70.  ©Sand in der Seele

 

Eine Ehekrise u. eine Phase, die ihr seelisches Gleichgewicht ins Wanken bringt, veranlassen Evelyne ihre Koffer zu packen, um für ein Weilchen abzuschalten. Sie buchte eine Last Minute Reise nach Tunesien u. landet zufällig in Zarzis, nahe der libyschen Grenze. An der Rezeption ihres Hotels trifft sie auf den Mann, der ihr ganzes Leben verändert. So unglaublich es klingt, dieser schöne junge Mann sieht sie und weiß, sie wird seine Frau. Zwei Wochen lang genießt sie seine Gesellschaft, ohne das er sie ein einziges Mal berührt. Außer einem einzigen Kuss war nichts zwischen den beiden vorgefallen. Seine konsequente Zurückhaltung, sein tadelloses Benehmen und seine Sicher-heit, dass er nur sie will, ist etwas, was nicht in ihren Kopf geht und dennoch, am Ende dieses Urlaubs hat sie sich in ihn verliebt. Zunächst versucht Evelyne, diesen Mann zu vergessen, aber bereits zwei Monate später landet sie abermals in Zarzis und in seinen Armen. Diesmal erlebt sie eine nie gekannte Leidenschaft und weiß bereits nach einer Woche, das ist der Mann ihrer Träume. Sie trennt sich nun endgültig von ihrem Ehemann und fährt abermals zwei Monate später mit dem Auto nach Tunesien, um dort zunächst noch ein paar Monate zu leben. Sie erlebt den Himmel auf Erden und schon ein Jahr später hängt sie ihren Beruf als Chefredakteurin im Verlag ihres Mannes und damit ihre sichere Existenz an den Nagel und zieht mit Sack und Pack nach Tunesien um ihre große Liebe wieder-rum ein Jahr später zu heiraten. Sie bringt fast ihr ganzes Vermögen in dieses Land und verwirklicht ihre Träume vom Weißen Haus am Meer. Weil sie ihren Beruf dort nicht ausüben kann, baut sie zusätzlich eine Ferienwohnung, die sie an Touristen vermietet. Sie erlebt die orientalische Welt pur, versucht mit der islamischen Kultur klarzu-kommen und fühlt sich in kürzester Zeit in diesem fremden Land zuhause. Dass sie ständig unter Beobachtung steht, keinen Schritt ohne ihren Mann oder einen seiner männlichen Verwandten tun kann, empfindet sie zunächst als angenehm, fühlt sie sich doch in dieser fremden Welt "beschützt". Erst als sie anfängt Kontakt zu anderen deut-schen Frauen aufzunehmen, stößt sie auf massiven Widerstand. Ihr Mann zeigt sich nun von seiner wahren Seite. Er versucht, sie einzusperren, schlägt sie und verbietet ihr jeglichen Kontakt zu anderen Menschen, außer seiner Familie. Doch Evelyne setzt sich durch, zeigt einen eisernen Willen, selbst dann noch, als er sie mitten in der Nacht barfuß aus dem Hause jagt, obwohl es dort von Skorpionen nur so wimmelt. Sie läuft den steinigen Berg hinab zu seinen Eltern und appelliert an den Glauben seines Vaters. Als Amor begreift, dass ihr Wille stärker ist als seiner, verlässt er sie. Er geht nach Deutschland um zu arbeiten und lässt sie alleine in dem fremden Land zurück. Die wenigen Wochen, die er im Jahr in seiner Heimat verbringt, widmet er fast ausschließlich seiner Familie. Weil Evelyne sich ihm verweigert, wird er nun zum Tyrann. Er beauftragt seine Familie, ihr das Leben dort so schwer wie nur möglich zu machen. Deren Attacken treiben sie an den Rand des Wahnsinns und der Verzweiflung, aber sie hält stand. Jetzt spielt sie mit dem Gedanken an Scheidung. Sie vertraut auf die Politik des Präsidenten Ben Ali und auf die Gleichberechtigung der Frau in diesem Land. Ein Anwalt klärt sie schließlich darüber auf, dass einer Frau das gehört, was sie in die Ehe bringt und dass sie auf jeden Fall ihr Recht in diesem Land bekommt. Nur, es soll noch ein Jahr vergehen, bis sie sich endgültig zu diesem Schritt entschließt. Sie fliegt nach Deutschland um mit Amor über eine Trennung zu sprechen. Er fleht und weint, ihn nicht zu verlassen, hat aber nur seine gefährdete Aufenthalts-erlaubnis im Kopf. Evelyne aber kann nicht mehr, sie will nichts mehr hören und sehen und fliegt kurz entschlossen zu ihrer Schwester nach Texas/USA. Dort erreicht sie ein Anruf einer Deutschen Freundin aus Zarzis. Amor ist in Tunesien und unternimmt alles nur erdenkliche, sie in Zarzis unmöglich zu machen. Evelyne ändert ihre Pläne und fliegt drei Wochen später wieder nach Zarzis. Ihr Mann hat dort ganze Arbeit geleistet u. war dann sofort wieder nach Deutschland verschwunden. Er hat nicht nur sämtliche Papiere gestohlen und allen Ihren Freunden erzählt, er hätte sie aus seinem Haus geworfen, weil sie untreu war und sie würde niemals wieder nach Tunesien kommen, weil er dafür gesorgt hätte, dass sie ihre Aufenthaltsgenehmigung verliert. Auch hat er von sich aus die Scheidung eingereicht, damit er nicht sein Gesicht verliert. Nun beginnt der Horror. Als ihr Schwiegervater und ihre drei Schwäger begreifen, dass Evelyne nicht bereit ist, kampflos aufzugeben, schlagen sie ihr zunächst vor, Amors Bruder zu heiraten, damit alles in der Familie bleibt. Evelyne ist fassungslos wird wütend und beschimpft sie. Dann geht sie zur Polizei, um ihre gestohlenen Autopapiere wiederzubekommen, ohne Erfolg. Sie geht zum besten Anwalt der Stadt muss aber feststellen, dass dieser bereits für die Familie gegen sie arbeitet. Ein tunesischer Freund bringt sie zu einer Anwältin, die scheinbar noch nicht von der Familie gekauft ist. Das ärgert die Herren Schwäger so sehr, dass sie nun nachts in ihr Haus kommen, sie quälen und misshandeln. Aus purer Angst verlässt sie schließlich ihr Traumhaus u. sucht Unterschlupf in einer ausgebauten Garage bei deutschen Freunden. Sie kann gerade noch ein paar persönliche Sachen aus dem Haus holen, bevor die Familie die Schlösser auswechselt und einen Wächter abstellt. Ihr Auto kann Evelyne bei Freunden verstecken, aber nicht mehr fahren, da die Papiere fehlen und in-zwischen Steuern und Versicherung abgelaufen sind. Ihr Mann erstattet Anzeige gegen sie wegen Diebstahl von Hausrat u. Auto. Sie wird von der Polizei abgeholt, wie eine Verbrecherin behandelt. Ihr Schwiegervater behauptet, dass es sein Haus sei und Evelyne es nur gemietet hätte, obwohl sie alle Bankbelege vorlegen kann. Viele Male wird sie vor Gericht gezerrt, bis die Scheidung ausgesprochen wird und obwohl sie ausdrücklich daraufhin weißt, dass sie zwar auf Unterhalt nicht aber auf ihr Eigentum verzichtet, schreibt man ihr in die arabische Scheidungsurkunde, dass sie auf alles verzichtet. Hinterher muss sie feststellen, dass nicht nur die Anwältin, zu der sie Vertrauen hatte, sondern auch der vereidigte Dolmetscher von der Familie bezahlt wurde. Zwei weitere Anwälte aus einer Nach-barstadt versuchen ihr Glück aber auch diese können ihr letztendlich nicht helfen. Aber Evelyne gibt nicht auf. Sie schreibt an die Deutsche Botschaft, den Justizminister, den Innenminister und sogar an Ben Ali persönlich. Niemand hilft ihr. Erst der vierte Anwalt hat Mitleid. Er ist ein korrekter Mann und reicht eine Zivilklage gegen Amor, seine Familie ein. Nach nochmals zwölf nervenaufreibenden Verhandlungen, die allesamt in arabischer Sprache abge-halten werden und für die sie jedes mal 120 Kilometer mit dem Bus, mit dem Taxi oder mit Freunden fahren muss, sofern die sich trauen, denn auch sie werden inzwischen massiv bedroht, ist sie am Ende ihrer Kräfte. Die letzte Verhandlung findet im November statt. Die Akte wird geschlossen, ihre Klage ohne Begründung abgewiesen. Sie bricht zusammen, rastet aus, schlägt ihren Anwalt und landet 10 Minuten später beim Staatsanwalt. Dem erzählt sie unter Tränen noch einmal ihre ganze Geschichte. Er verspricht ihr zu helfen, aber sie glaubt ihm kein Wort mehr, niemanden mehr!

 

 

 

Zurück

zu Geschichten

 

 

https://translate.google.com/English

70.  ©Sand in the soul

 

A marriage crisis and a phase that shakes her emotional balance cause Evelyne to pack her bags to switch off for a while. She booked a last minute trip to Tunisia and happened to end up in Zarzis, near the Libyan border. At the reception of her hotel she meets the man who changes her whole life. As incredible as it sounds, this beautiful young man sees her and knows she is going to be his wife. She enjoys his company for two weeks without him touching her once. Apart from a single kiss, nothing had happened between the two of them. His consistent restraint, his impeccable demeanor and his certainty that he only wants her is something that does not go into her head and yet, at the end of this vacation, she fell in love with him. At first Evelyne tries to forget this man, but only two months later she ends up again in Zarzis and in his arms. This time she experiences an unprecedented passion and already knows after a week that this is the man of her dreams. She is now finally separating from her husband and driving again two months later to Tunisia, initially to live there for a few more months. She experiences heaven on earth and just a year later she gives up her job as editor-in-chief at her husband's publishing house and with it her secure existence and moves with bag and baggage to Tunisia to marry her great love again a year later. She brings almost all of her fortune to this land and makes her dreams of the White House by the sea come true. Because she cannot do her job there, she also builds a holiday apartment that she rents out to tourists. She experiences the pure oriental world, tries to come to terms with the Islamic culture and feels at home in this foreign country in a very short time. The fact that she is constantly under observation and cannot take a step without her husband or one of his male relatives is initially pleasant to her, as she feels "protected" in this strange world. It was only when she began to contact other German women that she encountered massive resistance. Your husband is now showing his true side. He tries to lock her up, beats her and forbids her to have any contact with anyone other than his family. But Evelyne prevails, shows an iron will, even when he chases her barefoot out of the house in the middle of the night, even though it is teeming with scorpions. She runs down the rocky mountain to his parents and appeals to his father's faith. When Cupid realizes that her will is stronger than his, he leaves her. He goes to Germany to work and leaves her alone in the foreign country. The few weeks that he spends in his home country are devoted almost exclusively to his family. Because Evelyne refuses to accept him, he now becomes a tyrant. He instructs his family to make life there as difficult as possible. Her attacks drive her to the edge of madness and despair, but she holds up. Now she is toying with the idea of divorce. She trusts in the politics of President Ben Ali and in the equality of women in this country. A lawyer finally explains to her that what brings her into the marriage belongs to a woman and that she will definitely get her rights in this country. Only, it should be another year before she finally decides to take this step. She flies to Germany to talk to Amor about a breakup. He pleads and cries not to leave him, but only has his endangered residence permit in mind. But Evelyne can't anymore, she doesn't want to hear or see anything anymore and so she flies to her sister in Texas / USA. There she received a call from a German friend from Zarzis. Amor is in Tunisia and is doing everything possible to make it impossible in Zarzis. Evelyne changes her plans and flies back to Zarzis three weeks later. Her husband did a great job there and then immediately disappeared back to Germany. Not only did he steal all of the papers and tell all of your friends that he had thrown her out of his house because she was unfaithful and that she would never come back to Tunisia because he had made her lose her residence permit. He also filed for divorce on his own initiative so that he wouldn't lose face. Now the horror begins. When her father-in-law and her three sisters-in-law understand that Evelyne is not ready to give up without a fight, they first suggest that she marry Cupid's brother so that everything stays in the family. Evelyne is stunned, gets angry and insults her. Then she goes to the police to get her stolen car papers back, to no avail. She goes to the best lawyer in town but finds that he is already working against her for the family. A Tunisian friend takes her to a lawyer who has apparently not yet been bought by the family. This annoys the brothers-in-law so much that they come to their house at night, torture and abuse them. Out of sheer fear, she finally leaves her dream house and looks for shelter in a converted garage with German friends. She can just get a few personal items out of the house before the family change the locks and assign a guard. Evelyne can hide her car with friends, but no longer drive it because the papers are missing and taxes and insurance have expired. Her husband files a complaint against her for theft of household items and a car. She is picked up by the police, treated like a criminal. Her father-in-law claims that it is his house and Evelyne only rented it, although she can produce all bank receipts. Many times she is dragged to court until the divorce is pronounced and although she explicitly knows that she will waive alimony but not her property, she is written in the Arabic deed of divorce that she will renounce everything. Afterwards she finds out that not only the lawyer she trusted, but also the sworn interpreter was paid by the family. Two other lawyers from a neighboring town try their luck, but ultimately they cannot help her either. But Evelyne doesn't give up. She writes to the German Embassy, the Minister of Justice, the Minister of the Interior and even to Ben Ali personally. Nobody helps her. Only the fourth lawyer feels sorry. He is a sane man and is filing a civil lawsuit against Amor, his family. After another twelve nerve-wracking negotiations, all of which are held in Arabic and for which she has to travel 120 kilometers by bus, taxi or with friends, if they dare, because they are now also under massive threat they are at the end of their tether. The last hearing will take place in November. The file is closed and her complaint is dismissed without explanation. She collapses, freaks out, hits her lawyer and ends up with the prosecutor 10 minutes later. With tears she tells him her whole story again. He promises to help her, but she doesn't believe a word he says anymore, nobody any more!