52.  ©Warten auf ein Wunder

 

Sie hasste diese Sonntage. Hatte sie wohl immer gehasst. Ein sentimentaler Film hatte sie bis in ihr Innerstes aufgewühlt. Durch den Abspann und die Vorschau auf den nächsten Film kam all die Einsamkeit zurück, in der sie sich noch vor dem Film befunden hatte. Schleppend stand sie auf, ging in die Küche an den Kühlschrank, in dem die Flasche Wein wartete. Sie wusste, es würde ihr nach dem Wein noch schlechter gehen, aber genau das wollte sie. Die Sehnsucht nach ihm war riesengroß. Dabei hatten sie sich erst gestern gesehen. Sie wusste nicht, wo er war und was er jetzt tat, aber sie wünschte sich, er wäre jetzt bei ihr. Oft hasste sie sich dafür, dass sie ihn so sehr liebte. Wieder und wieder fragte sie sich, ob ein Leben ohne Liebe nicht ruhiger sei, ohne die vielen Qualen, ohne die vielen Tränen. Viele Nächte hatte sie durch weint, weil sie alleine in ihrem Bett lag. Viele Stunden sich nach ihm gesehnt. Nach seiner Nähe, nach der Wärme, die er ausstrahlte. Sie wusste, je mehr sie von dem Wein trank, desto größer würde die Sehnsucht werden. Oft fragte sie sich, ob sie nicht zu viel wollte. Ob sie nicht geduldiger sein sollte, oder ob sie nicht einfach aufgeben das Beste war. Doch sie war eine Kämpferin, und aufgeben war das Letzte was sie wollte. Sie konnte nicht ohne ihn leben. Immer wieder kamen Erinnerungen zurück, Erinnerungen an die vergangenen zwei Jahre. Zuerst waren es nur die schönen Erinnerungen, an die wunderschönen Momente mit ihm. Sie lächelte und zündete sich eine Zigarette an. Schloss die Augen. Sie sah in vor sich, mit seinem spitzbübischen Lächeln, welchen Spaß sie miteinander hatten. Doch unmerklich machten sich die Gedanken selbstständig. Da waren sie wieder, die hässlichen Gedanken, die sie oft so fertig machten. Sie wusste, dass er sie nicht liebte. Er hatte es ihr oft genug gesagt, wenn sie sich gestritten hatten. Sie brauchte nur diesen einen Gedanken, um in wieder in ihre Trauer zu versinken. Da war kein Platz mehr für schöne Erinnerungen, sie verblassten in Sekunden. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Wo war er jetzt, warum meldete er sich nicht, war ihm etwas passiert? Wer würde es ihr sagen, wenn ihm was zustoßen sollte? Sie spürte wie ihre Hände feucht wurden. Eine innere Unruhe überfiel sie. Ob sie ihn anrufen sollte? Was würde er denken? Würde er sich über den Anruf freuen? Überhaupt, würde er zuhause sein? Sie goss sich das dritte Glas ein. Der Wein begann langsam zu wirken, ihr wurde warm. Langsam drehte sie sich um, sah auf das Bild von ihm an der Wand. Er strahlte sie an. Sie stand auf, nahm das Bild von der Wand und legte es in den Schrank unter ihre Wäsche. Das machte sie oft, und genauso oft nahm das Bild wieder aus dem Schrank und hängte es an seinen Platz zurück. Sie versuchte, die Notbremse zu ziehen und schaltete Musik ein. Sie war ein sehr emotionaler Mensch, die Musik würde ihr helfen, die nächsten Stunden zu überstehen. Sie musste nur die richtige wählen. Die Klänge taten ihre Wirkung. Sie dachte immer noch an ihn. Aber nicht mehr sehnsuchtsvoll. Sie war sich sicher, ihn irgendwann vergessen zu können. Sie kannte das Gefühl, ihn nicht mehr zu haben. Oft genug hatte sie mit ihm Schluss gemacht. Sie wusste, irgendwann würde sie ihm widerstehen können, wenn er sie wieder anrief. Viele Fragen brannten jetzt auf Ihrer Seele. Fragen, die sie ihm immer stellen wollte, die sie sich aber nie getraut hatte. Warum er mit ihr zusammen war, was sie ihm bedeutete, doch ihre Angst vor den Antworten war größer als die Ungewissheit. Doch immer wieder nahm sie sich vor, ihn endlich zu fragen. Sie war sich sehr, sehr sicher, ihn endlich eines Tages vergessen zu können. Das Handy unterbrach ihre Gedanken. Es war eine Nachricht von ihm: Hallo mein Schatz, ich vermisse dich. Ich hab dich lieb, Sie lächelte und ihr wurde warm ums Herz. Und sie wusste, dass sie niemals ohne ihn sein wollte. Ihre Sehnsucht nach ihm war riesengroß, doch sie wusste, sie würde ihn bald wieder sehen und es würde wunderschön werden. Sie musste nur Geduld haben, dann würden all ihre Wünsche in Erfüllung gehen ...

 

 

 

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52.   ©Waiting for a miracle

 

She hated these Sundays. I guess I always hated her. A sentimental film had churned her inside out. The end credits and the preview of the next film brought back all the loneliness she had been in before the film. She got up slowly and went into the kitchen to the refrigerator where the bottle of wine was waiting. She knew she would feel worse after the wine, but that was exactly what she wanted. The longing for him was enormous. They had only seen each other yesterday. She didn't know where he was or what he was doing now, but she wished he were with her now. She often hated herself for loving him so much. Again and again she wondered whether a life without love wasn't quieter, without the many torments, without the many tears. She cried through many nights because she was alone in her bed. Longed for him for many hours. For his closeness, for the warmth he radiated. She knew that the more of the wine she drank, the greater the longing would become. She often wondered if she didn't want too much. Whether she shouldn't be more patient or whether she wasn't just giving up was best. But she was a fighter, and the last thing she wanted to do was give up. She couldn't live without him. Memories kept coming back, memories of the past two years. At first it was just the nice memories, of the wonderful moments with him. She smiled and lit a cigarette. Closed your eyes. She saw in front of her, with his mischievous smile, what fun they were having together. But imperceptibly, the thoughts went on for themselves. There they were again, the ugly thoughts that often bothered them. She knew he didn't love her. He'd told her enough times when they'd argued. She only needed that one thought to sink back into her grief. There was no room for fond memories, they faded in seconds. Her mind spun in circles. Where was he now, why didn't he answer, had something happened to him? Who would tell her if something happened to him? She felt her hands getting wet. An inner restlessness overwhelmed her. Should she call him? What would he think? Would he be happy about the call? Anyway, would he be home? She poured herself the third glass. The wine was slowly starting to work, and she was getting warm. Slowly she turned around and looked at the picture of him on the wall. He beamed at her. She got up, took the picture from the wall and put it in the closet under her laundry. She did that often, and just as often took the picture out of the cupboard and put it back in its place. She tried to pull the emergency brake and turned on the music. She was a very emotional person, the music would help her get through the next few hours. You just had to choose the right one. The sounds had their effect. She was still thinking about him. But no longer wistful. She was sure that at some point she would be able to forget him. She knew the feeling of not having him anymore. She'd broken up with him often enough. She knew that at some point she would be able to resist him if he called her again. Many questions burned on your soul now. Questions that she always wanted to ask him, but which she had never dared to ask. Why he was with her, what she meant to him, but her fear of the answers was greater than the uncertainty. But again and again she made up her mind to finally ask him. She was very, very sure that one day she would finally be able to forget him. The cell phone interrupted her thoughts. It was a message from him: Hello my darling, I miss you. I love you, she smiled and her heart was warm. And she knew she never wanted to be without him. Her longing for him was enormous, but she knew she would see him again soon and it would be wonderful. She just had to be patient, then all her wishes would come true ...