45.   ©Freiheit, die ich meine

 

Sie wollte ihn unbedingt.

Du bist so männlich, raunte Sie ihm ins Ohr und schmiegte sich in seinen muskelbepackten Arm.

Sie liebte es, ihm durch die langen Haare zu streichen und auf seinem Motorrad mitzufahren.

Auch seine Lederklamotten machten sie tierisch an.

Bald zogen die beiden zusammen.

Warum auch nicht, dachte er.

Schließlich liebte Sie ihn so wie er war: männlich, verwegen, frei.

Warum sollten wir nicht heiraten?, fragte sie kurze Zeit später.

Er hatte nichts dagegen, das Zusammenleben klappte schließlich ganz wunderbar.

Nun war er männlich, verwegen, fast frei und immer noch langhaarig.

Das blieb bis kurz nach der Hochzeit so.

Plötzlich sagte Sie Sätze wie: Geh doch mal zum Friseur oder wie das aussieht, mit deinem Gezappel auf den Kopf und Heute kommen meine Eltern zu Besuch, mach dir wenigstens einen Zopf.

Irgendwann hatte er eine modische Kurzhaarfrisur.

Schließlich liebte er Sie und er fühlte sich immer noch männlich, etwas verwegen und fast frei.

Nur das es oben herum ziemlich kühl war, er erwog, eine Mütze zu tragen.

Schatz, ist es nicht zu gefährlich, mit dem Motorrad zu fahren?, hauchte Sie ihn eines Abends ins Ohr.

Sie hatten es sich auf dem Sofa bequem gemacht, tranken lieblichen Rotwein, hörten deutsche Schlager.

Sie schmiegte sich an seinen noch immer muskulösen Arm.

Ich habe da letztens einen Artikel gelesen. Ich bin so besorgt um dich!

Nach langem Kampf mit vielen nass geweinten Taschentüchern gab er schließlich nach, verkaufte das Bike und die Lederklamotten.

Nun trug er Stoffhose, Sacco, schwarze Slipper und fuhr einen Kombi.

Er war männlich, chic gekleidet, nicht wirklich frei und oben herum blieb es kühl, denn eine Mütze passte nicht zu seinem neuen Outfit.

Es folgten Jahre des friedlichen Miteinanders.

Er trank weiter lieblichen Rotwein, lernte deutsche Schlager zu lieben, schaute sich mit ihr zusammen die Lindenstraße an, ging jeden Morgen mit dem Hund Gassi und brachte frische Brötchen mit.

Selbst den Pullunder, den Sie ihm zum Geburtstag schenkte trug er ohne zu murren.

Doch völlig unerwartet stand Sie mit gepackten Koffern vor ihm.

Du hast dich so verändert, säuselte Sie.

Als ich dich kennenlernte, warst du männlich und verwegen.

Schau dich jetzt mal an.  

Neulich sah er Sie.

Sie hing am muskelbepackten Arm eines lederbekleideten Bikers.

Er erwiderte grinsend den mitleidigen Blick des Langhaarigen.

Fast hätte er ihm seine Mütze geschenkt, aber die braucht er noch eine Weile.

 

 

 

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45.   ©Freedom I mean

 

She really wanted him.

You are so manly, she whispered in his ear and snuggled into his muscled arm.

She loved stroking his long hair and riding on his motorcycle.

They also turned on his leather clothes.

Soon the two moved in together.

Why not, he thought.

After all, she loved him for who he was: manly, daring, free.

Why shouldn't we get married? She asked a short time later.

He had nothing against it, the coexistence worked out wonderfully after all.

Now he was manly, daring, almost free and still long-haired.

It stayed that way until shortly after the wedding.

Suddenly she said sentences like: Go to the hairdresser or what it looks like, with your fidgeting on your head

and today my parents are coming to visit, at least make yourself a braid.

At some point he had a fashionable short hairstyle.

After all, he loved you and he still felt manly, a little daring, and almost free.

Only that it was pretty cool upstairs, he considered wearing a hat.

Honey, isn't it too dangerous to ride a motorcycle? He breathed in her ear one evening.

They had made themselves comfortable on the sofa, were drinking lovely red wine,

and were listening to German hits.

She snuggled against his still muscular arm.

I recently read an article there. I am so worried about you!

After a long struggle with many wet, weeping handkerchiefs, he finally gave in and sold the bike

and the leather clothes.

Now he wore trousers, sackcloth, black slippers and drove a station wagon.

He was masculine, smartly dressed, not really free and it stayed cool around the top because a hat didn't

go with his new outfit.

Years of peaceful coexistence followed.

He continued to drink lovely red wine, learned to love German hits, watched Lindenstrasse with her,

went for walks with the dog every morning and brought fresh bread with him.

He even wore the tank top she gave him for his birthday without grumbling.

But completely unexpectedly, you stood in front of him with your suitcases packed.

You have changed so much, she purred.

When I met you, you were manly and daring.

Take a look at you now.

He saw you the other day.

It hung on the muscular arm of a leather-clad biker.

He returned the long-haired man's pitying look with a grin.

He almost gave him his cap, but he'll need it for a while.