich mit dem Bau beginnen. Inzwischen, ich weiß auch nicht wie das passieren konnte, landete ich mit Farhat im Bett, und war blind vor Liebe. Ich glaubte ihm jedes Wort und war froh, dass er mir anbot, den Bau meines Hauses in die Hand zu nehmen und die Arbeiten zu überwachen, wenn ich in Deutschland bin. Der Abschied fiel mir sehr schwer. Aber ich konnte als Tourist nicht länger als drei Monate im Land bleiben. Außerdem musste ich ja das mit dem Geld regeln. Wieder in der Heimat überwies ich also das Geld für mein Grundstück und plante bereits die nächste Reise zu Farhat. Ich sollte Bargeld mitbringen, damit wir Baumaterial kaufen konnten damit das Haus dann bis zum Sommer fertig werden konnte. Nie in meinem Leben war ich so glücklich und voller Zuversicht. Ich hob also mein Erspartes ab und flog nach Djerba. Farhat erwartete mich am Flughafen und brachte mich zum Hotel. Es war eine herrliche Nacht, voller Glückseligkeit. Mein Liebster erzählte mir, dass er nicht mehr im Hotel arbeiten würde, weil im Winter nicht so viel Personal gebraucht würde und er erst im Sommer wieder arbeiten könnte. Ich war froh, dass er jetzt mehr Zeit für mich hatte und gleich am nächsten Tag machten wir einen Spaziergang am Strand entlang bis zu meinem Grundstück. Es hatte sich nichts verändert, aber was hatte ich erwartet. Ohne Geld konnte man ja nicht bauen. Also ging ich mit Farhat zur Bank, richtete ein Devisenkonto ein und zahlte das am Zoll deklarierte Geld dort ein. Ich gab Farhat Bankvollmacht, damit er in meiner Abwesenheit alles regeln konnte. Weil ich noch nichts vom Grundbuchamt gehört hatte, ging ich mit Farhat nochmals dort hin. Dort gab man mir ein Schreiben in arabischer Schrift und sagte mir, dass das eine vorläufige Bestätigung zur Grundbucheintragung sei. Ich war zufrieden u. reiste nach wunderbaren zwei Wochen mit Farhat nach Deutschland zurück. Im Sommer wollte ich wiederkommen und dann in mein Haus einziehen. Die folgenden Wochen vertelefonierte ich viel Geld nach Tunesien. Jeden Abend sprach ich mit Farhat. Er erzählte mir immer wie sehr er mich vermisse und klärte mich über alle Einzelheiten des Baus auf. Endlich im Juli sagte er mir, dass alles bis auf den Außenputz u. einige Malerarbeiten im Inneren fertig seien und wir eigentlich einziehen könnten. Also buchte ich nur einen Flug, nahm rund 100 KG Übergepäck in Kauf, um das Nötigste für den Hausrat mitzunehmen und freute mich auf mein neues Zuhause. Farhat war nicht wie vereinbart am Flughafen. Stundenlang wartete ich, telefonierte, er war nicht erreichbar. Ich nahm mir ein Taxi und fuhr zunächst zu meinem Hotel. Ich fragte nach Farhat. Es hieß, er arbeitet nicht mehr hier. Dann ging ich zu meinem Grundstück. Alles was mir Farhat wochenlang am Telefon vorgeschwärmt hatte, war einfach nicht da. Das Grundstück lag genauso vor mir, wie ich es zuletzt gesehen hatte. Kein Stein, kein Bau, nichts. Tagelang versuchte ich nun, an Farhat heranzukommen, keine Chance, niemand wusste, wo er war. Ich bat eine Deutsche, die seit längerem hier lebte und ganz gut arabisch sprach mir zu helfen. Ich gab ihr das Schreiben vom Grundbuchamt, und siehe da, es war nicht vom Grundbuchamt. Die Quittung über die 50 DM Gebühr war eine Stromrechnung und das Amt auf das er mich geführt hatte war STEG, die tunesische Energiegesellschaft. Alles Lug und Betrug. Farhat war nicht zu finden u. ich ging zur Polizei u. zeigte ihn an. Zwei Tage später kam ein Polizist zusammen mit Farhat ins Hotel. Es sollte eine Gegenüberstellung sein. Farhat sah mich an wie ein Fremder und behauptete, mich nie gesehen zu haben. Ich erklärte, dass der Bankbeamte und der bei STEG alles bezeugen könne. Die Polizei prüfte das aber kam mit keinem Ergebnis zurück. Ich fuhr mit einem Taxi direkt zur Bank und musste feststellen, dass kein Geld dort war und ein gewisser Mohamed alles Geld abgehoben hatte. Es gab also niemals einen Farhat, niemals einen Cousin, niemals ein zu verkaufendes Grundstück es gehörte nach Nachforschungen der Polizei einer anderen Familie und niemals eine Liebe. Ich bin schlichtweg, ausgenutzt, belogen und getrogen worden. Alle Anzeigen, und polizeilichen Ermittlungen verliefen im Sande. Ich habe niemals wieder etwas von Farhat gehört.

 

 

 

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72.  ©My dream of old age

 

My dream of a wonderful retirement in sunny Tunisia turned into a terrible nightmare. For several years I was terribly ashamed of what happened to me in Tunisia. But then I read the book "Sand in der Seele" and the author's courage to reveal her personal story to the public suddenly made it clear to me that one must have the courage to speak openly about everything. So here is my story: I had just finished my professional life as a teacher, from now on I was receiving a decent pension, but suddenly I didn't know what to do with my life anymore. I was never married, had no family, and my kids at school meant everything to me. Now you have to turn 63 to notice that you are lonely. I decided to spend the cold winter in Tunisia and booked myself for three months at the Zarzis Hotel, which had wonderful thermal baths and which were very good for my body, which had been plagued by rheumatism for a long time. It is mainly elderly people who spend the winter in this hotel who appreciate the climate and the thermal baths. I quickly got in touch with other Germans and the hotel employees and felt so comfortable that I could well imagine staying here forever. I talked about it during the daily coffee gossip by the swimming pool and somehow a hotel employee must have picked it up, because the next day a waiter spoke to me about it and asked if I would like to buy a house here. He told me that I had to be very careful because a lot of women had been cheated on here. Nevertheless, the thought of spending my old age in this country stuck in my head. About two weeks later I talked to the waiter again and asked him what a house like this would cost. He told me that it would definitely be a lot cheaper to build a small house and offered to show me properties that were for sale. Since I had nothing to do anyway, I gratefully accepted the offer. So the next day the waiter named Farhat picked me up from Holte in a car and drove me along the coastal road. He stopped not far from the hotel and pointed to a plot of land overgrown with palm trees that was already walled off. He said it belonged to his cousin and wanted to sell it for 10,000 German marks. I immediately fell in love with the piece of land and imagined that I was only a few steps from the sea and that the thermal baths could also be reached on foot. There was also a small grocery store right next door, so ideal conditions for me. Farhat told me that you don't need a lot of money for a small house, with all the trimmings, maybe 30,000 DM. Farhat then became more talkative and told me that a year ago he had lost his wife who was just pregnant. He would now be all alone and very lonely. He was maybe 30 years old, maybe younger, but he still didn't shy away from complimenting and flattering me old cuties. He kissed my hand and said that I was still a very beautiful woman. It went down like oil and I immediately felt 30 years younger. Well, after a few days I made up my mind that I wanted to spend the rest of my life here and I agreed to buy the property. So Farhat and his cousin picked me up and drove me to the land registry, as they told me. We signed an agreement there for the purchase and I should then receive the extract from the land register in the mail. I paid a fee of around DM 50, received a preprinted Arabic receipt and was happy to now be the owner of the land. As soon as I was back in Germany, I was supposed to transfer the amount for the property and then I could start building. In the meantime I don't know how this could happen either, I ended up in bed with Farhat and was blind with love. I believed every word he said and was glad that he offered me to take over the construction of my house and supervise the work when I am in Germany. It was very difficult for me to say goodbye. But as a tourist, I couldn't stay in the country for more than three months. Besides, I had to sort out the money. Back home, I transferred the money for my property and was already planning the next trip to Farhat. I was supposed to bring cash so we could buy building materials so the house could be finished by summer. Never in my life have I been so happy and so full of confidence. So I withdrew my savings and flew to Djerba. Farhat was waiting for me at the airport and took me to the hotel. It was a wonderful night, full of bliss. My loved one told me that he would no longer work in the hotel because not that many staff were needed in winter and he would not be able to go back to work until summer. I was glad that he now had more time for me and the next day we went for a walk along the beach to my property. Nothing had changed, but what did I expect. You couldn't build without money. So I went to the bank with Farhat, set up a foreign exchange account and deposited the money declared at customs there. I gave Farhat a power of attorney so that he could take care of everything in my absence. Because I hadn't heard from the land registry, I went there again with Farhat. There I was given a letter in Arabic script and told me that it was a preliminary confirmation of the entry in the land register. I was satisfied and after a wonderful two weeks I returned to Germany with Farhat. I wanted to come back in the summer and then move into my house. In the following weeks I telephoned a lot of money to Tunisia. I talked to Farhat every evening. He always told me how much he missed me and explained all the details of the building to me. Finally in July he told me that everything except for the exterior plaster and some painting work on the inside was finished and that we could actually move in. So I only booked one flight, took around 100 kg of excess baggage to take with me for my household items and was looking forward to my new home. Farhat was not at the airport as agreed. I waited for hours, called on the phone, he couldn't be reached. I took a taxi and drove to my hotel first. I asked about Farhat. It was said that he no longer works here. Then I went to my property. Everything that Farhat had raved about on the phone for weeks was simply not there. The property was exactly as I had last seen it. No stone, no building, nothing. For days I tried to get to Farhat, no chance, nobody knew where he was. I asked a German who had lived here for a long time and spoke Arabic very well to help me. I gave her the letter from the land registry, and lo and behold, it wasn't from the land registry. The receipt for the 50 DM fee was an electricity bill and the office he took me to was STEG, the Tunisian energy company. All lies and deceit. Farhat could not be found and I went to the police and reported him. Two days later, a policeman came to the hotel with Farhat. It should be a comparison. Farhat looked at me like a stranger and claimed never to have seen me. I explained that the bank officer and the one at STEG could testify to anything. The police checked it but came back with no result. I took a taxi straight to the bank and found that there was no money there and that a certain Mohamed had withdrawn all the money. So there was never a farhat, never a cousin, never a piece of land to be sold, it belonged to another family, according to the police, and never to a love. I have simply been taken advantage of, been lied to and deceived. All reports and police investigations petered out. I never heard from Farhat again.