35.  ©Bis in alle Ewigkeit

 

Die düsteren Mythen u. Legenden um seinen Heimatort übten bereits in der Zeit, als er noch ein kleiner Junge war, eine große Faszination auf Lukas aus. Vor allem die Geheimnisse um den mysteriösen Füllfederhalter zogen ihn in ihren Bann. Gar manchem soll der Füller, Wunscherfüllung, Reichtum, und Segen gebracht haben, bevor er ihn dann ins Verderben stürzte. Diese Geschichten wurden beinahe totgeschwiegen. Nur selten hörte man jemanden davon reden, flüsternd hinter vorgehaltener Hand, oder wenn ein Gläschen zu viel getrunken wurde. Jeder glaubte jemanden zu kennen, der wieder jemanden kannte, der Erlebnisse mit dem rätselhaften Schreibwerkzeug zu erzählen vermochte oder es gar in seinem Besitz hatte. An besonderen Tagen, wenn Lukas innig darum bat, ließ sein Großvater ihn an den Legenden teilhaben. Stets flüsterte der Großvater und riss während des Erzählens die Augen so weit auf, dass man denken konnte, er habe Angst, wenn das Wort "Füllfederhalter" über seine Lippen kam. Das rabenschwarze Schreibwerkzeug mit den geheimnisvollen goldenen Zeichen, die bis heute niemand zu deuten vermag, ist das Werkzeug des Leibhaftigen. Und wer diesem Werkzeug auch nur einmal verfällt, opfert seine Seele dem Teufel. Sobald er die Geschichten beendet hatte, fügte er jedes Mal hinzu: Hüte dich, mein Junge, jemals den Füller zu begehren, hüte dich!, wobei er Lukas eindringlich, fast drohend in die Augen schaute. Dann pflegte er den Zeigefinger auf seine Lippen zu legen, während er den Blick still zu Boden senkte. In seinen Kindestagen schrieb Lukas alle Geschichten nieder, die sein Großvater über den Füllfederhalter erzählte. In der alten Dorfbücherei neben der Kirche lieh er Bücher aus, in denen er vereinzelt Hinweise über den Füllhalter fand, die er ebenfalls nieder-schrieb und aufbewahrte. Viele Jahre waren seither hier vergangen. und Lukas zählte inzwischen fünfundzwanzig Lenze. Er war zu einem schlaksigen Burschen herangewachsen. Im Dorf ließ er sich ja nur ganz selten blicken, weshalb er als Eigenbrötler abgestempelt wurde. Sein Gang war mühsam und sein Rücken gekrümmt wie ein alter Stock. Sein Haupt hielt er gesenkt und niemals drehte er es zur Seite. Das fahlblonde, schüttere Haar hing ihm tief in die Stirn, so dass man seine Augen und das eingefallene Gesicht kaum erkennen konnte. Tief in seinem Herzen trug er einen Wunsch, dessen Erfüllung ihm alles bedeutete. Er hatte sich in die schöne Bäckerstochter Elena verliebt. Sie hatte ein reines Gemüt und sie war ein Abbild göttlicher Vollkommenheit, dessen er sich nicht würdig fand. Noch nie hatte er in ihrer Gegenwart ein Wort über seine Lippen gebracht. Doch begehrte er sie so sehr, dass er alles in seiner Macht stehende tun würde, um ihre Gunst zu erlangen. In seiner Not fielen ihm die Legenden um den mythenumwobenen Füllfederhalter wieder ein. Er musste das Teufelsgerät in seinen Besitz bringen, damit er sich seinen Herzenswunsch erfüllen konnte. Also machte er sich auf den Weg, um alle Legenden zusammen zu suchen die er damals als Junge gesammelt hatte. Vielleicht fand er heute einen Zusammenhang, vielleicht konnte er etwas über den Verbleib des Füllers herausfinden. Die alten Schriften mussten noch auf dem Dachboden seines Elternhauses noch zwischen seinen Schulbüchern liegen. Voller Hoffnung stieg er die wacklige Holzstiege hinauf. Wie viele Jahre mochte es her sein, dass jemand den Dachboden des uralten, halbverfallenen Bauernhauses betreten hatte? Es roch muffig und überall hingen dichte Spinnweben von den Balken. Jeder Schritt hinterließ eine Spur im Staub des Bodens. Er ging auf den Bauernkasten zu, in dem die Schachtel mit seinen Schulsachen aufbewahrt war. Vorsichtig ließ er sich nun auf den brüchigen Holzsessel neben dem Kasten nieder und öffnete die Schachtel. Gierig las er in seinen alten Vermerken. Seine Hände die zitterten, während er nun Blatt für Blatt wieder und wieder durchlas. Je genauer er die Geschichten miteinander verglich, umso deutlicher spürte er, dass sein Großvater sie am eigenen Leibe erlebt hatte. Zu vieles aus dessen vergangenem Leben stimmte mit diesen Schriften überein.

 

 

 

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35. © Until all eternity

 

The dark myths and legends about his hometown already held a great fascination for Lukas when he was a little boy. He was particularly fascinated by the secrets surrounding the mysterious fountain pen. The fountain pen, wish fulfillment, wealth and blessings are said to have brought some people before they then plunged them into perdition. These stories were almost hushed up. You seldom heard anyone talking about it, whispering behind their hand, or when they had too much drink. Everyone thought they knew someone who knew someone again, who was able to relate experiences with the enigmatic writing tool or even had it in his possession. On special days, when Luke asked heartily, his grandfather shared the legends with him. Grandfather always whispered, and while he was telling the story, his eyes were so wide that you could think he was afraid when the word "fountain pen" crossed his lips. The jet-black writing tool with the mysterious golden symbols, which no one is able to interpret until today, is the tool of the incarnate. And whoever falls for this tool even once, sacrifices his soul to the devil. As soon as he had finished the stories, he added each time: Beware, my boy, ever coveting the pen, beware! He looked Lukas intently, almost menacingly in the eye. Then he used to put his forefinger on his lips while quietly looking down on the floor. In his childhood, Lukas wrote down all the stories his grandfather told about the fountain pen. In the old village library next to the church he borrowed books in which he found occasional references to the fountain pen, which he also wrote down and kept. Many years had passed since then. and Lukas now counted twenty-five years. He had grown into a lanky fellow. He was rarely seen in the village, which is why he was labeled a loner. His gait was laborious and his back arched like an old stick. He kept his head bowed and never turned it to one side. His pale blond, sparse hair hung low on his forehead so that his eyes and sunken face could hardly be seen. Deep in his heart he carried a wish the fulfillment of which meant everything to him. He had fallen in love with the beautiful baker's daughter Elena. She had a pure mind and she was an image of divine perfection of which he did not find himself worthy. He had never uttered a word in her presence. But he wanted her so much that he would do everything in his power to win her favor. In his distress he remembered the legends about the mythical fountain pen. He had to get the devil's device into his possession so that he could fulfill his heart's desire. So he set out to look for all the legends he had collected as a boy. Maybe today he could find a connection, maybe he could find out something about the whereabouts of the pen. The old writings still had to be in the attic of his parents' house between his school books. Hopefully he climbed the rickety wooden stairs. How many years had it been since someone entered the attic of the ancient, dilapidated farmhouse? It smelled musty and thick cobwebs hung from the beams everywhere. Every step left a mark in the dust of the ground. He went to the farmer's chest in which the box with his school supplies was kept. Carefully he sat down on the crumbling wooden armchair next to the box and opened the box. He read greedily in his old notes. His hands trembled as he read page by page over and over again. The more closely he compared the stories, the more clearly he felt that his grandfather had seen them firsthand. Too much of his past life agreed with these scriptures.