31.  ©Der Bienenstreichler

 

Schwüle Juni Hitze lastete auf Mensch und Tier, Lehrer Krumpholz sah sorgenvoll aufs Thermometer. Er musste sich sputen. Seine Bienenvölker hatten sich in diesem Jahr trotz der grassierenden Varroa-Milbe gut entwickelt. An einem Tag wie heute könnte es ihnen in ihrem Kasten zu eng werden. Schon gestern war viel Wirbel vor den Fluglöchern gewesen. Der alte Krumpholz kannte die Zeichen: Schwarmstimmung herrschte im Bienenvolk! Bevor Eduard Krumpholz in den Garten ging, zog er zum Schutz vor Stichen einen Overall an und nahm Hut und Schleier vom Haken. Dann trat er hinaus in sein grünes und blühendes Reich. Hinten im Garten, abgeschirmt von den üppig tragenden Obstbäumen, standen die Bienenkästen. Bereits vor vier Wochen hatte er sie aufgestockt, hatte den Bienen mehr Raum gegeben. Er hatte neue Rähmchen eingesetzt. Die Bienen bauten ihre Waben hinein, die sie mit Honig füllten und in die die Königin ihre Eier legen konnte. Lehrer Krumpholz wurde von vielen belächelt ob seiner Liebe zu den Bienen. Oft saß er, geschützt mit Anzug und Schleier vor den Fluglöchern und sah den Bienen zu, beobachtete sie am Flugloch, wenn sie ihre dicken Pollenhöschen als Futter für die Brut und für schlechte Zeiten heranschleppten. Leuchtendes Gelb, Braun, Orange. Daran sah der Alte, von welcher Quelle sie sich versorgt hatten. Wenn eine der heimkehrenden Bienen ihren Tanz beendet hatte, mit dem sie ihren Kolleginnen den Weg zu einer üppigen Tracht wies, und wenn Eduard Krumpholz sicher war, dass seine Frau Mathilde ihn nicht sah, streichelte er der Biene vorsichtig über den samtig graubraunen Rücken. So bedankte er sich bei ihr für die fleißige Honigsuche. Heute war es nichts mit dem Bienenstreicheln, mit dem Beobachten und stillen Genießen. Heut war der Teufel los am Bienenstand. Laut summend tanzten Hunderte, nein Tausende von Bienen in der lastenden Hitze vor einem der Fluglöcher. Sie rüsteten sich zum Schwärmen, zum Hochzeitsflug einer jungen Königin. Lehrer Krumpholz schalt sich selbst. Ich bin wirklich ein fauler, alter Mann. Tagelang schaue ich den Bienen zu, statt die Völker rechtzeitig zu teilen und ihnen mehr Raum zu geben. Und jetzt habe ich den Salat! Ich hätte wissen müssen, dass sie sich in den letzten vier Wochen ungeheuer vermehrt haben und dass sie nur auf einen schwülen Tag wie heute gewartet haben, um auszuziehen und ein neues Volk zu gründen. Unter tiefem Gesumme formierten sich die Bienen, schraubten sich als dunkle Wolke zwischen den Apfelbäumen in den Himmel. Aufmerksam beobachtete der säumige Imker nun, wohin die Bienenwolke flog. Vielleicht nur bis zum Eichbaum des Nachbarn. Dort konnte er sie wieder heimholen, bevor die Bienen das Weite suchten, weil sie irgendwo eine passende Heimstatt gefunden hatten. War das Wetter schlecht, blieben sie aber oft tagelang in der Nähe hängen, bauten da sogar Waben für den mitgeführten Honig. Da war es dann ein Leichtes, sie wieder zu holen und in eine leere Beute zu setzen. So war es wohl mit einem von Krumpholzens Bienenvölkern geschehen. Unbemerkt von dem Alten hatte sich vor ein paar Tagen ein Volk mit der jungen Königin zum Hochzeitsflug aufgemacht und der Schwarm hatte sich auf dem erstbesten Platz zu einer dicken Traube versammelt. Und dann war Regen gekommen. Als Eduard Krumpholz nun hinter seinen schwärmenden Bienen hersah und den Blick in den Himmel hob, da gewahrte er ein aufgeregtes Schwirren und Summen um die Straßenlampe vor seinem Haus. Mit Entsetzen sah er dort einen Schwarm hängen, der ihm unbemerkt entwischt war. Es waren in den letzten Tagen schwere Gewitter niedergegangen, sodass sich die Bienen als feste, schützende Kugel um die Königin geschart hatten. Heute war es heiß geworden und die Bienen rüsteten sich zum Weiterflug. An der Laterne aber hingen aus goldgelbem Wachs als Zapfen und Scheiben frische Waben, gefüllt mit jungem, noch dünnflüssigem Honig. Der Honig tropfte von der Lampe und bildete klebrige Flecken auf dem Gehweg. Aufgeregt rannte der alte Lehrer ins Haus und rief nach seiner Mathilde. "Der Honig tropft von der Lampe!", schrie er und eilte mit wehendem Schleier zurück zur Straßenlaterne. Mathilde folgte ihm vor das Haus und brach in lautes Lachen aus, als sie die verzweifelt mit den Armen rudernde Gestalt da stehen sah. Ein weißes Gespenst, den Tränen nahe. Eduard Krumpholz würgte ein weiteres Mal den Verzweiflungsschrei Der Honig tropft von der Lampe hervor, da rutschte die hemmungslos lachende Mathilde auf dem klebrig glitschigen Straßenbelag aus, fiel hart zu Boden und Wahrscheinlich wird sie lange keinen Honig mehr sehen mögen, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Auch musste Eduard für dieses Mal die ganze Arbeit, die beim Honigschleudern anfiel, alleine bewältigen.

 

 

 

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31.   ©The bee stroker

 

Sultry June heat weighed on people and animals, teacher Krumpholz looked worriedly at the thermometer. He had to hurry. His bee colonies had developed well this year despite the rampant Varroa mite. On a day like today, their box could be too tight for them. There was already a lot of commotion in front of the flight holes yesterday. Old Krumpholz knew the signs: there was a swarm mood among the bees! Before Eduard Krumpholz went into the garden, he put on overalls to protect against stitches and took his hat and veil off the hook. Then he stepped out into his green and blooming realm. In the back of the garden, shielded by the lush fruit trees, stood the beehives. Four weeks ago he had increased it, giving the bees more space. He had put in new frames. The bees built their honeycombs in it, which they filled with honey and in which the queen could lay her eggs. Teacher Krumpholz was ridiculed by many for his love for bees. He often sat in front of the entrance holes, protected by a suit and veil, and watched the bees, watching them at the entrance hole as they dragged their thick pollen pants over as food for the brood and for bad times. Bright yellow, brown, orange. From this the old man saw from which source they had supplied themselves. When one of the returning bees had finished her dance, with which she showed her colleagues the way to a sumptuous costume, and when Eduard Krumpholz was sure that his wife Mathilde would not see him, he carefully caressed the bee's velvety graybrown back. So he thanked her for the hard hunt for honey. Today it was nothing to stroke the bees, watch and enjoy in silence. Today the devil was going on at the apiary. Hundreds, no, thousands of bees danced in the heavy heat in front of one of the entrance holes, humming loudly. They were preparing to rave about a young queen's wedding flight. Teacher Krumpholz scolded himself. I really am a lazy old man. For days I watch the bees instead of dividing the colonies in time and giving them more space. And now I have the salad! I should have known that they have multiplied tremendously in the past four weeks and that they were just waiting for a sultry day like today to move out and start a new people. The bees formed themselves with a deep hum, spiraling into the sky as a dark cloud between the apple trees. The offending beekeeper carefully watched where the bee cloud was flying to. Maybe only as far as the neighbour's oak tree. There he was able to bring her home again before the bees left, because they had found a suitable home somewhere. When the weather was bad, they would often hang around for days, even building honeycombs for the honey they had carried with them. Then it was easy to get them back and put them in an empty hive. So it must have happened to one of Krumpholzens bee colonies. Unnoticed by the old man, a few days ago a people had set out for their wedding flight with the young queen and the swarm had gathered in the first place to a large cluster. And then rain came. When Eduard Krumpholz looked behind his swarming bees and raised his eyes to the sky, he saw an excited buzzing and buzzing around the street lamp in front of his house. With horror he saw a swarm hanging there that had slipped away unnoticed. There had been heavy thunderstorms in the past few days, so that the bees had gathered around the queen as a solid, protective ball. Today it had gotten hot and the bees were preparing to fly on. On the lantern, however, there were fresh honeycombs made of golden-yellow wax as cones and discs, filled with young, still thin honey. The honey dripped from the lamp and made sticky stains on the sidewalk. The old teacher ran excitedly into the house and called for his Mathilde. "The honey is dripping from the lamp!" He shouted and hurried back to the street lamp with a waving veil. Mathilde followed him in front of the house and burst out laughing when she saw the figure standing there, rowing its arms in despair. A white ghost close to tears. Eduard Krumpholz choked out the cry of desperation once more.The honey is dripping from the lamp, then the unrestrained laughing Mathilde slipped on the sticky, slippery road surface, fell hard to the ground and she will probably not want to see honey for a long time after she is released from the hospital has been. This time Eduard also had to cope with all the work involved in extracting the honey on his own.